Sextener Dolomiten: 4-Tages-Tour im Naturpark Drei Zinnen mit 6 epischen Klettersteigen

Spektakulär, magisch und mächtig sind drei Adjektive, die mir direkt in den Kopf schießen, wenn ich an die Dolomiten denken. Die Gebirgsgruppe der Südlichen Kalkalpen hat mich bei einer viertägigen Hüttenwanderung mit Sexten als Start- und Endpunkt schlichtweg verzaubert. In diesem Beitrag stelle ich dir die einzelnen Etappen der Mehrtagestour im Naturpark Drei Zinnen etwas genauer vor.

Nachdem ich vor einigen Jahren den 2.839 Meter hohen Dürrenstein bestieg und den vom Massentourismus völlig überlaufenen Pragser Wildsee bestaunte, war mir klar, dass ich gerne noch tiefer in die Dolomiten eintauchen würde. Wie gut, dass meine Partnerin bereits mehrere Monate in den Dolomiten verbracht hat und mir eine ganz besondere Hüttenwanderung mit sechs Klettersteigen schmackhaft machte.

Nach einer Nacht im empfehlenswerten Guesthouse Rosengarten in Toblach starteten wir unsere Klettersteigtour in der knapp 2.000 Einwohner großen Gemeinde Sexten. Von hier ging es an vier Tagen über die Sextener Rotwand zur Berti-Hütte, weiter zur Carducci-Hütte, einmal um den Zwölferkofel zur Zsigmondyhütte und auf dem Alpinisteig zurück zum Start.

Das zumindest war die Kurzfassung einer spektakulären Hüttentour, die mich schwer beeindruckt hat. Die Details zu den einzelnen Etappen erfährst du im weiteren Verlauf dieses Blogbeitrags.

Was erwartet dich auf der 4-tägigen Hüttentour in den Dolomiten?

Die Felsformationen der Dolomiten sind weltweit einzigartig. Wie aus dem Nichts stechen imposante Felsen hervor.

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Die Drei Zinnen als eines der Highlights der Tour
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Sonnenaufgang in der Nähe der Berti-Hütte

Die Sextener Dolomiten beheimaten einige der bekanntesten Gipfel, allen voran die Drei Zinnen (2.999 Meter), den Zwölfer (3.094 Meter) und die Dreischusterspitze. Mit 3.145 Metern ist die Dreischusterspitze die höchste Erhebung.

Neben den prominenten Bergen gibt es drei weitere gute Gründe, warum die Klettersteigtour im Naturpark Drei Zinnen so großartig ist, nämlich:

1. Fordernde Klettersteige mit traumhaftem Panorama

Zwischenziele zum Übernachten auf der viertägigen Hüttentour sind die Berti-Hütte, die Carducci-Hütte sowie die Zsigmondyhütte. Um zu den einzelnen Rifugios zu gelangen, solltest du bereits Erfahrungen auf Klettersteigen gesammelt haben.

Sämtliche Klettersteige sind in einem tadellosen Zustand. Regelmäßig werden die Bolzen, Stahlseile und Steighilfen geprüft. Auch die Zeichen, die kurz vor dem Ausbleichen stets erneuert werden, führen dich sicher zum jeweiligen Ziel.

Freue dich vor allem auf traumhafte Ausblicke. Und es kommt noch besser, denn teilen musst du dir das Panorama mit wenigen anderen Wanderern. Als wir Ende September auf den vier Etappen unterwegs waren, trafen wir am zweiten und dritten Tag lediglich eine Handvoll Wanderer und Klettersteiggeher.

2. Urige Hüttenabende garantiert

Die Hütten in den Dolomiten, die Rifugios genannt werden, sind von hoher Qualität. Das spiegelt sich auch im Preis wider, denn mit 70 bis 80 Euro für ein Bett im Lager inklusive Halbpension ist eine Übernachtung recht teuer.

Immerhin sparst du beim Kaffee und Espresso ein paar Cent. Die koffeinhaltigen Aufputschmittel sind in Italien, wie gewohnt, preiswert.

Abends um zehn Uhr ist in den Hütten Nachtruhe angesagt. Bis dahin geht es recht gesellig zu. Nutze die Zeit, um neue Energie zu tanken und den ein oder anderen Geheimtipp von anderen Wanderern herauszukitzeln. Das Essen war bei sämtlichen unserer Übernachtungen übrigens vorzüglich.

Hoch im Kurs stand bei mir die Zsigmondyhütte unterhalb des Zwölferkofels. Nicht nur die Betten waren überaus bequem und das Essen ein wahrer Genuss, sondern es war vor allem der Anblick des Rifugios mit dem sich dahinter auftürmenden Zwölferkofels, an dem ich mich nicht satt sehen konnte.

Buche die Übernachtungen frühzeitig. Oftmals reicht ein halbes Jahr im Voraus nicht aus. Hier findest du die Links zu den einzelnen Rifugios der Mehrtagestour in den Sextener Dolomiten:

Berti-Hütte (Rifugio Berti)
Carducci-Hütte (Rifugio Carducci)
Zsigmondyhütte (Rifugio Comici)

3. Mehrtagestour über 40 Kilometer mit knapp 4.000 Höhenmeter

Die Hüttenwanderung in den Sextener Dolomiten ist kein Selbstläufer. Trittsicherheit und Erfahrung an Klettersteigen werden ebenso vorausgesetzt wie Ausdauer und gesunde Gelenke.

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Auf der Sextener Rotwand kurz vor dem Abstieg zur Berti-Hütte

Neben der Erfahrung an Klettersteigen spielt eine weitere Eigenschaft eine bedeutende Rolle: die Ausdauer. Die vier Etappen der Dolomiten-Tour ziehen sich insgesamt über 39,86 Kilometer.

Durch das ständige Auf und Ab auf den Wanderwegen oder den Klettersteigen kommst du bei der Hüttenwanderung in den Dolomiten auf stolze 3.608 Höhenmeter. Laut meiner Garmin Forerunner 745 benötigten wir dafür 26,5 Stunden.

Aber keine Sorge, jeder Schweißtropfen und jedes Zwicken im Muskel lohnt sich, denn die Sextener Dolomiten sind ein Schlaraffenland für Outdoorfans.

Die einzelnen Etappen der 4-tägigen Hüttenwanderung in den Sextener Dolomiten

Bei der von mir vorgeschlagenen Tour handelt es sich um eine Rundwanderung, die mehrere Klettersteige beinhaltet. Dein Rucksack wird demnach etwas schwerer sein als bei normalen Tageswanderungen, da du neben dem normalen Wander-Equipment auch ein Klettersteig-Set und genügend Proviant benötigst.

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Meine Ausrüstung für die Dolomiten

Stehst du aufgrund zu weniger Urlaubstage unter Zeitdruck, solltest du keinesfalls versuchen, vier Tage auf drei zu verkürzen. Das wird dir nicht gelingen.

In Eile steigt das Fehlerpotenzial. Genau das gilt es zu vermeiden, denn in den Dolomiten kann ein Fehler ziemlich böse ausgehen.

Im Folgenden findest du eine Auflistung der einzelnen Etappen:

  • Tag 1: Rotwandwiesen zur Berti-Hütte
  • Tag 2: Berti-Hütte zur Carducci-Hütte
  • Tag 3: Carducci-Hütte zur Zsigmondyhütte
  • Tag 4: Zsigmondyhütte zu den Rotwandwiesen

In der abgebildeten Karte findest du vorab die komplette Hüttenwanderung, um einen besseren Überblick zu bekommen, wo die Route entlang geht.

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Tag 1: Von den Rotwandwiesen über die Rotwandspitze zur Berti-Hütte

➤ Start: Rotwandwiesen
➤ Ziel: Berti-Hütte
➤ Länge: 9,17 Kilometer
➤ Aufstieg: 1.178 Höhenmeter
➤ Dauer: 7:17 Stunden
➤ Klettersteige: Croda Rossa, Zandonella
➤ Schwierigkeit: ★★☆☆☆

Die ersten Höhenmeter sind ziemlich entspannt, denn von Moos geht es mit der Umlaufbahn zu den Rotwandwiesen. Auf dem 1.925 Meter hohen Plateau, das vor allem bei Familien beliebt ist und während der Ferienzeit recht voll werden kann, startest du die erste Etappe bis zur Berti-Hütte.

Am Ticketschalter solltest du dir ein Ticket für mehrere Tage kaufen. Dein Auto kannst du für die gebuchte Dauer an dem riesigen Parkplatz stehen lassen.

Von den Rotwandwiesen hast du die Sextener Rotwand fest im Blick. Die einzelnen Wanderwege sind bestens präpariert und führen zu Beginn über Schotter.

Später werden sie zu Pfaden mit Geröll und größeren Steinen. Folge stets den Schildern, die zur Rotwandspitze führen (Nummer 100).

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Von den Rotwandwiesen geht es hinauf zur Rotwand
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Blick vom Weg 100 auf die Oberbachernspitze

Nach ungefähr 40 Minuten, in denen du die ersten 1,7 Kilometer mit ihren 408 Höhenmetern zurücklegst, biegst du links ab. Du folgst weiterhin dem Pfad mit der Nummer 100 zum Klettersteig Rotwandspitze (Via Ferrata Croda Rossa).

Während du im Norden immer wieder zurück auf die sanften Hügel hinter Sexten blickst, zeigen sich im Westen die mächtigen Riesen der Dolomiten, allen voran die Dreischusterspitze. Ebenfalls einen ersten Blick erhaschst du auf das Fischleintal und die Dreizinnenhütte.

Einstieg in die Via Ferrata Croda Rossa

Nach ungefähr anderthalb Stunden und 600 Höhenmetern wartet der Klettersteig Rotwandspitze auf dich. Genauer gesagt ist es nicht eine lange Via Ferrata, sondern drei einzelne, die sehr einfach zu begehen sind.

Vor dem letzten Anstieg zum Gipfel der Sextener Rotwand gibt es ein Plateau, das sich für eine Pause anbietet. Nach einem weiteren Aufstieg triffst du vermehrt auf Überbleibsel aus dem ersten Weltkrieg, wie zum Beispiel Stacheldraht und massive Holzbalken.

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Auf dem Gipfel der Rotwandspitze
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Auch im Spätsommer ist mit Schnee zu rechnen

Am Gipfel der Sextener Rotwand auf 2.965 Metern gibt es nur wenig Platz für eine Pause. Ausruhen am Gipfelkreuz ist nur möglich, wenn keine anderen Wanderer oben warten. Ansonsten gibt es zwei bis drei Meter unterhalb eine Möglichkeit für einen kurzen Zwischenstopp.

Vom Gipfelkreuz hast du einen atemberaubenden Ausblick auf den Olperer, den Großvenediger und den Großglockner. Bei gutem Wetter erkennst du sogar den Triglav in Slowenien.

Abstieg über den Klettersteig Zandonella

Den Einstieg für den Weg nach unten findest du, indem du ein kleines Stück um die Sextener Rotwand gehst. Dort beginnt die Via Ferrata Zandonella. Selbst Ende September gab es hier noch vereinzelte Stellen mit Schnee und Eis. Sei also vorsichtig.

Vorsicht ist auch beim Abstieg über den Klettersteig geboten. Es warten einige anspruchsvolle Abschnitte auf dich. Da die Felsen bröckeln und eine Menge Geröll auf dem Steig liegt, solltest du auf herabfallende Steine achten. Nimm außerdem genügend Abstand zu deinem Vordermann.

Nach dem Klettersteig Zandonella geht es ohne Sicherung über einen großen Berg Geröll nach unten. Das Gehen wird durch die Steinmassen erschwert und die roten Markierungen sind nur schwer zu erkennen.

Unten angekommen passierst du einen kleinen See. Anstatt tristem Gestein wird der Wanderpfad endlich wieder von grünen Wiesen umgeben. Bis zur Berti-Hütte ist es von hier nur noch ein Katzensprung.

Unfreiwillig unter Sternen

Bei unserer Ankunft Ende September waren sowohl die Berti-Hütte als auch die Schutzhütte aufgrund einer privaten Veranstaltung geschlossen. Uns blieb nichts anderes übrig als unter freiem Himmel zu schlafen.

Ich staunte nicht schlecht über den spektakulären Sternenhimmel und die zahlreichen Sternschnuppen. Doch all meine Wünsche, gemütlich einschlafen zu können, halfen nichts, denn ich hatte den falschen Schlafsack eingepackt und wachte mehrmals zitternd auf.

Tag 2: Von der Berti-Hütte über zwei Klettersteige zur Carducci-Hütte

➤ Start: Berti-Hütte
➤ Ziel: Carducci-Hütte
➤ Länge: 11,87 Kilometer
➤ Aufstieg: 1.115 Höhenmeter
➤ Dauer: 8:44 Stunden
➤ Klettersteig: Roghel, Cengia Gabriella
➤ Schwierigkeit: ★★★★☆

Der zweite Tag startete ebenso faszinierend wie der vorherige endete. Statt den Sternen stand diesmal die Sonne im Mittelpunkt, die langsam aufging und deutlich machte, woher die Rotwand ihren Namen hatte.

Die Spitzen der Kalkalpen färbten sich rötlich und aus unseren Schlafsäcken mussten wir den Blick mit niemandem teilen. Besser konnte der zweite Tag der Dolomiten-Rundtour nicht losgehen.

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Die Sextener Rotwand macht beim Sonnenaufgang ihrem Namen alle Ehre

Bei der zweiten Etappe solltest du möglichst ausgeschlafen sein, denn die Wanderung von der Berti-Hütte zur Carducci-Hütte ist sehr anspruchsvoll. Einen großen Teil der knapp zwölf Kilometer verbringst du gesichert an den beiden Klettersteigen Roghel und Cengia Gabriella.

Unterschätze nicht die Dauer, die du für die zweite Etappe benötigst. Wir waren insgesamt 8:44 Stunden bei strahlendem Sonnenschein unterwegs und ziemlich platt, als wir abends an der Hütte ankamen.

Klettersteig Roghel: Anspruchsvoller Start in den zweiten Tag

Von der Berti-Hütte gibt es mehrere Pfade hinab zu einem kleinen Fluss. Diesen überquerst du und hältst nach einem Schild mit der Aufschrift 110 Ferrata Roghel” Ausschau, dem du bis zum Einstieg in den Klettersteig folgst.

Bis du jedoch zum Klettersteig gelangst, musst du 427 Höhenmeter auf einem kleinen Pfad mit viel Geröll bewältigen. Achte auf die roten Vierecke und Wanderzeichen, um keine unnötigen Steinlawinen loszutreten und andere Wanderer in Gefahr zu bringen. Teilweise wird es beim Aufstieg unübersichtlich und steil.

Obwohl der Klettersteig so nah und der Hang so kurz zu sein scheinen, haben wir für die 1,66 Kilometer anderthalb Stunden gebraucht. Der Anstieg ist hart. Bei gutem Wetter bist du bis zum Klettersteig durchgehend der Sonne ausgesetzt sein.

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Auf einem kleinen Pfad hinauf zur Scharte
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Der Stein erinnerte mich an den Djevelenporten in Norwegen

Viel Schatten bekommst du dagegen auf dem Klettersteig Roghel. Die Via Ferrata führt durch enge Schluchten am Berg Campanile di Popera nach oben. Technisch ist der Aufstieg anspruchsvoller als noch am Vortag auf die Sextener Rotwand, sodass du für die 185 Höhenmeter ungefähr eine Stunde benötigst.

Auf dem Weg nach oben gibt es einen in der Schlucht eingeklemmten Felsen, der mich an den Djvelenporten auf den Lofoten erinnert hat. Der Unterschied ist nur, dass er schwerer zugänglich ist und sich daher nicht so gut vermarkten lässt.

Am höchsten Punkt des Klettersteigs auf 2.603 Meter eröffnet sich dir in der Felsspalte ein grandioses Panorama auf die malerische Kulisse der Dolomiten, die von hier oben schier grenzenlos wirken.

Viel Platz, um hier länger zu verweilen, gibt es jedoch nicht. Ausruhen solltest du dich trotzdem kurz, denn dir steht ein anstrengender Abstieg bevor.

Der Abstieg auf der Via Ferrata Roghel hat es in sich

Auf den 232 Höhenmetern nach unten, gibt es einige tückische Stellen. Lange Schritte und Tritte ins Leere waren keine Seltenheit, aber wie bereits zu Beginn dieses Beitrags erwähnt, sind alle Klettersteige einwandfrei gesichert. Manchmal musst du nur etwas Geduld haben, um einen festen Stand zu haben.

Unser Abstieg dauerte ungefähr 50 Minuten, bevor wir auf 2.371 Metern eine längere Rast einlegten, um zu neuen Kräften zu kommen. Auf der Via Ferrata Roghel gibt es dafür zu wenig Möglichkeiten.

Bivacco Battaglione Cadore

Unterhalb des Klettersteigs Roghel und dem Beginn der Via Ferrata Cengia Gabriella steht ein Biwak zum Übernachten. Eigentlich war es unser Ziel dort unser erstes Nachtlager aufzuschlagen, allerdings wäre die erste Etappe dann zu anspruchsvoll geworden.

Über die Via ferrata Cengia Gabriella zur Carducci-Hütte

Folge der Aufschrift Rif. Carducci und begebe dich direkt zum nächsten Berg. Anfangs geht es auf einem Pfad mitten durch das Geröll leicht bergauf. An der Wand des Monte Giralba steigst du in den Klettersteig Cengia Gabriella ein, der an ungesicherten und sicheren Quellen an der Wand des Monte Giralba entlangführt.

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Die Traverse am Monte Giralba verspricht ein grandioses Panorama auf die Dolomiten

An einem auffälligen, frei stehenden, spitzen Felsen geht es ohne Sicherung auf einem mit Gras bewachsenen Hang steil bergauf. Zurück an der Felswand wird der Cengia Gabriella wieder technischer. Beim Anstieg über den Grat und beim Abstieg Konzentration ist Konzentration gefragt.

Die Via Ferrata Cengia Gabriella ist ein großes Abenteuer. Der Klettersteig macht viel Freude, ist aber auch recht anspruchsvoll, vor allem an heißen Sommertagen. Nimm dir daher unbedingt genug zu trinken und sonstige Verpflegung mit.

Weiche Knie auf der Traverse an der Westwand

Ohne Sicherung läufst du für einige hundert Meter an der Westwand des Monte Giralba entlang. Der Weg ist nicht viel breiter als zwei Meter. Zur linken Seite fällt er steil bergab.

Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind in diesem Abschnitt von großer Bedeutung. Nachdem du die Traverse gemeistert hast, hakst du dich für den letzten Abstieg des Tages erneut in den Cengia Gabriella-Klettersteig ein.

Unten angekommen führt ein wunderschöner Wanderweg inmitten einer grünen Landschaft mit Schafen und Ziegen hinauf zur Carducci-Hütte. Etappe zwei wäre damit beendet. Bei einem deftigen Abendessen und einem wohlverdienten Bier kannst du die anstrengendste Etappe der viertägigen Hüttentour in den Sextener Dolomiten Revue passieren lassen.

Anmerkung zu unserer Route

Da Ende September auch die Carducci-Hütte geschlossen hatte, liefen wir direkt weiter zur Zsigmondyhütte, um dort zu übernachten. Dies waren weitere zweieinhalb Kilometer mit 256 Höhenmetern, für die wir knapp eine Stunde brauchten. Für die hier vorgeschlagene Tour ist die Carducci-Hütte jedoch die bessere Alternative, zumal hier auch der Start der dritten Etappe ist.

Tag 3: Von der Carducci-Hütte um den Zwölferkofel zur Zsigmondyhütte

➤ Start: Carducci-Hütte
➤ Ziel: Zsigmondyhütte
➤ Länge: 8,64 Kilometer
➤ Aufstieg: 615 Höhenmeter
➤ Dauer: 5:17 Stunden
➤ Klettersteig: Severino Casara
➤ Schwierigkeit: ★★★☆☆

Im Gegensatz zu den ersten beiden Tagen der Dolomiten-Hüttenwanderung ist der dritte Tag etwas entspannter. Trotzdem ist die Runde um den Zwölferkofel mit zahlreichen Highlights gespickt, wie zum Beispiel

  • zwei Hängebrücken,
  • das Überqueren eines Sattels,
  • technisch anspruchsvolle Passagen
  • und ein fesselndes Panorama.
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Die winzig erscheinende Carducci-Hütte am Fuße des Zwölferkofels

Via Ferrata Severino Casara: Erst übertrieben einfach, später technisch anspruchsvoll

Los geht es für dich an der Carducci-Hütte. Richtung Süden folgst du dem Wanderweg 107 zum Bivacco de Toni. Nach 1,14 Kilometern mit 90 Metern legst du nach ungefähr einer halben Stunde deinen Klettergurt an.

Das erste Drittel des Klettersteigs Severino Casara hat etwas von einer Familientour, denn wirklich anspruchsvoll ist er nicht. Zwei Hängebrücken machen den Abenteuerspielplatz perfekt. Hinzu kommt, dass du von einigen Stellen einen idealen Blick auf den mächtigen Antelao (3.264 Meter) und den markanten Monte Pelmo (3.168 Meter) hast.

Mit dem Aufstieg zum Sattel wird der Klettersteig schwieriger. Es gibt sogar eine Passage, wo du – am Seil befestigt – unter einem Felsen hindurch kriechen musst. Auch Hinweisschilder mit Warnungen vor Steinschlägen kommen vermehrt zum Vorschein, weshalb es mit dem Familienausflug spätestens hier vorbei ist.

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Die Via Ferrata Severino Casara
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Technisch wird es an dieser Stelle des Klettersteigs

Bivacco de Toni als Fixpunkt und Zwischenziel

Während des Aufstiegs hast du das Bivacco de Toni stets im Blick. Das rote Biwak thront auf dem 2.490 Meter hohen Forcella de l’Agnel und dient als guter Orientierungspunkt, wie weit es noch nach oben geht.

Den Sattel hatten wir schließlich nach 2:45 Stunden erreicht. Er ist der ideale Ort, um eine Pause auf einem der großen Felsen einzulegen. Zudem bestaunst du vom Forcella de l’Agnel die faszinierende Bergwelt der Dolomiten und erblickst erstmals die Drei Zinnen.

Das Bivacco de Toni war bei unserer Ankunft vergangenen Herbst in Schieflage. Die Sicherungsseile waren nicht mehr straff und ein Schild wies darauf hin nicht darin zu schlafen. Vergewissere dich vor deiner Dolomiten-Tour, ob die sechs Betten benutzbar sind, sofern du eine Nacht auf dem Sattel verbringen willst.

Nicht schön zu wandern, aber trotzdem atemberaubend

Im Zickzack geht es über viel Geröll nach unten. Keine angenehme Wanderung, jedoch wird das Panorama mit jedem Schritt faszinierender. Nicht nur die Drei Zinnen präsentieren sich bei der Wanderung entlang des Zwölferkofels in all ihrer Pracht – mit der schneebedeckten Marmolata (3.343 Meter) zeigt sich auch der höchste Berg der Dolomiten.

6,4 Kilometer nach dem Start an der Carducci-Hütte kommt im Anschluss an das Geröllfeld ein kurzer Klettersteig. Kurz darauf geht es vom Sattel in Serpentinen steil bergab.

Auf diesem Abschnitt solltest du vorsichtig sein, da du schnell ins Rutschen kommst. Noch ein letzter Aufstieg und das nächste Quartier zur Übernachtung ist erreicht: die Zisgmondyhütte.

Tag 4: Von der Zsigmondyhütte über den Alpinisteig zurück zu den Rotwandwiesen

➤ Start: Zsigmondyhütte
➤ Ziel: Rotwandwiesen
➤ Länge: 10,18 Kilometer
➤ Aufstieg: 700 Höhenmeter
➤ Dauer: 5:19 Stunden
➤ Klettersteig: Alpinisteig
➤ Schwierigkeit: ★☆☆☆☆

Am vierten Tag der Hüttentour in den Sextener Dolomiten geht es für dich zurück zu den Rotwandwiesen. Höhepunkt der letzten Etappe ist der Alpinisteig.

Die Via Ferrata degli Alpini ist ein Klassiker unter den Klettersteigen in den Dolomiten. Der Klettersteig führt am Zsigmondkopf und den Elferkofel entlang und ist prädestiniert für traumhafte Ausblicke sowie ein gewaltiges Szenario.

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Die Zsigmondyhütte und der sich dahinter auftürmende Zwölferkofel

Von der Zisgmondyhütte läufst du hinab und weiter Richtung Carducci-Hütte hinauf zu einer Scharte. Bevor du diese erreichst, führt jedoch ein Weg (101) links weg zum Alpinisteig. Den Zwölfer hast du von hier weiterhin fest im Blick, auch wenn sich die Perspektive seit dem Start geändert hat.

Der Alpinisteig ist der letzte Klettersteig der 4-Tages-Tour in den Dolomiten

Nach einer Stunde mit 2,22 Kilometern und 244 Höhenmetern kommen die ersten Sicherungen des Alpinisteigs. Die Via Ferrata hat nur wenige Höhenmeter und ist einfach zu begehen. Dennoch ist Vorsicht geboten, da ein falscher Schritt dazu führen kann, dass man senkrecht bergab fällt.

Kritische Stellen sind zudem mit Brettern gesichert, die als Brücken dienen. Unter anderem führen diese an den letzten Überresten eines früheren Gletschers vorbei. Diese sind mittlerweile auf eine überschaubare Fläche geschmolzen.

Das Highlight des Alpinisteigs ist eine Schlucht, die in den Berg hineinführt und für ein wunderschönes Schattenspiel sorgt. Innen ist es dunkel, während durch einen Spalt die einzigartige Landschaft der Dolomiten zu sehen ist.

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Der Alpinisteig rundet die tolle Tour ab
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Schlucht im Berg mit besonderem Ausblick

Der Alpinisteig steht für ein grandioses Panorama. Neben dem Zwölferkofel bieten sich dir großartige Blicke auf die Dreischusterspitze und die sich in der Ferne auftürmenden Drei Zinnen.

Über die Elferscharte zurück zu den Rotwandwiesen

Nach dem gesicherten Bereich steigst du im Zickzack auf die Elferscharte hinauf. Von oben erkennst du bereits den Pfad zurück auf die Rotwandwiesen, den du am ersten Tag für den Aufstieg zur Rotwandspitze genutzt hast.

Doch bevor sich der Kreis schließt und deine Mehrtagestour in den Sextener Dolomiten ein Ende findet, stehen dir noch wenige Kilometer bevor. Vor allem der Abstieg von der Scharte Richtung Fischleintal hat es in sich. Der Weg führt steil hinab über einen langen Hang voller Geröll.

Ein klarer Pfad ist hier nicht erkennbar. Zudem steigen viele Wanderer zeitgleich auf und mit jedem Schritt droht Gefahr leicht wegzurutschen oder einen kleinen Steinschlag auszulösen. Dies war auch der Abschnitt, an dem sich meine Gelenke, allen voran das Sprunggelenk, bemerkbar machten.

Im Talabschnitt folgt ein weiterer Aufstieg auf einem gut ausgebauten Wanderweg, der kurz darauf zum gleichen Pfad wird, den du am ersten Tag genutzt hast. Er schlängelt sich die letzten Meter hinab zu den Rotwandwiesen.

Hast du in den vergangenen Tagen kaum Menschen getroffen, so wird sich dies an den Rotwandwiesen ändern, denn hier ist das leicht erreichbare Epizentrum der Sextener Dolomiten – sowohl für Wanderer und Bergsteiger als auch für Familien, die ein Stück von der fesselnden Bergwelt abhaben wollen.

Was du bei deiner Klettersteigtour durch die Sextener Dolomiten beachten solltest

Während des Schreibens dieses Beitrags hat sich eine gewisse Sehnsucht nach den Dolomiten in mir breitgemacht. Ganz klar, die vier Tage in den Sextener Dolomiten haben mich in ihren Bann gezogen. Kein Gebirge, in dem ich zuvor unterwegs war, hat mich mit seiner Einzigartigkeit so sehr begeistert wie die Dolomiten.

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Auf der dritten Etappe mit den Drei Zinnen im Hintergrund
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Gute Laune ist auf der Klettersteigtour garantiert

Mit meiner Freundin Marta hatte ich zudem den passenden Guide dabei. Schau gerne mal auf ihrem Blog inafarawayland.com vorbei, wo du viele weitere Inspirationen für Wanderungen und Klettersteige in den Dolomiten bekommst.

7 Tipps für deine 4-tägige Hüttenwanderung

Bevor du dich in den Dolomiten-Abenteuer stürzt, habe ich abschließend noch ein paar hilfreiche Tipps für dich:

Tipp #1: Sei kein Einzelgänger und suche dir einen Wander- oder Kletterpartner für den Fall, dass doch einmal etwas passieren sollte.

Tipp #2: Achte darauf, andere Wanderer nicht zu überholen und sie nicht unter Druck zu setzen, insbesondere am Klettersteig.

Tipp #3: Lege großen Wert auf eine gute Ausrüstung.

Tipp #4: Informiere dich vorab über die Wetterbedingungen und den Zustand der Klettersteige.

Tipp #5: Überschätze dich nicht und bringe dich vor der Klettersteigtour etwas in Form.

Tipp #6: Buche frühzeitig deine Übernachtungen in den Rifugios, also in den Hütten der Sextener Dolomiten.

Tipp #7: Nimm dir genügend Verpflegung für die einzelnen Etappen mit.

Der wichtigste Ratschlag zum Schluss: Genieße jeden Atemzug dieser faszinierenden Klettersteigtour

Der vielleicht wichtigste Tipp für deine Dolomiten-Hüttentour, den ich dir abschließend geben möchte, ist: Genieße jeden Moment! Plane genügend Pausen ein, um die traumhafte Landschaft der Dolomiten aufzusaugen und deinem Körper zwischendurch eine Pause zu gönnen.

Ich bin mir sicher, dass dir die 4-Tages-Tour in den Sextener Dolomiten genauso viel Spaß machen wird wie mir. Vielleicht hast du die Hüttenwanderung im Naturpark Drei Zinnen bereits absolviert – oder zumindest einzelne Teile. Falls ja, dann hinterlasse gerne einen Kommentar, welche Hütte, welcher Klettersteig oder welches Panorama dich am meisten fasziniert haben.

Fotos: Marta Kulesza | inafarawayland.com

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