Banff: Nachhaltig Snowboarden in den Rocky Mountains, geht das überhaupt?

Gastbeitrag von Annette Jall von halloguide.com

Mal ehrlich, irgendwo hat jeder eine Bucket-List, wo er gerne hinreisen möchte. Irgendeine Idee, die man sich in den Kopf gesetzt hat. In mvaneinem Fall: „Einmal Snowboarden in den kanadischen Rocky Mountains und diesen berühmten Powder-Schnee erleben.“ Im Januar dieses Jahres war es dann endlich soweit, es ging nach Kanada.

Ein Wort vorab: Ich bezeichne mich als Durchschnittstouristin und -sportlerin. Das heißt ich springe in keinen Parks, bin weder süchtig nach Tiefschnee, suche nicht den steilsten Hang und fahre nicht abseits der Pisten.

Ich bin froh, die meisten Stecken ordentlich runterzukommen. Ich genieße das Flair in den Bergen und daher wird hier nicht jeder Pistenabschnitt entsprechend bewertet.

Vorbereitung ist alles – die Reiseplanung

Für die Auswahl der Destination in den Rockies habe ich mich vorab von der deutschen Reiseagentur Stumböck beraten lassen. Dabei wurden das Können und die Erwartungen klar abgefragt, was ich sehr gut fand. Neben der Beratung übernehmen sie auch gerne Hotelbuchungen, Verleih der Ausrüstung und Transporte in Kanada.

Einzig, da wir aktuell in den USA leben, mussten wir die Flugbuchung selbst übernehmen. Bei der Auswahl der Hotels wurde ebenfalls ein Hotel, welches sich bezüglich ihrer nachhaltigen Bemühungen auszeichnet, vorgeschlagen.

Ebenfalls wurden mir kurz vor der Abreise sowie beim Check-In Informationen überreicht, die auch kulturelle Themen, wie Trinkgelder oder kulturelle Unterschiede, wie zum Beispiel beim Saunabesuch, beinhalteten. Für mich als Reiseleiterin und Interkulturelle Trainerin ein großes Plus.

Auf zum Snowboarden nach Banff

Die Wahl fiel auf das Örtchen Banff, was ungefähr eine Stunde von der Stadt Calgary entfernt liegt. Banff ist eine bekannte und beliebte Destination, da sich drumherum die sogenannten „Big 3“ befinden:

  1. Norquay – ca. 20 min entfernt und quasi der Hausberg von Banff
  2. Sunshine Village – ca. 30 min entfernt
  3. Lake Louise – ca. 45 min entfernt

Das Örtchen Banff hat uns im Allgemeinen sehr überrascht. Es ist ein überaus netter Ort, der schon ein bisschen an ein Alpendorf erinnert. Viele Häuser sind aus Holz und auch noch im Januar liebevoll mit (Solar-)Lichtern dekoriert.

5 Gründe warum sich ein Besuch in Banff lohnt

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1. Du brauchst keinen Mietwagen – das Bussystem ist hervorragend

Man kommt easy und bequem mit dem Bus vom Flughafen hin und zurück. Beim Kauf des Skipasses sind die Shuttletransporte zu den Skigebieten kostenlos (!) mit inbegriffen.

Man muss keine Sorgen haben, denn es stehen auch genügend Busse bereit. Zudem gibt es mehrere Abfahrtszeiten – sowohl für den frühen Wurm als auch für denjenigen, der gerne ausschlafen möchte.

Auch im Ort selbst kannst du kostenlos mit dem Bus fahren, indem du dir von der Rezeption ein Ticket holst. Großes Plus: Die örtlichen Busse sind elektrobetrieben.

Alles in allem eine sparsame und nachhaltige Sache, ohne zeitliche Einschränkungen zu haben. Vor allem nach einem langen Skitag war die Fahrt sehr entspannend und man konnte die vorbeiziehende Landschaft der Rockies genießen.

2. Die Skipässe sind flexibel

Wir waren vier Tage in Banff und hatten einen 3-Tages-Skipass. Wir konnten uns aussuchen, welche drei Tage wir auf die Piste möchten. Das war super, da wir nach zwei Tagen tatsächlich eine Pause brauchten.

3. Banff ist ein kulinarisches Himmelreich – mit viel Wert auf lokale Produkte

Gerne würde ich ein Restaurant hervorheben, aber unmöglich. Ich habe selten so gut gegessen wie in Banff.

Auffällig war, wie sehr regionale Produkte hervorgehoben wurden – und man durchaus auch danach fragen konnte. Besonders beim Fleisch wurde auf Qualität gesetzt. In einem Restaurant wurde extra darauf hingewiesen, dass die Portion zum Teilen gedacht ist. Tolles Konzept, um Fleisch bewusster zu essen.

Vielleicht für den ein oder anderen normal – in den USA bin ich so einen Umgang mit Fleisch nicht gewohnt. Außerdem überragend: die Auswahl an vegetarischen sowie veganen Gerichten. 

Kleiner kulinarischer Extra-Tipp: Unbedingt die kanadische Spezialität Poutine probieren. Poutine sind „fries with gravy and cheese“ – also Pommes mit Soße und Käse. Was erst kurz gewöhnungsbedürftig klingt, war unglaublich lecker.

4. Hotel in Banff mit viel Wert auf Natur

Wir waren im Moose Hotel & Suites untergebracht, was ich auch zu 100 Prozent empfehlen kann. Ein liebevoll gestaltetes Hotel mit viel Naturmaterialen.

Was mir besonders gefallen hat, ist, dass keine Plastikflaschen zur Verfügung standen. Es wurde explizit darauf hingewiesen, dass das Leitungswasser eine exzellente Trinkwasserqualität hat. Wer nichts zum Abfüllen hat, kann sich für drei kanadische Dollar an der Rezeption eine Aluflasche zulegen.

Dieses Vorgehen habe ich in der offensiven Art tatsächlich das erste Mal erlebt – und ich fand es großartig. Ich habe mir die Flaschen auch angeschaut, welche absolut top waren und die man lange weiterverwenden kann. Da ich immer mit meiner Trinkflasche reise, hatte sich jedoch ein Kauf erübrigt.

5. Gastfreundschaft wird großgeschrieben

Die Freundlichkeit der KanadierInnen war einfach großartig! Aus so manchen Tourismusgebieten bei fortschreitender Saison lässt manchmal die Freundlichkeit gegenüber den Touristen nach. Nicht so bei den Menschen, denen wir begegneten.

Diese waren überaus positiv und sind uns nachhaltig in Erinnerung geblieben. Das macht schlussendlich einen guten Urlaub aus!

Nachhaltigkeit beim Skifahren und Snowboarden

Nun, wie wir alle wissen, gehört der Wintersport nicht gerade zu den nachhaltigsten Reisearten. Neben der Anreise, hat der Sport an sich einen großen Einfluss auf die Natur.

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Daten und Fakten zum Banff Nationalpark

Der Banff National Park ist rund 6.000 Quadratmeter groß und ist Teil des größeren UNESCO-Welterbes der kanadischen Rocky Mountain Parks. Ein großes Problem: Auch die Rocky Mountains leiden unter dem Klimawandel.

Der Januar gilt als schneesicher. Und ja, im Gegensatz zu manchen Berichten aus der Alpenregion, hatten wir ausreichend Schnee. Das dachten wir zumindest.

Bei Gesprächen mit den KanadierInnen hörten wir heraus, dass es nicht mehr wie in den vergangenen Jahren war. Es war zu warm und es gab zu wenig Schnee. An manchen Stellen konnten auch wir diese Entwicklung sehen.

Schneeschmelze beginnt früher als zuvor

Laut des Reports vom Nationalpark Service ist im 20. Jahrhundert die durchschnittliche Jahrestemperatur um 1,89 Grad Celsius gestiegen. Die Schneeschmelze beginnt mittlerweile drei Wochen (!) früher.

Es gibt seit den Aufzeichnungen auch „40 Frost-freie Tage“ mehr – sprich es ist einfach zu warm für die Rockies, was einen enormen Einfluss auf den Naturkreislauf hat.

Interessante Fakten, um sich die Veränderungen bewusst zu machen, kannst du im folgenden Bericht des Rocky Mountain National Park nachlesen:

Climate Change in Rocky Mountain National Park

Wie wird im Allgemeinen auf und neben den Schneepisten die Natur geschützt?

Die Rockies sind bekannt dafür, dass man auch außerhalb der präparierten Pisten fahren kann. Ich persönlich bin kein großer Fan davon (auch unabhängig des Könnens), obwohl ich begeisterte Wintersportlerin bin. Denn ich finde, es sollte gebündelt bleiben, um nicht noch mehr abseits der Pisten die Natur zu ruinieren.

1. Snow Farming statt Schneekanonen

Zu meiner Überraschung haben wir in Banff mehr Abschnitte als erwartet gesehen, die tatsächlich das Ski- und Snowboardfahren abseits einschränkten, ausdrücklich zum Wohle der Pflanzen und Tiere.

Wir haben nur wenige Schneekanonen entdeckt. Bei einer Google-Recherche werden diese „anscheinend“ auch mit viel Bedacht eingesetzt und meist nur am Anfang der Saison. Jedoch wird wohl das Prinzip des Snow Farmings eingesetzt, indem Schnee(-verwehungen) gesammelt und neu verteilt werden.

2. Gezielt eingesetzte Pistenpflege

Dasselbe gilt für die Pisten-Präparation. In den jeweiligen Skigebieten konnte man einer Tafel entnehmen, wo gewalzt wird und wo nicht. In Norquay hatten wir den Eindruck, dass weniger gewalzt wurde als in den anderen beiden Gebieten, was schonender für den Boden ist.

Mir hat das Fahren dort auch am meisten Spaß gemacht. Es war aber auch das kleinste und niedrigste Gebiet.

Die beiden größeren Skigebiete waren besser präpariert und ich bin mir durchaus bewusst, dass die Pflege auch aufgrund von Lawinenschutz oft notwendig ist. Dennoch interessant, dass man eigentlich rund 30 Zentimeter Schneedecke benötigt, um die Vegetationsdecke zu schützen.

3. Fokus auf das Wesentliche

Viele Skilifte erscheinen einem alt und nicht so edel beheizt wie in den Alpen. Ich fand das ok, da die Beheizung zwar komfortabel und angenehm ist, jedoch wenig umweltfreundlich. Daher scheint man sich in den Rockies aufs Wesentliche zu konzentrieren – den Wintersport.

Das merkt man auch daran, dass es keine Hütten gibt. Dafür gibt es viele Einrichtungen und Aufbewahrungsmöglichkeiten für den eigenen Rucksack oder die mitgebrachte Brotzeit. Natürlich gibt es an der Basisstation Verpflegungsmöglichkeiten, was aber eher Kantinen gleicht.

Snowboarden in Banff – mein Fazit

Zugegeben, ich habe nun einen Haken in meiner Bucket-List mehr. Das Panorama der Rockies ist auch überaus beeindruckend – und alles in allem war der Trip nach Banff ein schönes Erlebnis.

Ja, wir haben den Powder gesehen, was aber mehr abseits der Pisten war, und wie schon erwähnt, nicht mein Style ist. Ob das Snowboarden in Banff nun besser als in den Alpen war und sich deswegen eine Flugreise lohnt, kann ich schwer beantworten.

Aus meiner Sicht ist das Abseits-der-Pisten-Fahren nicht nachhaltig. Ähnlich sieht es beim beliebten Heli-Skiing aus, worauf ich jedoch nicht näher eingehen möchte, da mir hierzu die Erfahrung fehlt.

Positiv herausheben möchte ich definitiv das Bemühen eines nachhaltigeren Tourismus. Nicht nur mit den hier genannten Aktionen, sondern auch mit Hilfe von Hinweisschildern, Ausstellungen, etc. informiert die Region Banff über den Klimaschutz.

Es geht eindeutig in die richtige Richtung und für den Besucher sind die Maßnahmen auch klar erkennbar.

Daher liegt es aus meiner Sicht auch an uns Touristen, diese Maßnahmen zu unterstützen, indem wir uns im Vorfeld informieren. Außerdem sollten wir bei unserer Buchung bewusstere Destinationen auswählen und die nachhaltigen Angebote entsprechend nutzen.


Über die Autorin Annette Jall

Ich bin Annette, Expat und lebe nach vier Jahren in Mexiko und drei Jahren in den USA mittlerweile in Ungarn. Vielleicht kennst du mich noch von meinem Interview über das Leben in Mexiko hier im Blog.

Als Reiseleiterin und mit Halloguide zeige ich verschiedene Destinationen, wobei ich gerne die nachhaltigen Aspekte der jeweiligen Reise hervorheben möchte. 

Gerne betrachte ich dabei, inwiefern sich aktuell die Touristendestinationen zum „nachhaltigen Tourismus“ entwickeln und dies auch für den „Laien“ erkennbar ist – und zum anderen, wie ich mich als Tourist entsprechend bewusster verhalten kann

Regelmäßige Updates von mir findest du auch bei Instagram unter @halloguide.annette. Schau gerne mal vorbei!

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