Nicht viele können etwas mit dem Namen Matt Harding anfangen. Mit “Where The Hell Is Matt” allerdings schon, denn innerhalb der letzten zehn Jahre produzierte Matt vier Weltreise-Videos, die ihn auf YouTube zu mehr als 85 Millionen Views brachten. Was sein Erfolgsrezept war? Er tanzte einen lächerlichen Tanz in jedem Land, das er besuchte.
Man nehme eine Kamera, positioniere diese mit Blick auf eine Sehenswürdigkeit oder ein tolles Panorama und tanze dazwischen einen lustigen Tanz – immer und immer wieder. Ungefähr so hätte das Konzept von Matt Harding aussehen können, hätte er denn vor seiner ersten Rucksacktour eines gehabt.
Die Geschichte des Matt Harding
Mit seinen Videos “Where The Hell Is Matt?” hat Matt, der mittlerweile kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag steht, viele Millionen Menschen begeistert. Denn anstatt Fotos von Denkmälern, Gebirgszügen und Skylines, die sowieso alle gleich aussehen, über das Internet zu verteilen, begann der US-Amerikaner damit Videos zu drehen und dabei stets die gleichen Bewegungsmuster zu verwenden. Dabei änderte sich lediglich der Hintergrund und die Personen, die mit ihm tanzten.
Eigentlich war Matt voll und ganz der Videospieleindustrie verschrien, denn eben dort arbeitete er und wollte gar nichts anderes mehr machen. Bis er mit 23 Jahre erstmals nach Brisbane ins entfernte Ausland reiste und feststellte, dass Videospiele nicht alles im Leben sind.
Daher kündigte er nach einer Meinungsverschiedenheit mit seinem Chef im Jahr 2003 kurzerhand seinen Job und machte eine Backpacking-Trip durch Südostasien. Seine Freunde hielt er über die Website wherethehellismatt.com, die erste Anzeigen eines heutigen Reiseblogs aufweiste, auf auf dem Laufenden.
Während der Tour durch Südostasien brachte Matt´s Kumpel Brad Welch ihn auf die Idee, er könnte doch einen doofen Tanz machen und diesen auf die Webseite stellen. Gesagt, getan! Und so kam es, dass Matt an den verschiedenen Schauplätzen den ein und den selben Tanz vor der Kamera aufführte.
Als das erste Video mit den Zusammenschnitten fertig war, lud es ein Jugendlicher auf YouTube hoch. Die Videoplattform steckte zu dieser Zeit übrigens noch in den Kinderschuhen. Das erste Video von “Where The Hell Is Matt?” kam so gut an, dass sich der Fremde mal eben 200 US Dollar über die Videoplattform verdiente und erste Sponsoren auf Matt aufmerksam wurden.
So kam es, dass der Kaugummihersteller Stride Gum per E-Mail bei Matt anklopfte, um ihn ein weiteres Mal tanzend um die Welt zu schicken. Natürlich ließ sich der bis dahin vom Reisen infizierte Matt nicht lange bitten und produzierte ein weiteres Video mit Fernwehgarantie, das ebenfalls wie eine Bombe einschlug und der Start einer großen YouTube-Karriere bedeutete.
Die Videos des tanzenden Weltenbummlers
Warum ich die Geschichte von Matt Harding überhaupt verblogge, hat den Hintergrund, dass mich der ehemalige Videogamer durch seine Videos unheimlich beeindruckt hat. Der Vierteiler ruft nicht nur enormes Fernweh in mir hervor, sondern zaubert mir beim Anschauen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.
Außerdem hat es Matt geschafft, durch seine Videos ein Vorreiter für kreative Kurzfilm-Produktionen zu sein. Oder hast du bis heute etwa noch nie einen Backpacker gesehen, der seine Urlaubsbilder stets mit der gleichen Pose (stehend, tanzend, sitzend, liegend) füllt und diese zusammengeschnitten online stellt? Wohl kaum.
Du solltest dir, sofern du die Videos nicht sowieso schon kennst, genügend Zeit nehmen, um dir alle in Ruhe anzuschauen, denn jedes einzelne ist auf seine Art und Weise ein besonderes. Lehne dich zurück, dreh die Boxen auf und los geht´s!
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Part I aus dem Jahr 2005 mit 20 Schauplätzen
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Part II aus dem Jahr 2006 mit 36 Schauplätzen
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Part III aus dem Jahr 2008 mit 70 Schauplätzen
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Part IV aus dem Jahr 2012 mit 71 Schauplätzen
Schon tolle Impressionen, oder? Was mir ganz besonders gut gefällt ist das Ende des letzten Videos, das die Reisen von Matt abrundet, da die letzte Sequenz seine kleine Familie im heimischen Seattle zeigt. Er ist also endlich am Ziel angekommen, was auch bedeutet, dass es keine Fortsetzung von “Where The Hell Is Matt?” geben wird. Zumindest vorerst.
Vom Reisevideo zum Medienstar
Selbst wenn es keine weiteren Videos mehr von Matt und seinen Reisen geben wird, so ist er mittlerweile zu einem gefragten Testimonial mutiert. Nicht nur, dass er in einer Werbung für Google Maps mitspielen durfte. Auch beim Kreditkartenriesen VISA hat er einen Part übernommen, der sein Sparschwein zum Tanzen gebracht hat.
Am 2. Juni 2009 erschien übrigens ein Buch von Matt Harding mit dem gleichnamigen Titel Where The Hell Is Matt – Dancing Badly Around The World, in dem er von seinen Weltumrundungen und Erlebnissen schreibt. Sicherlich nicht ganz uninteressant.
Auch wenn die Authentizität der Videos auf Grund des enormen Aufwandes und der Kosten bis heute angezweifelt wird, finde ich die produzierten Reiseimpressionen einfach nur spitze. Ich bin mir sicher, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis “Trip The Light” oder eines der anderen Lieder ein weiteres Mal in meinen Ohren erklingen.