Der Durmitor-Nationalpark ist gewiss das Aushängeschild im Norden von Montenegro. Doch auch das Drumherum kann sich sehen lassen – insbesondere Pluzine am Ufer des Piva-Stausees und die mächtige Piva-Schlucht. Was daran so besonders ist und welche beiden Roadtrips mich hellauf begeistert haben, verrate ich dir in diesem Beitrag.
Bei meinem Trip in den Balkan stand gewiss das Wandern in Montenegro im Vordergrund. Doch beim Recherchieren und dem Aufsaugen unterschiedlicher Videos brannte sich neben dem Durmitor-Nationalpark eine Region bei mir ein, die direkt am imposanten Nationalpark liegt: die Kleinstadt Pluzine und ihre atemberaubende Umgebung.
Das Positive daran ist, dass du zum Erkunden von Pluzine, der Piva-Schlucht und dem Piva-Stausee wunderbar mit dem Auto auf Entdeckungstour gehen kannst, sofern du unter Zeitdruck stehst. Pluzine stellt dabei das Epizentrum des Naturschauspiels dar. Von dort aus liegen die Highlights nur wenige Fahrminuten entfernt.
Die Stadt Pluzine im Nordwesten von Montenegro
Idyllisch an einem Hang und am Ufer des Piva-Sees liegt knapp 20 Kilometer südlich von Bosnien und Herzegowina die Stadt Pluzine. Sie beheimatet 1.500 Einwohner und ist eher mit einem verschlafenen Dorf zu vergleichen. Mir kam bei meinem Aufenthalt sofort in den Sinn, dass Pluzine der perfekte Ort sei, um in aller Ruhe ein Buch zu schreiben. Kein Wunder, denn hier verschmilzt die pure Ruhe mit der Schönheit der Natur.
Zwar hält langsam aber sicher der Tourismus Einzug, allerdings wird es noch einige Jahre dauern bis der Ort zu einer Touri-Hochburg mutiert. Aber es wird passieren, da bin ich mir sicher. Die Umgebung um den Piva-Stausee ist einfach zu schön.
Daher gebe ich dir gerne drei Tipps für deinen Pluzine-Trip mit auf den Weg:
1. Mit dem Auto die Piva-Schlucht entlang
Es mag wenig abenteuerlich klingen, mit dem Auto durch die Landschaft um Pluzine zu tuckern, aber es ist der beste Weg, um die Piva-Schlucht in kurzer Zeit zu inspizieren. Zudem sind die Straßen sehr schmal und Wanderwege entweder sehr eng oder Mangelware. Also steige einfach mal ins Auto ein und “cruise” bis zum Staudamm, auf den ich später noch näher eingehen werde.
Entlang des Piva Canyons gibt es nur wenige Buchten zum Aussteigen und Fotos machen. Mit etwas Geduld kannst dich jedoch an einem der Spots versuchen, den See, die Schlucht und eventuell sogar Pluzine auf ein Bild zu bekommen, was definitiv eine Herausforderung ist. Ansonsten reicht es vollkommen aus, einfach nur die Blicke schweifen zu lassen.
2. Abendessen im Restaurant Zvono
Zugegeben habe ich nicht viele Vergleiche, was die Restaurant-Szene in Pluzine betrifft, da wir lediglich das Zvono besucht haben – das übrigens absolut empfehlenswert ist. Nicht nur wegen der günstigen Preise (großes Bier: 2 Euro, Flasche Hauswein: 14 Euro, Fischsuppe: 2,50 Euro, gegrillte Forelle: 8 Euro), sondern auch, weil das Essen köstlich schmeckt.
Der Innenbereich des urigen Restaurants teilt sich in einen Raucher- und Nichtraucherbereich und besticht vor allem durch eine ziemlich lässige Einrichtung. Zahlreiche Bilder hängen an der Wand, Hüte wurden als Lampenschirme umfunktioniert und die Inneneinrichtung aus Holz versprüht eine gewisse Wohlfühlatmosphäre.
3. Unterkunft direkt am Piva-Stausee
Was die Unterkunft in Pluzine betrifft, so hat mir das B&B Konak (bei Booking.com buchen) sehr gut gefallen, auf das wir eher zufällig gestoßen sind. Es liegt unmittelbar am Piva-See, ist preiswert und das deftige Frühstück sorgt für den perfekten Start in den Tag. Das eigentliche Highlight waren jedoch die Besitzer selbst, die trotz geringer Englischkenntnisse bestens gelaunt und immer für ein Späßchen bereit waren.
Die Piva-Schlucht und der Piva-Stausee
Pluzine wäre wohl kaum so eine aufstrebende Kleinstadt, würde sich nicht der Piva-Stausee entlang steiler Felswände durch die mächtige Piva-Schlucht ziehen. Ein grandioses Panorama, auch wenn die Kalksteinfelsen, die dicht mit Bäumen bewachsen sind, eine gewisse Enge vermitteln. Der Schönheit der Natur tut dies jedoch keinen Abbruch, woran der Piva-Stausee (Pivsko jezero) einen großen Anteil hat. Er gilt als der größte Trinkwasser-Speicher des Balkans.
Auf mehr als 30 Kilometer Länge und einer Tiefe bis zu 188 Metern gibt es im türkisblauen Wasser zudem zahlreiche Forellen. Auf der Oberfläche sind dagegen die Angler zu Hause oder es werden Touristen über den See geschippert, wobei die Ausmaße der Piva-Schlucht wahrscheinlich eine noch imposantere Wirkung haben.
Ein weiteres Highlight ist die 220 Meter hohe Mratinje-Talsperre, also der Staudamm, der einige Kilometer von Pluzine entfernt liegt. Über die Brücke zu laufen ist zwar verboten, wie wir bei einem kurzen Spaziergang feststellen mussten, allerdings darfst du den Staudamm mit dem Auto passieren. Aber Vorsicht, der tiefe Blick durch die Fensterscheibe kann durchaus für weiche Knie sorgen.
Pluzine als Start- und Endziel von zwei wunderschönen Roadtrips
Bei der Tour durch den Norden von Montenegro wurde mir schnell bewusst, dass es riesigen Spaß macht, das Land mit dem Auto zu erkunden. Ganz egal, ob auf See-Höhe oder über die Serpentinen hinauf in luftige Höhen.
In Bezug auf den ökologischen Fußabdruck ist eine Rundreise mit dem Auto sicherlich nicht die beste Variante, aber für mehr Flexibilität und spontane Zwischenstopps sehr empfehlenswert. Zudem sind die Mietwägen recht preiswert, auch wenn du hier ein paar Punkte beachten solltest:
- Wähle ein Auto mit genügend Bodenfreiheit.
- Schäden an Dritten (Personen) sind nur gering abgesichert. Eine zusätzliche Haftpflicht-Versicherung ist empfehlenswert.
- Halte dich an die Höchstgeschwindigkeiten (50 km/h innerorts, 80 km/h außerorts).
- Im Tunnel oder in einer Höhle immer das Licht anschalten, da diese schlecht bis gar nicht ausgeleuchtet sind.
- Gib acht vor Felsbrocken und umherirrenden Hunden auf der Straße.
Tour 1: Sightseeing-Trip von Podgorica nach Pluzine
Wie bereits erwähnt, lag der Fokus bei unserer Montenegro-Reise auf dem Norden des Landes. Daher ging es nach der Ankunft in Podgorica (Tipp: gutes Abendessen und Frühstück gibt´s im Restaurant Lantern) ohne viel Zeit zu vertrödeln weiter gen Hochland. Dort warteten Wandertouren und eine grandiose Natur auf uns. Doch zuvor gab es noch einige Highlights auf der Strecke dorthin.
Kloster Ostrog – das Monument im Felsen
Ungefähr eine Stunde von Podgorica entfernt, befindet sich das Kloster Ostrog. Zwar sind es bis dorthin nur gut 40 Kilometer, allerdings hat es die Strecke nach dem Verlassen der E762 an der Abfahrt Opština Danilovgrad in sich. Von dort geht es auf schmalen Straßen auf teils steilen Serpentinen bis zum 900 Meter hochgelegenen Kloster Ostrog hinauf.
Das Kloster wurde in einen Felsen gehauen und ist daher aus dem Tal recht schwer zu erkennen, da es sich kaum vom Rest des Bergmassivs abhebt. Viele gläubige Einheimische sowie Touristen zieht das Kloster Ostrog an, weshalb die Schlangen bei unserem Besuch so lang waren, dass wir hier tatsächlich nur einen kurzen Zwischenstopp einlegten.
Kurz war die Pause auch deshalb, weil wir vom Tal eine Mutter mit zwei Kindern per Anhalter mitgenommen haben. Dadurch durften wir bis ganz nach oben fahren und mussten nicht auf dem allgemeinen Parkplatz parken, von wo es noch ein Stück zu Fuß bergauf geht.
Niksic – die zweitgrößte Stadt des Landes
Die Stadt Niksic genießt im Balkan nicht unbedingt den größten Bekanntheitsgrad. Ehrlich gesagt gibt es in der zweitgrößten Stadt von Montenegro auch nicht allzu viel zu sehen. Die St. Peter & Paul-Kirche auf einem Hügel mit einem anliegenden Park macht zwar einiges her und die alte Ruine am Rande der Stadt lässt auf die Historie der Stadt blicken. Ansonsten ist jedoch nur noch das Barviertel der Studentenstadt zu nennen, welches abends zum Feiern einlädt.
Beim Durchschlendern hatte ich jedoch den Eindruck, als würde Niksic zu einer Hipster-Stadt aufstreben. Nicht nur auf Grund der stylischen Bars um den großen Marktplatz, sondern auch wegen der verfallenen Gebäude, die mit jeder Menge Streetart-Gemälde verziert wurden. Das Potenzial ist also da, das Niksic in den kommenden Jahren eine ziemlich coole Stadt werden könnte.
Most na Mostanici – klein, aber oho
Ganz in der Nähe von Niksic steht auf einer – gefühlt – einsamen Weide die Most na Mostanici. Die kleine Brücke wurde einst von den Römern erbaut und erfüllte den Zweck Waren und Menschen über einen Fluss von A nach B zu befördern. Mittlerweile ist das Flussbett ausgetrocknet, sodass die schön anzuschauende Brücke lediglich als vereinsamte Sehenswürdigkeit dient.
Mit den saftig-grünen Wiesen, die sie umgeben und der Berglandschaft im Hintergrund ist die für Autos viel zu schmale Brücke trotzdem ein absoluter Hingucker. Die pure Idylle, wären da nicht die Stromkabel, die parallel zur Most na Mostanici entlang laufen und das schöne Fleckchen Montenegros doch etwas stören.
Tour 2: Die Panorama-Route von Pluzine nach Zabljak
Ein wahrer Genuss ist die Panorama-Route von Pluzine durch den Durmitor-Nationalpark mit Zabljak als Ziel. Der Einstieg in die Panorama-Route ist jedoch nicht ganz einfach zu finden: Von Pluzine aus geht es Richtung Piva-Stausee – nach dem Überfahren einer Brücke – plötzlich scharf rechts in einen unscheinbaren Tunnel, der vielmehr einem schwarzen Loch ähnelt.
Nachdem du den Tunnel passiert hast und es wieder hell wird, windet sich die Straße weiter nach oben. Hier warten weitere “Höhlen” auf dich, die ebenso wenig beleuchtet sind. Dazwischen bietet sich dir an einigen Stellen ein atemberaubender Blick auf den Piva-Stausee. Nehme dir unbedingt ein paar kurze Auszeiten, um den Blick auf die Piva-Schlucht zu genießen.
Einige Kilometer weiter hast du die Möglichkeit auf der P14 geradeaus weiter zu fahren oder rechts abzubiegen. Wir hatten uns für die erste Option bis zum kleinen Ort Trsa entschieden, sind dann aber kurz vor Trsa rechts abgebogen, um über den Sedlo-Pass nach Zabljak zu gelangen. Der Grund: Auf dieser Strecke konnten wir das mächtige Durmitor-Bergmassiv aus der Nähe begutachten.
Doof nur, dass die Winter in Montenegro recht lang sein können. In unserem Fall – Mitte Mai – war kurz vor dem Sedlo-Pass Schluss mit der Weiterfahrt, da die Schneefräse die Straße noch nicht von den letzten Schneemassen freigeräumt hatte. Dadurch waren wir, wenige Kilometer vor dem Ziel, gezwungen umzukehren und über Pluzine einen riesigen Umweg über die E762 nach Zabljak in Kauf zu nehmen.
Tipp: Erkundige dich im Vorhinein, ob die Panorama-Route von Pluzine nach Zabljak passierbar ist oder nehme die Warnschilder auf der Strecke ernst.
Sollte während deines Roadtrips die Strecke gesperrt sein, so empfehle ich dir, zumindest einen Teil der Strecke zu fahren, sofern du dich nicht in ein Sicherheitsrisiko begibst. Die Panorama-Route ist schließlich ein Erlebnis für sich: Saftig grüne Wiesen auf dem Hochplateau und verschneite Felsriesen im Hintergrund, regelmäßig kreuzende Schäfer mit ihren Schafherden und vereinzelt auftauchende Hütten. Ein Anblick, der dich ganz bestimmt genauso verblüffen wird wie mich.
Hier die skizzierte Route zum Nachfahren:
Der Norden von Montenegro ist ein wahres Naturschauspiel
Wie du vielleicht schon in meinem Blogbeitrag zum Durmitor-Nationalpark gelesen hast, hat mich der Norden von Montenegro schwer beeindruckt. Ein solches Naturschauspiel hatte ich vor meiner Abreise nicht erwartet.
Der Norden von Montenegro hat eine Menge zu bieten und ist – auf den Tourismus bezogen – fast noch ein Geheimtipp. Natürlich gibt es stärker frequentierte Orte wie die Tara-Brücke oder den Bobotov kuk, allerdings hält sich der Andrang in Grenzen.
Hinzu kommt, dass der Norden Montenegros sehr ursprünglich ist. Das betrifft nicht nur die unberührte und teils wilde Natur, sondern auch die Einwohner, die ebenso neugierig wie gastfreundlich und stets gut gelaunt auf Touristen zugehen. Ein nettes Völkchen eines faszinierenden Landes.
Mein abschließender Tipp für dich als Outdoor- und Natur-Fan: Warte nicht zu lange mit deinem Besuch in Montenegro, denn ich bin mir sicher, dass der Tourismus (auch) rund um Pluzine, die Piva-Schlucht und den Durmitor-Nationalpark stark ansteigen wird.