Schneesicher, wenig Andrang und eine traumhafte Kulisse – so würde ich das Langlaufgebiet Praxmar-Lüsens in wenigen Worten beschreiben. Es liegt malerisch am Fuße des Lüsener Ferners und verspricht Loipen für absolute Anfänger, Fortgeschrittene und Profis. Ich stelle dir das Langlaufgebiet Praxmar-Lüses im Detail vor und verrate dir, warum du unbedingt einmal eine Runde auf den Loipen im Sellraintal drehen solltest.
Von Kühtai bis nach Kematen erstreckt sich das verträumte Sellraintal. Es steht im Schatten der großen Täler Tirols, zum Beispiel dem Stubaital, Ötztal oder dem Pitztal. Dabei punktet es nicht nur durch die Nähe zu Innsbruck, sondern auch durch ideale Bedingungen zum Wandern im Sommer und Skitourengehen im Winter.
Das Sellraintal ist bekannt für seine Bergsteigerdörfer. Es besticht durch traditionelle und urige Dörfer an Stelle von pulsierenden Ortschaften, wie etwa Sölden oder Ischgl, die sich voll und ganz dem Tourismus verschrieben haben.
WAS SIND EIGENTLICH BERGSTEIGERDÖRFER?
Bergsteigerdörfer sind Orte, die sich bewusst zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz der Alpen einsetzen. Die kleinen Gemeinden stehen für unvergessliche Abenteuer in den Bergen und ein Leben im Einklang mit der Natur.
Kriterien, die ein Bergsteigerdorf erfüllen muss, sind laut www.bergsteigerdoerfer.org beispielsweise der Genuss auf hohem Niveau, die Bewegung aus eigener Kraft, eine Belebtheit ohne Lärm und Nähe ohne Respektlosigkeit.
Lüsenstal: Das versteckte Paradies für Langläufer
Im Lüsenstal, einem zehn Kilometer langen Seitental des Sellraintals in den Stubaier Alpen, herrscht die pure Idylle. In Gries im Sellrain beginnt das Tal, das sich über Juifenau, Praxmar und Lüsens der Melach entlangzieht, die am Lüsener Ferner entspringt.
Alpengasthof Lüsens als Ausgangspunkt zum Langlaufen
Genau hier, am Ende des idyllischen Lüsenstals, erwartet dich nicht nur ein Wander- und Skitoureneldorado, sondern eines der schönsten Langlaufgebiete in Tirol. Der Mittelpunkt des Loipennetzes ist Lüsens, ein winziger Ort, der aus nicht viel mehr als einem Alpengasthof und einer Scheune besteht.
Am Gasthof beginnen alle sechs Loipen, die auf 1.677 bis 1.737 Metern Höhe durchs Lüsenstal führen. Insgesamt steht dir ein 15 Kilometer großes Loipennetz zur Verfügung, das dank der abwechslungsreichen Abschnitte auch nach mehreren Besuchen nicht langweilig wird.
Parken und Einstiege ins Loipennetz
Um die Loipen im Sellraintal nutzen zu können, benötigst du kein Loipenticket oder einen Tagespass. Du musst lediglich eine Parkgebühr von fünf Euro pro Tag aufbringen. Ein Betrag, den ich gerne gezahlt habe, da die Loipen perfekt gespurt und selbst bei wärmeren Temperaturen in einem grandiosen Zustand sind.
Ausreichend Möglichkeiten zum Parken hast du direkt am Alpengasthof Lüsens (Google Maps). Alternativ kannst du dein Auto auch am Parkplatz Moos (Google Maps) abstellen.
Der Parkplatz Moos liegt etwa zwei Kilometer vor Lüsens auf der Höhe von Praxmar. Er ist zugleich der niedrigste Punkt des Langlaufgebiets.
6 Loipen in Lüsens – für jeden Geschmack etwas dabei
Das Langlaufgebiet Praxmar-Lüsens verfügt über ein rund 15 Kilometer langes Loipennetz. Die Loipen teilen sich auf sechs Strecken auf und überschneiden sich in einigen Bereichen. So ist die Fernerboden Loipe (L1) beispielsweise in die Sportloipe (L2) integriert – gleiches trifft auf die Tiroler Loipe zu.
Ein Vorteil der Loipen in Lüsens ist, dass du vom Startpunkt am Alpengasthof Lüsens aus sämtliche Varianten nutzen kannst. Sammelst du erste Erfahrungen auf Langlaufski, solltest du die ersten Gehversuche auf der Trainingsloipe bevorzugen. Bist du dagegen sehr ambitioniert, powerst du dich am besten auf der Sportloipe aus.
Im Folgenden findest du detaillierte Informationen, die dir einen Überblick über die einzelnen Loipen geben. Die Kilometerangaben habe ich der Informationstafel am Parkplatz Moos entnommen.
Fernerboden Loipe L1
- Länge: 5,5 Kilometer
- Schwierigkeit: ★★★☆☆
- geeignet für Fortgeschrittene, die sich die gesamte Sportloipe nicht zutrauen
- Besonderheiten: Technisch anspruchsvoll mit einigen Höhenmetern, schönster Abschnitt der Loipen in Lüsens, führt bis zum Talende
Sportloipe L2
- Länge: 11 Kilometer
- Schwierigkeit: ★★★★☆
- Geeignet für ambitionierte Langläufer, die sich ordentlich fordern wollen
- Besonderheiten: Führt durch das gesamte Langlaufgebiet, abwechslungsreiche Loipe in malerischer Landschaft, viele Anstiege
Tiroler Loipe L3
- Länge: 5,5 Kilometer
- Schwierigkeit: ★★☆☆☆
- Geeignet für Anfänger und Fortgeschrittene, die ohne allzu große Steigung Kilometer sammeln wollen
- Besonderheiten: Loipe mit den meisten Sonnenstunden, direkter Anschluss an weitere Loipen, grandioser Ausblick auf die beeindruckende Bergwelt
Waldwegloipe L4 – nur klassisch
- Länge: 5 Kilometer
- Schwierigkeit: ★★★☆☆
- Geeignet für klassische Langläufer mit guter Ausdauer
- Besonderheiten: Führt von Lüsens nach Praxmar und wieder zurück, oft nur für klassische Langläufer gespurt, Einstieg in Lüsens etwas versteckt
Wasserfallloipe L5 – nur Skating
- Länge: 0,8 Kilometer
- Schwierigkeit: ★★★★★
- Geeignet für Fortgeschrittene, die sich richtig austoben wollen
- Besonderheiten: Meist nur klassisch gespurt, geht steil bergauf und ebenso steil bergab mit tückischer Linkskurve, schließt direkt an Übungsloipe an
Trainingsloipe L6
- Länge: 0,7 Kilometer
- Schwierigkeit: ★☆☆☆☆
- Geeignet für Anfänger und Technikverbesserer
- Besonderheiten: Rundloipe ohne Höhenmeter, genügend Platz für drei Skater nebeneinander, verläuft im Uhrzeigersinn
8 gute Gründe zum Langlaufen im Sellraintal
Dass ich mich nicht nur einmal nach Lüsens aufmachte, um fleißig Kilometer auf meinen Langlaufski abzuspulen, ist ein klares Zeichen dafür, wie gut es mir am mächtigen Lüsener Ferners gefallen hat. Genauer gesagt sind es sogar elf Gründe, die mich zu einem Wiederholungstäter – und auch ein bisschen zu einem Fan von Lüsens – gemacht haben.
1. Schneesicher
Das Langlaufgebiet Praxmar-Lüsens befindet sich auf 1.677 bis 1.737 Metern Höhe. Es gilt daher als äußerst schneesicher. Gute Bedingungen zum Langlaufen gibt es von Dezember bis Mitte April.
2. Nicht überfüllt
Bei meinen bisherigen Langlaufrunden im Sellraintal war ich überrascht, wie wenig Personen auf den Loipen unterwegs waren. Vor allem auf der Fernerboden Loipe begegnete ich kaum einem Langläufer.
3. Kein Loipenticket
Einige Loipen in Tirol sind nur mit einem Loipenticket zugänglich. In Leutasch kostet ein Tagesticket zum Beispiel stolze 14 Euro. Hinzu kommt das Parkticket für drei oder fünf Euro.
Im schneesicheren Lüsens fällt dagegen lediglich eine Parkgebühr von fünf Euro an. Für ein Langlaufgebiet dieser Klasse ist dies ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis.
4. Die vielleicht schönste Loipe in Tirol
Mittlerweile habe ich auf vielen Tiroler Loipen meine Runden gedreht. Die Sportloipe in Lüsens hat es mir jedoch ganz besonders angetan, vor allem mit dem Parkplatz Moos als Startpunkt.
Kurze Beschreibung der Sportloipe (Start am Parkplatz Moos): An der Melach geht es an zwei Anstiegen nach oben bis plötzlich das eingekesselte Plateau mit all den anderen Loipen und dem mächtigen Lüsener Ferner im Hintergrund auftaucht. Am Alpengasthof Lüsens vorbei schlängelt sich die Loipe durch eine beeindruckende Bergwelt bis zum Talende und wieder zurück.
BLOGARTIKEL ÜBER WEITERE LOIPEN IN TIROL
➥ Österreichs verborgenes Juwel: Die Loipe Verwall bei St. Anton am Arlberg
➥ Langlaufen in Leutasch: Die Loipen im Überblick und 10 unverzichtbare Tipps
5. Nähe zu Innsbruck
Trotz all der Ursprünglichkeit und Natürlichkeit ist Lüsens mit dem Auto überraschend gut erreichbar. Von Innsbruck aus sind es bis Lüsens schlappe 35 Kilometer, für die du weniger als eine Dreiviertelstunde brauchst.
Von Kematen aus, dem Ort, an dem du die A12 verlässt, sind es lediglich 20 Kilometer. Der Aufwand für eine Tagestour ins letzte Bergdorf des Lüsenstal hält sich somit in Grenzen.
6. Ausgezeichnete Streckenführung
Ein großes Plus der Höhenloipen in Tirol ist die Streckenführung. Nicht nur, weil diese einwandfrei beschildert ist, sondern auch, weil du vom Startpunkt aus sämtliche Routen ansteuern kannst. Verlaufen ist nahezu unmöglich.
7. Für jeden die richtige Loipe dabei
Mit 15 Kilometern Loipen ist die Größe des Loipennetzes überschaubar, allerdings gibt es Loipen für alle Ansprüche. Als Anfänger steigst du direkt in die Trainingsloipe ein, während du dich als Fortgeschrittener entweder auf die Sportloipe, die Tiroler Loipe oder die Waldwegloipe begibst.
Dein Laktat treibst du entweder auf der Sportloipe oder auf der Wasserfallloipe nach oben. Ideale Trainingsbedingungen, weshalb auch manch professioneller Ausdauersportler gerne zum Höhentraining ins Lüsenstal kommt.
8. Lawinensicher
Bei einer Tour auf der Fernerboden Loipe beziehungsweise der Sportloipe kommt es in der Nähe des Talbodens nicht selten vor, dass du abgehende Lawinen hörst oder diese sogar zu Gesicht bekommst. Um dein Leben fürchten musst du deshalb nicht, denn die Loipen sind lawinensicher angelegt.
Sollte die Lawinengefahr doch einmal zu groß werden, sperren die Betreiber das Loipennetz. Nach deren Angaben ist dies jedoch äußerst selten der Fall und so gut wie noch nie vorgekommen.
Langlaufen im Sellraintal: Viel besser geht´s nicht
Wie ich bereits erwähnt habe, bin ich ein kleiner Fan der Loipen in Lüsens geworden. Mich begeistern die gut präparierten Loipen und die abwechslungsreichen Strecken ebenso wie das atemberaubende Landschaftsbild unterhalb des Gletschers.
Die hohe Schneesicherheit ist das i-Tüpfelchen und die Lage auf 1.700 Metern sorgt sogar noch für das passende Höhentraining. Egal, wie ambitioniert du bist, wirst du in Praxmar-Lüsens deine Freude haben.
5 Tipps fürs Langlaufen in Lüsens
Bevor du nun ganz gespannt zum Langlaufen in Praxmar und Lüsens aufbrichst, habe ich noch ein paar Tipps für deinen Langlauftrip ins Lüsenstal zusammengestellt:
1. Leihausrüstung und Skiservice erhältst du bei Sport Seppl
Ausrüstung zum Ausleihen bekommst du bei Sport Seppl in Gries im Sellrain. Ich habe hier nach drei Jahren ohne Service erstmals wieder meine Langlaufski auf Vordermann bringen lassen. Mit dem Skiservice war ich total zufrieden, auch wenn dieser mit 40 Euro seinen Preis hatte.
Meine Ausrüstung beim Langlaufen
➥ Uvex Sportstyle 235 Sonnenbrille
➥ REELOQ Smartphone Sicherung
➥ Salomon Active Belt Hüfttasche
➥ Holmenkol Natural Wax Fluid
➥ Swix Nylonbürste
➥ Gel von PowerBar
➥ CURREX EdgePro Einlegesohle
2. Verbringe mehrere Tage in den Bergsteigerdörfern
Das Lüsenstal ist einfach bezaubernd und bietet beste Bedingungen zum Langlaufen, Winterwandern und Skitourengehen. Warum schlägst du dein Basislager nicht einfach für ein paar Tage in einer der ruhigeren Ecken Tirols auf?
Beliebte Unterkünfte in der Nähe des Loipeneinstiegs sind laut Booking.com zum Beispiel die folgenden:
3. Nachtlanglauf in Gries im Sellrain
Hast du dich vormittags in Lüsens ausgepowert, kannst du abends in Gries im Sellrain noch eine Extraschicht einlegen. Auf der knapp einen Kilometer langen Rundloipe kannst du bis 22 Uhr deine Runden drehen.
4. Checke den Loipenstatus
Langlaufen unterhalb des Lüsener Fernerkogels gilt dank der Lage auf 1.700 Metern als schneesicher. Um auf Nummer sicher zu gehen, ob tatsächlich alle Loipen gespurt sind, lohnt sich dennoch ein Blick auf den Schneebericht von innsbruck.info. Dieser wird täglich aktualisiert.
5. Einkehrschwung an der Loipe
Die Bergsteigerdörfer im Lüsenstal haben mit dem Massentourismus in den bekannten Skihochburgen Tirols wenig gemeinsam. Sie stehen für Authentizität und Natürlichkeit. Diese ist vor allem auch in den beiden Gasthäusern an den Loipen spürbar.
An einem Einkehrschwung in den Alpengasthof Praxmar oder den Alpengasthof Lüsens führt daher kein Weg vorbei. Tanke nach einer Langlaufeinheit neue Energie mit der leckeren Tiroler Küche.
Lüsens hat eine hohe Anziehungskraft
Während ich die Zeilen dieses Blogbeitrags über die Loipen im Sellraintal schreibe, sitze ich in einem überaus gemütlichen IKEA-Sessel in Axams. Das Holz im Kachelofen knistert und ich überlege, wann ich morgen – gemeinsam mit meiner Freundin – ein weiteres Mal nach Lüsens aufbrechen soll.
Zwar könnten wir auch ins viel beworbene Langlaufparadies Seefeld fahren, das sogar noch etwas näher liegt, aber in Gedanken gleite ich bereits auf den Loipen durch den ruhigen, bodenständigen und wilden Teil Tirols.