Mit dem Rad um die Welt: Interview mit Dorothee Fleck

Aktualisiert am 12. Oktober 2016

Vor zwei Jahren lernte ich Dorothee Fleck bei der Konferenz für Digitale Nomaden, der DNX, in Berlin kennen. Seitdem bin ich in ständigem Kontakt mit der zweifachen Weltumradlerin, deren Geschichten ich mir pausenlos anhören könnte. In einem Interview, in dem sie mir Rede und Antwort stand, wollte ich mehr über ihre Intention und ihre beeindruckenden Touren erfahren.

Was findest Du am Reisen mit dem Fahrrad besonders faszinierend?

Alles! Die endlose Freiheit, die sportliche und mentale Herausforderung. Es ist genau das richtige Tempo – langsam genug, sodass man auch etwas sieht – schnell genug, um eine bestimmte Strecke zurückzulegen.

Es ist immer spannend. Am Morgen weiß ich nie, was der Tag bringt, wen ich treffe und wo er enden wird. Wenn man in einen Ort kommt, ist man immer gleich mitten im Geschehen. Ich liebe die Natur, einfach auch wild zu zelten. Man kommt an Plätze, die sonst kaum zugänglich sind. Man hat unendlich Zeit seinen Gedanken nachzuhängen. Es ist billig und natürlich auch sehr umweltfreundlich. Eigentlich ist das ein Thema für einen ganzen Blogbeitrag.

Wie planst Du Deine Reisen? Was ist Dir bei der Planung besonders wichtig?

Ich habe ein Land oder eine Strecke im Hinterkopf und überlege mir dann, wie ich dorthin komme. Bei der Planung achte ich darauf, dass ich mir so viele Freiräume wie möglich lasse. Ich plane eigentlich nur das Grundgerüst, checke, wo ich ein Visum brauche, wie lange es gültig ist und wo ich es mir unterwegs beschaffen kann. Das gilt hauptsächlich für die asiatischen Länder. In Südamerika fällt das alles weg, da plane ich nicht viel im Voraus.

Die besten Informationen bekommt man sowieso von anderen Fahrradfahrern vor Ort. Zeit spielt für mich zum Glück keine große Rolle.

Was ist dein Lieblingsreiseziel und warum?

Das kann ich so nicht sagen. Man kann es unter verschiedenen Aspekten sehen. Freundlichkeit der Leute, Landschaft, Wetter, Kultur, Straßenbeschaffenheit, Politik, etc. – all diese Punkte spielen eine Rolle.

Die Mongolei hat mir das erste Mal sehr gut gefallen. Nur das Wetter und die Straßen lassen sehr zu wünschen übrig. Aber da die Leute so nett sind, die Landschaft fantastisch ist und das Land praktisch ein riesiger Campingplatz ist, macht all das die Nachteile wieder wett.

In Australien sind die Straßen besser. Dafür ist die Kultur nicht so interessant (von der Aborigines-Kultur bekommt man nicht viel mit). Die Philippinen haben mir sehr gut gefallen, da ich dort regelmäßig schwimmen gehen konnte. Die Leute sind dort auch sehr nett und es ist landschaftlich sehr schön.

Das einzige Land, wo ich mir vorstellen könnte ein bis zwei Jahre zu Leben, ist Uruguay. Außer in Montevideo gibt es in Uruguay kaum Leute. Das Land ist wirtschaftlich sehr interessant. Man kann viel machen, vor allem im Fahrrad-Sektor.

Ein Erlebnis, das Dir während einer Deiner Touren besonders in Erinnerung geblieben ist?

Das ist ja das Geniale an einer Radtour, denn man hat viele „besondere Erinnerungen“. Ich priorisiere sie nicht. Wenn man auf Leute anderer Kulturen trifft, dann ist es immer eine sehr wertvolle Erfahrung. Egal, ob beim Schlachten eines Schafes in der Mongolei, beim Training für Lehrer in einem buddhistischen Kloster in Kambodscha oder beim Musik machen mit Argentiniern.

Auf welche 3 Dinge kannst Du während Deiner Reise nicht verzichten?

  1. Ganz klar: Fahrrad, ohne das geht gar nichts.
  2. Für meine Freiheit und überall dort schlafen zu können, wo es mir gefällt, brauche ich mein Zelt.
  3. Ein Morgen ohne Kaffee ist wie ein Blog ohne Leser, nicht sehr ergreifend. Darum: Kocher.

Wo kann man Deine Reisen im Internet verfolgen? Wo findet man mehr über Dorothee Fleck im Netz?

Seit knapp zwei Jahren gebe ich in meinem Blog Women’s Cycling Guide Tipps und Informationen zum Reisen mit dem Fahrrad und berichte von neuen Abenteuern. Ansonsten findet man mich auch bei Twitter und Facebook.

Welchen Tipp würdest du Reisehungrigen geben, die planen, mit dem Fahrrad um die Welt zu ziehen?

Just do it! Wenn man sich unsicher fühlt, einfach mit kleinen Touren anfangen, wo man auch mal sein Fahrrad flicken muss. Ansonsten offen sein für alles, was kommt und auch in schlimmen Momenten seinen Humor bewahren.

…und dann, einfach genießen!

Noch etwas, dass Du abschließend unbedingt loswerden willst?

Ich gebe ab und zu Vorträge, falls man mich live erleben möchte. Falls jemand noch Fragen oder sonst was hat, kann er oder sie sich gerne bei mir melden.

Vielen Dank, Daniel, für das Interview.

Ich habe zu danken. Der nächste Kaffee geht auf mich.

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