Mit Elefanten baden, ihnen reichlich Bananen zum Essen geben und tolle Fotos von einem atemberaubenden Erlebnis schießen, natürlich mit Elefanten – all das ist der Traum vieler Thailand-Urlauber. Ich habe zum dritten Mal eines der beliebten Elefantencamps besucht und schildere dir in diesem Beitrag meine Erfahrung. Soviel vorweg: Es geht steil bergauf mit der artgerechten Haltung der Dickhäuter.
Nach längerer Zeit Abstinenz, genau genommen zwölf Jahren, habe ich mir zum dritten Mal ein Elefantencamp in der Nähe von Chiang Mai angeschaut. Waren die beiden vorherigen Erfahrungen ein Graus, so hat mich der letzte Besuch etwas positiver gestimmt, denn nicht mehr der Tourist alleine steht im Vordergrund, sondern zunehmend der Elefant selbst.
Im Allgemeinen bin ich kein Fan von Zoos und Planetarien und versuche stets einen großen Bogen darum zu machen. Ich kann es mir einfach nicht mit ansehen, wie wilde Tiere auf engstem Raum zur Schau gestellt und für bestimmte Bewegungsabläufe abgerichtet werden.
Viel lieber ist es mir, die Tiere in ihrem natürlichen, uneingeschränkten Lebensraum zu beobachten, wie ich es zum Beispiel bei zwei Safaris in Südafrika oder dem Schnorcheln mit Walhaien in Mexiko und Mosambik erlebt habe. Auch Aufzuchtstationen für verstörte oder kranke Tiere sind eine gute Sache.
Fakt ist aber auch, dass wir Menschen durch das Begaffen und das Eindringen in die natürlichen Lebensräume der Tiere Stress auf sie ausüben. Tiere zu beobachten bleibt daher ein zweischneidiges Schwert, weshalb ich dir gleich zu Beginn dieses Beitrags rate:
Recherchiere vor deinem Besuch in einem der Tiergärten, Zoos und Elefantencamps, wie gut es den Tieren tatsächlich geht und wie diese gehalten werden.
Der Trend geht mittlerweile stark dahin, Tiere zu schützen und sie eben nicht (ausschließlich) als Schaufensterpuppen auszustellen oder sie zu artistischen Clowns auszubilden. Eine Erfahrung, die ich mittlerweile zum Glück auch mit den Elefantencamps in Thailand gemacht habe, aber dazu später mehr, denn zuerst möchte ich dir das königliche Tier etwas genauer vorstellen.
Das Ansehen von Elefanten in Thailand
In Thailand haben Elefanten eine sehr große Bedeutung. Sie gelten als majestätische Tiere, denen die Thais rückblickend eine Menge zu verdanken haben. So waren sie im früheren Siam nicht nur unabdinglich, wenn es um längere Reisen durch den Dschungel ging. Sie kämpften in den Kriegen gegen das benachbarte Myanmar Seite an Seite mit dem thailändischen Volk. Als Dank für ihren Einsatz wird ihnen auch heute noch großer Respekt entgegengebracht.
Die Elefanten in Thailand wurden einst auch als harte Arbeiter eingesetzt. Insbesondere bei der Waldrodung, die einerseits Schwerstarbeit bedeutete, andererseits aber auch den Boden urbar machte und mitverantwortlich für den Aufschwung und Wohlstand Thailands war. Tätigkeiten wie diese sorgten für eine über die Jahrzehnte gewachsene Bindung zwischen Mensch und Tier.
Durch die fortwährende Rodung, die erst 1989 gesetzlich verboten wurde, wurden viele natürliche Lebensräume der Elefanten zerstört. Ein Großteil des Dschungels verschwand. Viele graue Riesen mussten folglich in Elefantencamps aufgenommen werden.
Die Bedingungen dort waren eher suboptimal, da vielen Thais nicht entging, dass sich Elefanten wunderbar als Touristenmagnet eignen und eine Menge Geld einspielen. Vor allem, wenn sie auf bestimmte Kunststückchen abgerichtet werden oder sich unfreiwillig für Ausritte zur Verfügung stellen.
Der Elefant ist überall präsent
Bei einem Besuch in Thailand wirst du feststellen, dass Elefanten allgegenwärtig sind. Du wirst das frühere Wappentier nicht unbedingt auf offener Straße in Bangkok, Krabi oder Chiang Mai antreffen, dafür aber nahezu überall im Land verteilt in Miniaturform. Ganz egal, ob gemalt, gebastelt oder in Stein gemeißelt – Elefanten sind überall.
Nicht nur, dass die Landkarte von Thailand mit etwas Fantasie wie ein Elefantenkopf aussieht, die Dickhäuter stechen auch beim Bierkonsum regelrecht ins Auge. Die Brauerei Chang bedeutet übersetzt nichts anderes als Elefant und hat zwei davon sogar ins Logo integriert.
In den Tempeln Thailands sind Elefanten ebenfalls sehr prominent vertreten. Kein Wunder, denn der Elefant ist eng mit dem Buddhismus verbunden. Ein weißer Elefant soll schließlich maßgeblichen Anteil an der Geburt Buddhas gehabt haben. Außerdem gehen gläubige Buddhisten davon aus, dass Buddha nach seinem Tod als Elefant wiedergeboren wurde.
Der weiße Elefant
Großes Ansehen für die Thais hat der eben kurz angesprochene weiße Elefant. Nicht nur, weil er in enger Verbindung mit der Geburt Buddhas steht, sondern weil es in Thailand nur sehr wenige davon gibt. Sie sind eine absolute Rarität.
Zugegeben ist “der weiße Elefant” nicht strahlend weiß, sondern hellgrau. Er grenzt sich in seinem Farbton dennoch stark vom gewöhnlichen asiatischen Elefanten ab. Wird daher ein weißer Elefant entdeckt, so muss dem König umgehend Meldung erstattet werden. Die weißen Elefanten werden anschließend an bestimmten Orten in Thailand gehalten, wo sie gepflegt werden.
An Paraden des Königshauses kommen die weißen Elefanten beispielsweise zum Einsatz und werden dem Volk präsentiert. König Maha Vajiralongkorn hat seit seiner Krönung selbstverständlich seinen eigenen weißen Elefanten. Klar, dass der majestätische Dickhäuter ebenfalls großes Ansehen bei den Thais genießt und verehrt wird.
Unschöne Erfahrungen bei Besuchen in Elefantencamps
Bei meinen Rucksacktouren 2007 und 2008 bekam ich leider keinen der prächtigen weißen Elefanten zu Gesicht. Dafür aber eine Menge anderer Elefanten, von denen ich einige lieber nicht gesehen hätte. Sie waren an Ketten gefesselt, wurden mit Bambusstöcken geschlagen oder zur Ausführung artistischer Meisterwerke gezwungen. Mehr dazu in meinen beiden folgenden Erfahrungsberichten:
Ein höllischer Elefantenritt 2007
Im Jahr 2007 stand meine erste Rucksacktour auf dem Programm. Gemeinsam mit einem Freund machte ich mich auf nach Thailand, um alles mitzunehmen, was ein gewöhnlicher Backpacker eben so erlebt: spannende Orte, nie endende Partys, atemberaubende Trekkingtouren und natürlich auf einem Elefanten zu reiten. Das sei schließlich typisch für Thailand, dachte ich zumindest damals als junger, naiver Student.
Daher war vor 13 Jahren schnell klar, dass auf jeder Bucket List eines abenteuerlustigen Reisenden ein Elefantenritt stehen müsse. Völlig planlos ließen wir uns bei der Touristeninfo eine Trekkingtour aufschwatzen, zu der auch der Ritt auf dem Elefanten gehörte. Ziemlich cool und eine tolle Aktion, von der ich sicherlich noch meinen Enkelkindern erzählen könnte.
Erzählen vom Elefantenritt kann ich gewiss, schließlich bleibt mir der Tag in bester Erinnerung. Denn nachdem die Elefanten von ihren schweren Ketten und aus ihrem Bewegungsradius von drei Metern befreit wurden, wurden wir auf einen für uns viel zu kleinen Dickhäuter gehievt und stapften los.
Anfangs ein grandioses Erlebnis, doch als der Elefant minütlich mit voller Wucht eine kleine Elefantenhake vom Mahut, dem Elefantenführer, hinter die Ohren gerammt bekam, verging mir die Lust. Ich weiß nicht, wie dick die Haut eines Elefanten ist, aber Hiebe in diesem Ausmaß spürte ganz bestimmt auch unser tapferer Dickhäuter. Schmerzen verursachte wahrscheinlich auch der scheuernde Holzsitz, auf dem wir beiden Backpacker mit unseren ungefähr 160 Kilogramm hin und her rutschten.
Ein vermeintlich tolles Erlebnis führte zu einer Tour, nach der ich mich einfach nur schlecht fühlte. Ich war schließlich der Verantwortliche der Grausamkeiten, die der Elefant zu spüren bekam.
Eine Elefantenshow nach der anderen 2008
Thailand faszinierte mich auf meiner ersten Rucksacktour so sehr, dass ich 2008 für weitere zwei Monate im “Land des Lächelns” verweilte. Eines der Ziele war auch diesmal wieder Chiang Mai und natürlich wollte ich erneut die faszinierenden grauen Riesen sehen. Dieses Mal jedoch nicht vom Rücken aus betrachtet, sondern fest auf dem Boden in einem Camp, das eher für eine artgerechte Haltung stand – also ganz ohne Elefantenritte.
Leider weit gefehlt, denn auch mein zweiter Besuch in einem Elefantencamp bei Chiang Mai, ließ mein von Sonne gebräuntes Gesicht recht schnell erbleichen. In dem Camp spielten Elefanten Fußball gegeneinander, warfen mit Dartpfeilen auf Luftballons oder malten Bilder. Ja, du hast richtig gelesen: die Elefanten malten Bilder.
Viel schlimmer noch, dass ich sogar eines der Bilder erwarb und es als Geschenk mit nach Hause nahm. Ich gebe zu: es ist ein tolles Gemälde, bestehend aus einer bunten Blume mit einem langen Stängel. Ich hätte es selbst nicht besser hinbekommen.
Das Gemälde hat auch eine große Bedeutung für mich, denn sobald ich einen Blick darauf werfe, erinnert es mich daran, was ich damals nur für ein Idiot gewesen war. Zudem hat es die mahnende Wirkung, mich vor Besuchen in Tiergärten, Zoos und sonstigen Parks ausgiebig mit den Gegebenheiten zu beschäftigen. Also Orte aufzusuchen, bei denen eine artgerechte Haltung der Tiere groß geschrieben wird.
Artgerechte Haltung von Elefanten in Chiang Mai
Wie du dir sicher vorstellen kannst, hatte ich Bedenken, ein weiteres Mal ein Elefantencamp in Thailand aufzusuchen. Meine Skepsis war groß, schließlich waren meine beiden vorherigen Besuche zuvor alles andere als ein Spaß – weder für mich noch für die Elefanten.
Jedoch wurde ich von zwei Digitalen Nomaden, mit denen ich mich täglich zum Arbeiten in Chiang Mai traf, zu einem Ausflug überredet. Diesmal sollte alles besser werden. Ein nachhaltiges Elefantencamp mit artgerechter Haltung stand auf dem Programm.
Eine Chance hatten sich die Campbetreiber noch verdient. Die Wahl fiel auf das Bamboo Elephant Family Care, auf dem gehöriger Druck lag, das meine Einstellung allerdings (fast) grundlegend ändern sollte.
Erfahrungen im Bamboo Elephant Family Care
Das Elefantencamp Bamboo Elephant Family Care liegt gut eine halbe Stunde von Chiang Mai entfernt, fernab von dicht befahrenen Straßen und Ansammlungen großer Menschenmengen. Es ist recht unscheinbar und natürlich, was mir von Beginn an imponierte.
Auch die Anlage selbst beheimatet keine Pad Thai-Verkäufer, Smoothie-Stände oder sonstige Verkaufsstände mit Urlaubs-Accessoires. Es gibt dort rein gar nichts – außer Natur und natürlich Elefanten, die sich auf einer offenen und weiten Anlage frei bewegen. Die Anlage verfügt außerdem über einen Flusslauf, in dem sich die Dickhäuter abkühlen können.
Insgesamt beheimatet das Camp sieben Elefanten, davon eine über 60 Jahre alte Elefantenkuh, die liebevoll “Granny” genannt wird sowie zwei junge Elefanten. Einer der jungen Wilden trägt den Spitznamen “Troublemaker”, wobei der Name auf Grund seiner Aktivität durchaus Programm ist. Der andere war bei meinem Besuch gerade mal zehn Tage alt und hatte sichtlich Probleme mit dem Gleichgewicht.
Richtig gut gefallen haben mir am Bamboo Elephant Family Care neben der Natürlichkeit der Anlage und dem Freilauf, dass die Guides über ein gutes Hintergrundwissen über Elefanten verfügten, welches sie in einer Art Unterricht mit Praxisbeispielen an die Besucher vermittelten.
Eine spitze Frage von mir durfte dabei nicht fehlen, nämlich ob es im Umkreis von Chiang Mai noch immer Elefantencamps gäbe, die mit Fußball spielenden und malenden Elefanten ihr Geld verdienen. Die Antwort lautete: “Ja, die gibt es auch weiterhin, aber die Anzahl hat in den vergangenen Jahren sehr stark abgenommen.”
Auf dem Programm standen außerdem die Fütterung der Elefanten, das Herstellen sowie Verabreichen von natürlicher Medizin und das absolute Highlight für viele Thailand-Besucher: mit Elefanten baden gehen.
Ok, mit Elefanten baden klingt harmonischer als es in der Praxis der Fall war. Letztendlich handelte es sich hierbei um das Bürsten und Säubern des größten Elefantenbullen weit und breit, der das Bad in vollen Zügen genoss.
Es hatte den Anschein, als würden die Elefanten zu nichts gezwungen werden. Eine Elefantenkuh wollte sich nicht waschen lassen – also musste sie auch nicht ins kühle Nass. Zudem erkannte ich an der Haut der grauen Riesen keine auffälligen Narben. Ein weiteres Zeichen dafür, dass es auch gute Elefantencamps in Thailand gibt, die großen Wert auf eine artgerechte Haltung legen.
Elefantencamps bleiben ein zweischneidiges Schwert
Was artgerecht ist und was nicht, darüber lässt sich streiten. Zwar habe ich diesmal einen sehr positiven Eindruck von der Haltung der Tiere bekommen, einem Tierschützer würden jedoch mit Sicherheit ein paar fragwürdige Methoden und Gegebenheiten auffallen.
Fakt ist, dass du als Besucher keinen Einblick bekommen wirst, wie mit den Elefanten umgegangen wird, nachdem du das Gelände verlassen hast. Auch fand ich es bei meinem Besuch etwas seltsam, dass mindestens ein Wärter dem jeweiligen Elefanten auf Schritt und Tritt folgte.
Bedeutet der Besuch von Touristen und die Interaktion mit Menschen nicht auch automatisch enormen Stress für die Tiere? Auch das Baden mit Elefanten ist mir nachträglich doch etwas aufgestoßen.
Ist es aus Sicht des Elefanten wirklich so angenehm sich von zwölf laut lachenden und Freudenschreie ausstoßenden Touristen bürsten zu lassen? War das vielleicht der Grund, warum eine der Elefantenkühe gar nicht erst ins Wasser wollte?
Fragen, die sich nur schwer beantworten lassen. Fakt ist jedoch, dass es Elefantencamps gibt, die den Elefanten in den Vordergrund stellen. Vielleicht sind diese noch nicht perfekt, aber die Entwicklung ist positiv. Hervorzuheben sind auch große Reiseveranstalter, die vermehrt Wert auf Touren mit artgerechter Haltung legen und sich ganz klar von Tierquälerei distanzieren.
Natürlich fühlt sich jeder Tourist gut, ein solch nachhaltiges und artgerechtes Camp besucht zu haben. Auch mir erging es so. Trotzdem: Die Ideallösung für die Dickhäuter sind sie immer noch nicht.
Wie stehst du zu der ganzen Thematik? Warst du selbst schon in Elefantencamps in Chiang Mai und hast deine ganz persönliche Erfahrung gesammelt? Oder grenzt du dich von solchen Tourimagneten komplett ab? Ich freue mich auf deinen Kommentar und eine lebhafte Diskussion über ein streitbares Thema.
2 Gedanken zu „Elefantencamps in Chiang Mai: Wie steht es um die artgerechte Haltung in Thailand?“