Nach den ersten Etappen in Sri Lanka an den traumhaften Stränden im Süden und dem bezaubernden Ella, stand mit Kandy eine weitere bei Touristen beliebte Destination auf dem Programm. Warum du die Königsstadt guten Gewissens auslassen kannst und wieso du den Pidurangala Rock dem Sigiriya Rock vorziehen solltest, verrate ich dir in diesem Beitrag.
Knapp zwei Wochen in Sri Lanka reichten aus, um mich von der Schönheit des Landes zu überzeugen. Vor allem die Traumstrände im Süden, die grandiosen Wellen zum Surfen und das beeindruckende Hochland im Zentrum sorgten bei mir für chronische Jubelschreie.
Diese hielten bis Kandy an, denn die Zugfahrt von Ella in die Königsstadt sollte zu einem weiteren Highlight werden. Daher möchte ich dieser einen eigenen Abschnitt widmen, bevor ich Kandy und den Pidurangala Rock etwas genauer unter die Lupe nehme.
Eine der schönsten Zugstrecken der Welt
Um 6:40 Uhr rollte der Zug am überschaubaren Bahnhof in Ella ein. Eigentlich viel zu früh, um mit 30 Kilometern pro Stunde durch das Hochland Sri Lankas zu tuckern.
Allerdings stellte sich die Uhrzeit als perfekter Zeitpunkt heraus, da die anfangs vorhandenen Nebelschwaden über den Teeplantagen für ein wunderbares Panorama sorgten. Der kühle Wind machte die Bahnfahrt zudem überaus angenehm, zumal es in der brennenden Mittagshitze ziemlich heiß werden kann.
Falls du dich fragst, warum ich mir ein Ticket für die dritte Klasse besorgte, dann hat dies genau drei Gründe:
- Selbst zwei Tage vor dem Kauf des Tickets gab es keine Karten mehr für die erste und zweite Klasse (Tipp: Kümmere dich bereits bei deiner Ankunft in Ella um ein Zugticket für die Weiterfahrt).
- Da die erste Klasse klimatisiert ist, bleiben die Fenster während der gesamten Fahrzeit geschlossen. Tolle Fotos zu schießen ist daher nur hinter der Scheibe möglich.
- 400 Rupien für ein Ticket mit einem reservierten Sitzplatz sind ein wahres Schnäppchen.
Auch, wenn die Fahrt nach Kandy gut sechs Stunden dauert, ist die dritte Klasse überraschend bequem und längst nicht so stressig wie die Fahrt von Colombo in den Süden. Für breitschultrige Reisende kann es auf den Sitzbänken zwar etwas eng werden, aber auch dieser Missstand ist verkraftbar. Du bekommst einen fest zugewiesenen Sitzplatz. Außerdem teilst du das Abteil mit Einheimischen, was sehr spannend ist. Zumindest, wenn du beim Kauf nicht automatisch in den Touri- und Backpackerwagen eingeteilt wirst.
Zwischendurch solltest du dich an die Zugtür stellen. Sie ist durchgehend geöffnet, sodass du die traumhafte Landschaft durch das bis zu 2.000 Meter hohe Inland aus nächster Nähe genießen kannst. Du solltest dich allerdings immer mit mindestens einer Hand festhalten. Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere Passagier in der Vergangenheit durch das Ruckeln des Zuges unfreiwillig über Bord gegangen ist.
Die Verbindung zwischen Ella und Kandy zählt übrigens zu den schönsten Zugstrecken der Welt. Das ist kein Wunder, schließlich sorgen die bewaldeten Hügellandschaften, steilen Felswände, vereinzelten Wasserfälle, Teeplantagen, kleinen Bergdörfer und dunklen Schatten am Horizont für jede Menge Wow-Momente – und das über einen Großteil der Strecke.
Kandy ist alles andere als königlich
Mit 160.000 Einwohnern ist Kandy die drittgrößte Stadt des Landes. In Sri Lanka gilt sie nicht nur als das Synonym singhalesischer Kultur, sondern auf Grund des guten Klimas auch als beliebter Wohnsitz. Das zumindest liest du in verschiedenen Reiseführern, was ich so nicht stehen lassen möchte, schließlich hat Kandy bei mir keinen lebenswerten Eindruck hinterlassen.
Die Innenstadt ist chaotisch und die Luftverschmutzung sehr hoch, weshalb der vermeintlich beliebte Standort wohl eher eine Bewertung im Bereich zwischen grässlich und stets bemüht verdient. Es gibt gewiss schöne Ecken in Kandy und das Umland könnte mit seinen Reisfeldern und Berglandschaften kaum schöner sein, das Zentrum aber hat mich überhaupt nicht begeistert.
Machst du dich dennoch auf den Weg in die Königsstadt, dann komprimiere deine Reisezeit und begebe dich ohne allzu viel Zeit zu vergeuden zu folgenden drei – nennen wir sie mal – Hotspots von Kandy:
Kandy-See
Der Kandy-See wurde zwischen 1810 und 1812 von König Sri Vikrama Rajashinha errichtet. Er ist durchaus sehenswert und ein guter Fluchtort, um der von Abgasen geprägten Innenstadt zu entfliehen.
Zahntempel Sri Dalada Maligawa
Der Tempel gilt als das Highlight von Kandy und liegt direkt am Kandy-See. Gut abgeschottet lädt er mit seinem auffälligen, achtseitigen Turm zum Entdecken ein. Den Zahn des Buddhas wirst du allerdings auch dann nicht sehen, wenn du übertriebene 1.000 Rupien Eintritt zahlst, da er scheinbar von Elfenbein umhüllt ist.
Zentralmarkt
Am Obst- und Gemüsemarkt, der in der Nähe des Bahnhofs liegt, bin ich nur vorbeigelaufen. Sofern du gerne auf Märkten bist und ins wilde Treiben eintauchen willst, bist du hier richtig.
Großer Buddha
Über der Stadt thront auf einem Berg unübersehbar ein riesiger Buddha. Er ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Vergiss nicht genügend Kleingeld mitzunehmen, um Eintritt zu zahlen und den Bewacher der Schuhe zu entlohnen, denn diese musst du am Eingang abgeben. Interessant war hier übrigens ein längeres Gespräch mit einem Mönch, der regelmäßig nach Deutschland fliegt, um in Lohr am Main Meditationskurse anzubieten.
Wie du festgestellt hast, bin ich kein allzu großer Fan von Kandy. Das Chaos und die vielen Abgase im Zentrum haben mich einfach zu sehr abgeschreckt. Auch die Suche nach einem Restaurant dauerte ewig, sodass ich mit der Königsstadt wohl nicht mehr wirklich warm werde, obwohl es gewiss ein paar schöne Ecken gibt.
Der Pidurangala Rock mit perfektem Blick auf den Sigiriya Rock
Knapp drei Stunden von Kandy – ohne Zwischenstopp – entfernt steht mit dem Sigiriya Rock das Wahrzeichen und damit das wohl bekannteste Postkartenmotiv von Sri Lanka. Ein Besuch des riesigen, freistehenden Felsens ist ein absolutes Muss für jeden Inselbesucher.
Der Löwenfelsen, der im 5. Jahrhundert 500 Mönche beheimatete, liegt ungefähr einen Kilometer nördlich von Sigiriya und lockt jedes Jahr zahlreiche Reisende an. Keine große Überraschung, dass die Sri Lanker daraus Kapital schlagen und mehr als 4.000 Rupien Eintritt verlangen, um den 200 Meter hohen Berg zu besteigen.
Doof nur, dass du nicht die gesamten Ausmaße des faszinierenden Felsens bewundern kannst, wenn du auf dem Berg stehst. Dafür bietet sich der Pidurangala Rock an, den ich dem Sigiriya Rock vorgezogen habe. Er ist nur wenige hundert Meter entfernt und bietet einen perfekten Blick auf das Wahrzeichen Sri Lankas und die Umgebung.
Einer der großen Vorteile ist, dass sich hier keine langen Schlangen auf den Treppen bilden. Außerdem ist der Pidurangala Rock mit 500 Rupien Eintritt weitaus günstiger als sein berühmter Nachbar.
Die Treppe auf das Plateau ist sehr gut ausgebaut. Nachdem du am zwölf Meter langen, liegenden Buddha vorbeigelaufen bist, musst du für das letzte Stück jedoch deine Kletterkünste unter Beweis stellen. Bei Rücken-, Knie- und Hüftleiden ist die Besteigung daher nicht unbedingt ratsam, auch wenn es sich nur um eine kleine Passage handelt. Doch diese ist notwendig, um überhaupt einen Blick auf den Sigiriya Rock haben zu können.
Tipp: Festes Schuhwerk anziehen und etwas zu trinken mitnehmen. Der Aufstieg dauert zwar nur eine knappe halbe Stunde, allerdings kann es auf dem Plateau ziemlich heiß werden.
Matale und Dambulla für zwischendurch
Um dir während der Fahrt von Kandy zum Pidurangala Rock die Zeit im Taxi zu verkürzen, lohnt es sich zwei Zwischenstopps einzulegen. In Matale ist zum Beispiel ein kaum übersehbarer Buddha im Berg eingebettet – definitiv einen Schnappschuss wert.
Nicht allzu weit von der Pilgerstätte der Einheimischen entfernt, findest du den Luckgrove Spice Garden. Dieser wird primär von Studenten gepflegt, die zudem Führungen durch den Kräutergarten – oder vielmehr Kräuterwald – anbieten.
Eine Führung zu umgehen ist gar nicht so leicht, weshalb mein Travelbuddy und ich nicht nur durch das anschauliche Wäldchen marschierten und hilfreiche Tipps gegen Ausschlag, Kopfschmerzen und für eine gesteigerte Potenz bekamen. Wir durften auch eine aus Kräutern zusammengemixte Enthaarungscreme testen, die über mehrere Wochen hinweg verantwortlich für eine kahle Stelle auf meiner Wade war.
Außerdem gab es gegen ein kleines Trinkgeld (1.000 Rupien) eine Massage inmitten des Gewürzgartens. Ein etwas seltsames Gefühl halbnackt zwischen Kräutern zu sitzen, während andere Reisegruppen an einem vorbeilaufen, aber wohltuend war sie allemal.
Gut 15 Kilometer vor Sigiriya entfernt gibt es mit der ungefähr 75.000 Einwohner großen Stadt Dambulla einen weiteren sehenswerten Ort. Bekannt ist er vor allem für seinen buddhistischen Höhlentempel, der dir auf Grund seiner imposanten Erscheinung automatisch beim Vorbeifahren ins Auge sticht.
Leider war ich nicht im Tempel, da meine Zeit recht knapp war, aber den Bildern nach zu urteilen lohnt es sich, hier mal reinzuschauen.
Ansonsten wird dein Taxifahrer mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit einen weiteren Ort in Dambulla aufsuchen. Die Rede ist von einem versteckten Restaurant, das der Anlaufpunkt schlechthin für aus Kandy kommende Taxis ist.
Die Provision scheint sich für die Fahrer zu lohnen, schließlich wurden wir nach einem Kaffee am Morgen und der Besteigung des Pidurangla Rocks ein weiteres Mal zu diesem Plätzchen geführt. Natürlich mit besten Empfehlungen des Taxifahrers.
Tipp: Wenn du dir einen Taxifahrer für einen ganzen Tag mietest, dann kommuniziere im Vorhinein klipp und klar, was du bereit bist zu zahlen. Auch das Trinkgeld solltest du festlegen, da während der Tour manch ein Chauffeur jede Situation ausnutzt, um an weitere Einnahmen zu kommen. Bei mir war dies in einem von vier Fällen der Fall, was leider doch sehr nervig war.
Auch, wenn ich von Kandy etwas enttäuscht war, ist die Königsstadt zumindest einen kurzen Besuch wert. Investiere lieber etwas mehr Zeit für das Umland Kandys, den Pidurangala Rock, Matale oder Dambulla.
Du musst dich ja nicht gleich im Gewürzgarten massieren lassen, solltest aber auch in die Destinationen eintauchen, die in Reiseführern nicht immer die größte Beachtung finden. Es lohnt sich, garantiert.
Falls du selbst schon in Sri Lanka warst, dann verrate mir gerne in den Kommentaren, welchen Ort ich bei meinem nächsten Besuch keinesfalls auslassen solltest.
2 Gedanken zu „Sri Lanka: Warum Kandy ein Flop und der Pidurangala Rock absolut top ist“