Darum solltest du Surfen lernen – ein Plädoyer für einen faszinierenden Sport

Braun gebrannt, durchtrainiert und die pure Lebensfreude – drei Eigenschaften, die in unseren Vorstellungen dem Idealbild eines Surfers entsprechen. Doch was macht die Faszination Wellenreiten eigentlich aus? Hier ein Erklärungsversuch eines Teilzeit-Surfers, der längst mit dem Surf-Virus infiziert ist, viel zu lange schon nicht mehr auf dem Surfbrett stand und dich mit diesem Beitrag zum Surfen lernen überreden möchte.

2010 war es, als ich mir mit einem Kumpel am North Beach im südafrikanischen Durban ein Surfboard ausgeliehen hatte und meine ersten Geh- beziehungsweise Stehversuche machte. Seitdem verschlägt es mich immer wieder an einige der schönsten Strände der Welt, die mit idealen Bedingungen zum Surfen aufwarten. Mit Südafrika, Mosambik, Fuerteventura, Brasilien, Sri Lanka, Bali, Marokko und sogar Thailand habe ich mittlerweile einige exotische Surfspots vorzuweisen.

Wahrscheinlich verleiten dich die genannten Orte zu der Annahme, meine Fähigkeiten auf dem Surfbrett seien recht gut, aber – um ganz ehrlich zu sein – es gibt noch eine Menge Luft nach oben. Das hat nicht mit einer falschen Bescheidenheit zu tun, sondern vielmehr mit dem Respekt vor einer Sportart, die ebenso faszinierend wie deprimierend sein kann.

Das Lesen der Wellen und das richtige Timing beim Take-off wollen schließlich gelernt sein. Sobald dich das Gefühl beschleicht, es draufzuhaben, holt dich die nächste Welle auf den Boden der Tatsachen zurück. Karma und Surfen – das passt schon immer recht gut zusammen.

Surfen lernen: (M)ein Erklärungsversuch zur Faszination Wellenreiten

Wenn du ans Surfen denkst, hast du sicherlich Sommer, Sonne und kilometerlange Strände im Kopf – vielleicht aber auch die lauten Geräusche brechender Wellen oder Jubelschreibe von Surfern in der Ferne, die ihre erste oder eine besonders herausfordernde Welle gestanden haben. So zumindest ergeht es mir, wenn ich in Gedanken schwelge und mich in Tagträumen an die verschiedenen Strände dieser Welt verliere.

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Natürlich gibt es auch tolle Surfspots in kälteren Regionen, wie zum Beispiel Irland oder Norwegen, aber tatsächlich wird Wellenreiten primär mit blauem Himmel, endlosen Sandstränden und Sonnenschein gleichgesetzt. Außerdem verbindet man mit dem Surfen im Allgemeinen einen ziemlich lockeren Lifestyle, der eng mit den Begriffen easy going und hang loose verknüpft ist.

Während der Dämmerung am Strand rumhängen, Lieder von Jack Johnson auf der Akustik-Gitarre anhören und in gebräunte Gesichter blicken. Das ist es doch, wovon wir träumen, oder?

Nicht ganz, denn was mich ganz besonders am Surfen beeindruckt, ist die Ruhe und Stille, die eintritt, während ich beim Warten auf eine Welle im offenen Meer sitze. Trotz all der Warterei auf dem schaukelnden Surfbrett bin ich stets auf die nächste Welle fokussiert und bereit, diese mit aller Kraft anzupaddeln. Für andere Gedanken ist in diesem Moment kein Platz. Das Surfen zeigt fast schon eine meditative Wirkung auf, weshalb es kaum eine Sportart gibt, bei der ich besser vom Alltag abschalten kann als auf dem Surfbrett, das gemeinsam mit mir auf dem Meer schaukelt.

Vielleicht ist es auch die Spanne zwischen Nichtstun und absoluter Höchstleistung, die ebenso begeisternd wie herausfordernd ist. Von einem auf den anderen Moment musst du dich bereithalten, dein Board ausrichten, paddeln bis auch der letzte Muskel in deinem Oberkörper übersäuert und den Take-off sauber ausführen, um in einem Balanceakt die Welle möglichst lange abzureiten. Von null auf hundert in wenigen Sekunden.

Irgendwo zwischen Passion und Depression

Es ist dieser ständige Wechsel zwischen herber Enttäuschung und puren Glücksgefühlen, der den Reiz beim Surfen ausmacht. Einerseits gibt kaum eine deprimierendere Sportart – zumindest von denen, die ich selbst ausprobiert habe – als Wellenreiten. Jeder noch so kleine Fehler wird bitter bestraft, sodass du eine Welle anpaddelst und diese entweder…

  • gar nicht erst bekommst und du wieder von vorne anfangen musst oder
  • du dermaßen von ihr durchgespült wirst, dass du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist.

Andererseits schießen die Glücksgefühle nur so aus dir heraus, sobald du auf dem Board stehst und Richtung Ufer oder parallel davon gleitest. Genau dieses Gefühl ist jede Mühe und Anstrengung wert und dir bewusst macht, warum Surfen lernen eine der vielleicht besten Entscheidungen ist, die du jemals treffen wirst.

Das perfekte Workout gibt´s gratis dazu

Manch einer ist dem Surfsport verbunden, um sich während des Urlaubs fit zu halten. Absolut nachvollziehbar, da Surfen das perfekte Workout für unterwegs ist. Zugegeben ist so ein Tag auf dem Meer sowie das ständige Anpaddeln und Gleichgewicht halten auch unheimlich anstrengend.

Bereits nach wenigen Tagen wirst du feststellen, wie sich dein Körper an die Sportart anpasst und sich Muskelgruppen bemerkbar machen, von denen du nicht wusstest, dass diese überhaupt existieren. Hier ein kleiner Überblick, welche Muskeln beim Surfen beansprucht werden:

  • Deltamuskel
  • Trapezmuskel
  • Brustmuskel
  • Bauchmuskel
  • Rückenmuskel
  • Trizeps
  • Bizeps

Die genannten Muskeln im Oberkörper werden vor allem beim Paddeln und dem Pop Up, also dem Aufstehen, trainiert. Dies wiederum führt zu einer Stärkung des Rumpfs, der beim normalen Fitnesstraining oftmals vernachlässigt wird.

Beim Take-off und beim Reiten der Welle kommen dagegen vermehrt die Muskeln im Unterkörper zum Einsatz. Hierzu zählen unteranderem Muskelgruppen im Oberschenkel sowie im Gesäß. Von daher ist Surfen das ideale Ganzkörpertraining, auch wenn du es nicht unbedingt als solches wahrnehmen wirst.

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Weitere Gründe, um Wellenreiten auszuprobieren

Alle Gründe, warum du unbedingt Surfen lernen solltest, aufzulisten, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen, denn es gibt einfach zu viele davon. Eine kleine Auswahl habe ich dennoch für dich zusammengestellt, sollte ich dich immer noch nicht von den Vorzügen des Wellenreitens überzeugt haben:

  1. Surfen hält dich fit und gesund.
  2. Surfen lässt dich auch außerhalb des Meeres gut aussehen, ganz egal, ob es deine Figur, den Teint oder das Lächeln nach einer erfolgreichen Einheit betrifft.
  3. Surfer sind entspannte Menschen (sofern du im Line-up niemandem die Welle vor der Nase wegschnappst).
  4. Surfer freuen sich bei einer gestandenen Welle mit dir über deinen Erfolg.
  5. Durch das Surfen lernst du dich besser kennen, da du im Line-up eine Menge Zeit hast, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen.
  6. Surfen bringt dich in den Einklang mit der Natur und steigert dein Bewusstsein ihr gegenüber.
  7. Surfspots liegen meist an den schönsten Orten der Welt.
  8. Durch das Surfen tauchst du noch tiefer in neue Kulturen ein und lernst Land und Leute besser kennen.
  9. Surfen verbessert deine mentale Stärke, indem du an deine Grenzen gehst, du dein Selbstbewusstsein stärkst oder du ehrgeizig neuen gestandenen Wellen hinterherjagst.
  10. Surfen sorgt dafür, dass du im Hier und Jetzt lebst und du dich auf das fokussierst, was gerade passiert.
  11. Surfen ist abwechslungsreich, da jede Welle unterschiedlich ist und du deine Passion an verschiedenen Orten ausübst.

Probiere es doch einfach mal aus

Surfen ist eine große Herausforderung und nicht an wenigen Tagen erlernbar. Geduld, Hartnäckigkeit und Ausdauer zahlen sich ebenso aus, wie ein guter Surfkurs zu Beginn deiner Surf-Karriere. Mit dem Ausleihen eines Surfbretts und auf eigene Faust zu üben ist es leider nicht getan. Um ein guter Surfer zu werden, solltest du auch in der Theorie einiges auf dem Kasten haben. Beschäftige dich daher mit Themen, wie zum Beispiel der Wellenkunde, Strömungen und der richtigen Wahl des Surfbretts, um ein besseres Verständnis für bestimmte Prozesse zu bekommen.

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Um das Erlernte zu festigen, rate ich dir – sofern möglich – mehrere Wochen an einem coolen Surfspot Halt zu machen und jeden Tag aufs Brett zu steigen. Auch, wenn es mal keine Wellen gibt, verbesserst du bei einer Paddel-Einheit deine Ausdauer, stärkst die dafür notwendige Muskulatur und trainierst deine Balance.

Freue dich schon jetzt auf Wellen, die dich auf den Boden der Tatsachen zurückholen werden. Immer, wenn ich zum Beispiel denke, jetzt habe ich den Dreh raus, schüttelt mich die nächste Welle dermaßen durch, dass innerhalb kürzester Zeit mein aufgebautes Selbstvertrauen und meine Selbstsicherheit dahin sind. Aber auch das ist Surfen, ein schmaler Grat zwischen Glücksgefühlen und deprimierenden Momenten.

Auch, wenn ich Gefahr laufe, mich zu wiederholen: Das mit Abstand beste Gefühl wird es sein, das erste Mal auf einer Welle zu stehen und im Einklang mit der Natur zu sein. Dieses Gefühl ist einfach unschlagbar und definitiv der Moment, indem auch du mit dem Surf-Virus infiziert werden wirst – da bin ich mir sicher.

Hast du mal darüber nachgedacht Surfen lernen zu wollen? Warum hast du es dann noch nicht versucht? Vielleicht packt es dich genauso wie mich, sodass wir uns irgendwo mal im Line-up treffen. Oder bist du längst vom Surfen besessen? Dann verrate mir gerne in den Kommentaren, wie es dazu kam.


Buchempfehlung: Falls dir die Gründe, warum du Surfen lernen solltest, noch immer nicht ausreichen, empfehle ich dir das folgende Buch von Stefan Heinrich. Geschrieben und verfasst von einem begeisterten Surfer, der sich mit dem Surf-Virus schon vor vielen Jahren infiziert hat:

Fotocredit Titelbild: Robin Ahne (Fuerteventura 2012) 

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