Ich gebe zu, dass ich etwas schmunzeln musste, als ich vor meinem Roadtrip durch die Slowakei erstmals vom Slowakischen Paradies gelesen habe. Mir stellte sich die Frage, ob es sich bei der Namensgebung um einen Marketing-Gag der Tourismusbehörde handelte, um mehr Besucher in den Gebirgszug im Zentrum der Slowakei zu locken. Vor Ort wurden jedoch jegliche Zweifel beseitigt, denn der Nationalpark Slovescnský raj ist tatsächlich ein Paradies und lässt Outdoor-Herzen höher schlagen.
Gemessen an den Höhenmetern steht das Slowakische Paradies im Schatten der Hohen Tatra. Verstecken muss sich der Gebirgszug mit dem Predná hoľa (1.545 Meter) als höchsten Berg dennoch nicht. Die vielen Schluchten, Wasserfälle und Wanderwege mit Klettersteigen sorgen für eine Menge Abwechslung und bieten tatsächlich eine (fast schon) paradiesische Kulisse.
Als Sportler kommst du im noch recht jungen Nationalpark voll auf deine Kosten. Die meisten Wanderwege sind ganzjährig geöffnet. Auch zum Trailrunning, Felsklettern, Mountainbiken und Rudern eignet sich das Slowakische Paradies. Im Winter kannst du zudem auf den Skipisten ins Tal sausen, dich beim Eisklettern versuchen oder die Gegend beim Langlauf erkunden.
Doch nicht nur die Menschen fühlen sich im knapp 200 Quadratkilometer großen Slovenský raj wohl, sondern auch Bären, Luchse und Wölfe. Die Wahrscheinlichkeit, dass du einem der animalischen Einwohner über den Weg läufst, ist jedoch ziemlich gering, da sie in den dichten Fichtenwäldern die nötige Ruhe finden.
4 Highlights im Slowakischen Paradies
Bist du mit dem Auto in der Slowakei unterwegs und willst du einige Tage in den Bergen verbringen, macht es Sinn, deine Zelte im 15 Kilometer nordwestlich gelegenen Poprad aufzuschlagen. Die 50.000 Einwohner fassende Stadt liegt nicht nur am Fuße der Hohen Tatra, sondern eben auch in der Nähe des Nationalparks Slovenský raj.
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Der ideale Ort, um das Slowakische Paradies zu erkunden, ist Podlesok. Hier hast du die Möglichkeit zu campen oder eine der urigen Hütten zu mieten. Podlesok ist zugleich der Ausgangspunkt für zwei der vier Touren, die ich dir im Folgenden näher vorstellen möchte.
Die Schlucht Suchá Belá
Direkt in Podlesok ist der Einstieg in die Schlucht Suchá Belá. Mit 1,50 Euro pro Person und 3 Euro für ein Parkticket sind die Kosten für den abenteuerlichen Spaziergang über steile Treppen, Holzbretter, Brücken oder Steighilfen über den Fluss recht überschaubar. Aus Sicherheitsgründen darf die Schlucht nur aufwärts begangen werden.
Die Strecke ist insgesamt 3,8 Kilometer lang und vor allem bei Familien sehr beliebt. Allerdings sind die Leitern parallel zu den Wasserfällen nicht ganz ungefährlich. Mit Kleinkindern würde ich die Suchá Belá daher nicht unbedingt durchschreiten, sofern sie nicht zusätzlich gesichert sind. Auch bei Glätte kann es auf den Holzbrücken und Steighilfen recht glitschig werden.
Die Schlucht Suchá Belá ist ein tolles Naturschauspiel und die Wanderung aufgrund der Umgebung sehr kurzweilig. Weniger interessant ist dagegen der Weg zurück nach Podlesok, der ohne Highlights nach unten führt. Abkürzen kannst du diesen, indem du dir etwa 200 Meter oberhalb des Ausgangs ein Fahrrad mietest. Die Kosten für die Abfahrt zurück ins Tal betragen 7,50 Euro.
Klettersteig durch die Kysel-Schlucht
Ebenfalls in Podlesok beginnt der Marsch zum Kysel-Klettersteig. Beim Autocamping erhältst du für fünf Euro das nötige Equipment in Form von Klettergurt und Helm. Weitere fünf Euro zahlst du, um den Nationalpark betreten zu dürfen. Den Nachweis solltest du mit dir tragen, da du jederzeit kontrolliert werden kannst.
Der Weg zum Einstieg in den Klettersteig durch die Kysel-Schlucht ist nicht ganz so einfach zu finden. Richtig bist du, wenn du nach einem ersten Aufmarsch an der Ruine Kartuziánsky kláštor, einem ehemaligen Kloster mit Blick auf die Hohe Tatra, vorbeikommst. Von dort geht es auf einem gelb markierten Pfad nach oben. Dieser führt schließlich etwas steiler, mit Seilen gesichert, wieder nach unten an einen Fluss.
Am Informationsschild zur Via Ferrata sollest du bereits deine Ausrüstung anlegen. Wenige Meter weiter führt eine Abzweigung nach rechts zum Einstieg in die Kysel-Schlucht, die vom 1. November bis 14. Juni gesperrt ist. Für Kinder bis einschließlich sechs Jahren ist der Klettersteig übrigens nicht empfehlenswert, da es doch einige verzwickte Passagen gibt.
Der Weg durch die Schlucht ist mit Trittstufen, die in die Felswände gehauen wurden, sowie mit Stahlseilen gesichert. Ab und an liegt angeschwemmtes Holz aufgetürmt herum, über das du steigen musst. Die Schlucht wird größtenteils der Natur überlassen, was ein Durchschreiten so besonders macht. Vor allem, weil mit dem Obrovský vodopád, einem steil abfallenden Wasserfall, am Ende ein tolles Highlight auf dich wartet.
Der Aussichtspunkt Tomášovce
Eine weitere Attraktion im Slowakischen Paradies ist der Tomášovce-Aussichtspunkt. Start ist der Parkplatz in Čingov (Kosten: 3 Euro). Von hier führt ein Forstweg zu einem kleinen Hüttendorf. Weiter geht es auf Waldwegen und Pfaden, die sehr angenehm zu gehen und gut ausgeschildert sind, sodass du in knapp einer Stunde am Aussichtspunkt ankommst.
Die Hauptattraktion ist jedoch nicht die Aussicht selbst, die sich neben einem Blick auf die Hohe Tatra auf eine dicht bewaldete Hügellandschaft beschränkt, sondern die imposanten Kalksteinfelsen. Sie türmen sich wie ein norwegischer Fjord zu einer gut 30 Meter hohen und 200 Meter langen Felswand auf. Sie ist zugleich die einzige im Slowakischen Paradies, wo Klettern am Felsen erlaubt ist.
Die Tour zum Tomášovce-Aussichtspunkt eignet sich gut für eine entspannte Halbtagestour. Von Poprad aus ist Čingov nur eine knappe halbe Stunde mit dem Auto entfernt.
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Eiszeit in der Dobšina-Eishöhle
Tropfsteinhöhlen habe ich bisher so einige gesehen, zum Beispiel in Ungarn oder Slowenien, weshalb sich die Motivation weitere zu erkunden in Grenzen hält. Eishöhlen sind mir bis zu meinem Slowakei-Trip bisher allerdings verwehrt geblieben. Daher hatte ich keine andere Möglichkeit als mir die Dobšina-Eishöhle im Slowakischen Paradies von innen anzuschauen.
Der Aufstieg vom Parkplatz (Kosten: 3,50 Euro) bis zum 969 Meter hochgelegenen Eingang der Höhle dauert circa 20 Minuten und kann durchaus schweißtreibend sein. Neun weitere Euro zahlst du für den Eintritt in die Eishöhle Dobšina, in der es nicht erlaubt ist Fotos zu schießen, sofern du dir keine Erlaubnis holst, die wiederum zehn zusätzliche Euro kostet.
Da ich einige Tage zuvor in der Demänová-Eishöhle war und das geringe Eisverkommen nicht gerade Freudensprünge bei mir auslöste, waren meine Erwartungen recht niedrig. In der Dobsinská Ladová Jaskyne gibt es jedoch noch eine ganze Menge Eis, obwohl es an manchen Stellen so aussieht, als würde mit einer Bewässerungsanlage nachgeholfen werden.
Insgesamt 30 Minuten dauert die Tour durch das “ewige” Eis, die in der Regel auf Slowakisch durchgeführt wird. Besonders sehenswert ist die Great Hall, in der die durchschnittliche Jahrestemperatur zwischen -0,4 und -1 Grad beträgt. Hier gibt es eine riesige Eisplatte mit imposanten Eisformationen.
Es muss nicht immer die Hohe Tatra sein
Als Outdoor-Fan denkst du bei der Slowakei wahrscheinlich sofort an die Hohe Tatra mit ihren aus dem Nichts auftauchenden Felsriesen. So zumindest erging es mir, allerdings wurde mir nach meinem Besuch im Slowakischen Paradies schnell klar, dass es nicht immer hoch hinaus gehen muss, um Abenteuer in der Slowakei zu erleben.
Das Slowakische Paradies verfügt mit der Suchá Belá und dem Kysel-Klettersteig über zwei aufregende Schluchten, die mit ihren Steighilfen, Leitern und Sicherungsseilen zu wahren Abenteuerspielplätzen umfunktioniert wurden. Ihren natürlichen Charakter haben sie trotzdem bewahrt. Die Felswände des Tomášovce-Aussichtspunkts und das vermeintlich ewige Eis in der Dobšina-Höhle sorgen für die nötige Abwechslung, sodass es im Nationalpark Slovenský raj genügend Optionen gibt, um ein paar spannende Tage zu verbringen.
Da in der Slowakei viel Wert auf Naturschutz gelegt wird und nicht alle Wege ganzjährig begehbar sind, solltest du dich bei bestimmten Routen in einer der Tourist-Informationen erkundigen, ob diese begehbar sind. Wildcampen ist in der Slowakei übrigens nicht erwünscht, allerdings gibt es eine Reihe guter Campingplätze, zum Beispiel direkt in Podlesok.
Mein Fazit: Das Slowakische Paradies ist mehr als nur eine Ergänzung zur Hohen Tatra und macht seinem Namen – zumindest in Teilen – alle Ehre. Von daher bleibt mir nur noch dir viel Spaß und eine gute Zeit in der Slowakei zu wünschen.
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