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Projekt 70.3: Wieso ich trotz OP und einjähriger Laufpause optimistisch bin

Gut drei Monate ist es her, als ich das letzte Update zum Projekt 70.3 veröffentlicht habe. Damals war klar, dass ich aufgrund einer Sprunggelenksverletzung nicht am Ironman 70.3 in Erkner teilnehmen würde. Ein großer Schock für mich, zumal ich mich bis dahin perfekt auf die langersehnte Mitteldistanz vorbereitet hatte. Nun die nächste Hiobsbotschaft: Das Sprunggelenk muss im kommenden Jahr operiert werden. Warum ich das Projekt trotz einjähriger Laufpause nicht ad acta lege und wie es nun weitergeht, verrate ich dir in diesem Update.

Am 11. September sollte der Startschuss für meinen ersten Ironman 70.3 fallen. Auf die Mitteldistanz in Erkner hatte ich mich viele Monate vorbereitet – wäre da nur nicht die Verletzung am Sprunggelenk gewesen, die ich mir vor gut einem Jahr zugezogen hatte.

Wer nicht hören will, muss fühlen!

Anstatt das Sprunggelenk zu schonen oder zum Arzt zu gehen, habe ich über den Schmerz trainiert. Einige Monate später ging ich dann doch zum Arzt, um langfristige Folgen auszuschließen. Die Diagnose: Ein mittlerer Knorpelschaden.

Mitfiebern aus der Ferne beim Ironman 70.3 in Erkner

Ich war also gezwungen einem guten Freund, den ich im Sportmanagement-Studium kennengelernt habe und mit dem ich die Teilnahme beim Ironman 70.3 in Erkner geplant hatte, aus der Ferne zuzujubeln: vom Sofa aus mit starrem Blick auf mein Smartphone. Die einzige Bewegung spielte sich in meinem Daumen ab, der regelmäßig auf Aktualisieren klickte.

Meine Stimmung war zu Beginn des – für mich – virtuellen Rennens getrübt. Eigentlich sollte ich früh morgens in den Dämeritzsee springen, um 1,9 Kilometer durchs kühle Nass zu schwimmen. Anschließend wäre ich 90 Kilometer durch die Seenlandschaft von Brandenburg geradelt, um kurz danach beim Halbmarathon mehrmals durchs Zentrum von Erkner zu laufen.

Hätte, Wenn und Aber – alles nur Gelaber.

Trotz meiner Absage hatte ich kurz nach dem virtuellen Startschuss großen Spaß daran, meinem Triathlon-Buddy vom Sofa aus anzufeuern. Das lag unter anderem an den großartigen Zwischenzeiten, die er beim Schwimmen und auf dem Rad auf meinen Bildschirm zauberte. Als er anschließend den Lauf in einer Pace von unter fünf Minuten durchzog und er nach 70,3 Meilen in etwas mehr als fünf Stunden im Ziel ankam, kannte meine Freude keine Grenzen mehr.

Auch mein Zieleinlauf bei einer Mitteldistanz würde irgendwann kommen, da war ich mir sicher. Aber erst einmal standen andere im Fokus und die hatten das Rampenlicht mehr als verdient. Herzlichen Glückwunsch an alle Finisher!

Kein Weg an der OP vorbei – Fortsetzung der Leidenszeit

Am 23. Juli absolvierte ich meine letzte Laufeinheit. Das ist mittlerweile mehr als vier Monate her. Wann ich zuletzt eine so lange Laufpause hatte? Ich kann es dir nicht sagen, aber es muss viele Jahre her sein, vielleicht sogar mehr als zwei Jahrzehnte.

Nachdem ich letztmalig meine Laufschuhe am Fuß hatte, war ich sechs Wochen auf Krücken unterwegs. Im Anschluss hatte ich Physiotherapie verschrieben bekommen. Eine Freundin nahm sich mir an, trainierte mit mir gezielt die kleinen Muskeln im Fuß, trieb mir falsche Bewegungsmuster aus und suchte fleißig nach Triggerpunkten in der Wade. Maßnahmen, die dazu führten, dass ich wieder mehr Vertrauen in mein Sprunggelenk bekam.

Die Ergebnisse der zweiten Magnetresonanztomographie zeigten ebenfalls eine Verbesserung: das ausgedehnte Knochenmarködem hatte sich etwas zurückgezogen und die von mir so sehr gefürchtete Osteonekrose wurde komplett ausgeschlossen. Insbesondere letztere Diagnose war eine große Erleichterung, obwohl der Knorpelschaden im Talus und eine damit einhergehende Durchblutungsstörung weiterhin Bestand hatten. Die logische Folge: Belastende Sportarten, wie zum Beispiel Laufen, waren ein No-Go, gelenkschonende Aktivitäten dagegen erlaubt.

Um erneute Maßnahmen einzuleiten, wurde ich an die Fußchirurgie in Bad Neustadt überwiesen. Hier nahm sich der Arzt viel Zeit für mich, um langfristige Schäden am Sprunggelenk auszuschließen. Er stellte mich vor die Wahl, meine Verletzung konservativ behandeln oder mich operieren zu lassen. Ein operativer Eingriff wäre erfolgsversprechender und würde eine kürzere “Leidenszeit” bis zur vollen Belastung nach sich ziehen.

Natürlich sollten Operationen weitgehend vermieden werden, doch aufgrund von Besuchen bei drei unterschiedlichen Ärzten und der Empfehlung des Schwagers eines guten Freundes (Chirurg) erschien mir diese Option als die einzig logische. Im Klartext bedeutet das:

  1. Kommenden Februar wird eine Mikrofrakturierung durchgeführt. Hierbei werden der Knochenoberfläche bewusst kleine Verletzungen zugeführt, um die Durchblutung anzuregen und die Bildung eines Ersatzknorpels anzuregen.
  2. Wird während der Arthroskopie festgestellt, dass größere Teile des Knorpels defekt sind, so wird der Defekt mit einer Kollagenmembran abgedeckt. Das Verfahren nennt sich autologe matrixinduzierten Chrondrogenese, kurz AMIC.

Egal, ob eine Mikrofrakturierung oder das AMIC-Verfahren durchgeführt wird, bleibt die Dauer des Ausfalls die gleiche. Nach der Operation werde ich sechs Wochen mit Gehhilfen laufen. Das Sprunggelenk darf kaum belastet, soll aber dennoch durch leichtes Auftreten, bewegt werden.

In den ersten drei Monaten sind ausschließlich geringe Krafteinwirkungen auf das Sprunggelenk erlaubt. Im Anschluss wird Schwimmen und Radfahren möglich sein. Hier gilt es die allgemeine Bewegung zu fördern und – in meinem Fall – die Ausdauer aufzubauen. Eventuell muss ich dann doch wieder auf den Rollentrainer zurückgreifen. Im vergangenen Jahr hatte ich noch dazu plädiert, lieber draußen zu fahren.

Erste Laufrunden werde ich leider nach sechs Monaten drehen können. Erst dann darf ich das Sprunggelenk wieder voll belasten. Mit der bisherigen Ausfallzeit bedeutet dies eine Laufpause von insgesamt einem Jahr. Verrückt, oder?

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Das Training geht weiter: Meine Einheiten im November

Die Verletzung an meinem Sprunggelenk führte dazu, dass ich mein Training enorm einschränken musste. Auch fehlte mir ein klares Ziel, auf das ich hintrainieren konnte.

Die reduzierten Trainingseinheiten hatten gar einen Gewichtsverlust von knapp fünf Kilogramm zur Folge, obwohl mein Süßigkeiten-Konsum stark anstieg. Eigentlich dachte ich, die Verletzung würde dazu führen, dass ich ein kleines Bäuchlein beziehungsweise Gewicht ansetzen würde. Weit gefehlt, denn zuerst war der Körper damit beschäftigt Muskulatur abzubauen, vor allem in den Beinen.

Ganz ohne Training ging es im November dennoch nicht. Es fällt mir unheimlich schwer die Füße still zu halten und nichts zu tun. Sport gehört zu meinem Alltag und ist ein fester Bestandteil meines Lebens. Daher kam ich als “Verletzter” im November immerhin auf 20 Trainingseinheiten.

Sieben Trainingseinheiten saß ich auf dem Rennrad beziehungsweise Ergometer ab. Da ich meine Freundin mehrere Wochen in Tirol besuchte und sich der Herbst von seiner schönsten Seite zeigte, genoss ich drei wunderbare Ausfahrten in Axams sowie in Obsteig. Meine Freundin war auch diejenige, die mich neben meinen entspannten Fitnessstudio-Sessions zu den überaus anstrengenden Workouts von Caroline Girvan überredete.

Alles zusammengerechnet kam ich vergangenen Monat auf 20 Trainingseinheiten. Damit bin ich absolut zufrieden, zumal ich durch die eben genannten Workouts an Muskelpartien arbeitete, von denen ich gar nicht wusste, dass sie existierten.

Dass ich im November kein einziges Mal im Schwimmbad war, ist eine Enttäuschung. Schwimmen ist genau der Sport, der für mich problemlos durchführbar gewesen wäre und der von meinem Arzt uneingeschränkt empfohlen wurde. Zudem gibt es in der ersten Disziplin beim Triathlon den meisten Nachholbedarf.


Hier ein Überblick, wie mein Training im November ausgesehen hat:

  • Schwimmen: 0 km
  • Radfahren: 176 km (7 Einheiten)
  • Laufen: 0 km
  • Kraft und Mobilisation: 10:23 Stunden (13 Einheiten)

Gestehen muss ich, dass ich Ende November sogar auf Ski unterwegs war. Das Ski-Opening in Axams mit zahlreichen Skitests konnte ich mir einfach nicht nehmen lassen. Zu sehr imponieren mir die verschneite Bergwelt und die rasanten Abfahrten.

Glücklicherweise war mein Sprunggelenk so fest im Schuh eingepackt, dass es keine Umknickgefahr gab. Auch Stößen durch Hügel oder Eis hielt es Stand, sodass ich im Nachhinein keine Schmerzen hatte. Ob der Skitag förderlich für meine Regeneration war, wage ich zu bezweifeln.

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Purer Optimismus: Die ersten Teilnahmen für 2023 sind fix

Natürlich gibt die Operation Anfang Februar 2023 keinen Grund zur Freude, allerdings stimmt sie mich sehr zuversichtlich und ich sehe sie als einen wichtigen Meilenstein für eine rosige und schmerzfreie Zukunft. Der operative Eingriff wird mich einige Monate außer Gefecht setzen – langfristig betrachtet ist die Entscheidung jedoch genau die richtige.

Ich will auch noch in 20 Jahren meine Laufrunden drehen, an Triathlons teilnehmen und die schönsten Gegenden der Welt erwandern. Da nehme ich ein (zusätzliches) halbes Jahr Pause gerne in Kauf.

Schwer fällt es mir dagegen, wenn Freunde ihre Wettkampf-Teilnahmen für das kommende Jahr festlegen, ich Werbung für aufregende Trailruns in den Alpen zugespielt bekomme oder wenn ich nächsten Sommer keinen anspruchsvollen Berggipfel erklimmen kann. Trotzdem: Ich bleibe positiv.

Ich weiß, dass ich bei meinem behandelnden Arzt und meiner Physiotherapeutin in besten Händen bin. Zudem gibt es keinen Druck, frühestmöglich wieder Höchstleistungen zu vollbringen. Ich muss schließlich niemandem etwas beweisen. Einzig und allein die Genesung zählt.

Ganz will und kann ich auf die Teilnahme an Wettkämpfen im kommenden Jahr nicht verzichten. Daher habe ich mich im Freundeskreis als Staffel-Schwimmer angeboten und prompt haben einige zugesagt, sogar absolute Triathlon-Neulinge.

Wie du weißt ist Schwimmen nicht gerade meine große Liebe, aber ich lechze schlichtweg danach ins kühle Nass zu springen und wieder ein Teil des großen Ganzen zu sein.

2023 werde ich demnach in einer Staffel beim Frankfurt City Triathlon (Distanz steht noch nicht fest) sowie beim kultigen Allgäu Triathlon über die Mitteldistanz starten. Das Projekt 70.3 wird im kommenden Jahr also erneut angegangen, wenn auch in einem anderen Format.

Läuft bei der Genesung alles glatt und halte ich geduldig die Füße still, werde ich im September ganz ohne Druck bei der Sprint-Distanz in Alzenau am Start sein und mein Comeback feiern. Für viele ist Alzenau der alljährliche Saisonabschluss, für mich wird es der Neustart sein, auf den ich mich jetzt schon unheimlich freue.

Der Weg bis zur Ziellinie im Prischoß-Stadion wird lang werden. Aber er wird von Erfolg gekrönt sein, da bin ich mir ganz sicher. Dich werde ich natürlich weiter auf dem Laufenden halten. Und 2024 geht´s dann wieder in die Vollen!

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Daniel

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