Fünf Dinge, die du in Tulum nicht tun solltest

Gastbeitrag von Corinna Hiss

Tulum an der Riviera Maya in Mexiko – an diesem Ort wurde wohl der Begriff „instagramable“ geboren. Überall laden dich „I love Tulum“-Schilder dazu ein, einen Schnappschuss für dein Online-Portfolio zu schießen. Natürlich ist Tulum zurecht bei Touristen beliebt: Hier findest du die wohl einzige Maya-Ausgrabungsstätte direkt am Meer, die Ruinen von Coba sind nur eine kleine Busfahrt entfernt und unzählige Cenoten laden dazu ein, dass du dich ins kühle Nass stürzt. Das Internet spuckt viele Artikel darüber aus, was du in Tulum alles erleben kannst. Damit dein Aufenthalt dort gelingen wird, verrät dir Co-Autorin Corinna Hiss, was du dort auf keinen Fall tun solltest.

1. Geld abheben

Tulum Pueblo war der letzte Ort auf unserer Reise und da wir auch immer viel mit Kreditkarte bezahlt hatten, wollten wir bis zuletzt warten, um unsere Vorräte an Bargeld aufzustocken. Schließlich sollte am Ende nicht zu viel oder zu wenig Geld übrig sein. Auch wussten wir vorher nicht, ob man in Tulum einen Roller bar oder mit Kreditkarte zu bezahlen hat. Kleiner Hinweis: in bar – auch die Kaution. Wir konnten unseren Anbieter davon überzeugen, diese in Euro zu hinterlassen, um nicht am Ende auf einem Haufen Pesos zu sitzen.

An unserem ersten Abend im Ort machten wir uns also auf die Suche nach einem Bankautomaten. Eine Santander-Bank, bei der in Cancun die Automatengebühr pro Abhebung nur 30 Pesos gekostet hatte, lag jedoch zu weit außerhalb, um sie gut zu Fuß zu erreichen. Die einzige Bank im Zentrum Ecke Av. Tulum/ Av. Satelite war eine Scotiabank – und nachdem wir dort aufgrund des großen Andrangs erstmal 20 Minuten angestanden waren, fiel uns die Kinnlade herunter, als satte 100 Pesos Gebühr verlangt wurden!

Leider brauchten wir das Geld, sodass wir zähneknirschend abhoben. Schaut also, dass ihr euer Bargeld lieber woanders ganz in Ruhe holt, als auf den letzten Drücker in Tulum bei langen Warteschlangen und hohen Gebühren.

2. Eine geführte Tour nach Akumal buchen

Das 25 Kilometer entfernte Akumal ist berühmt dafür, dass am Morgen Riesenschildkröten nah ans Ufer schwimmen und Seegras vom Meeresboden futtern. Diese niedlichen Tiere schnorchelnd bei ihrem Frühstück zu beobachten, ist eines der schönsten Erfahrungen, die wir in Mexiko gemacht haben.

Der Strand selbst kostet 120 Pesos pro Person Eintritt. Innen kannst du entweder eine Schnorcheltour mit einem Guide buchen, oder du steigst etwas weiter rechts am Strand einfach selbst ins Wasser und kannst mit etwas Glück auch die ein oder andere Schildkröte sehen. Wir waren nun zum zweiten Mal dort und wurden jedes Mal auf eigene Faust fündig. Das Übernachtungsangebot in Akumal ist dürftig, das Geld für einen geführten Halbtagesausflug kannst du dir jedoch getrost sparen.

Von Tulum fahren regelmäßig sogenannte Collektivos, Minivans, in Richtung Playa del Carmen, die überall dort halten, wo es gewünscht ist, so auch in Akumal. Von der Hauptstraße musst du dann allerdings noch einen guten Kilometer zum Strand laufen. Wir haben uns daher einen Roller in Tulum gemietet und sind die Strecke einfach selbst gefahren. Der Vorteil: Du bist völlig flexibel. Wir fuhren gleich morgens früh nach Sonnenaufgang los, sodass auf der autobahnähnlichen Straße noch wenig Verkehr war. Nach gut einer halben Stunde Fahrt waren wir da und konnten bis vor den Strandeingang fahren und dort auch kostenlos den Roller abstellen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass du Wertsachen und Handy abgeschlossen im Roller lassen kannst, während du schnorchelst. Nachdem du nämlich den Eintritt für den Strand gezahlt hast, bekommst du ein Bändchen, das dir an dem Tag unlimitierten Zugang verschafft. Wir gingen daher nach dem morgendlichen Schnorchelgang erst einmal im benachbarten Turtle Bay Café frühstücken, um anschließend gestärkt erneut am Strand zu entspannen.

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Am Morgen ist es in Akumal am Strand noch herrlich ruhig. Dann ist die beste Zeit, um Schildkröten zu beobachten.

3. Die authentische Küche vergessen

Pasta, Pizza, Steak, Matcha Latte: Rund um die Hauptstraße in Tulum Pueblo findest du viele leckere Restaurants und Cafés, die alles auf der Speisekarte haben außer authentische mexikanische Küche. Genau diese solltest du aber nicht vergessen, wenn du in Tulum Pueblo wohnst – immerhin gibt es hier im Gegensatz zu Tulum Beach noch viele Einheimische, die den Ort ihr Zuhause nennen.

So werden an der Ecke Av. Satelite/ Calle 2 Pte jeden Abend am Stand Burro Tulum die wohl leckersten Burritos der Welt auf dem Holzkohlegrill zubereitet. Der Besitzer schneidet Fleisch und Gemüse frisch zu, seine Frau mixt die Salsasoßen. Da der Stand beliebt ist und hier alles gemütlich zugeht, solltest du etwas Zeit mitbringen. Ein Burrito ist mit rund 150 Pesos zwar nicht komplett billig, er macht dich aber hundertprozentig satt.

Nicht weit davon entfernt an der Ecke Centauro Norte/ Calle Polar bekommst du in einem Innenhof auf Plastikstühlen für läppische 20 Pesos das Stück Tamale serviert, ein in Maisblätter eingewickeltes Nationalgericht der Mexikaner, das stark an italienische Polenta erinnert.

Für einen günstigen Mittagstisch kann ich die Cocina del Pueblo an der Ecke Calle Osiris Sur/ Neptuno Ote empfehlen. Hier speisen Nachbarn und Bauarbeiter neben einer Wäscherei und es kann garantiert keiner Englisch. Mit meinen rudimentären Spanischkenntnissen zeigte ich einfach auf ein paar dampfende Töpfe und bekam vorzügliche Hühner-Nudelsuppe sowie mit Hackfleisch, Bohnen und Gemüse gefüllte Tortillafladen vorgesetzt, und das alles für 60 Pesos.

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Speisen neben der Waschmaschine und zwischen Bauarbeitern: Das richtige mexikanische Leben spielt sich in der Cocina del Pueblo ab.

4. Beim Cenoten-Hopping alle Süßwasserhöhlen in der Umgebung abklappern

Vermutlich gibt es nirgends sonst so viele Cenoten auf einem Fleck als rund um Tulum. Cenoten, das sind diese für Mexiko einzigartigen Süßwasserhöhlen. Keine ähnelt der anderen und daher ist die Verlockung groß, so viele wie möglich zu besuchen. Als meine Freundin vor ein paar Jahren in Mexiko war, startete sie ein richtiges Cenoten-Hopping.

Leider haben die Mexikaner die Goldgrube durch diese Naturwunder entdeckt: Die Eintrittspreise haben es mittlerweile in sich. Für die wohl berühmteste Gran Cenote werden Gebühren in Höhe von 500 Pesos pro Person verlangt, was einfach nur Wucher ist. Ich entschied mich daher für die weiter außerhalb gelegene Cenote Carwash, die 200 Pesos pro Person kostete (wer Drohnenaufnahmen machen möchte, muss weitere 150 Pesos zahlen). In dieser Cenote kannst du von einem Turm ins Wasser springen und mit der Schnorchelmaske die Unterwasserlianen und ein paar Fische beobachten. Uns hat es gut dort gefallen und morgens um halb zehn waren wir fast alleine dort.

Auch die Cenote Calavera mit ähnlichen Preisen ist zu empfehlen. Highlight dort: Du kannst durch ein enges Loch in eine Fledermaushöhle springen oder an einem Seil in der Cenote posieren. Ich empfehle, sich einige wenige besondere Cenoten herauszupicken, statt alle sehen zu wollen, denn das geht ganz schön ins Geld.

Außerdem ist leider nicht jede Cenote sehenswert, wie wir schmerzlich feststellen mussten. Die Cenote Zakil-Ha beispielsweise verlangte ebenfalls 200 Pesos Eintritt für ein unspektakuläres Mini-Wasserloch und einen Pool mit gesperrter Rutsche. Über die Gran Cenote kann ich nichts sagen, da ich nicht gewillt war, so hohe Eintrittspreise zu akzeptieren.

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Die Cenote Carwash mit seiner klaren Unterwasserwelt und einem Sprungturm ist sein Geld wert.

5. Zu viel von Tulum Beach erwarten

Wer Geld hat und sich sehen lassen will, der bucht eine Unterkunft in Tulum Beach. Die Preise sind um einiges teurer als in Tulum Pueblo und neben schicken Strandbungalows ist dort auch das Glamping („glamorous camping“) beliebt. Doch mal im Ernst: Mehr als hochgezüchtete Häuser inmitten von Palmen ist Tulum Beach nicht. Dafür, dass am Straßenrand in Boutiquen teure weiße Häkelkleidchen angepriesen werden und es am Food Truck an der Hauptstraße japanische Poké Bowls für mehr Geld als auf der Frankfurter Zeil gibt, ist die Straße in einem miserablen Zustand und erinnert mehr an Baugrube als an Hipster-Location.

Das Instragram-bekannte Schild „follow that dream“ vor der Boutique Lolita Lolita Tulum ist einfach nur ein oller grüner Wegweiser ins Nirgendwo ohne Sinn und Zweck. Den Strand sucht man außerdem erstmal vergeblich: Es gibt weit und breit keinen öffentlichen Zugang.

Ein netter Security-Mitarbeiter am Hotel Sanara Tulum ließ uns schließlich durchs Privatgelände. Der Strand selbst ist dann zwar wirklich schön – palmenumsäumt, weißer Sand und sanfte Wellen – aber wenn du es authentischer und entspannter magst und gerne von Einheimischen umgeben bist, dann nutze den öffentlichen Strand Playa Mirador oder genieße eine lange Strandwanderung nördlich von Tulum Beach vom Playa Paraiso zum Playa Santa Fe. Von dort hast du auch einen tollen Blick auf die Maya Ruinen.

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Tulum Beach ist auch nicht viel mehr als ein paar Palmen und ein langer Privatstrand.

Tipps

Von Cancun Flughafen kannst du mit dem ADO Bus für 330 Pesos pro Person direkt nach Tulum Pueblo fahren. Auch von Playa del Carmen gibt es zahlreiche, günstige Verbindungen. Übernachtet habe ich im Casa Alemendo und kann dies uneingeschränkt weiterempfehlen. Besonders toll ist die Dachterrasse, von wo aus du in der Hängematte den Sonnenuntergang über dem Ort genießen kannst. Wir waren fünf Übernachtungen dort und haben uns für die gesamte Zeit von vier ganzen Tagen für 1.500 Pesos einen Roller gemietet, um mobil zu sein.


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Über die Autorin Corinna Hiss

Hallo, ich bin Corinna, schön, dass du meinen Gastbeitrag gelesen hast! Ich habe Publizistik studiert und war einige Jahre als Reiseredakteurin unterwegs. Aktuell arbeite ich im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Beim Rucksackträger teile ich regelmäßig Erfahrungen meiner Reisen. Mehr Impressionen findest du auch bei Instagram unter rinni_auf_reisen.

Bilder: Corinna Hiss

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