Authentisch, günstig, pünktlich: So funktioniert Busreisen in Yucatán

Gastbeitrag von Corinna Hiss

Es gibt Länder wie die USA oder Australien, die eignen sich perfekt für einen Mietwagen-Roadtrip. Bei meinem ersten Besuch in Mexiko habe ich mich allerdings für Busfahren entschieden – und es nicht bereut. Mit ein paar Kniffen kommst du speziell auf der Yucatán-Halbinsel ganz easy von A nach B.

Zugegeben, während meiner dreiwöchigen Rundreise durch das Land der Maya gab es eine Situation, in der ich mir ein Auto gewünscht hätte. Ich war von meinem letzten Hotel beim Weltwunder Chichén Itzá – die bekannteste und überlaufendste Maya-Ruine in Mexiko – netterweise ein paar Kilometer zur Cenote Ik Kil gefahren worden. Von dort sollte es weiter gehen nach Valladolid.

Und da stand ich: Mit Gepäck beladen an der Hauptstraße und wartete, dass der Bus, von dem ich wusste, dass er fuhr, jedoch nicht wann, vorbeikommen und mich aufgabeln würde. Taxis, die für die 40 Kilometer von Ik Kil nach Valladolid umgerechnet 20 Euro verlangten, ignorierte ich. Am Ende wartete ich eine Stunde lang. Als der Bus dann kam, zahlte ich 30 Pesos – nicht mal 1,50 Euro.

Mit einem Mietauto hätte ich mir die Warterei sparen können. Vor den meisten Cenoten gibt es genügend Parkplätze und die Straßen in Yucatán sind wenig befahren, meist schnurzgerade und in einem guten Zustand. Einzig vor den Topes, den tückischen Schwellen, die nur mit Schrittgeschwindigkeit überfahren werden können, ohne dass die Radachse bricht, sollte man sich hüten.

Klingt doch eigentlich nach einem Autoparadies – aber nicht in Playa del Carmen, Tulum oder Mérida, wo es wenig kostenfreie Parkplätze gibt. Auch die Militär-Checkpoints, die man in Yucatán bisweilen passieren muss, hätten mich als Tourist mit nur rudimentären Spanischkenntnissen eingeschüchtert. Ich habe die Mexikaner zwar als äußerst freundliches Volk kennengelernt, aber an solch einer Mautstation hätte man mir ohne weiteres Unsummen von Geld abknöpfen, ohne dass ich mich hätte wehren können.

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Busfahren in Mexiko ist kinderleicht.

Und genau das ist es, was Busfahren in Mexiko so entspannt macht. Man steigt ein, muss sich nicht um die Route kümmern, und kommt nach ein paar Netflix-Folgen auf dem eigenen Tablet am Ziel an. Das Zauberwort hierbei ist: ADO. So heißt das mexikanische Busunternehmen, das auf der Yucatán-Halbinsel und im ganzen Land ein breites Streckennetz betreibt.

Die roten Busse, die von der Größe mit deutschen Reisebussen zu vergleichen sind, haben einen riesigen Stauraum für Gepäck und fahren sehr pünktlich. ADO-Stationen gibt es in jeder größeren oder touristischen Stadt, in Cancun hält der Bus sogar am Flughafen, in der Innenstadt (Pueblo) und an den Strandhotels (Zona Hotelera).

Vor meiner Reise wollte ich mich im Internet gerne über die Abfahrten und Ankünfte der Busse informieren. Hier gibt die Seite www.busbud.com zwar einen ersten Überblick, in Wirklichkeit existieren aber noch viel mehr Verbindungen. Aufgrund dieser großen Auswahl ist es daher völlig ausreichend, Bustickets nicht vorab, sondern direkt vor Ort an der ADO-Station zu kaufen.

Vermutlich kann man am selben Tag ein Ticket besorgen und seine Reise antreten. Ich habe meist bei Ankunft meine Weiterfahrt gebucht, sodass ich mir während des Aufenthalts keinen Stress mehr machen musste. Ein bisschen Zeit solltest du nämlich einplanen, da die Busse bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt sind und es am Schalter auch mal zu Wartezeiten kommen kann.

Hier noch ein praktischer Tipp: Wer wie ich nicht gut Spanisch kann, der sollte einfach seine Zieldestination und das gewünschte Datum auf einen Zettel schreiben und es den Mitarbeitern hinhalten.

So vermeidest du sprachliche Missverständnisse und bekommst sofort alle Fahrten am gewünschten Tag angezeigt und kannst dir dann eine Uhrzeit aussuchen. Manchmal war es möglich, mit Kreditkarte zu zahlen, meist wurde aber nur Bargeld angenommen. Denke also immer daran, genügend Pesos dabei zu haben.

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Die Busse von ADO, Mayab und Oriente fahren alle von der ADO-Station ab.

Die meisten Touristen – auch Backpacker – fahren mit den ADO-Bussen erster Klasse. Dort ähneln die Sitze Kinosesseln. Für mich hat die erste Klasse aber, so bequem sie auch sein mag, zwei gravierende Nachteile:

  • In der Regel ist die Klimaanlage so kalt gedreht, dass ich nach einer dreieinhalbstündigen Fahrt von Tulum nach Bacalar selbst mit Weste und Schal zum Eisklotz erstarrt bin.
  • Zum anderen schaltet der Busfahrer immer einen Film an, der über mehrere Bildschirme flimmert. Die spanischen Cartoons, die durch den gesamten Bus schallen und die man nicht versteht, empfand ich als äußerst nervig. Und so habe ich die zweite Klasse für mich entdeckt.

Zugegeben: Gerne zeigen die ADO-Mitarbeiter einem die Zweite-Klasse-Verbindungen nicht. Ich selbst habe sie erst angeboten bekommen, als ich auf der Suche nach der passenden Abfahrtsuhrzeit verzweifelt „otras horas?“ fragte und auf einmal einen ganzen Schlag weiterer Verbindungen präsentiert bekam. Die Busse zweiter Klasse gehören nämlich nicht ADO, sondern den Unternehmen Mayab und Oriente. Der Pünktlichkeit und Sicherheit tut dies aber keinen Abbruch, einzig die Sitze sind weniger kinosesselähnlich. Ist aber überhaupt nicht schlimm.

Die Zweiter-Klasse-Busse haben mehrere Vorteile: Zum einen sind sie wesentlich günstiger, zum anderen läuft kein Film und auch die Klimaanlage ist meist nicht so aufgedreht. An der Ausstattung mangelt es hingegen nicht. So gibt es beispielsweise oft USB-Anschlüsse über jedem Sitz.

Der Nachteil der Verbindungen ist, dass sie ein wenig länger dauern. Man fährt nämlich nicht immer nur über die Hauptstraße, sondern passiert auf Parallelstraßen die kleinen Dörfer. Wer das authentische Yucatán abseits der Touristenpfade kennenlernen möchte, der ist hier genau richtig!

Ich sah Schulklassen ein- und aussteigen, Kinder auf Dorfplätzen kicken, alte Opas auf ihren Bänken vor ihren einfachen Wellblechhütten sitzen und Straßenmusiker, die mit ihrer Gitarre in den Nachbarort weiterzogen. Auch wenn ich in den Dörfern nicht verweilte, sondern sie nur durchfuhr, so hatte ich mehr denn je das Gefühl, mittendrin zu sein im wahren mexikanischen Leben, das nicht nur aus Sombreros, Tacos und Mojitos besteht.

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Busverbindungen ab Chiquila.

Abschließend hier noch ein Überblick zu den Busverbindungen und ihren Preise (Stand: November 2019):

  • ADO Bus von Cancun Flughafen nach Cancun Pueblo: 88 Pesos
  • ADO Bus von Cancun Pueblo nach Playa del Carmen: 80 Pesos (z.B. Abfahrt 10.15 Uhr)
  • Mayab Bus von Tulum nach Coba: 50 Pesos (z.B. Abfahrt 11.15 Uhr)
  • ADO Bus von Tulum nach Bacalar: 278 Pesos (z.B. Abfahrt 12.05 Uhr)
  • Mayab Bus von Bacalar nach Valladolid: 215 Pesos (z.B. Abfahrt 7.55 Uhr)
  • ADO Bus von Valladolid nach Mérida: 145 Pesos (z.B. Abfahrt 11.10 Uhr)
  • Mayab Bus von Mérida nach Chichen Itzà: 110 Pesos (z.B. Abfahrt 10 Uhr)
  • ADO Bus von Valladolid nach Chiquila (Holbox): 201 Pesos (einzige Abfahrt täglich um 9.50 Uhr)
  • Mayab Bus von Chiquila nach Cancun: 220 Pesos (Abfahrt z.B. 14.15 Uhr)

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Über die Autorin Corinna Hiss

Hallo, ich bin Corinna, schön, dass du meinen Gastbeitrag gelesen hast! Ich habe Publizistik studiert und war einige Jahre als Reiseredakteurin unterwegs. Aktuell arbeite ich im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. Beim Rucksackträger teile ich regelmäßig Erfahrungen meiner Reisen. Mehr Impressionen findest du auch bei Instagram unter rinni_auf_reisen.

Fotos: Corinna Hiss

2 Gedanken zu „Authentisch, günstig, pünktlich: So funktioniert Busreisen in Yucatán“

  1. Verrückt, dass auf den Busreisen dort überhaupt zwischen 1. und 2. Klasse unterschieden wird. Ich finde, es ist wahnsinnige Energieverschwendung, die Klimaanlage so kalt einzustellen. Ich hätte mich auch für die 2. Klasse entschieden.

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    • Hallo Tonia,

      was die Klimaanlage betrifft, kann ich es bis heute nicht verstehen, warum die stets auf Kühlschrank-Temperatur gedreht wird. In Südostasien ist es leider ganz ähnlich. Daher habe ich stets einen Kapuzenpulli und ein Halstuch dabei.

      Viele Grüße, Daniel.

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