Bist du auf der Suche nach einer mehrtägigen Graveltour, die landschaftlich alles zu bieten hat? Dann solltest du den Alpe Adria Radweg ganz oben auf deine Must-do-Liste schreiben, denn hier vermischt sich Alpenflair mit Strandfeeling. Mit der Strecke von Villach bis Grado habe ich mir den italienischen Teil herausgepickt und die offizielle Route um den Rückweg über Slowenien erweitert. Daraus entstand eine abwechslungsreiche 7-Tages-Tour, die ich dir in diesem Beitrag im Detail vorstelle.
Der Alpe Adria Radweg ist ein ausgezeichnet ausgebauter Fahrradweg, der über 414 Kilometer von Salzburg nach Grado führt. Entlang der Strecke kommst du an Städten wie Hallein, Villach und Udine vorbei, nur um die bekanntesten Städte zu nennen. Dazwischen gibt es viele weitere Highlights, die garantiert keine Langeweile aufkommen lassen.
Hier findest du die einzelnen Etappen des offiziellen Alpe Adria Radwegs:
- Etappe 1: Salzburg – Bischofshofen (56,02 km)
- Etappe 2: Bischofshofen – Bad Gastein (51,6 km)
- Etappe 3: Bad Gastein/Mallnitz – Spittal/Drau (58,85 km)
- Etappe 4: Spittal/Drau – Villach (39,09 km)
- Etappe 5: Villach – Tarvisio (37,19 km)
- Etappe 6: Tarvisio – Venzone (63,58 km)
- Etappe 7: Venzone – Udine (52,10 km)
- Etappe 8: Udine – Grado (52,96 km)
Alpe Adria Radweg mit Fokus auf Italien und Slowenien
Bei der Graveltour, die ich mit einem guten Freund angetreten bin, haben wir den österreichischen Teil der beliebten Radtour ausgelassen, da wir diesen bereits kannten. Zudem bevorzugten wir eine Rundtour – mit gleichem Start und Ziel.
Ein weiteres Argument für Slowenien: Schon vor einigen Jahren haben mich der Triglav-Nationalpark und die Julischen Alpen in ihren Bann gezogen, sodass ich mich immer wieder gerne zu neuen Abenteuern in Slowenien aufmache.
Von Villach führte unsere angepasste 7-Tages-Tour daher zuerst nach Italien mit Übernachtungen in Tarvisio und Grado. Im Anschluss standen auf der slowenischen Seite Nova Gorica, Podbrdo, Bohinjska Bistrica und Kranjska Gora auf dem Programm.
Tipps zur Planung der Übernachtungen
Hast du Zelt und Schlafsack dabei, bist du flexibel. Auf eine gewisse Flexibilität musst du aber auch beim Nächtigen in Unterkünften nicht verzichten. So hatten wir die Gesamtstrecke zwar vorab geplant, uns aber immer erst beim Mittagessen überlegt, wie weit wir am jeweiligen Tag noch fahren wollen. Gebucht wurde dann spontan bei booking.com.
Die einzelnen Etappen der 7-tägigen Graveltour nach Grado und zurück
Was die Landschaft und die einzelnen Streckenabschnitte betrifft, kann ich dir unsere Graveltour absolut empfehlen. Du solltest diese allerdings deiner Fitness und Ausdauer anpassen, da einige Etappen aufgrund ihrer Länge oder Höhenmeter ziemlich fordernd sein können.
Meine Empfehlung: Plane dir einen oder zwei Zusatztage zur Erholung, für schlechtes Wetter oder zum Entspannen beim Meer ein.
Was die Ausrüstung betrifft, kam ich mit einem Frontloader und einer Satteltasche von Ortlieb sowie einem Midloader von Topeak sehr gut aus. Dazu hatte ich zwei Flaschenhalter und eine Fahrradpumpe am Rahmen befestigt.
Tag 1 – Von Villach nach Tarvisio: Lockeres Einrollen mit Alpenpanorama
Länge: 35,2 Kilometer
Anstieg: 430 Höhenmeter
Dauer: 2:11 Stunden
Schwierigkeit: ★☆☆☆☆
Streckendetails: Komoot
Unterkunft: Hotel International
Am ersten Tag besteht die Kunst darin, nach Villach zu kommen. In der Regel klappt dies mit dem Zug, von Innsbruck oder Salzburg kommend, sehr gut. Du solltest nur daran denken, früh genug zu buchen, denn gerade die Radtickets sind nur begrenzt erhältlich.
Im sehenswerten Zentrum von Villach kannst du dich nochmal mit Proviant eindecken, bevor du raus aus der Stadt zum Flussradweg radelst. Für einige Kilometer kannst du auf dem Schotter entlang der Gail ordentlich Gas geben, denn Strecke lädt regelrecht dazu ein, in die Pedale zu treten.
Nach insgesamt elf Kilometern führt dich der Radweg über eine Brücke auf die andere Flussseite. Von da an geht es parallel zur Hauptstraße auf gut ausgebauten Fahrradwegen mit tollen Blicken auf die imposante Bergwelt über den verwaisten Grenzübergang nach Italien.
Ziel des ersten Tages ist Tarvisio – ein Ort, der wie ein mondäner Skiort der 1990er Jahre wirkt. Er liegt im Dreiländereck, umgeben von den Karnischen Alpen, den Julischen Alpen und den Karawanken. Obwohl sich Tarvisio bei unserer Ankunft in einem vermeintlichen Sommerschlaf befand, lässt es sich hier sehr gut aushalten.
Tag 2 – Von Tarvisio nach Grado: Das Meer ruft
Länge: 157 Kilometer
Anstieg: 340 Höhenmeter
Dauer: 8:26 Stunden
Schwierigkeit: ★★★★★
Streckendetails: Komoot
Unterkunft: Hotel Alla città di Trieste
Nach dem lockeren Einstieg in die Tour war unsere Motivation so groß, dass wir am zweiten Tag gleich drei Etappen des Alpe Adria Radwegs absolvierten. Wahrscheinlich lag es an meiner Begeisterung für die ausgezeichneten Radwege.
Vor allem die ersten 50 Kilometer der Tour mit den vielen Tunneln und den kleinen italienischen Orten sind ein großer Spaß, da es immer leicht bergab geht. Zudem lädt der nett gestaltete Bahnhof von Chiusaforte (ca. 35 Kilometer nach dem Start) zu einer kurzen Pause an.
Fahrradlicht für den besseren Durchblick
Auf dem ersten Drittel der Strecke bis nach Grado durchfährst du zahlreiche Tunnel. Manche davon sind kurz und durch Tageslicht erhellt, andere wiederum beleuchtet. Aber es gibt auch lange Tunnel im Kanaltal, wo es stockdunkel ist. Montiere dir daher unbedingt ein Vorder- und Rücklicht, um den Durchblick zu behalten und sichtbar für andere zu sein.
Zwischenstopps in Venzone, Udine und Palmanova
Du solltest am zweiten Tag nicht stur durchradeln und fleißig Kilometer sammeln, sondern auch Pausen einlegen. Ideal dafür eignen sich Venzone und Udine. Auf der offiziellen Route des Alpe Adria Radwegs sind sie jeweils das Ziel der Etappen sechs und sieben.
In Venzone empfehle ich dir eine Kaffeepause im gemütlichen Zentrum. In Udine solltest du dir etwas mehr Zeit einplanen und dein Rad, am besten mit einem Eis von OGGI Gelato in der Hand, durch die Altstadt schieben. Die Piazza Giacomo Matteotti und die Piazza della Libertà sind ebenso sehenswert wie das Castello.
Das “Problem” am Alpe Adria Radweg: Es gibt einfach zu viele faszinierende Orte, was die Entscheidung erschwert, nicht überall eine Pause einzulegen. Gut zwanzig Kilometer nach Udine solltest du aber definitiv einen Halt einplanen, nämlich in Palmanova.
Palmanova ist eine Festungsstadt, die im 16. Jahrhundert als Planstadt angelegt wurde. Das Besondere: die gesamte Stadt inklusive Stadtmauer und Gräben wurde in Sternform errichtet.
Im Zentrum befindet sich mit dem riesigen Marktplatz und der überdimensionalen Italien-Flagge ein weiteres Highlight. Wenn es deine Zeit erlaubt, ist Palmanova ein guter Ort, um in einem der Cafés oder Restaurants eine weitere Pause einzulegen.
Wohlverdiente Ankunft in Grado an der Nordküste der Adria
Nach Palmanova sind es lediglich 30 Kilometer bis nach Grado. Die Meeresluft kannst du bereits spüren. Wenn du Lust hast, mache einen weiteren Zwischenstopp in Aquileia, um die imposante Basilika zu bestaunen, an der du mit dem Rad allerdings sowieso vorbeifährst.
Im Anschluss geht es kurz an Feldern vorbei und zum vier Kilometer langen Damm. Er verbindet das Festland mit Grado.
Die Fahrt auf Radweg, der sich an der SR352 durch die Lagune von Grado zieht, ist der pure Genuss. Das i-Tüpfelchen bildet ein Baum mitten auf dem Damm, der wie ein Gemälde aus einem Bilderbuch wirkt.
In Grado angekommen lohnt es sich, durch das Zentrum zu schlendern. Für jeden Geschmack ist etwas dabei – vom Döner bis zur Pizzeria und zum exklusiven Fischrestaurant. Der Tourismus boomt in der Hauptzeit, was auch an den vielen Strandabschnitten erkennbar ist, doch zum Glück verteilen sich die Menschen recht gut.
Nach 157 Kilometern auf dem Gravelbike ist Grado der ideale Ort, um La Dolce Vita zu genießen. Und wenn du schon mal am Meer bist, solltest du nach der Ankunft oder am nächsten Morgen vor der Weiterfahrt unbedingt am Strand relaxen.
Tag 3 – Von Grado nach Nova Gorica: Meer und Höhenmeter grenzenlos
Länge: 71,9 Kilometer
Anstieg: 430 Höhenmeter
Dauer: 4:08 Stunden
Schwierigkeit: ★★★☆☆
Streckendetails: Komoot
Unterkunft: Apartma Vrtnica
Nach 157 Kilometern am Tag zuvor, solltest du den dritten Tag entspannt angehen. Wie wäre es zum Beispiel am Meer? Genau das haben wir gemacht und uns einen halben Tag “frei” genommen.
Dein Gravelbike stellst du einfach auf dem Steg am Rand des Strandbads Costa Azzurra ab. Sichern kannst du es an einem der Lampen, sodass du ohne Sorgen im Meer schwimmen und dich im Sand erholen kannst.
Im Anschluss noch ein Mittagessen im Zentrum von Grado. Danach fährst du die Insel auf der Promenade an der Südseite entlang und vorbei an den unterschiedlichen Strandabschnitten. Spätestens hier wird deutlich, wie touristisch das Ziel des Alpe Adria Radwegs ist.
Durch das Naturschutzgebiet Valle Cavanata nach Monfalcone
Mit dem Verlassen von Grado sinkt die Anzahl der Urlauber. Die Route verläuft am Küstenradweg FVG2 durch das Naturschutzgebiet Valle Cavanata direkt am Meer entlang. Es ist vor allem bei Vogelbeobachtern beliebt, da es hier mehr als 240 verschiedene Vogelarten geben soll, die sich im Brackwasser und den Lagunen eingenistet haben.
Ohne Höhenmeter radelst du am Damm entlang und blickst auf Triest und die Adriaküste mit dem slowenischen Karstgebirge im Hintergrund. 17 Kilometer nach deinem Start in Grado biegst du links ab und radelst parallel zum Fluss Isonzo durch Felder und Wiesen ins Inland, überquerst den Fluss und fährst wieder zurück ans Meer.
Wissenswertes: Isonzo ist der italienische Name der Soča. Der 136 Kilometer lange Fluss mündet in den Golf von Triest und entsteht auf 1.100 Metern Höhe am Travnik in den Julischen Alpen.
Auf den letzten Metern an der Adria entlang liegt vor Marina Julia ein kleiner Strandabschnitt mit flachem Wasser, wo vornehmlich Einheimische anzutreffen sind. Zeit für eine weitere Abkühlung, zumal es die letzte Berührung mit dem Meer auf der 7-tägigen Graveltour ist.
Italienisches Meer und slowenische Berge an einem Tag
Die Fahrt von Monfalcone ist zugegeben recht öde. Immerhin hast du hier die Möglichkeiten, deinen Proviant in den Supermärkten aufzufüllen. Witzig ist jedoch der grüne Radweg, den du am Ende der Stadt nimmst.
Während die ersten 45 Kilometer ab Grado ausschließlich flach mit kleineren Hügeln waren, wird es ab Monfalcone bergig mit teils anspruchsvollen Steigungen. Auf der Via Gorizia geht es mit Verkehr hinauf nach Doberdò del Lago, nach Marcottini wiederum steil bergab und plötzlich scharf links auf eine ruhigere Straße.
Kurz nach San Michele del Carso geht es nochmals rasant bergab, gefolgt von 13 lockeren Kilometern bis ins slowenische Nova Gorica. Die wohlverdiente Stärkung bekommst du bei Postaja Burger – leckere Drinks und köstliches Eis in der Fußgängerzone gegenüber.
Gorizia und Nova Gorica: Grenzenlos als Europäische Kulturhauptstadt
Die Geschichte von Gorizia ist komplex: Unter Mussolini wurde die Stadt italienisiert, im Zweiten Weltkrieg besetzten sie deutsche Truppen, und jugoslawische Partisanen befreiten sie schließlich – erhoben dabei aber selbst Ansprüche. Im Pariser Friedensvertrag von 1947 wurde Gorizia geteilt: Der westliche Teil blieb italienisch, auf jugoslawischer Seite entstand die neue Stadt Nova Gorica.
Damals durch eine Mauer getrennt, existieren heute keine Grenzen mehr. Wir überquerten den früheren Grenzübergang mit dem Fahrrad, ohne es überhaupt zu merken. Im Jahr 2025 treten beide Städte sogar gemeinsam als Europäische Kulturhauptstadt auf – unter dem Motto „GO! Borderless“, das für ein Europa ohne Mauern steht.
Tag 4 – Von Nova Gorica nach Podbrdo: Bühne frei für die Wasserspiele
Länge: 76,6 Kilometer
Anstieg: 1.060 Höhenmeter
Dauer: 6:25 Stunden
Schwierigkeit: ★★★☆☆
Streckendetails: Komoot
Unterkunft: Apartmaji-Utrinek „Bei der Post“
Nach dem großen Supermarkt am Ende von Nova Gorica überquerst du die Brücke, um auf den Radweg entlang der Soča zu gelangen. Dieser führt die ersten 21 Kilometer auf der linken Seite in Wellenform immer leicht auf und ab – ein tolles Erlebnis für Gravelbiker.
In Kanal ob Soči finden an der alten Steinbrücke, die du überquerst, regelmäßig atemberaubende Wettkämpfe statt. Aus 17 Metern springen mutige Klippenspringer mit waghalsigen Choreographien ins kühle Nass der Soča, ähnlich spektakulär wie an der geschichtsträchtigen Stari most im bosnischen Mostar.
Hast du die Brücke näher inspiziert (Anmerkung: nicht auf die Plattform stellen), kannst du dir im Restaurant Fontana Kanal ob Soči einen Espresso gönnen, der dich fit für die anstehende Gravelroute bis nach Most na Soči macht.
Sie führt oberhalb der Soča auf Forstwegen entlang und ist ein wahres Gravel-Abenteuer. An zwei Passagen musst du sogar absteigen und schieben, weil Steine und Steigung zu groß sind.
Richtig gut gefallen hat mir die rasante Abfahrt nach Most na Soči mit bestem Blick auf das Soča-Tal. Flussaufwärts führt kurz darauf ein entspannter Fahrradweg bis nach Tolmin. Nicht verpassen solltest du das Flussbecken an der Beach Bar Sotočje, wo wahres Beach-Feeling mit glasklarem Wasser herrscht.
Das Metal-Festival Tolminator
In der Regel ist Tolmin Anziehungspunkt für Naturliebhaber und Outdoor-Fans, Ende Juli jeden Jahres ändert sich das jedoch, denn dann wird es laut. Der Tolminator lockt Heavy-Metal-Fans aus ganz Europa an, welche die Stadt für fünf Tage einnehmen. Auch die Soča erstrahlt dann in bunten Farben, denn Festival-Benutzer verwenden einfallsreiche Luftmatratzen als Transportmittel zum Gelände.
Die Tolmin-Klamm mit dem Fahrrad
Das Zentrum von Tolmin ist nett, mehr aber auch nicht. Es gibt Bars und Restaurants rund um die Tourist-Information. Höhepunkt ist aber gewiss die Tolmin-Klamm, die aus der Tolminka- und Zadlaščica-Schlucht besteht – ein spektakuläres Naturschauspiel mit einem Mix aus wilden Flüssen, Wasserfällen, Warmwasserquellen und zu beiden Seiten steil herabfallenden Felsen.
Die Tolmin-Klamm ist der niedrigste Punkt im Triglav-Nationalpark. Das Tolminerbecken ist bis zu 60 Meter tief und teilweise nur drei Meter breit. Daher lohnt es sich, dein Rad am Eingang abzustellen, Eintritt zu zahlen und einmal durch die Tolmin-Klamm zu laufen.
Da ich bereits die Tolmin-Klamm durchwandert habe, beschlossen wir, mit dem Fahrrad auf der Straße nach Zadlaz–Žabče zu fahren. Zwar bist du dann nicht in der Schlucht, kannst dir von der 60 Meter hohen Teufelsbrücke aus aber einen guten Überblick über die Schlucht mit ihren Wanderwegen verschaffen.
Lesetipp für weitere Outdoor-Abenteuer in Slowenien
Mehr über die Tolmin-Klamm und weitere Naturschauspiele im Triglav-Nationalpark, habe ich in meinem Blogbeitrag 12 unvergessliche Outdoor-Highlights in Slowenien für dich zusammengefasst. Viel Spaß beim Durchlesen!
Über den Slap Sopota nach Podbrdo
Ab Tolmin geht es fast ausschließlich auf Asphalt weiter. 200 Höhenmeter sammelst du bereits auf den ersten fünf Kilometern bis Ljubinj. Halb so wild, denn die wunderschönen Hügellandschaften entschädigen für die Anstrengung.
Nicht entgehen solltest du dir auf der Strecke nach Podbrdo den Wasserfall Sopota. Vom Parkplatz aus läufst du ungefähr zehn Minuten bis zum 62 Meter hohen Wasserfall, der ein einzigartiges Naturschauspiel bietet. Eine kleine Bank zwischen Felsen perfektioniert dieses wunderschöne Fleckchen Erde.
Ab Podmelec geht es auf der Hauptstraße weiter – zu Beginn mit tollen Ausblicken, während die letzten 5 Kilometer durch das enge Tal der Bača weniger Faszination versprechen. Podbrdo wirkt verschlafen, macht jedoch Lust darauf, tiefer in die Bergwelt Sloweniens einzutauchen. Kein Wunder, dass die Gemeinde im Juni zum Schauplatz des Podbrdo Trail Running Festival wird.
Tag 5 – Von Podbrdo nach Bohinjska Bistrica: Die volle Wucht des Triglav-Nationalparks
Länge: 54,7 Kilometer
Anstieg: 1.300 Höhenmeter
Dauer: 5:20 Stunden
Schwierigkeit: ★★★★☆
Streckendetails: Komoot
Unterkunft: Hotel Tripič
Locker einradeln fällt am fünften Tag leider weg, denn ab der Kirche geht es auf eine Forstweg gleich einmal 250 Höhenmeter nach oben. Am besten folgst du den blauen Zeichen durch die Wälder des Triglav-Nationalparks.
Aufgrund von länger anhaltenden Straßenschäden war bei uns der kürzeste Weg über Spodnja Sorica nach Bohinj gesperrt. Daher mussten wir auf einem Umweg zwei Kilometer steil bergab und dann durch ein Waldstück hinauf und wieder hinunter fahren – einen größeren Teil sogar schieben, da die uns vorgeschlagene Strecke eher einem Wanderweg ähnelte.
Zurück auf der Landstraße 403 geht es auf den nächsten acht Kilometern gut 600 Höhenmeter steil bergauf. Der sich über die hügeligen Wälder ziehende Nebel entschädigte uns glücklicherweise für jeden einzelnen Schweißtropfen.
Mühsam auf den Bohinjsko Sedlo und rasant bergab
Auf 1.287 Metern befindet sich der Bohinjsko Sedlo (Bohinjer-Sattel), dem höchsten Punkt der Graveltour. Der Pass verläuft zwischen Lajnar (1549 m) und dem Črni vrh (1.486 m) am Almgebiet Soriška planina entlang, das im Winter zum gemütlichen Skigebiet wird.
Stärken oder sogar übernachten kannst du im Guesthouse Lajnar am höchsten Punkt. Dann müsstest du die grandiose Abfahrt allerdings um einen Tag verschieben.
Zwölf Kilometer geht es auf der Passstraße rasant bergab, wobei du erste Blicke auf das grüne Tal Bohinj erspähst. Zwischendurch kannst du am Dorfbrunnen von Nemški Rovt dein Wasser auffüllen und die letzten Kilometer nach Bohinjska Bistrica ins Tal sausen.
Abkühlung im Bohinjsee, dem ruhigen Naturparadies im Triglav-Nationalpark
Von Bohinjska Bistrica fährst du sieben Kilometer auf dem Fahrradweg nach Stara Fuzina und an das Ufer des Bohinjsee. Der See ist eine der Top-Attraktionen im Triglav-Nationalpark
Aufgrund seiner Größe und Weite sowie der Lage im Talende ist es hier sehr ruhig. Treffen sich am Bleder See Touristen aus aller Welt, um das Panorama mit der Kamera einzufangen, sind hier eher Naturliebhaber und Ruhesuchende zu Hause.
Umfahren solltest du den See nicht, denn die Nordseite ist ein reiner Wanderweg mit tückischen Abschnitten. Ruh dich lieber an der Ostseite aus, genieße ein Bad im klaren Wasser und den Blick auf den Bohinjsee und das Bohinjtal, das wie in einem V ausgeschnitten endet.
Vor der Rückfahrt nach Bohinjska Bistrica ist ein Zwischenstopp an der Brücke vor der Kirche namens Cerkev Sv. Janeza Krstnika ein Muss. Sie teilt den Bohinjsee mit dem Fluss Sava Bohinjka und ist ein beliebtes Fotomotiv bei Slowenien-Reisenden.
Abends tankst du im Restaurant Śtrud´l bei deftiger Küche neue Kräfte. Vorsicht aber vor dem lokalen Craftbeer – die leckeren Sorten laden zum spontanen Biertasting ein, was sich durchaus negativ auf deine Rad-Performance am nächsten Morgen auswirken kann.
Tag 6 – Von Bohinjska Bistrica über Bled nach Kranjska Gora: Sloweniens Wahrzeichen im Blick
Länge: 62,2 Kilometer
Anstieg: 800 Höhenmeter
Dauer: 4:16 Stunden
Schwierigkeit: ★★☆☆☆
Streckendetails: Komoot
Unterkunft: B&B Brezov Gaj
Am sechsten Tag radelst du für 23 Kilometer auf einem erstklassig ausgebauten Fahrradweg am Fluss Sava entlang bis nach Bled. Lediglich für ein kurzes Stück wechselst du bei Bohinjska Bela auf die Hauptstraße. Bohinjska Bela ist ein Ort, der mir aufgrund seiner Lage und den Felsen im Hintergrund überaus gut gefallen hat.
Gleiches trifft auf den Bleder See zu, dem wohl beliebtesten Postkartenmotiv Sloweniens. Um ihn zu bestaunen musst du nach dem Passieren des Ortsschilds von Bled einen Hügel erklimmen. Im Anschluss rollst du nach unten direkt ans Ufer.
Willst du den See nicht komplett umfahren, solltest du die Ostseite des Bleder Sees bevorzugen. Von dort siehst du nicht nur die Burg von Bled, die auf einem 139 Meter hohen Felsen thront, sondern auch die kleine Insel mit der Marienkirche.
Wandertipp abseits des Trubels
In der Nähe des Campingplatzes an der Westseite des Sees führt ein kleiner Pfad zur Plattform Mala Osojnica. Sie liegt auf 695 Metern Höhe und ist in etwa 30 Minuten erreichbar. Tückisch ist vor allem die steile, lange Treppe – dafür ist der Blick von oben unschlagbar, zumal du ihn nur mit wenigen Personen teilst.
Triglav-Blick und Vintgar-Klamm
Nach dem Touriprogramm fährst du weiter Richtung Vintgar. Entlang der Strecke türmt sich links am Horizont der mächtige Triglav auf. Einen besseren Blick auf ihn wirst du auf der sieben Tage langen Graveltour leider nicht bekommen. Wenn du aber mehr über die Besteigung wissen willst, schau gerne mal auf meinem Blogbeitrag vorbei:
➥ Triglav-Besteigung mit Übernachtung im Triglavhaus
Oberhalb der Vintgar-Klamm, die einen Besuch wert ist, führt ein Weg vorbei, der von Besuchern der Schlucht genutzt wird. Er lässt sich gut fahren, durch den Gegenverkehr musst du jedoch immer wieder absteigen. Ab Blejska Dobrava fährst du auf der Straße hinab zur Sava Dolinka und durch Jesenice, wo sich ein kurzer Stopp am Eisenbahnmuseum lohnt.
Auf dem Bahnradweg nach Kranjska Gora
Von Jesenice führt ein wunderschöner Radweg nach Kranjska Gora. 23 Kilometer geht es immer leicht bergauf an der Sava Dolinka entlang. Obwohl der Radweg perfekt ausgebaut ist, bahnen sich vereinzelte Wurzeln ihren Weg durch den Asphalt, was zu einigen Hügeln in der Strecke führt.
Der ehemalige Bahnradweg zieht sich durch ein Tal, das die Julischen Alpen und die Karawanken trennt. Spektakulär sind die Einbuchtungen auf der linken Seite mit atemberaubenden Blicken auf die Felsriesen des Triglav-Nationalparks, zum Beispiel auf die Špik-Gruppe.
Auf dem Radweg von Jesenice nach Kranjska Gora sind auch einige Einkehrmöglichkeiten. Mir hat das Dovje mojstrana sehr gut gefallen – ein kleines Café an der Sava Dolinka, ausgestattet mit Liegestühlen und Zugang zum Fluss.
Jasna-See und Prisank als Höhepunkte in Kranjska Gora
Im Kranjska Gora treffen Touristen auf Bergsportler aufeinander. Der Ort auf 800 Metern strahlt eine gewisse Magie aus. Ein schönes Zentrum mit Bars, Restaurants und Sportgeschäften und im Hintergrund der ehrfürchtige Prisank mit einer Höhe von 2.547 Metern.
Fußläufig und schnell mit dem Gravelbike erreichbar ist der Jasna-See, der eigentlich aus zwei künstlich angelegten Seen besteht. An der Steinbock-Statue am Bergsee gibt es neben dem eines der besten Foto-Motive, denn im klaren, blauen Jasna-See spiegelt sich der überwältigende Prisank.
Tag 7 – Von Kranjska Gora nach Villach: Finale über den Wurzenpass
Länge: 40,2 Kilometer
Anstieg: 730 Höhenmeter
Dauer: 3:04 Stunden
Schwierigkeit: ★★★☆☆
Streckendetails: Komoot
Am letzten Tag unserer 7-tägigen Gravelbike-Tour auf dem Alpe Adria Radweg und durch Slowenien ging es zurück nach Villach. Doch bevor wir Slowenien schweren Herzens den Rücken kehrten, fuhren wir morgens kurz zum Jasna-See, schossen die üblichen Fotos und fuhren über das ausgetrocknete Flussbett und die Passstraße hinauf zur Russischen Kapelle.
Die Russische Kapelle befindet sich auf der Strecke zum Vršič-Pass, der nach Bovec führt. Von Kranjska Gora sind es lediglich fünf Kilometer mit 300 Höhenmetern, ein Paradies für Rennradfahrer.
Die Russische Kapelle selbst ist nett anzuschauen, mehr aber nicht. Springe stattdessen lieber nochmal in den Jasna-See, bevor du die “Heimreise” nach Villach antrittst.
Aussichtsplattform mit letztem Blick auf die Julischen Alpen und Planica
Von Kranjska Gora radelst du nach dem Ort Podkoren weiter den Berg hinauf. Auf der Aussichtsplattform solltest du den Blick noch einmal über die Julischen Alpen schweifen lassen – mit Gipfeln wie dem Kukova Špica (2.427 m), Široka Peč (2.497 m), Špik (2.472 m), Vitranc (1.638 m) und Visoka Ponca (2.272 m).
Am rechten Rand siehst du von der Plattform aus den bekannten Wintersportort Planica mit seinen riesigen Skisprungschancen. Hier werden regelmäßig Skiflugweltrekorde gebrochen. Aktuell hält ihn der Slowene Domen Prevc mit unbeschreiblichen 254,5 Metern.
Über den Wurzenpass nach Villach
Nachdem du das Panorama genossen hast, geht es auf der Hauptstraße steil bergauf zum Wurzenpass. Freude macht dieser Teil keineswegs, da sich zahlreiche Motorrad- und Autofahrer den gleichen Weg teilen. Da die Straße nicht sehr breit ist, wirst du oft rücksichtslos überholt.
Nach dem Grenzübergang fährst du an einem großen Panzer vorbei und eine extrem steile Abfahrt hinab. Weiter unten biegst du rechts in ein Waldstück ein. Positiv ist, dass es auf dem Waldstück keine Autos mehr gibt. Negativ ist jedoch, dass es nach einer Weile auf einem dünnen Pfad steil nach unten geht, sodass Schieben angesagt ist.
Unten angekommen gelangst du nach kurzer Zeit wieder auf den Radweg an der Gail, der zurück nach Villach führt. Wie auch schon am ersten Tag kannst du hier nochmal ordentlich Gas geben. In Villach darfst du dich dann mit einem leckeres Eis oder österreichischer Küche belohnen.
Alternativ dazu kannst du es dir an den Drauterrassen gemütlich machen. Bei einem Kaltgetränk schaust du den Wasserspielen zu und lässt die letzten sieben Tage bei einem Kaltgetränk Revue passieren, bevor du in den Zug steigst.
Alpe Adria Radweg + Triglav-Nationalpark = Mediterraner Genuss mit spektakulären Naturschauspielen
Der Alpe Adria Radweg ab Villach hat mich aufgrund seiner hervorragenden Bedingungen schwer begeistert. Egal, ob die Fahrt durch das Kanaltal, das mediterrane Flair rund um Udine, das sternförmige Palmanova oder der Damm nach Grado – der erste Teil der 7-tägigen Graveltour war der pure Genuss, auch wenn im Gegenzug einige Schweißtropfen dafür fließen mussten.
Doch erst die Rückfahrt über Tolmin, den Bohinjsee, Bled und Kranjska Gora mit zahlreichen Höhenmetern, guter Bergluft und malerischen Panoramen, rundete die 497,8 Kilometer lange Radrunde buchstäblich ab. Die Mischung aus Bergen und Meer macht diese Tour so besonders.
Fünf Tipps für deine Gravelbike-Tour nach Grado und zurück
Damit die mehrtägige Gravelbike-Tour von Villach nach Grado und über Slowenien zurück auch für dich ein absolutes Highlight wird, habe ich zum Abschluss dieses Beitrags noch ein paar Tipps für dich.
Tipp #1: Fahrradlichter für mehr Durchblick
Packe dir unbedingt Lichter ein, um für den Verkehr sichtbar zu sein und in den Tunneln des Kanaltals nicht im Dunkeln stehen zu müssen. Auch in den Bergen kann das Wetter schnell mal umschlagen, sodass du ohne Vorder- und Rücklicht schwer bis gar nicht erkennbar bist für Autofahrer.
Tipp #2: Bleib spontan
Du musst deine Tour nicht wochenlang planen und sämtliche Unterkünfte buchen. Entweder du genießt als Bikepacker vollkommene Freiheit oder du buchst die Unterkünfte immer erst am gleichen Tag, zum Beispiel beim Mittagessen.
Selbst in der Hauptferienzeit hatten wir, wie bereits erwähnt, keine Probleme etwas Geeignetes entlang der Route zu finden.
Ausnahme beim Buchen: Lediglich bei den Zugtickets mit einem Stellplatz für dein Gravelbike solltest du länger im Voraus reservieren. Schlimmstenfalls bekommst du keinen Stellplatz mehr oder er ist soweit von deinem Sitzplatz entfernt, dass Umsteigen in puren Stress ausartet.
Tipp #3: Überschätze dich nicht
Nur weil ich mit einem Freund drei Etappen des Alpe Adria Radwegs an einem Tag gefahren bin und wir insgesamt ein straffes Programm hatten, gibt es keine Pflicht zum Nachmachen. Ein bis zwei Tage Puffer sind sinnvoll, um
- die einzelnen Zielorte, zum Beispiel am Meer, noch mehr zu genießen,
- deinem Körper die nötige Regeneration nach anstrengenden Tagen zu geben.
Tipp #4: Packe smart
Greifst du auf Unterkünfte zurück und bist nicht mit Schlafsack, Isomatte und Zelt unterwegs, gilt beim Packen: Weniger ist mehr. Ein Radoutfit reicht vollkommen, da du es abends waschen kannst. Dazu noch leichte Kleidung zum Ausgehen, eine Badehose sowie eine Regenjacke – perfekt.
Trage Schuhe beim Radfahren, die du auch bei Spaziergängen verwenden kannst. Dadurch sparst du eine Menge Platz. Ich habe zum Beispiel die Northwave Rockit getragen, hatte aber auch meine Barfußschuhe von Vivobarefoot dabei. Letztere lassen sich einrollen oder an der Satteltasche befestigen.
Tipp #5: Decke dich täglich mit Proviant ein
Zu glauben, dass jeder Ort auf der Tour über einen Supermarkt verfügt und dieser den ganzen Tag geöffnet ist, ist naiv. In Italien wird beispielsweise Siesta gemacht und manch ein Bergdorf in Slowenien verfügt erst gar nicht über einen Supermarkt.
Vor jeder Tagesetappe solltest du daher unbedingt ein paar Riegel, Elektrolyte-Tabletten und ausreichend Getränke im Gepäck haben. Zwei Getränkehalter am Rahmen oder an der Gabel sind ebenfalls ein absolutes Muss.
Alles, was das Gravelherz begehrt – und noch mehr
Die 7-tägige Graveltour bietet neben Alpenfeeling, alten Bahntrassen, mediterraner Stimmung und Meeresrauschen auch Natur pur zwischen Seen und Pässen in den Julischen Alpen. Doch damit nicht genug, denn die Runde ist beliebig erweiterbar.
Auf dem Weg nach Grado gibt es viele Dörfer in Hanglage, die du entdecken kannst. Oder wie wäre es von Grado nach Triest zu fahren und vielleicht sogar weiter nach Piran? Was ist mit Ljubljana, Planica oder Bovec über den Vršič-Pass? Es gibt viele Optionen deine Tour beliebig zu erweitern.
Keine Sorge: Auch auf der von mir vorgestellten Graveltour wirst du großen Spaß haben, denn sie bietet alles, was das Gravelherz begehrt: Berge, Meer und viele Strecken, auf denen du dich ordentlich auspowern willst.