Menzenschwand: Der Geheimtipp für Wintersportler im Schwarzwald

Am vergangenen Wochenende besuchte mich meine ehemalige Mitbewohnerin Annette, mit der ich mich trotz Unwetterwarnung zum Snowboarden in den Hochschwarzwald aufmachte. Ziel waren die zahlreichen Pisten direkt am Feldberg. Doch auf Grund überfüllter Straßen entschieden wir uns spontan für Menzenschwand, das sich als wahrer Geheimtipp entpuppte.

Regen satt und Windböhen mit bis zu 65 km/h erwarteten uns als wir früh morgens ins Auto stiegen, um Richtung Feldberg aufzubrechen. Nach gut einer Stunde Fahrt und 500 zurückgelegten Höhenmetern fiel zwar die Lüftung im Auto aus, aber immerhin wandelten sich die Regentropfen in Schneeflocken um. Ein erster Lichtblick, der jedoch schnell verflogen war, da gut drei Kilometer vor dem eigentlichen Ziel, dem Feldberg, ein Stau auf uns wartete.

Umdisponierung dank Verkehrschaos

Schuld an dem Verkehrschaos waren quergestellte LKWs und eine große Anzahl an Wintersportlern, die sich nach dem weißen Gold auf den Pisten des Feldbergs sehnten. Auf der Höhe des Schnapsmuseums in Feldberg-Bärental hatten wir schließlich drei Möglichkeiten, den nicht allzu gut gestarteten Samstag in einen erfolgreichen Tag umzuwandeln:

  1. Geduldig in der Schlange warten und im Schneckentempo die letzten zwei Kilometer zum Feldberg über uns ergehen lassen.
  2. Dem Schnapsmuseum einen spontanen Besuch abstatten und anstatt auf der Piste in einem kleinen Häuschen versacken.
  3. Nicht der Meute auf den Feldberg folgen, sondern links abbiegen und auf den komplett freien Straßen unser Glück an einer anderen Liftstation versuchen.

Wir entschieden uns für die dritte Option. Das lag vor allem daran, dass ich mich an die Worte von Martin erinnerte, mit dem ich an Silvester noch Schneeschuhwandern war und der unseren damaligen Startpunkt Menzenschwand als Geheimtipp für Wintersportler titulierte. Er sollte Recht behalten, denn bereits bei der Ankunft am Lift des heilklimatischen Kurorts mit 600 Einwohnern waren nur vereinzelte Autos zu erspähen und vollkommen leere Pisten erwarteten uns.

Gutes Preis-Leistungsverhältnis für Wintersportler

Menzenschwand liegt in einem vom Feldberg nach Süden herabkommenden Tal und wirkt extrem verlassen. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass der Ort eher unbekannt ist und niemand auf den Gedanken kommt, im zum St. Blasien gehörenden Dorf die Pisten unsicher zu machen. Zugegeben, die Rede ist von lediglich fünf Pisten. Aber wie bereits erwähnt, waren diese im Gegensatz zum Feldberg weitaus weniger überfüllt, weshalb wir die mit Neuschnee bedeckten Abfahrten fast für uns alleine hatten. Ein klarer Pluspunkt für Menzenschwand.

Mit 23 Euro für eine Erwachsenen-Tageskarte liegt das Skigebiet mit seinen drei roten und zwei blauen Abfahrten eher in einem niedrigen Preissegment, wie ich finde. Zudem war auch ich überrascht, dass eine dieser Pisten sogar eine (ehemalige) FIS-Strecke ist. Das hört sich nicht nur gut an, sondern lässt sich auch wunderbar befahren.

Inmitten des Skigebiets von Menzenschwand liegt die Schwinbach-Hütte. Sie ist zwar sehr klein und ausschließlich mit Biertischgarnituren ausgestattet, sorgt aber für genau das urige Feeling, das ich mir bei einem schönen Snowboardtag vorstelle. Dazu ist das Preisleistungsverhältnis ordentlich, schließlich habe ich für mein Cola-Weizen und eine Gulaschsuppe mit Brot vertretbare 5,50 Euro gezahlt.

Keine Sessellifte und für Anfänger eher ungeeignet

Ich möchte den Ort gar nicht allzu sehr in den Himmel loben. Fakt ist, dass die Skipisten von Menzenschwand überschaubar und innerhalb anderthalb Stunden abgefahren sind. Wer Abwechslung sucht oder sich hier gleich mehrere Tage einnisten will, dem wird wegen fehlender Alternativen – trotz der Ergänzung anspruchsvoller Skitouren – schnell langweilig werden.

Was die Liftanlagen betrifft, so gibt es keine Sessel-, sondern ausschließlich Schlepplifte. Für Snowboarder wie mich ein wahrer Graus, denn nach zahlreichen Liftfahrten hat mir der Plastikbügel dermaßen in den Oberschenkel gedrückt, dass mir fast die Lust verging. Für einen Tag definitiv aushaltbar, aber halt nicht unbedingt für mehrere Tage hintereinander.

Ob Anfänger auf den Pisten ihr Glück finden, wage ich zu bezweifeln. Denn um überhaupt zu den Liften an der Schwinbach-Hütte zu gelangen, muss ein Ziehweg bewältigt werden – beim Rückweg gar mit abgeschnalltem Board oder Ski. Auch die letzte Abfahrt zur Talstation hat es für Ungeübte in sich, da sie ziemlich steile Passagen enthält, die Anfängern ein Dorn im Auge sein könnte.

Klasse Skigebiet für einen Tagesausflug

So unglücklich der Samstagmorgen begonnen hatte, so happy war ich am Abend, denn alles in allem war der Snowboardtag im Schwarzwald mehr als erfolgreich. Kaum eine Seele auf der Piste unterwegs, perfekter Neuschnee und Mittagessen in einer urigen Hütte mit einer coolen Socke als Begleitung. Snowboardherz, was willst du mehr?

Menzenschwand gefällt mir auch nach meinem zweiten Besuch äußerst gut und ich kann die Aussage, dass der Kurort ein Geheimtipp ist, zurecht bestätigen. Wenn du also mal vorhast im Schwarzwald Boarden oder Skifahren zu gehen und die Straßen zum Feldberg bereits restlos überfüllt sind, dann erinnere dich an diese Zeilen und mache einen Abstecher nach Menzenschwand. Es wird sich definitiv lohnen.

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