Alleinreisen – 9 Tipps für deine Solo-Tou

Du bist aber mutig! Hast du denn keine Angst? Was ist, wenn etwas passiert? Das sind die typischen Fragen, die ich gestellt bekomme, wenn ich erzähle: “Ich reise allein!” Sowieso hat das Wort alleine in unserem Sprachgebrauch einen faden Beigeschmack. Warum es aber gerade so schön ist, ohne Reisepartner um die Welt zu ziehen, was die Nachteile sind und welche Tipps ich dir für deinen ersten Solo-Trip geben kann, verrate ich dir in den folgenden knapp 2.000 Wörtern.


Der Abschied fällt nicht gerade leicht, wenn man für längere Zeit ins Ausland geht und nicht so recht weiß, was einen erwartet. Mir geht es vor längeren Reisen nicht anders. Insbesondere, wenn mal wieder niemand mit mir kommen möchte oder ich bewusst alleine, mit dem Rucksack bewaffnet, losmarschiere.

Vor allem die Stimmung vor meiner ersten Reise ganz alleine nach Südafrika im Jahr 2010, wo ich für ein halbes Jahr ein Praktikum absolvierte, änderte sich wenige Tage vor dem Abflug von purer Euphorie in Angst und Unsicherheit. Dass dies die besten sechs Monate meines Lebens werden würden, war mir noch nicht bewusst, als ich mich am Frankfurter Flughafen von meiner Familie verabschiedete.

Klar, es kostet Überwindung, ohne einen Vertrauten aufzubrechen und ständig jemanden bei sich zu haben. Doch hattest du nicht selbst mal den Traum ganz alleine loszuziehen und die Welt kennen zu lernen? Die Lust auf ein echtes Abenteuer? Wenn du gerade den Kopf schüttelst, dann mag ich dir das nicht so recht glauben.

Ich reise allein: Warum eigentlich?

Jetzt, wo du weiter gelesen hast, bin ich mir ziemlich sicher, dass du das Verlangen danach hast, dein ganz eigenes Abenteuer zu erleben – völlig zwanglos, nur du und dein Rucksack. Die folgenden Vorteile sollen dazu dienen, das bereits entfachte Feuer in dir noch weiter zu schüren:

Entscheidungen zu treffen ist nicht immer leicht. Bei deiner Solo-Reise gibt es jedoch niemanden, der dir diese Entscheidung abnimmt. Daher musst du Tag für Tag neue Entscheidungen treffen.

Du entwickelst dich und deine Persönlichkeit bei deiner ersten Rucksacktour ohne Weggefährten enorm weiter und lernst dich selbst besser kennen. Wer bist du und was willst du eigentlich? Zwei Fragen, auf die du garantiert eine Antwort finden und als gereifte Persönlichkeit zurückkehren wirst.

Offen auf andere Menschen zuzugehen ist alles andere als ein Kinderspiel. Darauf zu warten, bis dich jemand anspricht, ist jedoch vergeudete Zeit. Du wirst daher automatisch kommunikativer, aufgeschlossener und anderen gegenüber offener.

Beim Alleinreisen wird dir überhaupt erst einmal deutlich, wie viele Backpacker ohne Begleitung unterwegs sind und auf eigene Faust durch die Welt ziehen. Klarer Pluspunkt für dich, denn ihnen geht es nicht anders als dir und sie freuen sich über ein kurzes Pläuschen oder vielleicht sogar einen gemeinsamen Trip. Neue Leute, neue Abenteuer!

Mir geht es so, dass ich als Alleinreisender Eindrücke von der Umgebung und den Menschen viel intensiver wahrnehme. Ich kann noch tiefer in die Kultur eintauchen und komme eher mit Einheimischen in Kontakt, da einem diese weitaus offener gegenüberstehen als in einer Gruppe.

Der wohl beste Grund, um solo eine Rucksacktour zu machen ist der Genuss der Freiheit. Das mag sich etwas verwegen anhören, allerdings kannst du jeden Tag tun und lassen, was du willst. Du musst dich nach niemandem richten und bist vogelfrei. Für mich ist dies wahrer Luxus.

Zum Schmunzeln bringen mich Paare, die bockig nebenher oder hintereinander laufen und ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter machen. Das ist in der Tat kein seltener Anblick. Der einzige, auf den du bockig sein kannst, bist du selbst.

Es gibt sicherlich noch eine Menge anderer positiver Aspekte. Mehr sind mir jedoch nicht eingefallen, als ich die vergangenen Tage in Cafés, am Flughafen und am Strand ein paar Ideen in meinem Notizbuch festhielt und währenddessen äußerst glücklich war, ohne Anhang und in vollkommener Ruhe diese schöne Welt zu genießen.

Reise bloß nicht alleine, weil…

Es wäre utopisch zu behaupten, es gäbe nur Vorteile beim Alleinreisen. Das ist völliger Quatsch. Klar, dass auch ich mal einen Durchhänger habe und es Tage gibt, an denen ich daran zweifele, was ich tue. Dann fühle ich mich einsam und gelangweilt, obwohl ich für Letzteres immer eine Lösung parat habe. Leider gibt es noch einige negative Seiten, die ein Solotrip mit sich bringt:

Die Einsamkeit hatte ich bereits angesprochen. Manchmal gibt es einfach Tage, an denen du dich alleingelassen fühlen wirst. Entweder weil deine Destination zu abgeschieden ist oder weil dir die Paradiesvögel in der Nachbarschaft etwas zu paradiesisch sind und du keine Lust auf sie hast. Essen ohne Begleitung, einsame Strandspaziergänge und plumpe Fernsehabende sind die Folge.

Bei jedem Ortswechsel wird die Uhr zurück gedreht und du fängst wieder bei null an. Das bedeutet, dass du dich in der neuen Umgebung einleben und dir neue “Freunde” suchen musst. Etwas lästig, obwohl ich den Neustart nicht ausschließlich als Nachteil sehe, sondern der Restart immer auch ein neues Abenteuer bedeutet.

Ich komme sehr gut mit Menschen klar. Bin ich erstmal mit ihnen warm geworden, entwickeln sich sehr schnell Freundschaften. Doch den ersten Schritt zu machen und ins Gespräch zu kommen, ist eine Sache, in der ich mich trotzdem noch verbessern muss und die mir schwer fällt. Vielleicht geht es dir da ähnlich und auch du hast etwas an der für uns Deutsche typischen Reserviertheit zu knappern.

Tiefere Unterhaltungen mit anderen Backpackern über deren Reisen sind ziemlich cool. Oftmals geht ein Gespräch jedoch nicht über den Smalltalk hinaus, von dem ich ab einer gewissen Zeit die Schnauze gestrichen voll habe. Meist dreht es sich um die gleichen Themen: “Wo warst du bisher? Wie lange bist du unterwegs? Wo kommst du eigentlich her?” Auf Dauer eine ziemlich lästige Sache.

Wirst du krank, dann hast du ein Problem. Nicht nur, weil es dir gesundheitlich bescheiden geht, sondern, weil sich niemand um dich kümmert, dir etwas aus der Apotheke bringt und regelmäßig ein Auge auf dich wirft. Keine schöne Situation, von der du auf Reise hoffentlich weitestgehend verschont bleiben wirst.

Der Selfie-Stick ist mein persönliches Hass-Objekt an Utensilien, die Reisende mit in den Urlaub nehmen, auch wenn du damit tolle Fotos von dir schießen kannst. Da ich nach Aussagen eines Freundes mit Affenarmen gesegnet bin, brauche ich einen solchen zum Glück nicht. Tolle Urlaubsfotos bekommst du als Alleinreisender aber nur dann, wenn du andere Reisende darum bittest, einen Schnappschuss von dir zu machen. Für tolle Fotos, die deine Selbstverliebtheit befriedigen, bist du damit stets auf andere angewiesen.

Habe ich dich jetzt eingeschüchtert? Ich hoffe doch nicht. Ich wollte dir nur nicht vorgaukeln, dass das Reisen alleine immer wunderbar ist, denn das ist es einfach nicht. Du wirst bei deiner ersten Tour früher oder später mit so ziemlich allen aufgelisteten Punkten zu kämpfen haben und nicht immer voller Überzeugung hinter “Ich reise allein, weil´s einfach geil ist!” stehen.

Tipps zum Solo-Reisen

Der positive Aspekt am Alleinreisen ist, dass du (fast) allen Nachteilen Abhilfe schaffen kannst. Damit dies zutrifft, möchte ich dir unbedingt ein paar Tipps verraten, wie dein Solotrip keineswegs zur Tort(o)ur, sondern zu einem unvergesslichen Abenteuer wird.

1. Probiere es einfach aus!

Der Tipp klingt leichter als gesagt. Bevor du dir deinen Abenteuertrip Jahr für Jahr aufschiebst und irgendwann nur noch im Konjuktiv (“Ach, hätte ich doch damals…”) redest, solltest du das Reisen alleine einfach einmal ausprobieren. Was hast du zu verlieren? Im schlimmsten Fall reist du früher zurück als gedacht und musst dir hämische Sprüche von Bekannten anhören, die selbst nie den Mut hatten, es einmal auf eigene Faust zu versuchen.

2. Erzähle von deinem Vorhaben!

Wenn du dein Traumziel bereits gefunden hast, dann beginne Freunden, Bekannten und der Familie von deiner Solo-Tour zu erzählen. Irgendwann hast du gar keine andere Wahl mehr, als deine erste Reise anzutreten. Ich habe zum Beispiel von meinem Vorhaben erzählt, Digitaler Nomade zu werden und mich dadurch indirekt unter Druck gesetzt. Dass ich jetzt gerade in Bali als Digitaler Nomade in einem Café mit Blick auf ein Reisfeld sitze, bestätigt mir, dass ich damit alles richtig gemacht habe.

3. Übernachte in Hostels!

Es ist gewiss kein Zuckerschlecken Anschluss zu finden. Eine gute Möglichkeit ist jedoch das Übernachten in Hostels, wo viele Gleichgesinnte auf dich warten. Setze dich abends einfach in den Gemeinschaftsraum, trinke ein Bier mit anderen Backpackern und du wirst merken, wie schnell du integriert wirst. Wie schon gesagt, nicht nur du reist alleine durch die Welt.

4. Reise nicht zu schnell!

Jede Nacht den Ort zu wechseln, macht keinen Sinn. Erstens, weil dein Körper durch die Belastung irgendwann streiken wird. Zweitens, weil du dann rein gar nichts von einer Destination mitbekommst und auch keine anderen Leute kennen lernen wirst. Zumindest wirst du nicht über Smalltalks hinaus kommen und diese können ja bekanntlich auf Dauer ziemlich anstrengend werden.

5. Quatsche fremde Leute an!

Du bist in der Welt unterwegs und erlebst jeden Tag etwas Neues. Also teile die Eindrücke mit Personen, die in deiner Nähe sind und spreche sie an. Da auch sie reisen, habt ihr zumindest eine Gemeinsamkeit, auf der ihr aufbauen könnt. Klar sind solche Konversationen auf Grund von Sprachbarrieren nicht immer leicht, aber die meisten finden es eher cool, wenn du dich bemühst, ihre Sprache zu sprechen.

6. Nutze die Macht des World Wide Webs!

Das Internet hilft dir dabei, neue Leute kennen zu lernen, bevor du sie überhaupt persönlich getroffen hast. So kannst du deine Touren entweder über Couchsurfing planen, wo du mit jeder Unterkunft auf spannende Bewohner triffst, oder du bedienst dich an Webseiten, wie zum Beispiel joinmytrip.de, wo du dir Reisegefährten suchen kannst. Als Sex-App verschrien, aber trotzdem super für den ersten Kontakt mit anderen Reisenden direkt vor Ort, ist Tinder. Füge deiner Beschreibung einfach hinzu, dass du lediglich auf Treffen mit anderen Backpackern aus bist – dann klappt das garantiert.

7. Suche dir dein Traumziel aus!

Als kleine Motivation ist es wichtig, dir einen Ort auszusuchen, den du schon immer ansteuern wolltest. Dadurch bist du motiviert, diese Reise auch tatsächlich anzutreten. Ich habe mir 2006 zu Beginn meines Studiums zum Beispiel ein Bild von Kapstadt, meinem absoluten Traumziel, über mein Bett gehängt, um mein “Ziel” nicht aus den Augen zu verlieren. Am Ende meines Studiums stand ich schließlich mit geballter Faust auf dem Tafelberg und war überglücklich, meinen Traum verwirklicht zu haben.

8. Vermeide Länder mit allzu großen Sprachbarrieren

Ist deutsch die einzige Sprache, die du sprichst? Ein bisschen Schulenglisch kannst du doch sicherlich auch noch, oder? Suche dir daher Länder aus, in denen du dich nicht ausschließlich mit Händen und Füßen unterhalten musst. Das kann zwar sehr lustig sein und mehr oder weniger gut funktionieren, ist bei der ersten Reise alleine aber doch auf Dauer ein absoluter Euphorie- und Stimmungskiller.

9. Unternehme einen Gruppenausflug!

Bevor du vor Einsamkeit vor die Hunde gehst und eine frühzeitige Rückkehr in Erwägung ziehst, rate ich dir, einen Tagesausflug mit einer Gruppe zu planen. Je nach Destination gibt es deutsche Gruppenführer oder Gruppen mit bunt gemischten Nationen. So ein Ausflug hat zum Vorteil, dass du bereits bei der Hinfahrt zur jeweiligen Destination mit anderen in Kontakt kommst. Ganz egal, ob cooler Backpacker, ein frischverheiratetes Ehepaar oder der reisewillige Rentner, der immer zu einem Gespräch aufgelegt ist.

Nicht träumen, sondern einfach machen

Ich bin mir ziemlich sicher, dass dir die Tipps aus dem vorherigen Punkt bei deiner ersten Reise ohne Begleitung weiterhelfen werden. Wie schon erwähnt, bin auch ich nicht derjenige, der immer den ersten Schritt geht. Bevor ich aber einsam vor mich hinvegetiere und tagelang keinerlei Konversation führe, quatsche ich einfach ein paar Leute, die ich sympathisch finde, an. In manchen Situationen MUSST du einfach über deinen Schatten springen oder wirst dies zumindest lernen.

Ich muss zugeben, dass ich alleine sehr gut zurechtkomme, mir nur selten langweilig wird und die Einsamkeit teilweise auch extrem genieße. Sich aber immer nur mit dir selbst zu beschäftigen, macht auf Dauer aber einfach keinen Spaß. Daher gehe ich auch mal ganz alleine ganz gerne unter Leute, um Kontakte zu knüpfen. Falls es zu keinem Smalltalk oder tieferem Gespräch kommt, dann gibt´s für den Notfall immer noch ein Buch, in das ich mich vertiefen kann.

Ach ja, ein Gespräch nervend abgelehnt oder mich auf Grund von Sprachbarrieren ausgelacht, hat bisher übrigens noch niemand. Irgendwie auch verständlich, denn vielen anderen Backpackern geht es nicht anders als dir. Was hält dich also davon ab, deinen Rucksack zu packen und in ein neues Abenteuer zu starten?

Bildquelle: Danka & Peter | unsplash.com

6 Gedanken zu „Alleinreisen – 9 Tipps für deine Solo-Tou“

  1. Hallo Jens,

    Bamberg ist eine super Stadt. Trunstadt kenne ich auch, da wir früher beim Handball nach Auswärtsspielen immer mal wieder einen Zwischenstopp in Viereth-Trunstadt zum Schnitzelessen gemacht haben. Ich selbst komme aus Bad Brückenau, also doch noch ein Stückchen entfernt.

    Beste Grüße, Daniel.

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  2. Hallo, das Alleinreisen macht süchtig, ohne englisch Kenntnisse in das Goldene Dreieck. ( mein Jugendtraum) Ist jezt 12 Jahre her, es war zu meinen 40 Geburtstag und wo ich zurück gekommen bin habe ich ein neues Leben angefangen, z.B. neue Frau die mir die Freiheit nicht klaut. 1x im Jahr mit meinen Frauchen, 1 x im Jahr auf eigene Faust.
    In März geht es ohne Frauchen zum Besuch bei meiner Tochter in Palästina mit einen längern Zwischenstopp in Bulgarien. Sofia, Plovdiv älteste Stadt in Europa, Festung Asenov, Arapovski-Kloster und vieles mehr. Grüssle aus dem Badner Land Jens http http://www.existent.vision

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    • Hallo Jens,

      das ist natürlich ein toller Wendepunkt den du beim Alleinreisen hattest. Schön auch, dass du in deinen Zielen und Freiheiten nicht eingeschränkt wirst.
      Ich wünsche dir bei deiner Tour nach Palästina und Bulgarien eine Menge Spaß.

      Viele Grüße aus Unterfranken, Daniel.

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  3. Bin gerade auf deine Seite gestoßen, und diesen Artikel musste ich lesen! Ich bin viele Male alleine auf Reisen gegangen, und habe es nie bereut! Sich mit sich selbst auseinanderzusetzten , und sich selber die Zeit zu widmen ist ein großes Geschenk! Ach ja diese Smalltalks mit anderen Backpackern kenne ich auch zur Genüge, und ich habe da anscheinend die annähernd selben Erfahrungen gemacht!! 🙂

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    • Hallo Petra,
      du bist also ein weiteres Beispiel dafür, dass Alleinreisen gar kein Problem, sondern vielmehr ein “großes Geschenk” ist. Das freut mich. Vor allem, weil du ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht hast. Schade nur, dass es noch immer zu viele gibt, die auf ein Abenteuer verzichten, weil sie nicht alleine losziehen wollen.
      Viele Grüße aus Bali, Daniel.

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