Die OutDoor by ISPO ist bei mir seit einigen Jahren fest eingeplant. Nicht nur, um mich von Outdoortrends begeistern zu lassen und mich zu neuen Abenteuern inspirieren zu lassen, sondern auch, um mit den Verantwortlichen bekannter Outdoormarken in Kontakt zu treten. Daher machte ich mich auch 2023 auf den Weg nach München und ließ mich von aufregenden Produkten und Trends begeistern. Die Highlights stelle ich dir in diesem Beitrag vor.
Zwei Tage verbrachte ich auf dem MOC – Event Center Messe München. Dabei verfolgte ich das Ziel, mich von Trends im Outdoormarkt begeistern zu lassen, mein Netzwerk zu erweitern und gezielte Themenbereiche anzusteuern.
Hoch im Kurs standen bei mir in diesem Jahr Bikepacking-Taschen, Klettersteig-Sets, Trailrunning-Equipment sowie Dachzelte. Drei Bereiche, auf die ich schon länger ein Auge geworfen habe und die in den kommenden Monaten und Jahren eine höhere Relevanz für mich haben werden.
Nachhaltigkeit: Notwendigkeit anstatt ewiger Trend bei der OutDoor by ISPO
Bikepacking und Dachzelte sind zwei der Outdoortrends, die auf der OutDoor by ISPO überaus präsent waren. Auch Einlegesohlen, Equipment zum Trailrunning, die richtige Ernährung für Bergsportler und Textilien aus Merino-, Schaf- oder Alpakawolle fanden auf der Messe großen Anklang.
Über allem thronte in den Messehallen des MOC München – wie schon in den Jahren zuvor – die Nachhaltigkeit. Gefühlt warben sämtliche Aussteller mit
- recycelbaren Produkten,
- einer langen Lebensdauer,
- einer guten Umweltverträglichkeit
- und diversen Zertifizierungen.
Eine Entwicklung, die überaus positiv ist, schließlich wird vor allem im Outdoorsport unfassbar viel Müll erzeugt. Ein Beispiel gefällig? Dann schau dir die schockierenden Aufnahmen von den Müllbergen am Mount Everest an, die kürzlich in einem Instagram-Post des Expeditionsanbieters Tenzi Sherpa veröffentlicht wurden.
Grässlich, oder? Vor allem mit dem Hintergrund, dass das hochwertige Equipment weder recycelbar noch ökologisch abbaubar ist. Es wird daher für viele Jahrzehnte am Fuße des höchsten Bergs der Welt verweilen – und die Müllhaufen werden dank des Overtourism in den Bergen immer höher.
Nicht nur Outdoorbrands sind gefordert, nachhaltigere Produkte auf den Markt zu bringen – auch die Expeditionsanbieter und Bergsportler müssen verantwortungsbewusster mit der Natur umgehen. Dabei gilt: Nicht mit dem Finger auf andere zeigen, weniger egoistisch eigene Ziele verfolgen und überlegen, an welchen Stellschrauben man selbst drehen kann.
Warum es ohne Nachhaltigkeit nicht mehr geht
Immer wieder lese ich in Magazinen, Blogbeiträgen oder anderen Online-Medien, dass die Nachhaltigkeit ein wichtiger Trend ist. Ein Trend? Ist Nachhaltigkeit wirklich noch ein Trend?
Nachhaltigkeit ist vielmehr eine Notwendigkeit, die längst ein fester Bestandteil des Alltags von uns Outdoorsportlern sein sollte. Das betrifft nicht nur die Auswahl des Produkts beim Kauf, sondern auch das Verhalten beim Wandern, Trailrunning und Mountainbiken.
Die meisten Aussteller, die bei der OutDoor by ISPO vertreten waren, haben die Notwendigkeit längst verstanden. Sie setzen bei ihrer Produktpalette beziehungsweise ihrem Angebot auf folgende fünf Eckpfeiler:
- umweltverträgliche Materialien
- Langlebigkeit, hohe Qualität und Reparatur
- energie- und ressourceneffiziente Herstellung
- soziale Verantwortung
- wenig CO2-Ausstoß beim Transport
Beim Rundgang durch die Messehallen war die penetrante Werbung mit dem Begriff Nachhaltigkeit nahezu aufdringlich. Aber ganz ehrlich: Das ist genau der richtige Weg und es kann gar nicht oft genug darauf aufmerksam gemacht werden.
ISPO Award Winner 2023: Meine drei Favoriten für mehr Nachhaltigkeit
Jedes Jahr können sich Unternehmen und Marken mit ihren Produkten und Dienstleistungen für den ISPO Award bewerben. Die Voraussetzung ist der Bezug zum Sport. Zudem steht die Innovation des Produktes im Vordergrund und es muss für den Endverbraucher geeignet sein.
Im Rahmen der OutDoor by ISPO wurden eine Reihe innovativer Produkte ausgezeichnet. In der Exhibition Area habe ich sie mir in aller Ruhe angeschaut. Drei Produkte sind mir besonders ins Auge gestochen.
Helu One von Hezo Cycling
Der Rennradschuh von Hezo Cycling besticht durch eine Außenschale aus dem 3D-Drucker. Der steife Schuh soll für eine perfekte Kraftübertragung sorgen, indem er individuell an die Füße des Rennradfahrers angepasst wird.
Nachhaltig ist der Helo One von Hezo Cycling in erster Linie deshalb, weil er dank des 3D-Drucks wenig Abfall hinterlässt. Er beschleunigt Arbeitsprozesse und reduziert den Energieverbrauch.
Twist Tech Eco von Ocun
Beim Klettergurt von Ocun hat die Nachhaltigkeit – neben der Sicherheit am Fels – oberste Priorität. Der Twist Tech Eco wurde aus recycelten und biobasierten Materialien hergestellt, worunter die Qualität und die Haltbarkeit keineswegs leiden.
Für die Herstellung werden unter anderem Abfälle aus der Holzindustrie sowie recyceltes und hochfestes Polyestergarn verwendet. Beide Materialien machen ungefähr 82 Prozent des Klettergurtes aus, was sich positiv auf die Umwelt auswirkt.
Hemp One Vario von LEKI
Als Spezialist für Trekkingstöcke haben sich die Produktdesigner von LEKI eine tolle Innovation einfallen lassen. Sie entwickelten den ersten Trekkingstock aus Hanf. Das stammt wiederum von einer Hanffarm, die wenige Kilometer vom Firmensitz entfernt liegt.
In der Outdoorbranche gilt Hanf übrigens als Ideallösung für nachhaltige Produkte. Hanf benötigt wenig Wasser, kann in vielen Ländern angebaut werden und ist äußerst robust. Der Beweis dafür ist der Hemp One Vario, der den ISPO-Härtetest mit Bravour bestanden hat.
Outdoortrends: 7 Gewinner der OutDoor by ISPO 2023
Die Innovationen von Hezo Cycling, Ocun und LEKI wurden bereits mit dem ISPO Award prämiert. Mir sind bei meinen Rundgängen durch das MOC – Event Center Messe München jedoch weitere spannende Produktideen aufgefallen.
Einige haben mich neugierig gemacht, sodass ich mich unbedingt mit den Ausstellern austauschen musste, um mehr über ihre Produkte zu erfahren. Daher verrate ich dir in diesem Abschnitt, wer meine ganz persönlichen Gewinner der OutDoor by ISPO 2023 sind:
Faltbare Kajaks von Oru Kayak
Ein eigenes Kajak zu besitzen und damit die Flüsse oder Seen in der näheren Umgebung oder im Urlaub abzupaddeln, hat seinen Reiz. Das Problem ist nur, dass so ein Kajak viel Stauraum benötigt und der Transport mit gewissen Herausforderungen verbunden ist.
Eine smarte Lösung für dieses Problem sind die Kajaks von Oru Kayak, die nach dem Origami-Prinzip faltbar sind. Dadurch sind sie handlich, passen problemlos in den Kofferraum oder können unter dem Bett verstaut werden.
Insgesamt gibt es sechs unterschiedliche Modelle von Oru Kayak, die einen äußerst stabilen Eindruck machen. Den Einsitzer namens Lake gibt es ab 599 Euro. Er wiegt 7,7 Kilogramm und ist in zwei Minuten aufgebaut.
Das Haven TT bietet sogar Platz für zwei Personen. Es ist elf Kilogramm schwer, kann innerhalb von 15 Minuten aufgebaut werden und kostet 1.999 Euro. Mit dem Coast XT für den gleichen Preis kannst du dich sogar auf Expeditionen wagen.
Rucksack-Tragesystem von Maporto
Eine ausgeklügelte Lösung für Wanderer hat sich der polnische Aussteller Maporto ausgedacht. Beim Maporto Relief Set handelt es sich um eine spezielle Vorrichtung für nahezu alle Rücksäcke. Die Aufgabe des Systems ist es, den Druck und das Gewicht von den Schultern zu nehmen.
Durch zwei Verstrebungen aus einem Gemisch aus Aluminium und Karbon wird die Traglast auf die Hüften verteilt. Das funktioniert so gut, dass nicht einmal eine auf der Schulter platzierte Banane vom Schultergurt zerdrückt wird.
Das Maporto Relief Set eignet sich für alle, die von Rückenleiden beim Trekking geplagt werden oder Wanderer, die ihr Gewicht besser verteilen möchten. Im Jahr 2021 hat das Produkt den ISPO Brandnew Award abgestaubt.
➥ So funktioniert das Maporto-Tragesystem
Hautreinigungstücher von Klean Freak
Ein Ehepaar aus Utah hat mit Klean Freak ein Produkt entworfen, das sich an Outdoor-Enthusiasten und sogenannte Dirt Magnets richtet, die Wert auf Sauberkeit legen. Genauer gesagt handelt es sich bei Klean Freak um Hautreinigungstücher, die wie Energie-Gels verpackt sind und in jedem Rucksack ihren Platz finden.
Den Gründern geht es darum, den Kampf gegen Bakterien anzutreten und sich nicht nur sauber, sondern auch frisch zu fühlen. Das funktioniert ziemlich gut, denn nach einem anstrengenden Messetag freute ich mich, meine verschwitzten Hände mit den Tüchern zu reinigen.
Die Hautreinigungstücher von Klean Freak töten bis zu 99,9 Prozent der Keime ab, hinterlassen keine Rückstände auf der Haut und verfügen über unterschiedliche Düfte. Sie werden aus Holzstoff hergestellt und sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar.
Ein Produkt, das sich ideal für mehrtägige Trekkingtouren eignet. Die Tücher sind außerdem prädestiniert dafür, wenn beim Rennradfahren mal wieder die Hände kleben, weil das Gel ausgelaufen ist.
Nachhaltige Sonnencreme von eco elio
Auf der Ablage in meinem Badezimmer stehen viele angefangene Sonnencremes herum. Mein Problem: Entweder vergesse ich sie bei Reisen oder Bergtouren mitzunehmen oder sie nehmen zu viel Platz weg. Dabei ist tägliches Einschmieren so wichtig, wie mir der sympathische Australier von eco elio verriet.
“Sonnenschutz zu einer gesunden Gewohnheit machen und nicht nur die Haut, sondern auch den Planeten schützen.”
– eco elio
Das Ziel von eco elio ist es, mit der hergestellten Sonnencreme nicht nur die Haut, sondern auch den Planeten zu schützen. Der Sonnenschutz mit dem Lichtschutzfaktor 30 beziehungsweise 50 enthält mehr als 86 Prozent biologisch abbaubare Inhaltsstoffe.
Besonders gut gefällt mir die wiederverwendbare Verpackung aus recycelten Materialien. Der Pumpspender hat seinen festen Platz gefunden. Auch die beiden handlichen “Let´s Go Bottles” sind startklar für neue Abenteuer.
Positiv hervorzuheben ist, dass sowohl beim wiederauffüllbaren Pumpspender als auch bei den kleinen Fläschchen auf Aufdrucke verzichtet wird. Ein weiteres Indiz dafür, dass eco elio großen Wert auf Nachhaltigkeit legt und ungesunde Chemikalien umgeht.
Natürliche Imprägnierung von OrganoTex
Im Outdoorbereich punkten Marken aus Skandinavien stets mit innovativen Ideen, einer schnellen Platzierung auf dem Markt und einer hohen Qualität. Eine Marke, die bisher noch unter dem Radar geblieben ist, ist OrganoTex aus Schweden.
OrganoTex hat es sich zum Ziel gemacht, Equipment langlebig zu machen und dabei die Natur zu schützen. Daher haben sie eine Produktpalette entwickelt, die Schuhe und Textilien imprägniert und länger haltbar macht.
Sämtliche Produkte sind PFAS-frei. Das bedeutet, dass keine Substanzen verwendet werden, die nicht in der Natur vorkommen. Die natürliche Imprägnierung für Outdoor- und Sporttextilien gibt es als Schuhwachs, Sprays sowie Wash-Ins.
Das Fläschchen OrganoTex Wash-In, das ich von den beiden freundlichen Mitarbeitern Susanne und Pernilla überreicht bekommen habe, wird bei mir sicherlich bald zum Einsatz kommen.
Kleidung aus Alpakawolle von Wølmark
Norweger-Pullover ziehen mich seit vielen Jahren in ihren Bann, aber wie steht es eigentlich um gemütliche Kleidung aus Finnland? Zum Beispiel von der Marke Wølmark, die sich auf Kleidung aus Alpakawolle spezialisiert.
Die Mützen, Stirnbänder, Socken, Pullover und Handschuhe von Wølmark bestehen zu 100 Prozent aus Alpakawolle. Sie werden in Finnland entworfen und meist auch dort hergestellt. Die Wolle ist angenehm zu tragen, robust und löst keine Allergien aus.
Der Gründer von Wølmark war lange Zeit in Peru unterwegs. Dort lernte er die Vorteile von Alpakawolle kennen. Aus der eigenen Vorliebe entstand ein Business, von dem alle, die die Natur lieben, nun profitieren können.
Repair Truck von Patagonia
Patagonia ist schon lange eine meiner Lieblingsmarken. Das liegt unter anderem daran, dass ihnen in Sachen Nachhaltigkeit kaum einer etwas vormacht. Umso betrübter war ich, als ich sie bei meiner Planung für die OutDoor by ISPO nicht im Ausstellerverzeichnis finden konnte.
Anstatt Produkte in den Messehallen vorzustellen und den Verkauf anzukurbeln, platzierte sich das Patagonia-Team mit dem Repair Truck auf dem Hof von Eingangstüren und bot einen ziemlich starken Service an. In ihrem zu einem Holzhaus mit Werkstatt umfunktionieren Wohnwagen riefen sie dazu auf, kaputtes Equipment vorbeizubringen, um es wieder auf Vordermann zu bringen.
“Durch Worn Wear setzen wir uns für ein Umdenken hinsichtlich Produktion, Konsum und Besitz von Bekleidung ein und übernehmen die Verantwortung für unsere Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus.”
– Worn Wear auf patagonia.com
Im Repair Truck wurden nicht ausschließlich Patagonia-Produkte repariert, sondern die Ausrüstung sämtlicher Marken. Meine Freundin machte sich das Angebot zu Nutze, brachte ihre eingerissene Norrøna-Weste vorbei und war vom Ergebnis schwer beeindruckt. Auf den Riss wurde kein Patch geklebt, sondern das kaputte Textil wurde ausgetauscht und so vernäht, dass die Weste wie neu aussah.
Für mich ist Patagonia der klare Sieger dieser OutDoor by ISPO. Eine Marke, die für mehr Nachhaltigkeit plädiert und deutlich macht, dass es nicht ausreicht nur zu reden, sondern tatsächlich zu handeln. Chapeau, Patagonia!
Gute Gründe für einen Besuch bei der OutDoor by ISPO
Laut der offiziellen Pressemitteilung machten sich vom 4. bis 6. Juni 2023 mehr als 9.000 Besucher auf den Weg nach München, um sich von 661 Ausstellern inspirieren zu lassen. Für mich hat sich der Besuch gelohnt. Ich profitierte von faszinierenden Produktvorstellungen und guten Gesprächen mit den Ausstellern.
Vor allem der erfrischende Austausch mit Michael von Campwerk oder mit den Mitarbeitern von Scott, eco elio, Tecnica, Tambu Outdoor und Gibbon haben mir großen Spaß gemacht. Auch die Press Tour vermittelte mir tiefere Einblicke in den ISPO-Alltag.
Langweilig wird es dir auf der OutDoor by ISPO jedenfalls nicht werden. Neben den Ausstellern in der Messehalle, der Outdoor Exhibition Area und einem vielseitigen Rahmenprogramm (z. B. Morning Run, Vorträge), gibt es viele Möglichkeiten, um noch tiefer in die Outdoorwelt einzutauchen.
Trotz seiner Größe vermittelt die OutDoor by ISPO etwas Familiäres. Die Veranstaltung im kommenden Jahr kann nur noch getoppt werden, wenn es – wie es bei der Messe 2019 der Fall war – eine Blogger Lounge gibt. Diese förderte nicht nur den Ausbau des eigenen Netzwerkes, sondern stellte die Kommunikation von Marken und Bloggern auf ein anderes Level.
Auch an den Catering-Preisen sollte geschraubt werden. Diese waren mit einem Kaffee für 4,50 Euro und einer Pasta für mehr als 14 Euro unverschämt hoch.
Umso besser, dass einige Aussteller Kaffee und kleine Snacks angeboten haben. Diese stillten nicht nur den Durst beziehungsweise Hunger, sondern förderten auch den Austausch. Auch Renato´s Eisbus, der sich vor den Messehallen platzierte, kam wie gelegen. Selten habe ich so gutes Eis gegessen.
Ich bin im kommenden Jahr gerne erneut am Start. Für mich gehört die OutDoor by ISPO zum Pflichtprogramm für Outdoorblogger.
Bilder: Marta Kulesza | inafarawayland.com