Canggu ist ein magischer Ort, der nicht nur Surfer, Strandliebhaber und Spirituelle anlockt. Er mischt balinesische Kultur mit dem Lifestyle australischer Surfer und ist längst du einer der beliebtesten Anlaufstellen Balis geworden. Was dich in Canggu erwartet und warum du dem ehemaligen Fischerdorf lieber jetzt als später einen Besuch abstatten solltest, erfährst du in meinem ausführlichen Beitrag über das zauberhafte Canggu.
Die Fahrt von Kuta nach Canggu gestaltete sich doch etwas anstrengender als erwartet. Zwar betrug die Entfernung von meinem Hostel in Kuta bis zu meinem Guest House in Canggu nur knapp 15 Kilometer, dennoch dauerte die Fahrt mit dem Taxi, das mich stolze 350.000 IDR (~ 23 Euro) kostete, fast anderthalb Stunden.
Balinesisches Flair und Surfer-Lifestyle in Canggu
Canggu hatte ich mir bereits lange vor meinem Abflug nach Südostasien als Reiseziel ausgesucht. Besonders hatte ich mich auf tolle Wellen zum Surfen, einen entspannten Alltag, gutes Essen und jede Menge leckere Smoothies gefreut. Soviel vorweg: Ich wurde in den zweieinhalb Wochen, die ich hier verbrachte, keineswegs enttäuscht.
Das kleine Dorf zieht sich über acht Kilometer entlang der Küste. Neben den typischen Strandbars, wachsenden Hotels, Homestays und Surfshops, hat Canggu fernab von Meer und Strand seinen ursprünglichen Charme behalten. Das zeigen vor allem die Reisfelder und ihre Bauern, die mit altem Handwerk mühsam Reis anbauen.
Auch die Warungs mussten den stark westlich angehauchten Cafés und Restaurants, die Burger, Pommes und Steaks auftischen, (noch) nicht weichen. Canggu ist zwar auf dem besten Weg, eine angesagte Touri-Hochburg für Strandliebhaber, Surfer und Entspannungssuchende zu werden, aktuell jedoch noch ein Ort, in dem es ruhig zur Sache geht. Daher kannst du es dort gewiss ein paar Wochen aushalten.
Der Straßenverkehr und wie du mit ihm zurechtkommst
Mit dem Verkehr auf Bali ist es so eine Sache. Werden Kuta, Seminyak und Denpasar von Taxis in Form von Autos, Kleinbussen und Motorrollern geprägt, so ist es in Canggu nicht allzu leicht, überhaupt ein Taxi für die Kurzstrecke zu finden.
Das Hauptverkehrsmittel in Canggu ist, ähnlich wie es auch in Pai in Nordthailand der Fall ist, der Roller. Einen solchen kannst du dir bereits für 50.000 IDR (~ 3,33 Euro) pro Tag ausleihen. Deinen Führerschein musst du dabei nicht vorzeigen.
Die wenigsten Europäer verfügen seit der Einführung des “neuen” Führerscheins nach EU-Recht über eine gültige Lizenz. Das ist den Balinesen auch ziemlich egal, da ihnen durch eine strikte Kontrolle ein großes Geschäft entgehen würde. Problematisch kann es für dich lediglich bei einem Unfall werden, da deine Versicherung nicht für den Schaden aufkommt und du auf deinen Kosten sitzen bleibst.
Zu einem Motorroller würde ich dir in Canggu dennoch raten, da es im gesamten Ort keine Gehwege gibt und es auf den Straßen sehr chaotisch zugeht. Vor allem nachts sind Fußgänger sehr schwer zu erkennen, weshalb du mit einem Roller auf der sicheren Seite bist. Falls du dich nicht traust, Motorroller zu fahren, dann nimm bei deinen nächtlichen Ausflügen zumindest eine Taschenlampe mit, um auf dich aufmerksam zu machen.
Vom Auto fahren würde ich dir komplett abraten, da die Wege teilweise sehr eng sind und bei Gegenverkehr nicht immer Platz für zwei Pkws ist. So hat sich mir schon einige Male das Bild geboten, als Touristen mit ihren schicken und teuren SUVs hängen geblieben sind, während ich schmunzelnd mit meinem Roller an ihnen vorbei gedüst bin. Komfort ist eben nicht alles, vor allem nicht im Straßenverkehr von Bali.
Die Vorzüge einer Rucksacktour nach Canggu
Wie du gemerkt hast, bin ich ziemlich begeistert von Canggu. Das hat natürlich seine Gründe, die ich dir in der folgenden Auflistung näher erläutere:
1. Strand ohne Ende
In Canggu erwarten dich nahezu endlose Strandspaziergänge. Die Länge des Strandes beträgt – wie bereits erwähnt – acht Kilometer. Der Sand entlang der Küste ist zudem sehr abwechslungsreich, was seine Farbtöne betrifft. Während er am Berawa Beach eher hell ist, so ist er am Echo Beach schwarz.
Ein besonderes Highlight sind die Sonnenuntergänge an den Stränden Canggus. Auf Grund neu erbauter Strandbars solltest du dir allerdings vorher ein ruhiges Plätzchen suchen, denn mit der Dämmerung ertönen an immer mehr Ecken tiefe Bässe und laute Musik, was jegliche Romantik vermissen lässt.
2. Cafés und Restaurants für jeden Geschmack und Geldbeutel
Was mir besonders gut in Canggu gefällt sind die zahlreichen Cafés und Restaurants. Oftmals ist beides in einem, sodass du theoretisch den ganzen Tag in den Einrichtungen verbringen kannst und vom Frühstück, Mittagessen, Kaffeeklatsch, Abendessen bis hin zur Party das komplette Programm mitnimmst.
Meine beiden Lieblingscafés sind das Cinta Café sowie das Zimzala Café, die fast nebeneinander liegen und einen wunderbaren Ausblick auf ein Reisfeld versprechen. Während das Cinta Café etwas stylischer eingerichtet ist und über einen kleinen Spielplatz für den Nachwuchs verfügt, ist im Zimzala Café der Andrang niedriger und die Preise günstiger.
Canggu hat gastronomisch für jeden Geldbeutel etwas zu bieten. Kosten in einem Warung ein Wasser und eine Portion Nasi Goreng 20 IDR (~1,33 Euro), so bezahlst du beim Frühstücken im hippen Betelnut Café, das ich ebenfalls sehr empfehlen kann, für ein komplettes Frühstück mal eben 75 IDR (~ 5 Euro). Teure Restaurants habe ich gar nicht erst besucht, aber preislich gibt es nach oben keine Grenze.
Da Bali sehr westlich geprägt ist und vor allem Canggu eine Mischung aus balinesischer Kultur und Surfer-Lifestyle ist, ist es nicht immer leicht, außerhalb der Warungs indonesische Spezialitäten zu finden. Burger und Pommes Frites haben sich längst in den Speisekarten etabliert. Wer zu viel Fast Food zu sich nimmt, kann sein Gewissen immerhin mit gesunden Smoothies und Getränken zur Entgiftung beruhigen.
3. Kneipen und Strandbars für Feierbiester
Die Kneipen und Strandbars hatte ich in Verbindung mit dem Sonnenuntergang bereits angesprochen. So manch einem Rucksacktouristen, der Canggu noch als kleines gemütliches Fischerdorf in Erinnerung hat, sind diese ein Dorn im Auge, denn es sind die ersten Warnsignale eines aufkommenden Massentourismus. Vor allem Finns Beach Club am Berawa Beach ist ein monströses Gebäude, das zwar nett anschzuschauen ist, aber zeigt, wo der Weg von Canggu hinführen wird.
Feiern kannst du in Canggu trotzdem recht gut, weshalb der Beach Club zusammen mit dem Old Man´s die beiden größten und angesagtesten Strandbars sind. Richtig ab geht es sonntags im Deus Ex Machina, wo sich halb Canggu trifft, um die Sau rauszulassen. Vergiss nicht einen Regenschirm mitzunehmen, denn es kann schon mal sein, dass das Kondenswassser ununterbrochen von der Decke tropft.
Wer es etwas ruhiger mag, der findet mit Sicherheit die passende Kneipe, denn davon gibt es in Canggu so einige.
4. Chilliger Lifestyle
Was Bali einzigartig macht und warum viele ihren Urlaub auf der indonesischen Insel verbringen oder gar komplett hängen bleiben, ist der Lifestyle. Canggu ist einer der Orte, in dem die Uhren etwas langsamer ticken, das Wort Stress nicht im Vokabular enthalten ist und das Leben einfach seinen Lauf nimmt.
Die Menschen grüßen freundlich auf der Straße, Taxifahrer melden sich nur, wenn sie gebraucht werden und von anstrengenden Strandverkäufern fehlt jede Spur. Es macht einfach unheimlichen Spaß, sich in Canggu treiben zu lassen und einfach das zu tun, auf das du Lust hast.
Selbst das Arbeiten fiel mir in Canggu extrem leicht. Wohin ich mich auch mit meinem Notebook setzte, hatte ich das Gefühl, ganz besonders produktiv zu sein. Kein Wunder, dass Canggu mittlerweile zu einem weltweiten Hotspot für Digitale Nomaden mutiert ist und viele ortsunabhängige Arbeiter anzieht, die hier ihre perfekte Work-Life-Balance finden.
Es macht einfach Spaß einige Zeit in Canggu zu verbringen und die schöne Landschaft aufzusaugen. Ganz egal, ob Reisfelder, das Meer, die kleinen Gässchen oder die inspirierenden Hindu-Tempel, die vereinzelt auftauchen.
5. Gute Unterkünfte zum kleinen Preis
Dass der Tourismus in Canggu einen Aufschwung erlebt, ist auch an den Einheimischen nicht vorbeigegangen, die vermehrt ihre eigene Bleibe als so genannte Homestays anbieten. Die Balinesen geben sich sehr viel Mühe, den Aufenthalt ihrer Gäste besonders angenehm zu gestalten und das zu einem relativ geringen Preis.
Als Backpacker brauchst du im Vorhinein nichts buchen, da du außerhalb der Hauptzeit immer eine gute Bleibe findest und es eine Menge freier Unterkünfte gibt. Um auf Nummer sicher zu gehen, findest du viele günstige Hostels, Apartments und Homestays auf den gängigen Portalen Airbnb (Startguthaben sichern) oder bei Booking.com (Unterkunft buchen).
Was dich als Surfer in Canggu erwartet
Das Surfen habe ich nicht bei den Vorzügen von Canggu aufgezählt, da es einen eigenen Bereich in diesem Blogartikel verdient hat. Canggu ist schließlich eine absolutes Mekka für Surfer und über die Grenzen Asiens hinaus bekannt.
Jährlich pilgern zahlreiche Surfer nach Canggu, um eine Welle nach der anderen abzureiten. Bei den Bedingungen kein Problem, denn an den Stränden herrschen über das gesamte Küstengebiet hinweg beste Wellenverhältnisse.
Nicht planlos in die Wellen gehen
Als Anfänger solltest du dir unbedingt einen Surflehrer schnappen, da die Wellen und die Strömungen an den Stränden von Canggu ziemlich tückisch sein können. Zudem gibt es ausschließlich Reefbreaks, was bedeutet, dass der Untergrund felsig ist und du dir schnell mal eine Verletzung zufügen kannst.
Was passieren kann, haben mir zwei Beispiele aus jüngster Vergangenheit gezeigt:
- Bei meinem Hostel-Aufenthalt habe ich eine Deutsche kennengelernt, die bei ihrer ersten Surfstunde das Surfbrett an das Kinn bekommen hat und für kurze Zeit bewusstlos war. Der Surflehrer hat sofort gehandelt und sie aus dem Wasser gezogen, sodass glücklicherweise nichts passiert ist.
- Einige Tage später lernte ich den Kitesurfer Victor kennen, der seine ersten Stehversuche auf dem Surfbrett auf eigene Faust versucht hatte. Auch er ist gestürzt, hat das Brett gegen den Kopf bekommen und musste mit sieben Stichen genäht werden.
Natürlich ist es verlockend, sich am Strand ein Surfbrett für magere 50.000 IDR (~ 3,33 Euro) auszuleihen und das Surfen einfach mal auszuprobieren. Machen solltest du es jedoch nicht, schließlich gilt das Surfen nicht umsonst als Extremsportart, da es leider doch relativ viele Gefahren birgt.
Lass dich also zu Beginn von einem erfahrenen Surflehrer coachen, um die Basics zu erlernen. Die Surflehrer findest du entweder direkt am Strand bei den Verleihstationen oder du meldest dich bei einer größeren Surfschule an. Ein Kumpel von mir hat das Surfen bei der Surfschule Kima Surf gelernt, die seiner Meinung nach sehr kompetent ist und genau wissen, auf was es beim Surfen ankommt.
Herausfordernde, aber großartige Spots
Während Anfänger eher am Batu Bolong Beach zurecht kommen, sind die Spots von Berawa Beach und Echo Beach weitaus fordernder. Hier erreichten die Wellen in den vergangenen zweieinhalb Wochen laut magicseaweed bis zu vier Meter, was ebenso beeindruckend wie Respekt einflößend war.
Wichtig ist, dass du, bevor du dir ein Surfbrett ausleihst und die Wellen unsicher machst, eine Weile beobachtest, wie sich die Wellen verhalten. Schätze dabei ein, ob du gut genug bist und setze dich nicht unter Druck.
Bist du dir unsicher, dann frage einen der Surfbrett-Dealer, die sich bestens mit den Wellenbedingungen auskennen. So hat mir zum Beispiel ein Balinese, als ich mir ein Brett ausleihen wollte, geraten, später wieder zu kommen. Als ich zwei Stunden danach zum Line-Up paddelte, wurde mir klar, dass es richtig war auf ihn zu hören, da die Wellen trotz geringerer Größe noch immer eine ziemliche Wucht hatten.
Der große Vorteil am Surfen in Canggu sind die verschiedenen Strände und Surfspots. Wenn an einem Surfspot die Wellen nicht allzu gut oder zu heftig sind, kannst du mit dem Roller problemlos einen anderen Strand anfahren. Weniger schön ist, dass die halbe Welt die Vorzüge von Canggu kennt, weshalb teilweise extrem viele Surfer anzutreffen sind, was teilweise extrem lästig sein kann.
So vertreibst du dir in Canggu außerdem die Zeit
Surfen, Cafés abklappern und Feiern sind schön und gut, aber in Canggu gibt es noch so einige andere Aktivitäten, die dich vom Rumgammeln auf der faulen Haut abhalten. So scheint zum Beispiel Reiten sehr beliebt zu sein. Kamen mir in Thailand die Elefanten bei meinen Rollertouren entgegen, so sind es hier die Pferde.
Auch Yoga und Massagen erfreuen sich in Canggu an großer Beliebtheit. Beides habe ich – zumindest hier – noch nicht ausprobiert. Anhand der vielen Rollerfahrer, die ihre Yoga-Matten durch die Gegend chauffieren, sowie den Massagesalons an jeder Ecke, lässt sich jedoch ableiten, dass die Nachfrage an Yoga und Massage in Canggu sehr groß ist.
Da mich das Surfen so sehr auslaugt, verschwende ich keinen Gedanken an anderweitigen sportlichen Betätigungen. Fit halten kannst du dich aber auch mit Strandläufen, die ordentlich in die Waden gehen und Cross Fit. Hier meldest du dich vorab an und pushst dich regelmäßig mit anderen beim Zirkeltraining.
Weitaus gemütlicher kannst du es dagegen beim Shoppen angehen lassen. Zwar ist Canggu nicht bekannt für seine Shoppingmeile und auch von einem großen Einkaufszentrum fehlt zum Glück jede Spur, allerdings gibt es einige coole Surfshops. Mit dem Samadi Sunday Market gibt es zudem jeden Sonntag von 9 bis 14 Uhr einen Markt mit lokalem Essen, Früchten ohne Ende und Lebensmitteln aus ökologischem Anbau.
Nur noch eine Frage der Zeit bis zum Massentourismus (?)
Es ist mir nicht leicht gefallen, Canggu wieder zu verlassen. Vor allem mit dem Hintergedanken, dass es bei meinem nächsten Besuch komplett anders aussehen könnte, was an der rasanten Entwicklung des Tourismus liegt. Neben großen Hotelkomplexen, machen sich weitere Angebote für Unterkünfte breit. Zudem eröffnete vor einigen Tagen ein riesiger Outlet-Store von Hurley.
Eigentlich gar nicht so schlimm. Doch der Charme, der Canggu ausmacht und die Mischung aus balinesischer Kultur und Surfer-Lifestyle werden dadurch auf lange Sicht verloren gehen. Was dem früheren Fischerdörfchen Kuta passierte, das zu einer Tourismus-Hochburg mutierte, ereilte einige Zeit später auch Seminyak und wird wahrscheinlich auch Canggu nicht verschonen. Wir werden sehen.
Echt schön geschrieben, ich hab selber ein paar Monate in Canggu gewohnt und hatte beim lesen gerade voll Herzklopfen. Als ich an meinem letzten Tag mit dem Roller rumgedüst bin, wusste ich, dass wenn ich das nächste Mal hier bin alles anders aussehen wird. Da hatten sie gerade Finns Beach aus dem Boden gestampft und Starbucks hatte Eröffnung… Schade, und trotzdem schlägt mein Herz für diesen Ort. Ich geh jetzt mal Flüge checken!
Hallo Michaela,
freut mich, dass ich Herzklopfen in dir auslösen konnte. Der Ort entwickelt sich leider tatsächlich zu schnell weiter. Du wirst bei deinem nächsten Besuch sicherlich sehr überrascht sein, aber traumhaft wird dein Besuch wohl trotzdem wieder werden.
Viele Grüße aus Marokko, Daniel.
Sehr interessanter Blog. Da bekommt man doch gleich lust auf mehr. Blöd nur, wenn man momentan nicht weg kann.
Hallo Torben,
freut mich, dass dir mein Blog gefällt. Ich drücke dir die Daumen, dass du möglichst bald wieder auf Reisen gehen kannst und deinen tollen Foto-Blog mit weiteren Bildern füllst.
Viele Grüße, Daniel.
GESCHAFFT. …jetzt habe ich gerade so was von Fernweh!!!
Juhuuu, Ziel erreicht!!! Dein Fernweh wird ja zum Glück bald gestillt werden. Viva la Mexiko!