Im Dezember 2015 traf ich mich mit Dorothee Fleck auf einen Glühwein am Weihnachtsmarkt in Lahr. Dort erzählte sie mir letzte Details zu ihrer geplanten Afrika-Umrundung, zu der sie einige Tage später aufsattelte. Zwei Jahre später und mit tausenden von Kilometern in den Knochen ist sie wohlbehalten zurück. Was sie in Afrika erlebte, hat sie mir in einem Interview verraten.
Zweimal ist Dorothee Fleck bereits mit dem Rad um die Welt gereist, ist mittlerweile unter die Buch-Autoren gegangen und musste im vergangenen Jahr ihre Afrika-Umrundung für ein paar Tage unterbrechen, weil Markus Lanz für einen Studiobesuch im ZDF angefragt hatte. Kein Wunder, denn die Abenteuer, die Doro bei ihren Radreisen erlebt, sind mehr als beeindruckend.
Seit wenigen Wochen ist sie von ihrem vergangenen, vielleicht größten Abenteuer, zurück: einer Umrundung des Schwarzen Kontinents mit dem Fahrrad. Natürlich wieder alleine. Einen Teil durfte ich mitradeln, zumindest virtuell, da wir uns zwischendurch regelmäßig per E-Mail ausgetauscht hatten.
Und ja… die einzelnen Geschichten aus Afrika beeindruckten mich sehr, aber davon soll dir Dorothee lieber selbst erzählen. Viel Spaß mit dem folgenden Interview!
Dorothee Fleck über ihre Afrika-Umrundung
Rucksackträger: Du bist bereits zweimal mit dem Fahrrad um die Welt geradelt. Dein letztes Abenteuer war die Umrundung Afrikas. Wie lange warst du unterwegs und wie viele Kilometer hattest du am Ende zusammen?
Dorothee: Ich bin am 14. Dezember 2015 in Lahr im Schwarzwald gestartet. Am 28. Januar 2018 kam ich zurück.
In Afrika war ich ein Jahr und elf Monate. Dazwischen flog ich für einen Monat, nämlich vom 5. Oktober bis 5 November 2016, zurück nach Deutschland.
Insgesamt bin ich 43.628 Kilometer gefahren, davon 38.124 Kilometer auf dem afrikanischen Kontinent.
Gibt es ein Land, das dich ganz besonders beeindruckt hat und eines, von dem du maßlos enttäuscht warst?
Beeindruckt hat mich eigentlich jedes Land auf seine Weise. Besonders gefallen hat mir der südliche Teil Namibias, vor allem vom Spätnachmittag bis zum Vormittag.
Sobald alle Touristen mit ihren Mietautos in ihren Lodges waren, gehörte die ganze Wüste mir. Ich konnte mein Zelt aufstellen, wo ich wollte und genoss die Ruhe sowie die spektakulären Sonnenauf- und untergänge. Die Straßen in Namibia sind wegen der vielen Mietautos allerdings eine Katastrophe.
Nach Malawi würde ich auch wieder zurück. Es ist klein, überschaubar und bietet eine wunderbare Landschaft. Eines der Highlights ist natürlich auch der Lake Malawi. Da ich sehr gerne schwimme, habe ich diesen besonders genossen.
Enttäuscht war ich von Ruanda. Es ist ebenfalls ein kleines Land mit vielen Bergen. Es ist jedoch total überbevölkert mit unzähligen Kindern. Ständig rannten bis zu zwanzig Kinder hinter mir her und riefen: “Mzungu, Mzungu, give money”.
Nur, wenn es mal bergab ging, hatte ich kurz meine Ruhe. Es gab keinen Platz, an dem ich mal eben entspannen konnte. Auch Erwachsene hatte ich ständig um mich herum, die mich nur anstarrten, als ob sie noch nie eine Weiße gesehen hätten. In Ruanda war das aber mit Sicherheit nicht der Fall.
Von Äthiopien war ich nicht wirklich enttäuscht, denn auf die negativen Seiten des Landes wurde ich von anderen Radfahrern vorbereitet.
Was waren die größten Herausforderungen bei deiner Tour, mit denen zu kämpfen hattest?
Neben den Kindern war der Verkehr teilweise sehr chaotisch. Auch die Straßen waren eine große Herausforderung. In Nigeria bestanden sie nur noch aus Matsch und in Angola bin ich im Sand stecken geblieben.
In Lesotho gab es dagegen die steilsten und die längsten Anstiege. In der Enklave Südafrikas wurde ich aber meist mit einer schönen Aussicht belohnt.
Gab es irgendwelche Erfahrungen mit wilden Tieren, sowohl positive als auch negative?
Eigentlich hatte ich nur positive Erfahrungen mit den wilden Tieren. Sie haben mich in Ruhe gelassen, weil ich sie auch in Ruhe gelassen habe. Ein besonderes Erlebnis ist es, wenn ein Elefant vor dir die Straße kreuzt.
Die kleinen “wilden” Tiere, wie Skorpione und Moskitos, finde ich viel gefährlicher. Meist siehst du sie nicht und kannst ihnen nicht ausweichen. Aber auch sie fügten mir keinen Schaden zu. Ich bin von keinem Skorpion gebissen worden und bekam auch keine Malaria.
Negativ war lediglich, dass ich keinen einzigen Löwen gesehen habe. Außerdem waren die Affen teilweise etwas anstrengend, da sie es auf mein Essen abgesehen hatten. Das Brot war vor ihnen nicht sicher.
Auf einem Campingplatz haben außerdem verschiedene Nager, wie zum Beispiel Eichhörnchen, große Löcher in meine Taschen genagt.
Welcher Grenzübergang in Afrika ging dir ganz besonders auf die Nerven?
Prinzipiell gilt: Je länger die Prozedur dauert, desto nerviger ist sie. Wenn sie dann noch zusätzlich Geld kostet, ist es äußerst lästig.
Spontan fällt mir der Sudan ein, weil es auch eine der letzten Grenzüberschreitungen meiner Afrika-Tour war. Dort musste ich zwei Stunden verweilen. Zuerst gab es einen Stromausfall. Das kommt öfter vor. Dann wollten sie alle meine Taschen durchsuchen und zusätzlich musste ich zu den immensen Kosten des Transit-Visums eine hohe Einreisegebühr zahlen. Zudem sprach niemand Englisch.
Bei der Einreise nach Kamerun wollten die “Beamten” eine Gebühr für den Einreisestempel. Da wusste ich, das ist nicht legal und konnte es “aussitzen”. Schließlich gaben sie mir meinen Pass zurück, ohne dass ich mehr bezahlen musste.
Wie steht es um das Thema Korruption in einigen afrikanischen Ländern? Musstest du ab und an deinen Geldbeutel zücken um schneller weiter zu kommen?
Nein, ich habe nie etwas gezahlt. “Bribe is crime” steht in manchen Ländern auf den Plakaten. Außer bei der eben erwähnten Einreise nach Kamerun wurde kein “Bestechungsgeld” von mir verlangt.
Wahrscheinlich hatte ich als Radfahrerin und Frau eine Sonderstellung. Von Motorrad- und Autofahrern habe ich immer wieder gehört, dass sie zahlen mussten.
Was waren die drei beeindruckendsten Orte während deiner Afrika-Umrundung?
Oh je, es gab so viele beeindruckende Orte. Die Victoriafälle gehören auf jeden Fall dazu. Vor allem, da auf der Seite Sambias alles ausgetrocknet war. Nur in Simbabwe ist Wasser über die Felsen gestürzt.
Das Atlas-Gebirge in Marokko ist ebenfalls sehr beeindruckend. Außerdem noch die Schluchten und Farben auf der anderen Seite in Ägypten, genauer gesagt in Luxor. Nicht zu vergessen die Küstenstraße im Nordwesten von Südafrika.
Du bist begeisterte Wildcamperin. War das in Afrika überhaupt möglich oder musstest du in „ganz normalen“ Unterkünften nächtigen?
Afrika ist sehr dicht bevölkert. Es gibt überall Menschen. Darum ist es schwer einen Ort zu finden, wo man nicht gefunden wird. Nachdem ich zweimal in Tansania beim Wildcampen entdeckt wurde, habe ich es bleiben lassen.
“Ganz normale” Unterkünfte gab es nicht überall. Du kannst aber bei Schulen, Krankenhäusern, Kirchen oder Polizeistationen anfragen, ob du dort zelten darfst. Sie haben genügend Platz und es gibt einen Nachtwächter.
Nachdem ich den ganzen Tag mehr oder weniger alleine war, hatte ich dadurch abends jemanden, den ich über das Land ausfragen konnte. Vor allem Krankenschwestern waren gute Informationsquellen. Der “Chef de Village” findet auch immer einen Platz für dich.
Gibt´s schon Pläne für weitere Fahrradreisen oder hast du erstmal genug vom Radeln?
Mich wundert es selbst, dass ich immer noch nicht genug habe. Deswegen gibt es auch schon wieder Pläne. Aber nichts Genaues. Es gibt noch einige Ecken, wo ich noch nicht war, also lass dich überraschen.
Wow, das war wieder mal sehr spannender Input von dir. Vielen Dank dafür und ich bin gespannt, was deine nächsten Reiseziele sind.
Weitere Infos über Dorothee Fleck
Die gesamte Afrika-Umrundung kannst du in Dorothees Blog Women´s Cycling Guide nachlesen. Dort bekommst du noch tiefere Einblicke in den Alltag der abenteuerlichen Radreisenden sowie faszinierende Bilder aus Afrika und dem Rest der Welt.
Außerdem hat Dorothee ihre vergangenen beiden Weltreisen mit dem Fahrrad auf zwei zusätzlichen Blogs festgehalten. Die Links sowie zahlreiche weitere Informationen erhältst du auf ihrer Website dorothee-fleck.com.
Ihr Buch Als Frau allein mit dem Fahrrad um die Welt bekommst du entweder signiert direkt bei Dorothee (E-Mail an dorothee@dorothee-fleck.com) oder unter dem folgenden Link:
- Fleck, Dorothee (Autor)
Fotos: Dorothee Fleck
Vielen Dank, Daniel, das Interview mit Dir hat mal wieder Spaß gemacht.
Falls noch jemand ein Buch über meine erste Weltreise mit Signatur möchte, kann er / sie auch direkt bei mir (dorothee@dorothee-fleck.com) bestellen.
Hallo Dorothee,
auch mir hat es wieder riesig Spaß gemacht. Danke dafür. Deinen Zusatz mit dem signierten Buch habe ich noch in den Beitrag mit aufgenommen.
Viele Grüße aus Chiang Mai, Daniel.
Vielen Dank