Die Dolomiten bestechen durch ihre dramatische Landschaft, epischen Ausblicke und Einzigartigkeit. Auf einer 2-Tages-Tour vom Fassatal an der Langkofelgruppe entlang bis zur Tierser-Alpl-Hütte und über einen spektakulären Klettersteig zurück, konnte ich mir genau davon ein ziemlich gutes Bild machen. In diesem Beitrag stelle ich dir die Rundtour mit ihren zahlreichen Höhepunkten etwas genauer vor.
Die Namen Sasso Piatto, Sassolungo und Denti Terrarossa klingen wie Musik in den Ohren. Dabei handelt es sich um den Plattkofel, Langkofel und die Rosszähne – Berge in den Grödner Dolomiten und im Naturpark Schlern-Rosengarten. Allesamt sind sie Teil einer faszinierenden 2-Tages-Tour von Campitello di Fassa im Fassatal zur Tierser-Alpl-Hütte und über die Antermoia-Hütte zurück.
Eine Tour, die ich auf zwei Tage mit je zwei Etappen aufgeteilt habe. Einerseits, weil die beiden Tage ganz unterschiedliche Anforderungen stellen, andererseits, weil es genug zu entdecken gibt, um in einer entspannteren Variante aus der 2-Tages-Tour eine 4-Tages-Tour zu machen.
Die 2-Tages-Tour in den Dolomiten im Überblick
Bist du schwindelfrei, trittsicher und verfügst du über genügend Erfahrung an Klettersteigen wird die zweitägige Hüttentour ein wahrer Genuss sein. Beeindruckt haben mich nicht nur
- die Wanderung auf dem Friedrich-August-Weg,
- die mächtige Langkofelgruppe
- und die Rosszähne beim Aufstieg zur Tierser-Alpl-Hütte,
sondern auch
- der fordernde Laurenzi-Klettersteig,
- die modernen Rifugios
- sowie die hochwertige Südtiroler Küche in den einzelnen Hütten.
Zwar sind die Wanderungen am Plattkofel und hinauf zum Rifugio di Alpes überaus beliebt und dementsprechend stark frequentiert, allerdings verteilt sich die Anzahl der Wanderer auf die gesamte Strecke. Spätestens am zweiten Tag reduziert sie sich auf ein Minimum, denn nur wenige wagen den Weg über den Laurenzi-Klettersteig.
Auf der folgenden Karte habe ich die vier Etappen für dich eingezeichnet:
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Mehr InformationenEmpfehlenswert ist die gesamte Tour über zwei Tage mit einer Übernachtung in der Tierser-Alpl-Hütte. Hast du genügend Zeit, kannst du die Tour jedoch auch auf vier Tage ausweiten und zusätzlich in der Plattkofel- sowie der Antermoia-Hütte nächtigen.
Tag 1: Vom Col Rodella über den Friedrich-August-Weg zur Tierser-Alpl-Hütte
Der erste Tag vom Col Rodella über die Plattkofelhütte bis zur Tierser-Alpl-Hütte ist ein guter Einsteig. Auf der Strecke gibt es keine herausfordernden Passagen.
Daher ist die Wanderung am Plattkofel entlang bis zu den Rosszähnen auch für weniger erfahrene Bergwanderer, Gelenkgeschädigte und Ausdauerschwache geeignet, auch wenn es zum Ende noch einige Höhenmeter zu bewältigen gilt.
Tag 1 der Hüttentour in den Dolomiten
Start: Col Rodella
Ziel: Tierser-Alpl-Hütte
Länge: 11,6 Kilometer
Aufstieg: 547 Höhenmeter
Dauer: 3 Stunden
Schwierigkeit: ★☆☆☆☆
Etappe 1: Vom Col Rodella zur Plattkofelhütte
Der erste Tag der Hüttentour in den Dolomiten beginnt entspannt mit einer Gondelfahrt von Campitello di Fassa auf die 2.395 Meter hohe Aussichtsplattform des Col Rodella. Die Fahrt in der bis zu hundert Personen fassenden Gondel kostet einfach 14,50 Euro (Preise und Abfahrtszeiten).
Vom Aussichtspunkt genießt du einen traumhaften Ausblick auf den Piz Boè. Er ist mit 3.152 Metern die höchste Erhebung der Sellagruppe. Das Panorama erstreckt sich zudem über den Sass Pordoi (2.950 Meter), den berühmten Antelao (3.260 Meter) sowie die mächtige Marmolata (3.343 Meter).
Am Rifugio des Alpes vorbei wanderst du hinab zur Friedrich-August-Hütte, wo du den Beschilderungen zur Plattkofelhütte (Nr. 4 oder 557) folgst. Der Friedrich-August-Weg (557) ist ein berühmter Höhenweg ohne große Schwierigkeiten und dementsprechend gut besucht.
Der beliebte Wanderweg verläuft unterhalb des Langkofels (Sassolungo, 3.181 Meter) und des Plattkofels (Sasso Piatto, 2964 Meter). Im Wechsel mit leichten Anstiegen und Abstiegen führt er an saftig-grünen Wiesen mit Pferden, Kühen und Schafen vorbei.
Mit dem Rifugio Sandro Pertini bietet er auf 2.300 Metern Höhe zudem eine weitere Möglichkeit für einen Zwischenstopp. Es reicht allerdings vollkommen aus, wenn du deine erste Pause nach 5,2 Kilometern an der Plattkofelhütte (Rifugio Sasso Piatto) machst.
Etappe 2: Von der Plattkofelhütte zur Tierser-Alpl-Hütte
An der Plattkofelhütte endet der Friedrich-August-Weg für dich, da das Ziel des ersten Tages die Tierser-Alpl-Hütte ist. Du folgst daher dem Weg Nummer 4 zum Rifugio Alpe Di Tires, der über sanfte Hügel und vorbei an Weideflächen führt.
Sanfte Hügel mit Steigung zum Schluss
Der Weg war so angenehm zu laufen, dass ich von meinen Wanderstiefeln (Hanwag Tatra II) auf meine Barfußschuhe (Vivobarefoot Magna Lite SG) umstieg. Dadurch konnte ich meinen geschundenen Füßen nach einer 4-tägigen Klettersteigtour im Naturpark Drei Zinnen und einer Wanderung zu den Cinque Torri etwas Gutes tun.
Statt Geröll und steilen Anstiegen ist der erste Tag von sanften Hügeln und gut ausgebauten Wanderwegen geprägt. Fordernd wird lediglich der letzte Aufstieg am Passo Duron. Nicht nur wegen den ständig kreuzenden Fahrradfahrern, sondern vielmehr, weil die letzten 1,8 Kilometer bis zur Tierser-Alpl-Hütte mit 250 Höhenmetern ausnahmslos bergauf gehen.
Der tolle Ausblick auf die imposanten Rosszähne entschädigen jedoch für die Strapazen, die du zum Schluss des ersten Tages auf dich nehmen musst. Am Rifugio Alpe di Tires angekommen, erwartet dich ein atemberaubendes Panorama auf den zurückgelegten Weg. Absoluter Blickfang ist die außergewöhnliche Langkofelgruppe.
Übernachtung in der Tierser-Alpl-Hütte
Das 2.440 Meter hoch gelegene Rifugio im Naturpark Schlern-Rosengarten als Berghütte zu bezeichnen, wäre fast schon eine Beleidigung. Die Tierser-Alpl-Hütte unterhalb der Rosszähne ist ein wahres Schmuckstück.
Sie verfügt über moderne Innenräume aus massivem Holz. Der Speiseraum besticht durch große Fensterflächen, das Essen ist vorzüglich und auch sonst ist alles piccobello – sogar die Internetverbindung.
Da die Tierser-Alpl-Hütte gut von der Seiser Alm, Tiers, dem Sellajoch und dem Fassatal erreichbar ist, ist es kaum möglich, kurzfristig ein Bett zu ergattern. Am besten buchst du bereits einige Monate vor deiner Hüttentour in den Dolomiten unter tierseralpl.com.
Tourentipp: Maximilian Klettersteig vom Schutzhaus Tierser Alpl
Nordöstlich hinter der Tierser-Alpl-Hütte befindet sich der Einstieg in den Maximilian Klettersteig. Ein Seil führt hinauf in die Scharte, wo du auf die Seiser Alm blickst. Auf dem Grat (A/B) steigst du auf den Gipfel des Großen Rosszahn (2.653 Meter). Von dort geht es entweder über den Notausstieg hinab oder über die Roterdspitze zurück.
Tag 2: Von der Tierser-Alpl-Hütte über den Laurenzi Klettersteig nach Campitello di Fassa
Den zweiten Tag solltest du nur dann antreten, wenn du über einen gewissen Erfahrungsschatz auf Klettersteigen verfügst und ebenso trittsicher wie schwindelfrei bist. Bei der Überquerung des Molignonkamms gibt es einige Abschnitte, die als sehr schwierig (C/D) gekennzeichnet sind.
Tag 2 der Hüttentour in den Dolomiten
Start: Tierser-Alpl-Hütte
Ziel: Campitello di Fassa
Länge: 16 Kilometer
Aufstieg: 668 Höhenmeter
Dauer: 4,5 Stunden
Schwierigkeit: ★★★☆☆
Etappe 3: Über den Laurenzi-Klettersteig zum Antermoia-See
Frühes Aufstehen wird an der Tierser-Alpl-Hütte mit einem sagenhaften Sonnenaufgang belohnt. Also bleibt nicht zu lange in den Federn, sondern schnappe dir deine Daunenjacke, um dich in aller Früh auf die höchste Stelle oberhalb der Sonnenterrasse zu begeben. Es wird sich lohnen.
Einstieg in den Laurenzi-Klettersteig
Nach einem ausgewogenen Frühstück, bei dem du den Molignonkamm vom Speisesaal bereits fest im Blick hast, geht es südlich leicht bergab zum Start des Steigs 554. Er ist sehr gut markiert und führt anfangs Richtung Rosengarten.
Nach einer Weile taucht das erste Seil auf, was keine große Schwierigkeit darstellt. Weiter geht es über den Molignonkamm, von dem du einen atemberaubenden Blick auf die Tierser-Alpl-Hütte und die sich dahinter auftürmenden Rosszähne hast.
Nach einer Mulde geht es im Zickzack über Geröll zum gesicherten Aufstieg auf den Nordwestlichen Molignon (2.780 Meter). Auf dem Plateau genießt du grandiose Blicke auf den Plattkofel und die Tour vom Vortag. Fast unwirklich wirkt die grüne Landschaft tief unten im Tal.
Auf der rechten Seite zeigt sich dagegen der wilde und dramatische Rosengarten. Unübersehbar sind der Valbonspitz (2.822 Meter) sowie der Kesselkogel (3.004). Letzterer ist der höchste Berg der Rosengarten-Gruppe.
Tatsächlich beginnt erst kurz vor dem Abstieg vom Plateau des Nordwestlichen Molignons der offizielle Laurenzi-Klettersteig. Bergab geht es auf einem schmalen Grat, der Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraussetzt. Anschließend steigst du hinauf zum Mittleren Molignon, der mit 2.845 Meter höchsten Stelle der zweitägigen Hüttentour in den Dolomiten.
Volle Konzentration beim Abstieg zum Antermoia-See
Gab es bis hierhin auf dem Laurenzi-Klettersteig bereits einige tückische Stellen, so solltest du beim Abstieg vollen Fokus auf deine Tritte und Griffe haben. An der Südseite des Mittleren Molignon steigst du links vom Antermoiakogel hinab, wobei an der letzten Wand besondere Vorsicht geboten ist. Der Klettersteig ist hier als D gekennzeichnet, gilt also als sehr schwierig.
Über Schotter und Geröll wanderst du nach der Via Ferrata Laurenzi über Schotter und Geröll zu einem Plateau. Im Tal, das den Anschein einer Steinwüste hat, angekommen, wartet an dessen Ende der idyllisch gelegene Antermoiasee.
Eine kurze Erfrischung in einem der höchstgelegenen Seen der Dolomiten wirkt nach dem fordernden Klettersteig wahre Wunder – genauso wie ein deftiges Essen auf der darüber liegenden Antermoia-Hütte.
Etappe 4: Von der Antermoia-Hütte nach Campitello di Fassa
Nach einer ausgiebigen Mahlzeit an der Antermoia-Hütte ist es Zeit für die letzte der vier Etappen. Technisch wird es auf diesem Abschnitt nicht mehr, sodass du deine Klettersteig-Ausrüstung in deinem Rucksack verstauen kannst. Die Trekkingstöcke solltest du jedoch griffbereit haben, um deine Gelenke beim Abstieg nach Campitello di Fassa zu entlasten.
Drei Stunden wirst du für den elf Kilometer langen Abstieg zur Talstation der Gondel auf den Col Rodella benötigen. Dabei gilt es mehr als 1.200 Höhenmeter bergab zu bezwingen. Deine Sprunggelenke und Knie müssen hier noch einmal Höchstleistungen vollbringen.
Entschädigt wirst du jedoch mit einer wunderschönen Landschaft. Du wanderst einen großen Teil am Gebirgsfluss Ruf de Dona entlang inmitten sanfter Hügel, die dir den Weg ins Fassatal weisen.
Etwas Abwechslung bietet der Sentiero Forestale prà Molin. Der Waldpfad führt unterhalb des 2.383 Meter hohen Ponjin entlang und sorgt an heißen Tagen für die nötige Abkühlung. Zwischendurch spitzt immer wieder der Col Rodella hervor, um den bei guten Bedingungen zahlreiche Paraglider kreisen.
Das letzte Drittel der vierten Etappe der 2-Tages-Tour in den Dolomiten führt in Kehren in einem Forstweg nach Campitello di Fassa. Angenehm zu laufen ist dieser aufgrund seines Gefälles nicht. Ganz im Gegenteil, aber immerhin kommst du so deinem Ziel schnell näher.
Meine Ausrüstung für die Dolomiten
- Wanderkarte von Kompass
- Klettergurt: Couloir LT von Black Diamond
- Klettersteig-Set: Cable Comfort 6.0 von Edelrid
- Helm: Half Dome von Black Diamond
- Gartenhandschuhe aus dem Baumarkt
- Smartphone-Sicherung von REELOQ
- Rucksack: Osprey Exos 48
- Schuhe: Hanwag Tatra II
Von Langeweile im Outdoor-Paradies Fassatal keine Spur
Die 2-Tages-Tour in den Dolomiten
- von Campitello di Fassa,
- am Friedrich-August-Weg entlang, hinauf zu den Rosszähnen,
- mit Übernachtung in der Tierser-Alpl-Hütte
- und über den einzigartigen Laurenzi-Klettersteig zurück,
bietet Erlebnisse für eine ganze Woche. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, um die Hüttentour deinen Fähigkeiten anzupassen:
- Bist du nicht schwindelfrei, lässt du den Laurenzi-Klettersteig weg und wanderst unterhalt des Molignonkamms zum Antermoia-See.
- Bekommst du nicht genug von Klettersteigen, bindest du den Oskar Schuster Klettersteig oder den Maximilian Klettersteig in die Tour mit ein.
- Willst du es gemächlich angehen, übernachtest du zusätzlich in der Plattkofel-Hütte oder in der Antermoia-Hütte.
Du kannst deine Wander- und Klettersteigtouren beliebig erweitern. Es lohnt sich aber auch, ein paar zusätzliche Tage im beeindruckenden Fassatal zu verbringen.
Campitello di Fassa, Canazei und Moena sind nicht nur tolle Ausgangspunkte für Wanderungen und Gravelbiketouren in den Dolomiten, sondern auch Gemeinden mit sehenswerten Ortskernen, die zum Verweilen einladen.
Ein Pause für einen Espresso, einen Schlutzkrapfen oder Speck und Schüttelbrot ist fast schon ein Muss. Außerdem bekommst du in den Sportgeschäften (z. B. Livio Sport in Moena) alles, was du für deine Wanderungen, Hüttentouren und Klettersteige brauchst.
Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß bei deiner Hüttentour in den Dolomiten. Besonders schön ist es im Fassatal und an der Langkofelgruppe im September und Anfang Oktober. Sei dir jedoch bewusst, dass einige Hütten dann vielleicht sogar schon geschlossen sind.
Tipps zum Übernachten im Fassatal
Zwischen unseren Touren in den Dolomiten, haben wir uns in Vigo di Fassa drei Erholungstage gegönnt und in der Nebenzeit wahre Schnäppchen geschlagen. Insbesondere der Wellnessbereich im Hotel Renato war ein Traum für die geschundenen Gelenke, aber auch im Hotel Gran Mugon konnten wir neue Kraft für weitere Dolomiten-Abenteuer tanken.
Fotos: Marta Kulesza | inafarawayland.com