Chaotisch, laut und orientalisches Flair, das ist Marrakesch, eine der vier Königsstädte von Marokko. In drei Tagen wurde mir klar, dass die Stadt eine Wucht ist, ich dort aber auch keine Wurzeln schlagen würde. Warum, verrate ich dir in meinem Blogpost über Marrakesch.
Die “Rote Stadt” oder “Perle des Südens” stand bei meinem zweiten Trip nach Marokko ganz oben auf der Liste. Völlig unbedarft machte ich es mir daher für drei Tage in einer Stadt gemütlich, die ich im Nachhinein als positiv chaotisch mit orientalischem Glanz beschreiben würde.
Eine Stadt, die mich gefesselt hat, von der ich nach drei Übernachtungen im zentral gelegenen und empfehlenswerten Hotel Racine (bei Booking.com buchen) aber auch genug hatte. Marrakesch strengt an, ist jedoch ein absolutes Highlight und immer einen Besuch wert.
Marrakesch kurz und knapp vorgestellt
Neben Meknès, Fès und Rabat zählt Marrakesch zu den vier Königsstädten Marokkos, wobei die “Rote Stadt”, die den Namen auf Grund ihrer Häuserfarben erhalten hat, als die aufregendste gilt. Daher ist der Tourismus neben der Teppichherstellung, dem Färbereigewerbe und dem Handel der vielleicht wichtigste Wirtschaftsfaktor.
Am Fuße des Atlas-Gebirges, das im Winter von Schnee bedeckt ist und ein wunderschönes Panorama bietet, wird Marrakesch oftmals als eine Oase in der kargen Landschaft empfunden. Die Beliebtheit der im elften Jahrhundert gegründeten Stadt wird vor allem an luxuriösen Hotels und Clubs deutlich.
Die Hauptstadt der Berber ist neben Casablanca das Wirtschaftszentrum Marokkos und war schon immer ein großer Anziehungspunkt. So galt bereits vor einigen Jahrhunderten:
“Wer Marrakesch besitzt, der hat die Macht über das gesamte Land.”
Doch trotz der Entwicklungen und westlicher Einflüsse blieb der orientalische Charme erhalten, weshalb du dich auf einen unglaublichen Mix aus Tradition und Moderne freuen darfst. Ersteres steht dabei glücklicherweise weiterhin im Vordergrund.
Nicht nur die Uhren ticken anders
Die Zwischenüberschrift lässt darauf schließen, dass in Marrakesch so einiges anders läuft. Und ja, genau das ist in der “Perle des Südens” der Fall.
Insbesondere der Straßenverkehr, der nicht mit dem im zentralen Europa zu vergleichen ist. So hat es nicht nur die Straßenüberquerung in sich, die stets für einen Adrenalinschub sorgt. Auch die Taxis kommen der menschlichen Wade verdächtig nahe.
Zudem feiern Mofas, die nicht selten auf den Gehwegen entgegen kommen, ebenso eine Renaissance wie Pferdekutschen. Diese werden als alternative Taxis eingesetzt und lassen manch ein Touristenherz höher schlagen.
Etwas geruhsamer geht es bei den männlichen Marokkanern am frühen Morgen zur Sache, die in aller Ruhe ihren Tag mit einem Minztee oder Kaffee starten. Der Blick ist dabei stets auf die Straße gerichtet. Frauen sind beim morgendlichen Kaffeekränzchen eher eine Ausnahme.
Was für die Marokkaner der Minztee am Morgen ist, ist das kühle Bier für die Touristen am Abend. In Marrakesch gibt es davon nämlich im Vergleich zum Rest des Landes eine ganze Menge. Daher nutzen viele durstige Partybiester die Möglichkeit, um in der Partymeile nochmal ordentlich die Sau rauszulassen, bevor sie bei der Weiterreise in einem Großteil des Landes auf dem Trockenen sitzen.
Erste westliche Einflüsse sind also durchaus zu erkennen. Doch auf das Flair von 1.001er Nacht musst du keineswegs verzichten, schließlich hat Marrakesch seinen Charme vom Orient behalten.
Sehenswürdigkeiten von Marrakesch
Langweilig wird dir in Marrakesch ganz sicher nicht. Die berühmte “Ockerstadt” hat schließlich eine Menge zu bieten. Die Altstadt sowie die Agdal- und Menaragärten zum Beispiel gehören seit 1985 völlig zurecht zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Natürlich habe ich es mir während meines dreitägigen Aufenthaltes nicht nehmen lassen, die Stadt unter die Lupe zu nehmen. Daher stelle ich dir im Folgenden ein paar Hotspots etwas genauer vor:
1. Medina (Altstadt)
An der Medina, der Altstadt, gibt es kein Vorbeikommen. Mit ihren riesigen, roten Sandsteinmauern ist sie kaum zu übersehen. Es hat fast den Anschein, als sei innerhalb der Stadtmauern die Zeit still geblieben, denn hier spielt sich das wirkliche marokkanische Leben ab.
Die Medina von Marrakesch ist ein wahres Labyrinth, woran die Souks nicht ganz unschuldig sind. In den kleinen Gassen findest du handgefertigte Teppiche, farbenfrohe Gewürze, Schmuck, Arganöl und vieles mehr. Der Handel und urige Geschäftsideen stehen hier ganz klar im Vordergrund.
Der Trubel in der Altstadt ist groß, doch du solltest dir unbedingt Zeit nehmen und einfach drauf loslaufen und dich von den Gerüchen, der Menschenmenge und dem Lärm treiben lassen. Die Medina ist ein Erlebnis für sich.
2. Djemaa el Fna (Marktplatz)
Das Highlight der Medina ist der Djemma el Fna. Der Marktplatz war im Mittelalter ein beliebter Treffpunkt von Gauklern und Schauplatz von Hinrichtungen. Daher auch die Namensgebung, die grob übersetzt “Platz der Gehängten” bedeutet.
Mittlerweile ist der Djemma el Fna ein riesiger Platz, an dem du vor allem am späten Nachmittag bis Mitternacht Zitrusfrüchte, Essensstände, Schlangenbeschwörer, Schmuck, Fußballtrikots, Tänzer, Wunderheiler und Geschichtenerzähler antriffst.
Begleitet wird das wilde Markttreiben von einer enormen Geräuschkulisse. Für diese sind neben Trommlern und Marktschreiern auch die quer über den Markt sausenden Mofas verantwortlich. Ein Mix aus so vielen Eindrücken, die nur schwer zu verarbeiten sind.
Etwas weniger wild ist es auf den Caféterrassen rund um den Marktplatz. Auf der großen Terrasse des Grand Balcon Café Glacier kannst du den Markt zum Beispiel in aller “Ruhe” beobachten. Um die Aussicht zu genießen musst du lediglich ein Getränk ordern. Eine Mirinda hat mich zum Beispiel sehr gut investierte 20 Dirham gekostet.
Und keine Sorge, auf dem von Nebelschwaden geprägten Djemma el Fna ist es trotz der Menge an Menschen und teils kuscheligen Platzverhältnisse nicht gefährlich. Auf Betrüger und Handtaschendiebe solltest du dennoch ein Auge werfen.
3. Koutoubia-Moschee
Ganz in der Nähe des pulsierenden Djemma el Fna befindet sich die Koutoubia-Moschee. Übersetzt bedeutet ihr Name die “Moschee der Buchhändler”, da sich früher neben der größten Moschee Marrakeschs ein beliebter Buchhändler-Souk befand.
Auch heute noch gibt es eine Art Flohmarkt vor dem Gebäude, wo Bücher, Handwerk und andere Utensilien verkauft werden. Entspannung findest du im anliegenden Park, dessen Brunnen du zur Abkühlung nutzen kannst oder es dir einfach an einem schattigen Plätzchen bequem machst.
Die Koutouiba-Moschee, die im zwölften Jahrhundert erbaut wurde, ist nicht nur eine der ältesten Moscheen Marokkos. Das 77 Meter hohe Minarett, das wie ein Leuchtturm aus dem Boden ragt, dient sogar als Wahrzeichen der Stadt und des gesamten Landes.
4. Cyber Park
In Blogs und Reiselektüren wird der Cyber Park nicht wirklich erwähnt. Daher konnte ich mir im Vorhinein nicht unbedingt vorstellen, was mich in der Parkanlage in der Nähe der Koutoubia-Moschee tatsächlich erwarten würde.
Dort angekommen durfte ich künstlerische Ausstellungen, die auf die kulturelle und ökologische Geschichte Marokkos sowie auf die Entwicklung des Internets hinweisen, bestaunen. Zudem gibt es hier schön geschnittene Hecken und Rosengärten, die zum Relaxen einladen, was in Marrakesch zwischendurch nicht ganz unwichtig ist.
Seinem Namen macht der Cyber Park aber auf Grund des kostenlosen WLANs und vereinzelten, frei verfügbaren Computern und riesigen Screens, alle Ehre. Alles in allem ein sehr schöner Park, den ich dir vor oder nach einem Besuch in den vollgestopften Souks wärmstens empfehlen kann.
5. Shoppen und Feiern in Gueliz
Das Kontrastprogramm zur Medina erwartet dich im Stadtteil Gueliz. Die Neustadt von Marrakesch ist geprägt von internationalen Fastfood- und Kaffeehausketten, auch wenn das Orientfeeling entlang der Avenue Mohammed V doch noch ab und an durchscheint.
Vor allem der Plaza entlang der Hauptstraße ist voll mit Geschäften bekannter und exklusiver Sport- und Bekleidungsunternehmen. Ein sehr schöner Marktplatz, der doch eher westlich geprägt ist und an dem es auch keine Seltenheit ist, dass du bewaffnetes Militär antriffst.
Zugegeben ist die Cafészene in Gueliz sehr gut, sodass du von hier aus wunderbar arbeiten kannst. Auch Kneipen und Restaurants in allen Preisklassen gibt es en masse.
6. Parc El Harti
Auf der anderen Straßenseite des Plazas gibt es mit dem Parc El Harti eine weitere Grünanlage. Die Bäume spenden viel Schatten, was in der Mittagshitze Gold wert ist und von den Marokkanern ausgiebig genutzt wird. Viele verbringen hier ihre Mittagspause bei einem Schläfchen, essen ein paar Früchte oder unterhalten sich.
Im Bibliobus, einem alten, ausrangierten Bus, kannst du dir die passende Lektüre ausleihen und es dir gemütlich machen. Ich nutzte bei meiner Erkundungstour jedoch eher die Zeit, um einen flüchtigen Blick auf das anliegende Stadion zu werfen, in dem der Fußballverein Kawkab Marrakesch einst zahlreiche nationale Titel gewann.
7. Jardin Majorelle
Der botanische Garten Jardin Majorelle wird in vielen Reiseführern und Reisblogs hoch angepriesen. Klar, dass auch ich den Weg durch die Neustadt antrat, um mir eines der Highlights der Stadt anzuschauen.
Doch als ich am Eingang stand und den Eintrittspreis von 70 Dirham für den Garten und 30 Dirham für das Museum las, entschloss ich mich dazu, umzukehren. Das mag sich spießig anhören, aber bei 35 Grad war es mir doch etwas zu heiß und zugegeben auch zu teuer, durch einen botanischen Garten zu schlendern.
Die Anreise in die “Rote Stadt”
Es ist schon ein bisschen verrückt, dass du lediglich vier Stunden von Deutschland aus fliegen musst, um in einer vollkommen anderen Welt zu landen. Und das Beste daran ist, dass du dies oftmals ohne Zwischenstopp machst und relativ entspannt in Marokko ankommst.
Auch dein Geldbeutel wird nicht wirklich strapaziert, denn mit den Billigfliegern Royal Air Maroc, easyJet und Ryanair zahlst du für den Hin- und Rückflug meist weniger als 200 Euro. Die günstigsten Angebote bekommst du in der Regel direkt auf den Websites der Airlines.
Vom Flughafen Marrakesch-Menara aus gelangst du mit dem Taxi in die Innenstadt, das dich umgerechnet knapp zehn Euro kostet. Wenn du auf lange Schlangen an den Geldautomaten verzichten willst, dann buche deine Taxifahrt im Vorhinein über Rideways. Sehr bequem und einfach, da du direkt am Gate abgeholt wirst, allerdings auch fünf Euro teurer als die normale Taxifahrt.
Landest du in Agadir oder in Casablanca, dann macht es entweder Sinn, dir ein Auto zu mieten oder du greifst auf die beiden Busgesellschaften CTM oder Supratours zurück. Buchen kannst du entweder online oder du kaufst das Ticket direkt vor Ort.
Eine Busfahrt von Agadir nach Marrakesch kostet 110 Dirham, was durchaus erschwinglich ist. Von Casablanca aus kannst du alternativ auch den Zug nehmen. Wie du siehst, führen viele Wege nach Marrakesch.
Last but not least: Have fun!
Obwohl ich drei Tage in der Königsstadt verbrachte, habe ich längst nicht alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Doch das, was ich mir angeschaut habe, hat mich schwerst beeindruckt.
Marrakesch ist eine grandiose Stadt und vollkommen anders als die Orte, die ich bisher auf meinen Rucksacktouren erkunden durfte.
Doch ich muss auch gestehen, dass drei Tage für einen Besuch in Marrakesch ausreichen, denn irgendwann werden der Lärm, die Gerüche und das pulsierende Alltagsleben zu viel. Überlege dir daher gut, wie lange du vor Ort bleiben möchtest beziehungsweise wo du deine Unterkunft buchst.
Warst du schon einmal in Marrakesch? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar und verrate mir, was dich an der Königsstadt fasziniert hat und was vielleicht eher weniger.
1 Gedanke zu „Marrakesch: Orientalisches Flair zwischen Tradition und Moderne“