Seit ein paar Tagen bin ich nun schon in Marokko. Unvorbereitet wie noch nie zuvor lasse ich mich diesmal einfach treiben. So habe ich die ersten Kulturschocks bereits hinter mir und kann über die ein oder andere Anekdote und kuriosen Eindrücke berichten, was ich mit dem heutigen Blogbeitrag auch tun möchte. Daher viel Spaß beim Durchlesen!
Mit dem Flieger ging es vor wenigen Tagen nach Marokko. Ausnahmsweise nicht zum Backpacken, sondern zum Arbeiten, denn ich wollte testen, ob so ein Leben als Digitaler Nomade überhaupt Sinn macht und Produktives dabei heraus kommt. Daher sitze ich gerade auf der Terrasse des Coliving und Coworking Spaces Sundesk in Taghazout und tippe diese Zeilen, während im Hintergrund das Rauschen des Atlantiks zu hören ist, das vom Mähen eines untriebigen Schaafes begleitet wird.
Vorweg kann ich guten Gewissens behaupten, dass mir ortsunabhängiges Arbeiten durchaus taugt und ich mich gut und gerne damit anfreunden könnte, den Lifestyle in ferner Zukunft näher in Angriff zu nehmen. Aber das ist ein anderes Thema, denn der Fokus des heutigen Beitrags liegt auf dem, was ich die ersten Tage in Marokko, genauer gesagt in der Region um Agadir, erlebt habe.
13 Fakten über Marokko
Vor vier Tagen bin ich also völlig unvorbereitet von Düsseldorf aus nach Marokko geflogen. Bei der Ankunft in Agadir war mir nicht einmal bewusst, wie die Währung heißt, geschweige denn, wie die Worte hallo, danke und tschüss in der Landessprache lauten. Einfach vom Land und den Leuten treiben lassen, das war mein Ziel.
Und gerade, weil ich so unbefangen war, konnte ich mir mein ganz eigenes Bild von Marokko machen, weshalb mir bereits ab der Abfahrt vom Flughafen mit meinem netten Taxifahrer Mohammed erste Unterschiede zur westeuropäischen Kultur auffielen. Einige weitere kamen bis heute, also Tag vier meiner Marokko-Reise, nämlich…
1. Alte deutsche PKWs sind ebenso gefragt wie die unserer französischen Nachbarn. Insbesondere die Taxis haben das viertel Jahrhundert längst überschritten und tragen einen glitzernen Stern auf der Motorhaube. Ziemlich coole Schlitten, die im heimischen Deutschland längst zur Rarität geworden sind.
2. Marokkaner reden ziemlich schnell. Zudem hören sich die diversen Berbersprachen sehr hart an, was der guten Laune und der Gastfreundlichkeit der Marokkaner aber keinen Abbruch tut.
3. Der Movember, also das Tragen eines Schnurrbarts für einen guten Zweck, scheint in Marokko ganzjährig beliebt zu sein. Oberlippenbärte sind also absolut in Mode im marokkanischen Königreich. Generell wird auf die Bartkultur sehr viel wert gelegt.
4. Märkte erfreuen sich in Marokko an großer Beliebtheit. Damit geht auch das Feilschen einher. Wenn du also etwas kaufst, dann nie zu dem dir anfangs angebotenen Preis, denn preislich ist immer etwas rauszuholen und die Einheimischen scheinen großen Spaß am Handeln zu haben. So habe ich es immerhin geschafft für ein Surfboard mit Neoprenanzug 80 Dirham pro Tag anstatt der anfangs 180 geforderten zu zahlen, auch wenn es laut meiner Teilzeit-Mitbewohner noch etwas günstiger gegangen wäre.
5. Die Lebenshaltungskosten in Marokko sind extrem niedrig. So zahlst du für ein Abendessen, zum Beispiel Kalamari mit Reis und einem Getränk weniger als acht Euro. In Supermärkten sind die Preise für Lebensmittel zudem weitaus geringer als bei uns. Auch die Taxi- und Busfahrten sind extrem preiswert, sodass du für circa fünf Kilometer nicht viel mehr als 0,50 Euro bezahlst.
6. In den ersten drei Tagen durfte ich mit Tajine und Couscous bereits zwei der leckeren Nationalgerichte probieren. Gegessen wird dabei, vor allem beim Couscous von einem Teller und teilweise mit der Hand. Marokkaner sind zudem entweder zu gastfreundlich oder haben kein Gespür für die Menge der Mahlzeiten, denn die Portionen waren beide Male extrem groß.
7. Der Strand, die Straßen und die Innenstädte sind leider relativ häufig mit Müll übersäht, was die Schönheit des Landes dann doch etwas herabstuft. Wundere dich also nicht, wenn dir beim Schwimmen ein paar Plastikflaschen entgegen kommen oder es beim romantischen Abendessen nach Kloake müffelt. Einfach ausblenden!
8. Der Großteil der Marokkaner sind Muslime. Daher ist es an der Tagesordnung, dass der Muezzin, der die Gläubigen zum Gebet aufruft, sein Können durch zahlreiche Lautsprecher zum besten gibt. Durchaus gewöhnungsbedürftig, auch wenn du dich relativ schnell daran gewöhnst.
9. Unsinning und lustig zugleich ist die Personenbeförderungsregel für Taxis, denn diese dürfen, zumindest in Agadir und Umgebung, ein bis zwei Personen mehr mitnehmen als gewöhnliche PKWs. So ist es keine Seltenheit, dass es auf der Rückbank in einem Taxi überaus gemütlich zur Sache geht. Pärchen dürfen auf dem Vordersitz übrigens zu zweit sitzen, was eine Gesamtzahl von sieben Leuten in einem Auto macht.
10. Da Marokko ein muslimischer Staat ist, gibt es in den meisten Orten keinen Alkohol zu kaufen. So kam es, dass Autobesitzer schon mal zum Alcohol Run in die nächstgrößere Stadt geschickt werden, um doch noch den ein oder anderen Tropfen genießen zu können.
11. Bankgeschäfte zu tätigen ist in Marokko alles andere als leicht. Wenn du also ein Hostel oder eine anderweitige Unterkunft buchst, dann wirst du meistens darum gebeten, vor Ort in bar zu bezahlen. Der Grund ist, dass die Gebühren der marokkanischen und auch unserer Banken unheimlich hoch sind, wie du auch dem folgenden Tweet meiner Bank entnehmen kannst, obwohl diese noch zu den günstigeren zählt.
@danielschoeberl Hierfür fällt ein Entgelt von 0,15 % des Betrages (mind. 7,90 EUR, max. 51,90 EUR) an… /PB — comdirect bank AG (@comdirect) November 12, 2015
12. Die Türen und Gänge in den Häusern sind teilweise sehr niedrig, was mir bereits einige Male zum Verhängnis wurde und weshalb sich seit meinem ersten Treppenaufstieg ein kleiner Cut verewigt hat. Die Schuld liegt natürlich nicht bei den Marokkanern, sondern bei den zu groß gewachsenen und tollpatschigen Europäern. Trotzdem kann ich nur raten: Aufpassen und ducken!
13. Ein weiterer Punkt, der mir auffiel, ist die Gelassenheit, die in einer engen Verbindung mit Unpünktlichkeit steht. Doch wenn ich ehrlich bin ist dies in nahezu jedem Land der Fall. Nur wir Deutschen sind einfach zu korrekt und stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Vielleicht sollten wir uns hier eine Scheibe von den Marokkanern abschneiden.
Gespannt, was mich noch erwartet
Einige Tage in Marokko habe ich glücklicherweise noch vor mir. Dabei wird, wie schon erwähnt, die Abarbeitung einiger Projekte im Fokus stehen, doch zwischendurch auch immer wieder eine Menge Zeit, um die Kultur, das Land und die Leute eines etwas anderen Landes kennen zu lernen. Ich freue mich jedenfalls sehr darauf, auch wenn die Zeit diesmal leider etwas begrenzt ist und es in acht Tagen zurück ins herbstliche Deutschland geht.
Bis dahin halte ich dich aber gerne über meinem Instagram-Account auf dem Laufenden, wo du dir ein paar visuelle Impressionen holen kannst. Und bevor es für mich ins Bett geht, werde ich noch ein bisschen den Wellen lauschen, einem mähenden Schaaf zuhören und die gute, zum Glück nicht von penetranten Gerüchen getränkte, Meeresluft einatmen.
Die unvorbereiteten Reisen sind doch meistens die schönsten Reisen! Nur mit dem ortsunabhängigen Arbeiten kann ich mich leider noch immer nicht anfreunden. Zwar habe ich immer meinen Laptop dabei, da ich beruflich viel unterwegs bin. Doch generell arbeite ich in meinem Büro mit Desktop-PC und Telefon (und Kaffeemaschine!) am effektivsten!
Danke für den interessanten Bericht!
Hallo Julietta,
freut mich, dass dir der Bericht gefällt. Das ortsunabhängige Reisen ist gewiss nicht für jeden etwas. Ich mache es nun seit mehr als drei Jahren, vermisse oftmals aber auch eine gewohnte Umgebung, “normale” Arbeitskollegen und ein bisschen Konstanz. Aber dafür gibt es auch eine Menge positive Seiten und Kaffee gibt es zum Glück auch auf der ganzen Welt. 😉
Viele Grüße, Daniel.