In der Nähe von Cortina d’Ampezzo ragt mit den Cinque Torri eine freistehende Felsformation empor, die aus den umliegenden Tälern und hoch oben von anderen Gipfeln deutlich erkennbar ist. Die fünf Türme sind mit der Gondel, mit dem Fahrrad und zu Fuß einfach zu erreichen, weshalb sie mit ihren umliegenden Rifugios dementsprechend viele Besucher anziehen. Doch es gibt auch eine Halbtageswanderung vom Falzaregopass aus mit geringerem Touristenansturm – und genau diese stelle ich dir in diesem Beitrag etwas genauer vor.
Die Cinque Torri sind Teil der Ampezzaner Dolomiten. Sie sind ein beliebter Anziehungspunkt für
- Kletterer aus der ganzen Welt, die sich an den steilen Felswänden versuchen,
- Wanderer, die sich nach schönen Routen und einem traumhaften Panorama sehnen,
- Trailrunner, die sich für den UTMB in Cortina d’Ampezzo einlaufen,
- Radfahrer, die ordentlich Höhenmeter sammeln wollen und
- Touristen, die die Schönheit der Dolomiten ohne großen Aufwand genießen möchten.
Die Felsformation, die aus fünf Türmen besteht, hat einen prägnanten Vorteil, der gleichzeitig auch ein Nachteil ist: Sie ist mit der Gondel (Google Maps) mühelos erreichbar. Daher ist es auf der Plattform um das Rifugio Scoiatelli von Mitte Juni bis Ende September oft sehr belebt.
Aber keine Sorge: Es gibt eine Wanderung vom Falzaregopass, die es dir ermöglicht, größeren Menschenansammlungen zu entgehen.
Die Cinque Torri-Wanderung vom Falzaregopass im Überblick
Die Wanderung vom Falzaregopass zu den Cinque Torri ist keine Gipfeltour. Die einzelnen Türme mit dem Torre Grande als höchstem Gipfel (2.361 Meter) sind den Kletterern vorbehalten, die sich Griff für Griff nach oben arbeiten.
Weniger anstrengend ist die Cinque Torri-Tour für dich als Wanderer. Zwar liegen knapp zehn Kilometer Fußmarsch vor dir, allerdings musst du weder steile Anstiege bewältigen noch schwierige Klettersteig-Passagen meistern.
Trotz der 569 Höhenmeter würde ich die Wanderung als einfach einstufen. Sie lässt sich bequem an einem halben Tag absolvieren. Verbringst du sowieso ein paar Tage in Cortina d’Ampezzo ist diese Tour ein Muss.
Cinque Torri-Wanderung kurz und knapp
Start: Parkplatz Col Gallina (Google Maps)
Länge: 9,52 Kilometer
Aufstieg: 569 Höhenmeter
Dauer: 3 Stunden
Schwierigkeit: ★☆☆☆☆
Anreise und Ausgangspunkt der Cinque Torri-Wanderung
Von Cortina d’Ampezzo erreichst du den Einstiegspunkt nach rund 16 Kilometern und etwa 25 Minuten Fahrzeit über die SR48. Bereits kurz nach dem Start windet sich die Straße hinauf zum Passo Falzarego.
Start und Ziel der Wanderung zu den Cinque Torri ist der Parkplatz am Sessellift von Col Gallina sowie am gleichnamigen Rifugio direkt am Falzaregopass. Die Parkmöglichkeiten ziehen sich entlang der Passstraße. Auch wenn es genügend Platz gibt, solltest du nicht zu spät starten.
Besitzt du kein eigenes Auto, kannst du dir einen Pkw über CHECK24 zu meist fairen Preisen mieten. Alternativ erreichst du den Startpunkt auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: Busunternehmen, die von Cortina d’Ampezzo über den Falzaregopass verkehren, sind zum Beispiel Dolomiti Bus und Cortina Express.
Verlauf der Rundwanderung
Vom Parkplatz am Rifugio Col Gallina marschierst du auf dem Wanderweg 419 (Rifugio 5 Torri) Richtung Süden. Der Pfad führt über kleine Bachläufe durch ein Waldstück, am Lago die Limides vorbei.
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Mehr InformationenEntspannter Beginn mit anschließendem Aufstieg zum Monte Averau
Ungefähr eine halbe Stunde nach dem Start am Falzaregopass wartet mit dem Lago di Limides das erste Highlight auf dich. Der Bergsee besticht durch ein tolles Farbspiel, das du jedoch nur dann bestaunen kannst, wenn er genug Wasser hat. Im Spätsommer besteht die Gefahr, dass er sogar ganz austrocknet.
Nach dem Limides-See verändert sich das Landschaftsbild. Aus dem satten Grün wird ein felsiges Grau. Über Geröll und an großen Felsen vorbei geht es zum 2.649 hohen Monte Averau, den du beim sanften Aufstieg stets im Blick hast.
Höher als 2.413 Meter geht es für dich jedoch nicht hinaus, denn du wanderst in einer Halbrunde rechts unterhalb des Monte Averau entlang anstatt den Gipfel zu erklimmen. Die Aussicht vom Pfad entlang der mächtigen Wand ist trotzdem spektakulär.
Bekommst du nicht genug vom Panorama, kannst du es dir auf der Sonnenterrasse der Averau-Hütte bequem machen. Sie liegt übrigens direkt am Alta Via 1, der von Belluno bis zum Pragser Wildsee führt.
Alternative zum Rifugio Averau: Willst du deine wohlverdiente Auszeit auf 2.575 Metern statt 2.413 Metern genießen, kannst du weiter zum Rifugio Nuvolau aufsteigen. Um zu den Cinque Torri abzusteigen, musst du jedoch wieder den gleichen Weg zurück.
Abstieg zu den 5 Torri
Beim Abstieg zu den Cinque Torri und dem Rifugio Scoiatolli kannst du entweder auf dem breiteren Weg auf der linken Seite hinablaufen oder weiter rechts auf dem Pfad, der sich nach unten schlängelt. Am Ausblick ändert sich recht wenig:
- Direkt vor dir türmt sich die Tofana di Rozes (3.225 Meter) auf,
- links befindet sich der Berg Lagazuoi (2.835 Meter) mit dem imposanten Rifugio auf dem Gipfel und
- rechts unten liegt Cortina d’Ampezzo mit der 3.205 Meter hohen Sorapiss-Gruppe im Hintergrund.
Das Panorama ist gigantisch. Das Highlight dieser Halbtageswanderung sind jedoch die Cinque Torri, die mit jedem Schritt nach unten besser erkennbar sind. Gleiches gilt für das Rifugio Scoiatelli (2.255 Meter), das sich links daneben in absoluter Traumlage befindet.
Leider ist die Scoiatelli-Hütte mit der Gondel erreichbar. Das Plateau füllt sich schnell nach Betriebsbeginn des Sessellifts um 9 Uhr. Um 17 Uhr findet die letzte Fahrt statt. Willst du die Cinque Torri möglichst in Ruhe genießen, solltest du entweder sehr früh aufstehen oder die Wanderung am frühen Nachmittag antreten.
Historisches: Das Freilichtmuseum zum 1. Weltkrieg in den Dolomiten
Am Fuße der Cinque Torri, lediglich fünf Minuten von der Scoiatelli-Hütte entfernt, gibt es eines der größten Freilichtmuseen in den Dolomiten. Auf dem kostenlosen Rundgang geben dir Informationstafeln und ehemalige Schützengräben einen guten Einblick, wie die Soldaten zwischen 1915 und 1917 gelebt haben und wie sie buchstäblich um ihr Leben gekämpft haben.
Der Rundgang dauert ungefähr 30 Minuten, wenn du dir Zeit lässt. Neben Bunkern, Schutzgräben, Beobachtungsständen und Schießscharten, erfährst du, wie der Krieg vor 200 Jahren abgelaufen ist.
Der Weg zurück: Vom Rifugio Scoiatelli zum Falzaregopass
Bist du einmal um die Cinque Torri gelaufen und hast du dich im Rifugio Scoiatelli gestärkt, führt dich ein angenehm zu gehender Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt. Auch das Landschaftsbild verändert sich wieder ein wenig – diesmal allerdings von grauen zu grünen Farbtönen.
Spektakulär ist auf dem zweiten Teil der Rundtour der Blick auf die 3.225 Meter hohe Tofana di Rozes. Auf der rechten Bergseite wild und rau, wirkt sie auf der anderen Seite wie ein perfekt abgeschliffener Fels.
Bevor du den Parkplatz erreichst, kannst du in den Bächen zu überquerenden Bächen deine Füße abkühlen. Wirklich strapaziert sollten diese nicht sein, denn trotz der knapp zehn Kilometer ist die Cinque Torri-Runde eine für die Dolomiten eher entspannte Wanderung.
Die passende Wanderkarte für die Cinque Torri
Ein treuer Begleiter für diesen Rundwanderweg ist übrigens die Wanderkarte 654 von Kompass. Hier ist nicht nur die Strecke zu den 5 Torri eingezeichnet, sondern zahlreiche weitere Wanderungen in der Nähe von Cortina d’Ampezzo und in den Ampezzaner Dolomiten.
- KOMPASS Wanderkarte 654 Cortina d’Ampezzo, Dolomiti Ampezzane, Monte Antelao 1:25.000: markierte Wanderwege, Hütten, Fahrradwege,…
- Produkttyp: ABIS BUCH
5 Torri: Ganz schön viel los, aber es lohnt sich
Auf einsame Stunden in den Dolomiten, wie es bei meiner 4-Tages-Tour in den Sextener Dolomiten oder auf der 2-Tages-Tour zur Tierser-Alpl-Hütte der Fall war, wirst du an den Cinque Torri verzichten müssen. An den fünf Türmen boomt der Tourismus, denn auf dem Plateau vermischen sich Wanderer, Radfahrer, Trailrunner und Kletterer mit den weniger sportlichen Touristen in Sneakers, FlipFlops und Ausgehkleidern.
Fluch und Segen: Voller Fokus auf den Tourismus
Trotz des Andrangs lohnt sich die Rundwanderung vom Falzaregopass am Lago di Limides vorbei, zum Monte Averau, zu den Cinque Torri und zurück. Eine Pause im Rifugio Scoiatelli ist ein Muss, denn das Essen schmeckt vorzüglich. Willst du es etwas ruhiger, bieten sich das Rifugio Averau oder sogar das Rifugio Nuvolau an.
Ein Störfaktor im Landschaftsbild sind die Bergbahnen. Vor allem im Winter finden sie großen Anklang bei Skifahrern, schließlich sind die Dolomiten ein wahres Winterparadies. Im Sommer sind die Hobbyfotografen und Outdoor-Enthusiasten jedoch ein Dorn im Auge.
Cinque Torri vom Falzaregopass: Genussvolle Wanderung in den Dolomiten
Positiv an der Cinque Torri-Wanderung ist neben dem atemberaubenden Naturschauspiel die gute Erreichbarkeit der Türme zu Fuß. Dabei spielt es keine Rolle, ob du wenig Erfahrung in den Bergen hast oder mit der Familie unterwegs bist – du wirst bei dieser Wanderung definitiv nicht an deine Grenzen stoßen.
Zudem gibt es rund um die Cinque Torri einige Rifugios zum Einkehren. Sollte dir die Runde doch zu lang sein, kannst du entweder in einer der Unterkünfte übernachten – sofern es freie Plätze gibt – oder mit der Seggiovia 5 Torri zurück ins Tal fahren, was ich bei meiner zweiten Tour zu den Cinque Torri selbst schon gemacht habe.
Für mich waren es nicht ausschließlich die Cinque Torri, die mich an der Rundtour begeistert haben, sondern:
- die gute Erreichbarkeit von Cortina d’Ampezzo aus,
- der idyllische Limides-Bergsee,
- die schönen Wanderwege mit Weitblick,
- das Essen auf der Scoiatolli-Hütte sowie
- der Anblick der Berggipfel der Tofana di Rozes, des Monte Averau sowie Laguazoi und Sorapiss.
Die Wanderung zu den Cinque Torri verspricht viele Highlights bei wenig Aufwand. Zu einfach solltest du es dir jedoch noch nicht machen – mein Tipp: Lass den Sessellift weg und starte vom Falzaregopass aus zu Fuß.
Ich bin mir sicher, dass dich die Halbtagestour bei Cortina d’Ampezzo genauso begeistern wird wie mich. Nach 2023 war ich in diesem Frühling bereits zum zweiten Mal an den Cinque Torri.
Noch auf der Suche nach der passenden Unterkunft?
Bei meiner ersten Tour mit meiner Freundin verbrachte ich zwei Tage im Hotel Ambra in Cortina d’Ampezzo, das durch einen coolen Style besticht, für uns Abenteurer dann aber fast zu schick war. Beim zweiten Mal waren wir im Hotel Alaska einquartiert. Es liegt ebenfalls nahe am Zentrum, ist in Sachen Preis-Leistung aber ausbaufähig.
Bildquelle: Marta Kulesza | inafarawayland.com