Gozo ist das perfekte Ziel für einen Tagesausflug. Doch ich wollte mehr als die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchgang abzuhaken. Daher ließ ich mich für knapp eine Woche auf Maltas zweitgrößter Insel nieder. Soviel vorweg: Es hat sich gelohnt.
Die Insel Gozo ist vor allem bei denjenigen bekannt, die Ruhe suchen und für eine gewisse Zeit die Beine hochlegen möchten. Zudem kommen Taucher bei der vielleicht schönsten Unterwasserwelt des Mittelmeers – so sagt man – voll auf ihre kosten.
Gozo hat durch das Azure Window über die Landesgrenzen hinaus große Bekanntheit erlangt. Doof nur, dass die Sehenswürdigkeit Nummer eins auf Grund eines Sturmes am 8. März 2017 einstürzte.
Doch dies tut der Schönheit der kleinen Insel keinen Abbruch, denn die grüne Insel hat Ecken zu bieten, die in kaum einem Reiseführer erwähnt werden.
Anreise nach Gozo: Einen Reiseplan braucht es nicht
Von der Hauptinsel Malta aus ist es kein großes Unterfangen nach Gozo zu kommen. Überall werden Tagestouren und Bootstrips angeboten, bei denen du dich um rein gar nichts kümmern musst, auch wenn du dafür einen vergleichsweise hohen Preis zahlen musst.
Egal, wo du dich auf Malta befindest, gelangst du mit dem Bus (siehe Busnetz) bequem und für wenig Geld (1,50 Euro im Winter, 2 Euro im Sommer) nach Cirkewwa. Dies ist der Ort, an dem die Fähre nach Gozo abglegt.
Einen festen Zeitpunkt für die Abfahrt musst du dir im Vorhinein nicht raussuchen. Auf der Strecke von Cirkewwa nach Mgarr und zurück verkehren durchgehend zwei Fähren. Daher beträgt die Wartezeit nie länger als eine halbe Stunde.
Die 20- bis 30-minütige Überfahrt, bei der du es dir unter anderem im Boardcafé gemütlich machen kannst, kostet für Erwachsene 4,65 Euro. Das Ticket gilt sowohl für die Hin- als auch die Rückfahrt und verfällt erst nach knapp einem Jahr.
Auf Gozo angekommen erwartet dich ein sehr gutes Busnetz. Zwar fahren die Busse in größeren Abständen als auf der Hauptinsel und du bist für kürzere Strecken auf Grund des ständigen Auf und Abs länger unterwegs. Dennoch ist die Infrastruktur, bei der die Hauptstadt Victoria stets die Schaltzentrale bildet, mehr als ausreichend.
Mein Tipp: Hast du vor, am Wochenende oder an Feiertagen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Gozo zu fahren, dann kann es schon mal vorkommen, dass dein Bus zur Fähre nicht anhält, um dich mitzunehmen. Die Busse sind zu Hauptzeiten ziemlich überfüllt, was auch ich zu spüren bekam. Je näher du jedoch an Valletta einsteigst, umso weniger wirst du mit diesem Problem zu kämpfen haben.
Sehenswürdigkeiten, die es noch gar nicht gibt
Die Überschrift mag etwas verwirrend klingen, allerdings habe ich während meiner Zeit gemerkt, dass es so viel Schönes zu entdecken gibt, das gar nicht ausgeschildert ist. Daher empfehle ich dir, die Insel “planlos” auf eigene Faust zu erkunden, sofern du genügend Zeit hast.
Das Azure Window ist zwar Geschichte, jedoch warten kleine Geschwister des in Australien ansässigen Wave Rocks, weitere noch unbekannte Azure Windows und eine Menge Höhlen und steile Klippen auf dich. Orte, an denen der Hop-On/Hop-Off-Bus, den es auch auf Gozo gibt, definitiv nicht anhält.
Da Gozo von der Vegetation fast schon an das grüne Irland erinnert, ist die maltesische Insel ideal für Wandertouren. Also zieh dir deine Wanderschuhe an und laufe einfach los, um die Küstenlinie von 43 Kilometern zu erkunden.
Die bekannten Sehenswürdigkeiten von Gozo
Die populären Schauplätze, die in Reiseführern aufgeführt sind, solltest du dennoch nicht außer Acht lassen. Das wird dir auch nicht möglich sein, schließlich passierst du wegen der geringen Größe der Insel automatisch einige der Sehenswürdigkeiten.
Rund um das ehemalige Azure Window
Vor allem rund um das ehemalige Azure Window gibt es einige Highlights, die absolut sehenswert sind. Daher tummeln sich am Dwejra Point auch weiterhin zahlreiche Busse, Souvenirläden und Eisverkäufer.
Die folgenden Naturschauspiele kannst du jedoch ohne allzu großen Stress genießen, auch wenn du für ein gutes Foto schon mal ein paar Touristen beiseite schieben musst.
Inland Sea
Durch eine 30 Meter tiefe Mulde und einen hundert Meter langen Tunnel ist im Landesinneren ein kleiner See entstanden, der eine Breite von 125 Metern misst. Für Taucher ein wahres Highlight, zumal sie mit keinen Strömungen zu kämpfen haben.
Die Überwasser-Touristen haben dagegen die Möglichkeit sich mit Booten durch den Tunnel aufs offene Meer chauffieren zu lassen. Das erleichtert sie um vier Euro, was – obwohl ich es nicht getestet habe – nicht unbedingt seinen Preis wert ist, denn auch von außerhalb kannst du das offene Meer durch die kleine Lücke erspähen.
Das frühere Azure Window
Dummerweise ist das atemberaubende Azure Window, ein hundert Meter langes und 20 Meter hohes Felsentor, kurz vor meinem Malta-Trip eingestürzt. Der Ort am Dwejra Point ist aber auch ohne Fenster ziemlich stark, insbesondere wegen dem azurblauen Wasser und den beeindruckenden Klippen.
Natürlich wird weiterhin fleißig mit Azure Window-Plakaten geworben. Es hat fast den Anschein, dass Touristen gerade deshalb kommen, weil es die bekannteste Sehenswürdigkeit Maltas nicht mehr gibt.
Blue Hole
Eines der jetzigen Highlights ist gewiss das Blue Hole, das direkt vor dem Azure Window-liegt. Hier erwartet dich ein tolles Farbenspiel mit den verschiedensten Blautönen.
Das Blue Hole ist 15 Meter tief und zehn Meter breit, wobei es in sieben Metern Tiefe durch ein Loch mit dem offenen Meer verbunden ist. Zwar lädt die kleine Lagune zum Reinspringen ein, allerdings tummeln sich im Blue Hole immer wieder Taucher, die über einen Sprung nicht allzu erfreut sein dürften.
Fungus-Rock
Einige hundert Meter vom Inland Sea und dem Blue Hole entfernt befindet sich auf offener See ein riesiger Felsen, der Fungus-Rock. Der 65 Meter hohe Kalksteinblock erlangte Bekanntheit, da auf ihm die Heilpflanze Malteserschwamm entdeckt wurde und der Felsen das einzige Vorkommen der Pflanze in ganz Malta ist.
Dass der Fungus-Rock im Inneren ein Loch hat, bekommen übrigens nur wenige Touristen mit. Das liegt daran, dass sich das fußfaule Volk nur ungern allzu weit vom parkenden Bus oder Auto entfernt. Gut für dich, denn du solltest unbedingt solange an der Klippe der Bucht entlang laufen, bis du das Loch im Felsen erblicken kannst.
Ta Pinu
Knapp einen Kilometer von Gharb entfernt, steht – fast schon etwas verlassen – die Kirche Madonna ta’ Pinu. Sie ist zu einem beliebten Wallfahrtsort geworden, da eine Frau aus Gharb am 22. Juli 1883 Zeugin einer Marienerscheinung in der damaligen Kapelle wurde.
Das Innere unterscheidet Ta’ Pinu kaum von einer gewöhnlichen Kirche. Wäre da nicht ein Raum mit Gebeten und Danksagungen einiger Gläubiger. Diese hinterließen nicht nur Schriftstücke, sondern auch Prothesen, Gipsverbände, Gemälde und Postkarten.
Interessant fand ich auch, dass in der Kirche empfohlen wird, das Internet zu nutzen, um sich während des Besuchs über die Geschichte von Ta’ Pinu zu informieren.
Mein Tipp: Laufe von Gharb zur Kirche, denn auf dem knapp 800 Meter langen Weg bekommst du das tolle Panorama zu Gesicht.
Xlendi
Xlendi ist ein kleiner Ort im südwestlichen Teil von Gozo, der in einer kleinen Bucht, eingebettet von Felsformationen, liegt. Hier gibt es sogar einen kleinen Steinstrand und Sprungstellen, die für die nötige Abkühlung sorgen.
Um die Bucht herum sind einige Sitzgelegenheiten, bei denen du wunderbar entspannen kannst. An der kleinen Promenade hingegen wird jeder freie Quadratmeter genutzt, um dort einen Stuhl oder Tisch für die hiesige Gastronomie zu positionieren.
An der Nordseite der Bucht führt ein Pfad zur Caroline Cave. Den Pfad findest du, indem du durch den Außenbereich des Restaurants The Stone Crab läufst. Ein weiteres Indiz dafür, dass jede freie Fläche für den Tourismus verwendet wird.
Marsalforn
Einer der Hauptanziehungspunkte im Sommer ist das Dorf Marsalforn. Hier verbrachte ich ganze fünf Tage und war froh mir diesen Ort ausgesucht zu haben.
Nicht nur, weil er eine schöne Promenade und mit der Gelateria Granola (0,90 Euro pro Kugel) das vielleicht leckerste Eis Maltas hat. Sondern auch, weil du von hieraus einige schöne Tagestouren zu Fuß machen kannst.
So zum Beispiel zum Tas-Salvatur, einer Christusstatue – ähnlich wie in Rio de Janeiro nur kleiner – die über das Dorf wacht. Oder zu den Salzpfannen im Nordwesten von Marsalforn. Dort triffst du auch auf die erwähnten “Wave Rocks” sowie Klippen und andere beeindruckende Felsformationen.
Ghasri Valley
Bei einer meiner Laufrunden von Marsalforn entlang der Salzpfannen habe ich vollkommen aus dem Nichts das Ghasri Valley entdeckt. Nicht dass dies ein absoluter Geheimtipp wäre, aber ich bin mir sicher, dass nur wenige Gozo-Besucher diesen Ort zu Gesicht bekommen.
Das Ghasri Valley liegt etwas versteckt am Rande von Ghasri und ist eine dünne Meeresschlucht von 250 Metern Länge. Von den Felsen führt ein schmaler Weg zu einem winzigen Sand-/Steinstrand. Ein schattiges, aber sehr schönes Plätzchen.
Weitere Highlights von Gozo
Mit der Citadella in der Hauptstadt Victoria habe ich eines der Insel-Highlights nur aus der Ferne betrachtet. Vielleicht bin ich einfach zu oft mit dem Bus an der Zitadelle vorbeigefahren und habe dadurch die Lust verloren, sie mir genauer anzuschauen.
Beeindruckend erstrahlt sie über die gesamte Stadt. Ihre hohen Schutzmauern finde ich dagegen etwas öde, aber ich bin mir sicher, dass die Zitadelle ansonsten ein wahres Schmuckstück ist.
Zwar ist das Azure Window Geschichte, allerdings gibt es in Wied il-Mielah scheinbar einen weiteren spektakulären Felsbogen ähnlichen Ausmaßes. Das Problem ist nur, dass dieser mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schwer erreichbar ist, was sich in naher Zukunft aber sicherlich ändern wird.
Ziemlich präsent auf Gozo ist ein Leuchtturm, der sich grob zwischen Dwejra und Ghasri befindet und den du bei deinem Gozo-Trip von vielen Seiten aus bewundern kannst. Um den tollen Blick zu genießen, solltest du jedoch gut zu Fuß sein.
Nur drei bis vier Kilometer im Osten von Marsalforn ist mit Ramla Bay einer der wenigen Sandstrände auf Gozo. Leider hat bei mir das Wetter nicht mitgespielt, sodass ich den Badestrand auslassen musste. Ich nehme an, dass es hier im Sommer ziemlich voll werden kann.
Gozo ist zwar winzig klein, hat aber doch eine ganze Menge zu bieten. Warum also nicht gleich mehrere Tage bleiben, wenn es deine Zeit erlaubt? Zum Partybiest wirst du dort zwar nicht mutieren, aber zum Runterfahren und Entdecken ist Gozo der ideale Ort.