Mehr als ein Jahr, zahlreiche Tests in Sportgeschäften, Stunden an Recherche im Internet und einige Fehlkäufe hat es gedauert, bis ich mich für mein erstes Tourenski-Set entschieden habe. Ein Zeitraum, in dem ich gelernt habe, worauf es bei der richtigen Skitouren-Ausrüstung tatsächlich ankommt und warum du nicht am falschen Ende sparen solltest. In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrung und Tipps mit dir, um das für dich perfekte Equipment zu finden.
Vier Jahre ist es her, als ich mit guten Freunden bei einer Hüttentour erstmals mit dem Skitourengehen in Kontakt kam. Eine eigene Ausrüstung hatte ich nicht. Daher lieh ich mir für die Skitour in der Tiroler Zugspitzarena ein paar Ski, Schuhe, Felle und Stöcke, um von Biberwier auf die Sunnalm aufzusteigen.
Die Skitour dauerte inklusive Abfahrt und exklusive Hüttengaudi drei Stunden und entfachte ein wahres Feuer in mir. Es folgten weitere Touren in Tirol sowie eine zweitägige Skitour auf der Bielerhöhe in Vorarlberg.
Anfängerfehler beim Kauf, die du vermeiden solltest
Hatte ich mich während meiner ersten Skitour gewundert, warum die Bindung beim Aufstieg regelmäßig aufging, so erntete ich Gelächter, als ich dem Mitarbeiter des Skishops von meinem Malheur erzählte. Bei der zweiten Tour wusste ich immerhin, dass es bei einer Pin-Bindung verschiedene Stufen gibt, um nicht nur bei der Abfahrt sicher auf dem Ski zu stehen, sondern auch beim Aufstieg.
Erste Erfahrung mit der Rahmenbindung
Während der Zweitagestour auf der Bielerhöhe stieg ich auf eine Rahmenbindung um, sodass ich meine eigenen Skischuhe nutzen konnte. Ich wollte testen, ob es nicht ausreichen würde, lediglich einen neuen Ski inklusive Rahmenbindung zu erwerben. Auf den teuren Tourenskischuh wollte ich verzichten.
Auf den ersten Metern schien mir das Modell “Skitourengehen mit Alpinskischuh” zu gefallen. Der Schuh war fest in der Bindung und der Aufstieg klappte problemlos. Doch nach wenigen Kilometern machten sich die ersten Blasen am Fuß bemerkbar. Wenig später schmerzte jeder Schritt, sodass ich nichts mehr wollte, als den Skischuh auszuziehen.
Eine eigene Skitouren-Ausrüstung musste her
Ich entschloss mich dazu, mein eigenes Tourenski-Set zu kaufen. So ersteigerte ich ein Paar Ski inklusive Bindung, das jedoch nie ankam. Zum Glück, denn meinen Anforderungen hätte es definitiv nicht entsprochen.
Daraufhin probierte ich mehrere Tourenskischuhe an. Ich fand einen tollen Schuh mit dem innovativen BOA-System. Der Anblick brachte meine Augen zum Leuchten, allerdings war der Schuh gar nicht für meine Anforderungen geeignet. Mir wurde klar, dass ich mich informieren müsste, welches Tourenski-Set überhaupt für mich relevant sein würde.
Ein Jahr später, nach dem Durchforsten zahlreicher Sportgeschäfte rund um Axams, Obsteig und Sölden sowie dem Durchstöbern unterschiedlicher (Online-)Magazine und Erklärvideos, fand ich schließlich das für mich perfekte Set.
Dazu später mehr – aber soviel vorweg: Alles passt, die ersten Touren sind erfolgreich absolviert und ich bin überglücklich, nicht am falschen Ende gespart zu haben.
So findest du die richtige Skitouren-Ausrüstung
Der Kauf eines Sets zum Skitourengehen ist kein Kinderspiel. Vorab solltest du klären, wie du deine Ausrüstung einsetzen willst. Legst du Wert auf einen schnellen Aufstieg (aufstiegsorientiert), willst du beim Abfahren stabil im Schuh und auf dem Ski stehen (abfahrtsorientiert) oder bist du eher der Allrounder?
Keine Sorge, es gibt für jeden das richtige Equipment. Von Bedeutung ist, dass die einzelnen Teile aufeinander abgestimmt sind und den gleichen Zweck verfolgen. Ein schwerer Abfahrtsschuh und ein leichter Ski zum Aufstieg funktionieren zusammen eher weniger gut. Auch den ultraleichten Skischuh für vermehrte Einheiten im Tiefschnee zu nutzen, ist keine gute Idee.
Die wichtigsten Komponenten der Skitouren-Ausrüstung
✓ Tourenskischuh
✓ Tourenski
✓ Tourenbindung
✓ Felle
✓ Harscheisen
✓ Stöcke
✓ Lawinenausrüstung
Natürlich ist die obige Liste um Handschuhe, Helme, Sonnenbrille, Rucksack, Erste-Hilfe-Set und die Kleidung erweiterbar. Darauf explizit einzugehen würde jedoch den Rahmen dieses Blogbeitrags sprengen.
Tourenski-Set im Detail: Das solltest du wissen
Bevor du dich auf die Suche nach einem Sportgeschäft begibst oder diverse Online-Shops durchforstest und Spontankäufe tätigst, die du schnell bereuen wirst, solltest du dir einige Fragen stellen:
- Wie oft wirst du Skitouren gehen?
- Lohnt sich ein eigenes Set überhaupt?
- Über welche Erfahrung verfügst du beim Skitourengehen?
- Wie gut fährst du Ski?
- In welchem Gelände wirst du unterwegs sein – Piste oder Powder?
- Legst du Wert auf einen schnellen Aufstieg oder auf eine stabile Abfahrt?
- Wieviel Geld bist du bereit auszugeben?
Anhand dieser Fragen bekommst du nicht nur einen Überblick, was du überhaupt benötigst, du findest dich dadurch auch leichter im riesigen Sortiment zurecht und hilfst dem Berater vor Ort die ideale Ausrüstung zu finden.
Der persönliche Kontakt im Fachgeschäft ist immer wertvoller als die Fernberatung über das Interview oder das Treffen einer Entscheidung aufgrund geschönter Produktbeschreibungen.
Der Verkäufer geht auf deine Bedürfnisse ein. Er hat ein gutes Gefühl dafür, welcher Schuh zu dir passt, wie lang der Ski sein sollte und welche Bindung sich für dich eignet. Zudem hast du die Möglichkeit, das Material direkt vor Ort zu testen und Fragen zu stellen.
Welche Besonderheiten es bei den einzelnen Komponenten der Skitouren-Ausrüstung gibt, worin die Unterschiede liegen und worauf du beim Kauf achten solltest, erfährst du Schritt für Schritt in diesem Abschnitt.
Tourenskischuh: Bequem und verstellbar sollte er sein
Spätestens nach meiner Skitour auf der Bielerhöhe weiß ich, dass ein Alpinschuh zu schwer ist, es ihm an Flexibiltät fehlt, die Sohle zu glatt ist und es ihm am notwendigen Komfort beim Aufstieg fehlt. Ein spezieller Tourenskischuh ist daher unerlässlich. Für mich stellt er gar die wichtigste Komponente beim Skitourengehen dar.
Achte vor dem Kauf des Tourenskischuhs auf die folgenden Faktoren:
Griffige Sohle mit Profil
Die Sohle unterscheidet sich vom Alpinschuh darin, dass sie über ein Profil verfügt. Dadurch haftest du beim Gehen besser im Schnee, wenn du die Ski doch mal abschnallen musst.
Auf besonders steilen Abschnitten kommt es schon mal vor, dass du ohne Ski an den Füßen weitergehen musst. Dies trifft auch bei einem felsigen Untergrund zu oder wenn der nötige Schnee an manchen Stellen fehlt.
Ski-Walk-Mechanismus
Damit dein Aufstieg so angenehm wie möglich ist, verfügen Skischuhe zum Skitourengehen über einen sogenannten Ski-Walk-Mechanismus. Das bedeutet, dass du das Gelenk im Skischuh zum Aufstieg lockerst, um mehr Komfort zu haben.
Vor der Abfahrt wird der Schaft durch einen Handgriff festgestellt, sodass du einen stabilen Abfahrtsschuh hast. Je aufstiegsorientierter ein Tourenskischuh ist, desto mehr ähnelt er vom Aussehen einem Bergschuh.
Anzahl der Schnallen
Eine bedeutende Rolle spielt die Anzahl der Schnallen. Legst du den Fokus auf abenteuerliche Abfahrten im Tiefschnee, solltest du deinen Fuß gut fixieren, zum Beispiel mit vier Schnallen. Dadurch bekommst du einen festen Stand und kannst mehr Druck auf die Ski ausüben.
Mehr Flexibilität und Komfort beim Aufstieg erreichst du durch eine reduzierte Anzahl an Schnallen. Hinzu kommt, dass die Schuhe leichter sind. Mittlerweile hat sich auch das BOA-System durchgesetzt, ein Drehverschluss, mit dem du den Fuß fixieren kannst.
Als unentschlossener Einsteiger ist ein Schuh mit drei Schnallen angebracht. Dieser ist weder ideal für die Abfahrt noch für den Aufstieg, aber gut genug, um jegliches Gelände zu bewältigen.
Größe des Schuhs
Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wie viele Schuhe ich zum Testen anprobiert habe. Es waren einige. Mit der richtigen Größe ist es beim Tourenskischuh nämlich so eine Sache.
Was die Breite betrifft, darf der Schuh beim Anprobieren durchaus drücken. Er muss eng sein und fest sitzen. Vergiss zum Testen deine Skisocken sowie deine Einlegesohlen nicht. Ich baue seit gut zwei Jahren beim Skifahren auf die EdgePro von CURREX.
Ein guter Tourenskischuh lässt sich nachträglich oftmals auch noch etwas anpassen. Zum Beispiel kann der Innenschuh bei meinem Schuh um 0,5 Zentimeter geweitet werden. Beim Außenschuh sind ebenfalls einige Millimeter möglich, um Druckstellen zu vermeiden.
Steht der Schuh auf Aufstieg, sollten deine Zehen beim Anprobieren sogar leicht anstoßen. Während der Abfahrt hast du automatisch etwas mehr Platz und stößt nicht vorne an, was auf die Dauer auch ziemlich schmerzhaft wäre.
Tourenski: Robust und leicht als Voraussetzung
Gemessen am Aussehen gibt es kaum einen Unterschied zwischen Alpinski und Tourenski. Beide gibt es in ganz unterschiedlichen Varianten. Der Tourenski ist jedoch weicher und etwas leichter, schließlich musst du mit ihm einen Berg hoch gehen und nicht ausschließlich nach unten sausen.
Drei Kategorien beim Tourenski
Der Tourenski unterteilt sich in drei Kategorien, die sich an den Millimeterangaben der Taillierung, also an der Mittelbreite, orientieren:
Aufstiegsorientierter Tourenski (unter 85 Millimeter)
Aufstiegsorientierte Ski sind leicht und dünn, schließlich zählt bergauf jedes Gramm. Die schmalen Ski eignen sich für schnelle Aufstiege, Mehrtagestouren und auch Skihochtouren.
Bergab musst du Kompromisse eingehen, sofern du nicht ausschließlich auf der Piste und auf Ziehwegen unterwegs sein willst. Im Powder fehlt dir mit aufstiegsorientierten Ski der Auftrieb, sodass sie für abseits der Piste eher weniger gut geeignet erscheinen, sofern du kein ausgezeichneter Skifahrer bist.
Mittelbreiter Tourenski (85 bis 94 Millimeter)
Kannst du dich nicht entscheiden, ob du bergauf schnell oder gemütlich unterwegs sein willst und du bei der Abfahrt sämtliche Gegebenheiten mitnehmen willst, dann ist ein Allroundski ideal für dich. Bergauf ist der Ski auch in schwierigem Gelände gut zu setzen und leicht genug, um dynamisch aufzusteigen.
Bei der Abfahrt fühlt sich die mittelbreite Version sowohl auf der Piste wohl, als auch neben der Piste. Sie spielt ihre Stärken auch bei sulzigem Schnee aus. Allroundski bedeutet, dass der Ski zwar vielseitig einsetzbar ist, aber beim Aufstieg und beim Abstieg auch nicht an die “Spezialisten” herankommt.
Abfahrtsorientierter Tourenski (95 Millimeter und mehr)
Ab einer Mittelbreite von 95 Millimetern gilt ein Ski als abfahrtsorientiert. Durch seine Breite eignet er sich optimal fürs Freeriden im Powder. Die breite Auflagefläche sorgt für ausreichend Auftrieb, sodass dir die Kurven einfacher gelingen als mit den dünneren Alternativen. Ein gewisses Können sollte für die breiten Ski, die nicht selten breiter als 120 Millimetern sind, vorhanden sein.
Beim Aufstieg ist mit den abfahrtsorientierten Ski ein höherer Kraftaufwand nötig. Zudem sind sie technisch anspruchsvoller, was dir spätestens ab der ersten Spitzkehre klar werden wird. Der abfahrtsorientierte Tourenski ist prädestiniert für Genussskifahrer, die über ein gewisses Können verfügen und da unterwegs sein wollen, wo sonst niemand ist.
8 Fakten zur richtigen Wahl deines Tourenskis
1. Ein dünner Tourenski ist aufstiegsorientiert, während ein breiter Ski abfahrtsorientiert ist.
2. Das Gewicht pro Ski sollte zwischen 900 Gramm und 1,5 Kilogramm liegen.
3. Die Bindung sowie die Schuhe sollten auf den Tourenski abgestimmt sein.
4. Die Länge des Skis sollte zwischen Kinn und gesamter Körpergröße sein.
5. Kürzere Ski sind leichter zu manövrieren, während längere Ski für mehr Stabilität sorgen.
6. Breitere Ski bieten mehr Auftrieb im Tiefschnee, während schmale Ski besser auf präparierten Pisten zu fahren sind.
7. Je schwerer du bist, desto mehr Auftrieb sollte der Ski beim Powdern im Tiefschnee haben.
8. Das Rocker-Profil eignet sich besser fürs Freetouring, während du mit dem Camber-Profil mehr Halt auf präparierten Pisten hast.
Tourenbindung: Zuverlässigkeit und Sicherheit an erster Stelle
Bei der Bindung für Tourenski gibt es eine große Auswahl, wobei jede Marke durch andere Raffinessen punktet. Das Thema Tourenbindung ist recht komplex, weshalb ich dir nur einen allgemeinen Überblick gebe. Um noch tiefer in die Materie einzutauchen, fehlt mir zugegeben auch das Wissen für die Details.
Wissen solltest du vor dem Kauf, ähnlich wie bei den Schuhen und dem Ski, wo der Fokus bei den künftigen Skitouren liegen wird. Bevorzugst du einen festen Halt und Stabilität in der Abfahrt oder bist du auf der Suche nach einem zuverlässigen Leichtgewicht für lange und schnelle Aufstiege?
Bei Tourenbindungen gibt es mit der Rahmenbindung und der Pin-Bindung zudem zwei Varianten, deren Unterschiede du kennen solltest. Eines sollten alle Bindungen aber gemeinsam haben, nämlich, dass du deine Steighilfen problemlos mit den Tourenstöcken einstellen kannst.
Rahmenbindung zum Skitourengehen
Bei der Rahmenbindung wird der Schuh komplett von der Bindung umrahmt, daher auch ihr Name. Sie funktioniert wie beim normalen Skifahren und sorgt bei der Abfahrt daher für die nötige Stabilität und eine einwandfreie Performance.
Während die Bindung bei der Abfahrt fest am Ski fixiert ist, wird sie beim Bergaufgehen komplett bewegt. Der Skischuh bleibt weiterhin fest eingespannt. Dies führt bei längeren Skitouren zu einem größeren Aufwand. Hinzu kommt, dass die Rahmenbindung meist schwerer als die Pin-Bindung ist.
Ebenfalls ein Nachteil ist, dass die Biegung beim Ski durch die feste Fixierung verloren geht. Hast du dich also für einen hochwertigen, flexiblen Ski entschieden, kann es sein, dass du das ganze Potenzial des Skis nicht ausschöpfen kannst. Ein weiterer Grund, warum die Präsenz der Rahmenbindung in Sportgeschäften sinkt.
Pin-Bindung zum Skitourengehen
Einen wackeligen Eindruck macht der Anblick der Pin-Bindung, denn der Skischuh wird vorne durch zwei Pins gesichert. Mit Druck auf eine kleine Platte wird der Schuh fixiert, indem sich zwei Pins in die Seiten des Skischuhs “bohren”. Anhand einer Lasche bestimmst du, ob der Vorfuß für den Aufstieg fixiert werden soll oder für die Abfahrt.
Die Fixierung am Hinterbacken richtet sich sowohl nach dem Einsatzgebiet als auch nach dem Hersteller, was den Kauf komplex erscheinen lässt. Ein Indiz dafür, warum die Beratung vor Ort, per Telefon oder via Online-Chat so wichtig ist.
Die Pin-Bindung punktet nicht nur durch ihr geringes Gewicht, sondern auch durch ihre Variabilität. Mit dem Drehpunkt, der nahe an den Zehen ist, verbessert sich zudem die Performance beim Gehen.
Der flache Stand bei der Abfahrt sorgt für eine gute Führung und der Ski kann sein volles Potenzial ausschöpfen. Und keine Sorge, auf den festen Stand und genügend Sicherheit musst du bei der Pin-Bindung keinesfalls verzichten.
Felle: Haftend für einen rutschfesten Aufstieg
Vor dem Aufstieg spannst du die Felle an deine Ski, um ein Rutschen beim Aufstieg zu vermeiden. Sie sollten auf deine Ski zugeschnitten sein und vor allem über den nötigen Grip verfügen. Bei der Auswahl gibt es mit Klebe- und Adhäsionsfell zwei Varianten.
Klebefell
Der Klassiker ist das Klebefell, das mit einem Kunstharzkleber auf dem Ski aufgeklebt wird. Der Vorteil ist, dass es bei Mehrtagestouren und mehren Aufstiegen an einem Tag zuverlässig haftet und nicht verrutscht. Es punktet durch eine hohe Zuverlässigkeit.
Der einzige Nachteil: Das Zusammenlegen und Aufbringen kann zu einer klebrigen Angelegenheit werden, das Auseinanderziehen wiederum zu einem wahren Kraftakt. Zudem sammelt sich schnell Schmutz auf den Klebeflächen, wodurch die Klebestärke beeinflusst wird.
Adhäsionsfell
Dieses Problem haben die Adhäsionsfelle nicht. Sie bestehen meist aus einer Silikonbeschichtung, die leicht anzubringen ist und bei der du weniger Kraft als beim Klebefell aufbringen musst. Auch lassen sie sich leicht abwaschen, wenn sie doch einmal verschmutzt sind.
Sind die Felle montiert, erfüllen sie ihren Zweck. Wird die Beschichtung jedoch feucht oder nass, dann verlieren sie an Haftung. Bei mehreren Aufstiegen während einer Tour kann dies zur Herausforderung werden, da sie dann nur unter Zug halten und leichter verrutschen.
Weiteres Equipment für deine Skitouren
Mit Ski, Schuhen, Bindung und Fellen ist dein Tourenski-Set fast komplett. Für den Auf und Abstieg benötigst du selbstverständlich noch ein paar Tourenstöcke. Ich habe mich diesbezüglich nicht neu ausgestattet, sondern greife auf meine Teleskopstöcke zum Wandern zurück. Zum Tourengehen habe ich mir für den Schnee lediglich breitere Teller bestellt.
Harscheisen
Beim Harscheisen handelt es sich um Metallbeschläge, die in die Bindung eingesetzt beziehungsweise auf den Ski montiert werden. Bei hartem oder eisigem Untergrund sorgen die Zacken, die sich bei jedem Schritt in den Untergrund rammen, für den notwendigen Halt.
Auch an Hängen im freien Gelände oder auf steileren Pisten, wo die Felle ins Rutschen kommen, schaffen Harscheisen Abhilfe. Daher sollten sie bei jeder Tour einen Platz in deinem Rucksack finden, auch wenn sie nicht zum Einsatz kommen.
Ein universelles Harscheisen gibt es übrigens nicht. Schaue daher, dass es mit deiner Bindung kompatibel ist. Zu meiner Tecton-Bindung passt beispielsweise das Fritschi Vipec/Tecton Harscheisen.
Lawinenausrüstung
Und dann gibt es natürlich noch die Lawinenausrüstung, die beim Skitourengehen abseits der Piste zur absoluten Pflichtausstattung zählt. Das Standardset besteht aus Piepser, Sonde und Schaufel.
Meine Wahl fiel auf Diract Voice LVS-Set von Ortovox. Das Unternehmen aus Taufkirchen hat sich längst als Spezialist für Lawinensicherheit etabliert und war ganz klar meine erste Wahl.
Lawinenrucksack
Was bei mir noch fehlt – und was ich dir unbedingt ans Herz lege – ist ein Lawinenrucksack. Dieser schützt dich zwar nicht vor Lawinen, hilft bei rechtzeitiger Verwendung jedoch dabei, nicht von der Lawine verschluckt zu werden, sondern an der Oberfläche zu bleiben.
Willst du vermehrt im Gelände unterwegs sein, ein weiteres Must-have, auch wenn so ein Lawinenrucksack eine kostspielige Investition ist.
So habe ich mich entschieden: Mein erstes Skitouren-Set
Wahrscheinlich interessiert dich brennend, für welche Tourenski-Ausrüstung ich mich entschieden habe. Vorab kann ich dir sagen, dass ich weitaus mehr Geld ausgegeben habe, als ich wollte, allerdings könnte ich mit meiner Wahl kaum zufriedener sein.
Das bedeutet aber nicht, dass auch du mit meinem Set glücklich werden würdest. Wie bereits erwähnt, unterscheidet sich jeder Skitourengeher darin, was
- die Anforderungen,
- die Anatomie
- sowie das Können
betrifft.
Tecnica Zero G Tour Scout
Nachdem ich mehrfach die Sportgeschäfte in Innsbruck abgeklappert habe, wurde ich nach einem längeren Beratungsgespräch im Sportler fündig. Die Wahl fiel auf den Zero G Tour Scout von Tecnica, der mit 560 Euro nicht ganz preiswert war. Dennoch wollte ich beim Schuh keine Kompromisse eingehen, schließlich soll mich der Schuh viele Jahre begleiten.
Der Tourenskischuh von Tecnica ist ein abfahrtsorientierter Schuh, der über vier Schnallen verfügt. Er bietet eine direkte Kraftübertragung auf Bindung und Ski und glänzt nicht nur beim Powdern, sondern auch beim Aufstieg durch sein überraschend geringes Gewicht. Beim Aufstieg ist er bequem und bei der Abfahrt gibt er mir den nötigen Halt.
➥ Hier bekommst du den Tecnica Zero G Tour Scout
Fritschi Tecton 13
Wie bei meinem neuen Tourenskischuh habe ich auch bei der Bindung etwas tiefer in die Tasche gegriffen. Das Gewicht war mir vorerst egal, da der Fokus beim Kauf meines Tourenski-Sets voll und ganz auf der Abfahrt lag, daher auch die etwas klobig wirkende Tecton 13.
Die Bindung von Fritschi steht einer Alpinbindung in nichts nach. Mit 600 Gramm pro Bindung ist sie zwar kein Leichtgewicht, allerdings eines der Topmodelle in Bezug auf die Sicherheit. Sie löst im Ernstfall vorne sowie seitwärts aus und bietet während dem Skifahren eine ausgezeichnete Kraftübertragung im Powder und auf der Piste.
➥ Hier bekommst du die Fritschi Tecton 13
Atomic Backland 95 Tourenski 22/23
Um den Preis meiner Skitouren-Ausrüstung zu begrenzen, entschied ich mich beim Ski für ein Modell aus der vergangenen Saison. Der Atomic Backland 95 gilt als guter Powderski im Mittelklassebereich, der auch mal auf der Piste als Allroundski zum Einsatz kommen kann.
Er ist leicht, breit und stabil. Zudem passt er mit seinem dynamischen Fahrverhalten gut zu meinem Schuh sowie der Bindung.
Und falls du dich fragst, warum ich beim Ski keines der Topmodelle genommen habe, dann deshalb, weil der Ski die Komponente ist, die ich bei einem Tourenski-Set am ehesten austauschen muss.
➥ Hier bekommst du den Atomic Backland 95
Tipps zum Kauf deiner Skitouren-Ausrüstung
Nicht nur beim Skitourengehen selbst gibt es einiges zu beachten, sondern auch beim Kauf deiner ersten Ausrüstung. Folgende sechs Tipps solltest du beherzigen, damit du schon bald das für dich richtige Tourenski-Set hast, das dich sicher nach oben und wieder nach unten bringt:
1. Bestimme das Einsatzgebiet
Wo wirst du deine Skitouren gehen? Zieht es dich einmal im Jahr in die Alpen oder beschränkst du deine Touren auf das heimische Mittelgebirge? Wirst du vermehrt Pistentouren machen oder dich auf unberührtem Gelände aufhalten?
Du solltest dir nicht nur überlegen, wo und wie intensiv du dein Hobby ausübst und ob du dafür tatsächlich ein neues Set brauchst. Selbst für Touren, die ausschließlich im schneeunsicheren Mittelgebirge stattfinden, benötigst du nicht den besten Ski auf dem Markt. Vielleicht kannst du für diese Zwecke sogar ein gebrauchtes Set ergattern.
Noch viel wichtiger ist, ob du Wert auf den Aufstieg oder den Abstieg legst. Auch, wenn es gute Allround-Sets gibt, würde ich immer zu einer abfahrts- oder aufstiegsorientierten Lösung tendieren. Allrounder sind gut, gehen aber sowohl im Aufstieg als auch im Abstieg Kompromisse ein.
Nicht vergessen: Die einzelnen Komponenten müssen aufeinander abgestimmt sein. Nur so bekommst du die beste Performance beim Skitourengehen.
2. Nehme an Test-Veranstaltungen teil
Vor allem zum Saisonbeginn gibt es in Skigebieten in den Alpen sogenannte Testivals oder Ski Test Days. Dort stellen unterschiedliche Marken ihre Produkte vor, die du kostenfrei auf und neben der Piste testen kannst
Erkundige dich im Vorhinein, ob es sich um einen reinen Skitest handelt, bei dem du eigene Schuhe benötigst oder ob die komplette Skitouren-Ausrüstung gestellt wird. Bereite dich zudem auf den Testtag vor. Recherchiere vorab, welche Marken vertreten sein werden.
3. Richtigen Zeitpunkt abwarten
Warte für den Kauf deines Tourenski-Sets auf den richtigen Zeitpunkt. Stehst du nicht unter Druck, wirst du gegen Ende der Saison die besten Angebote bekommen. Dies ist meist im März, wenn die Sportgeschäfte – sowohl offline als auch online – ihr Sortiment auf Frühling umstellen.
Von Angeboten und Rabattaktionen solltest du dich nicht blenden lassen. Bei meiner einjährigen Suche nach der für mich perfekten Ausrüstung habe ich festgestellt, dass es die meisten Rabatte das ganze Jahr über gibt.
Nimm dir genügend Zeit. Das nächste Angebot wird kommen.
5. Bisheriges Equipment mitnehmen
Verfügst du bereits über einen Tourenskischuh, sind deine Skisocken aus der vergangenen Saison noch in Ordnung und verwendest du spezielle Einlegesohlen zum Skifahren, dann solltest du deine bisherige Ausrüstung zum Test mitnehmen.
Tourenskischuhe sitzen mit Einlage und Skisocken beim Testen anders als mit Alltagssocken und ohne Einlage. Es wäre doch ärgerlich, wenn du die Skischuhe kaufst, um dann feststellen zu müssen, dass sie dann doch zu eng sind.
6. Kaufe das Set bei einem Anbieter
Als Schnäppchenjäger kannst du einiges an Geld sparen, wenn du unterschiedliche Online-Shops und Fachgeschäfte abklapperst. Ich finde es jedoch fair dort zu kaufen, wo du auch deine Beratung hattest. Zudem lege ich dir ans Herz – wenn möglich – das komplette Set bei einem Anbieter zu kaufen.
Dafür gibt es drei gute Gründe:
- Die Bindung wird fachgerecht montiert und eingestellt.
- Die Felle werden auf deinen Ski zugeschnitten.
- Der Innenschuh und der Skischuh können nachträglich angepasst werden.
Dort habe ich mein Tourenski-Set gekauft
Meine Skischuhe habe ich im Sportler in Innsbruck vor Ort gekauft, Ski, Bindung und Felle dagegen online bei Bergzeit. Die Bindung war nach meinen Wünschen montiert und auch die Felle in der richtigen Größe zugeschnitten. Die Bindung habe ich selbst angepasst, was du jedoch nur tun solltest, wenn du deinen Z-Wert kennst und du weißt, wie man eine Bindung einstellt.
Wissen ist Macht, vor allem beim Skitourengehen
Beim Skitourengehen gibt es eine wahre Materialschlacht. Die Auswahl an Schuhen ist mindestens genauso groß wie das Sortiment an Ski. Auch bei den Bindungen versprechen die Hersteller neueste Technologien. In diese tiefer einzutauchen ist ein Mysterium.
Dennoch solltest du nicht ausschließlich auf das Wissen der Verkäufer im Sportgeschäft oder der Person hinter dem Online-Chat vertrauen. Eigne dir etwas Know-how an, um auf deinen Kauf vorbereitet zu sein. Die Investition in ein Tourenski-Set ist meist recht hoch, von daher solltest du wissen, wo du dein Geld investierst.
Mit dem Lesen dieses Blogbeitrags hast du einen Anfang gemacht. Es gibt jedoch noch eine ganze Reihe anderer Quellen, wo du dein Wissen rund um das Thema Skitourengehen erweitern kannst. Abschließend möchte ich dir einige davon nennen, die auch mir weitergeholfen haben:
Empfehlenswerte Quellen
✓ Ratgeber von ALPIN lesen
✓ Podcast-Episode bei Bergzeit anhören
✓ YouTube-Video bei AlpenAcademy – Bergsport im Fokus! anschauen
Der Weg zu meinem ersten eigenen Tourenski-Set war eine wahre Odyssee. Obwohl die Suche mit all den Tests eine gefühlte Ewigkeit gedauert hat, bin ich froh, mir die dafür benötigte Zeit genommen zu haben. Endlich verfüge ich über
- ein Paar Ski für Powder und Piste,
- hochwertige und sichere Bindungen,
- die passenden Schuhe und
- auf meine Ski zugeschnittene Felle.
Verzichte unbedingt auf einen emotionalen Spontankauf und lass dich nicht von vermeintlichen Schnäppchen verleiten. Suche stattdessen eine ausführliche Beratung und eigne dir eigenes Wissen an. Ganz egal, für welche Skitourenausrüstung du dich auch entscheidest, ich wünsche dir schon jetzt viel Spaß damit.
Fotos Bielerhöhe und Hennekopf: Marta Kulesza | inafarawayland.com
Toller Beitrag und sehr gut erklärt- hätte mir früher auch geholfen- leider sind aber die Skizeiten vorbei 🙂
Kleine Ergänzung: der Helm sieht nicht immer schön aus, ist schwer, aber für mich ein Must-Have in jedem Gebiet und somit war dieser auch bei jeder Tour dabei.
Wünsche Dir viele tolle Touren in den Bergen und ganz viel Spaß!
Hallo Pascal,
freut mich, dass dir der Artikel gefällt. Danke auch für die netten Worte.
Ich gebe dir absolut Recht, dass der Helm bei einer Skitour keinesfalls fehlen darf. Der ging in meinem Beitrag etwas unter – vielleicht, weil ich oder eigentlich jeder Skifahrer ihn als selbstverständlich ansehen sollte.
Hab einen guten Start ins neue Jahr und dir auch viele tolle Erlebnisse,
Daniel.