Die vergangenen zwei Nächte verbrachten wir in Joao Pessoa, die nach Paris mit circa sieben Quadratkilometern zweitgrünste Stadt der Welt. An Stelle eines satten Grüns erwartete uns bei der Ankunft ein tristes Grau, woraus nahezu 24 Stunden Dauerregen und kleinere Überschwemmungen resultierten.
Um dem schlechten Wetter zu trotzen und unseren neuen Fußball (Anm.: der erste Ball liegt noch auf einem Dach in Fortaleza) zu testen, begaben wir uns an den Strand Intermares, um ein bisschen zu kicken. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen, allerdings eine bei schönem Wetter scheinbar traumhafte Küste, weshalb wir beschlossen die Ausläufer der Festlandzunge mit einem anschließenden Regenlauf zu erkunden.
Beim Joggen und Dauerregen zeigte sich, dass im Stadtteil Cabedelo weder andere Urlauber zu Gast waren, noch die Hotels fertiggebaut wurden. Die vielen Bilder, die wir uns zuvor mit voller Begeisterung im Internet angeschaut hatten, waren somit ziemlich weit vom aktuellen Ist-Zustand entfernt, woran der Regen die wohl größte Schuld zu tragen hatte.
Am zweiten Tag wurden wir jedoch in der “Stadt, in der die Sonne aufgeht“ für unsere Geduld mit Sonnenschein en Masse belohnt, sodass wir einen dreistündigen Strandspaziergang am Atlantik entlang bis zum wohl touristischsten Stadtteil namens Tambau machten. Dabei deutete sich in einzelnen Zügen an, wie schön es hier im brasilianischen Sommer tatsächlich ist.
Weniger angenehm ist die Tatsache, dass das Verantwortungsbewusstsein der Brasilianer nicht allzu hoch zu sein scheint und das Meer immer wieder als Abfall benutzt wird. So schwimmen einem nicht nur einzelne Bretter und Plastikflaschen entgegen, sondern es ändert sich ab und an auch mal die Wasserfarbe, da irgendwelche Flüssigkeiten in den Ozean geleitet werden, wie im folgenden Bild unschwer zu erkennen ist.
Vor der Abfahrt nach Recife, wo morgen das dritte Vorrundenspiel unserer Nationalmannschaft gegen die USA stattfinden wird, hatten wir heute noch einen halben Tag Zeit, um die historische Altstadt von Joao Pessoa etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dass diese alt ist, merkte man vor allem an den zahlreichen heruntergekommenen Häuschen, die im Gegensatz zur Altstadt in Salvador nicht wirklich restauriert wurden. Dennoch gibt es dort eine Vielzahl sehenswerter Ecken.
Da es auch heute teils heftig regnete, haben wir es diesmal sogar fertiggebracht, uns eine Kirche von innen anzuschauen. Die Wahl fiel auf die Franziskanerkirche Igreja de Santo Antônio, die 1779 fertiggestellt wurde und mittlerweile als das Wahrzeichen der Stadt gilt. Insbesondere die Malereien an der Kirchendecke sind sehr beeindruckend gewesen. Welche Bedeutung diese hatten, ist uns allerdings ein Rätsel, zumal wir kein Wort unserer Kurzzeit-Reisefühererin verstanden hatten.
Der letzte Teil unseres Kultur-im-Schnelldurchlauf-Programms bestand aus einem Besuch im Botanischen Garten, der vielmehr ein Zoo als ein Sammelsorium an verschiedenen Pflanzenarten darstellte. Als Anti-Zoogänger kein schöner Anblick, diese Art von Tierhaltung. Glückliche Tiere sehen anders aus, weshalb mir auch die lächerlichen 0,30 Euro Eintritt kein wirkliches Lächeln ins Gesicht zaubern konnten. Immerhin vollbrachten wir eine gute Tat, indem wir eine umgekippte Schildkröte mit einem langen Stock wieder in ihre Ausgangslage brachten.
Das Highlight der vergangenen Tage und ein weiteres Vorzeigemodell für die Gastfreundschaft der Brasilianer waren die Vermieter unserer Unterkunft in der östlichsten Stadt Amerikas. So war unser kleines Apartment “wie geleckt“ und die Außenanlage mit Pool, mehreren Sitzgelegenheiten und einem riesigen Grill bestens gepflegt. Ein wahres Paradies für Backpacker.
Da Elsa und Chicco, unsere Teilzeit-Gasteltern, ebenfalls auf dem Gelände residierten und das Wetter, wie schon erwähnt, nicht immer mitspielte, war der Kontakt mit beiden sehr eng. So leisteten sie uns nicht nur am ersten Abend nach unseren selbstgemachten Riesenburgern Gesellschaft, sondern luden uns am zweiten Abend gar zu einem Barbecue mit Picanha (= sehr zartes Fleisch), Frango (= Hühnchen) und Farofa (= Maniokmehl) ein. Lange Gespräche mit dem ein oder anderen Bier folgten und gaben uns einen perfekten Einblick in das brasilianische Leben. Auf den spontanen Arschbomben-Contest an einem der beiden Abende möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen.
Ich freue mich jetzt erstmal, wenn die rollende Kühltruhe, in der wir gerade sitzen, angekommen ist und fiebere, wie die beiden anderen Brückenauer neben mir, dem morgigen Spiel entgegen.
Viele Grüße irgendwo aus Pernambuco,
die drei Rucksackträger.