Malta hat es mir sofort angetan. Schuld daran hat die vielseitige Kleinstadt St. Julian´s, oder San Giljan, wie sie die Einheimischen nennen. Ein Ort, der auf Grund seiner Partymeile und den idyllischen Buchten kaum kontrastreicher sein könnte. Ich stelle ihn dir etwas genauer vor und verrate dir, was “Sin City” außer einer verruchten Partyszene noch zu bieten hat.
Insgesamt elf Tage machte ich es mir in St. Julian´s gemütlich. Nur wenige Reisende bleiben überhaupt länger als eine Woche auf der Insel. Für mich jedoch genügend Zeit, um meiner Arbeit nachzugehen und trotzdem ausreichend Freiraum zu haben, um die Stadt mit den gut 8.000 Einwohnern ganz genau unter die Lupe zu nehmen.
St. Julian´s, San Giljan oder doch Sin City?
Da Englisch und Maltesisch die beiden Amtssprachen auf Malta sind, macht sich dies auch in der Benennung der Städte, Straßen und öffentlichen Plätze bemerkbar. Während sich der Tourist auf St. Julian´s festgelegt hat, beharren die Malteser weiterhin auf den Namen San Giljan. Dem Partyvolk scheintx diese Diskussion vollkommen egal zu sein, denn für sie ist St. Julian´s einfach nur Sin City – aber dazu später mehr.
St. Julian´s war meine erste Station auf Malta und sie deutete bereits an, wie schön der kleinste Staat der EU ist. Vor allem die fast täglichen Läufe entlang der Promenade haben mich verzaubert, obwohl – und das ist sicherlich einer der negativen Punkte – es unheimlich viel Verkehr gibt. In Malta generell ein großes Problem.
Zudem machen jede Menge Irish Pubs, FastFood-Restaurants und große Hotelketten, wie das Hilton oder das Radisson Blue, deutlich, dass der Massentourismus längst Einzug in das ehemalige Fischerdörfchen gehalten hat.
Die Highlights von St. Julian´s auf einen Blick
Das Stadtbild kennzeichnet sich leider auch durch Kräne, welche die nächsten Wohn- und Hotelkomplexe hochziehen. Ein weiteres Indiz für den Hype um die kleine Küstenstadt. Aber all diese Kriterien spielen für die Gesamtbewertung St. Julian´s keine allzu große Rolle, denn die positiven Aspekte überwiegen.
Und genau diese möchte ich dir im Folgenden vorstellen…
Spinola Bay, das Herzstück der Stadt
Das Highlight von St. Julian´s ist ganz klar die Spinola Bay. Eine Bucht, in der sich einige bunte Boote tummeln. Von der Promenade aus blickst du in das glasklare Wasser, das neben Zypern übrigens zu den saubersten Gewässern im Mittelmeer zählt.
Die Spinola Bay war auch der Ort, an dem ich die meiste Zeit außerhalb meiner Unterkunft und diversen Cafés verbrachte. Nicht nur, weil sie von meiner Unterkunft aus schnell zu erreichen war, sondern auch wegen der Vielzahl an Sitzgelegenheiten, die zum Lesen, Träumen und Abschalten einladen. Ein fast schon magischer Ort, der umzäunt von urigen Cafés und nicht unbedingt preiswerten Restaurants liegt.
Ballutta Bay, die Bucht für Wassersportler
Einige hundert Meter weiter östlich befindet sich die Ballutta Bay, die du zu Fuß in zehn Minuten erreichst. Auch hier gibt es eine Menge Gelegenheiten, um einen Cappuccino zu schlürfen oder die Blicke einfach nur über das meist ruhige Meer schweifen zu lassen.
Besonders lustig ist das Schwimmbecken, dass direkt in der Bucht liegt und an das Meer angrenzt. Dort trainieren die maltesischen Schwimmer und Wasserballer. Vor allem Wasserball hat in Malta großes Ansehen, weshalb es sich durchaus lohnt, einige Minuten zuzuschauen.
Aus kultureller Sicht sticht die Carmelite Paris Church heraus, die sich an der Ostseite der Bucht befindet. Sie ist übrigens eine von insgesamt 365 (!) Kirchen auf Malta – für jeden Tag eine.
St. George´s Bay, der Badestrand
Sandstrände gibt es auf Malta nicht allzu viele. Auch in St. Julian´s gab es lange Zeit keinen, da die Küste ausschließlich aus Felsen besteht. Daher wurde aus dem felsigen Untergrund an der St. George´s Bay kurzerhand ein kleiner Stadtrand mit Sand aus Jordanien geschaffen.
Um das Schwimmen zu ermöglichen, haben die Verantwortlichen der Stadt die Bucht für den Schiffsverkehr gesperrt. Das führt dazu, dass St. George´s Bay ein beliebter Anziehungspunkt ist, weshalb es hier im Sommer richtig voll werden kann.
Ansonsten ist die Bucht ein beliebter Treffpunkt, um im Anschluss die anliegende Partymeile von Paceville unsicher zu machen. Zwar ist von romantischen Sonnenuntergängen (Nordseite) kaum eine Spur, zum Vorglühen für eine wilde Partynacht reicht der Strandabschnitt aber allemal aus.
Paceville, die Hochburg für alle Feierbiester
Wie bereits erwähnt ist St. Julian´s ein beliebter Spot, um ordentlich die Sau rauszulassen. Die Namensgebung Sin City bezieht sich dabei voll und ganz auf den Stadtteil Paceville, der mit der Bay Street mittags zum Shoppen einlädt und abends zu einer Amüsiermeile mutiert.
Kein Wunder, schließlich locken Bars mit ganz besonderen Angeboten, wie zum Beispiel 60 Shots für 20 Euro. Eine Sperrzeit gibt es in der Partymeile nicht. Daher ist das Gegröle englischer, deutscher und französischer Touristen vor allem am Wochenende bis tief in die Nacht zu hören.
Für Ruhesuchende ist Paceville, zumindest in unmittelbarer Nähe zum Epizentrum der Alkoholexzesse, nicht unbedingt geeignet. Für Sprachschüler, von denen hier einige angesiedelt sind, dafür umso wertvoller, da sie hier schnell ihre Hemmungen verlieren, eine fremde Sprache zu sprechen.
Portomaso Marina, der Treffpunkt für die Schickeria
Etwas versnobt geht es dagegen am Portomaso Marina zu. Der Yachthafen, an dem die Multimillionäre, die unter anderem aus dem benachbarten Libyen stammen (so sagt man), ihre Spielzeuge parken.
Durchaus nett anzuschauen, mehr aber auch nicht. Außer du willst exklusiv Essen gehen, lecker Champagner schlürfen und einen Hauch von Bling-Bling verspüren.
Der Yachthafen ist nur ein Teil des Portomaso-Komplexes, in dem du exklusive Geschäfte zum Shoppen findest und der wegen seines imposanten Portomaso Towers kaum zu übersehen ist. Mit 28 Stockwerken ist das Gebäude das höchste Bauwerk der Insel. Ein idealer Fixpunkt, solltest du dich doch einmal in St. Julian´s verlaufen.
Dragonara Point, der ideale Spot für Ruhesuchende
Die felsige Küste von St. Julian´s kommt am Dragonara Point vollends zur Geltung. Ein wunderschöner Platz, von dem aus du auf das offene Meer oder das Casino blickst. Letzteres war einst Teil der 1870 errichteten Sommerresidenz einer gewissen Familie Scicluna.
Einer Legende nach lebte früher ein Drache in einer Höhle in der Nähe der Halbinsel. Daher auch der Name Dragonara. Heutzutage wird mit einem Augenzwingern erzählt, dass es sich beim Gebrüll des Drachen lediglich um die an den Felsen aufschlagenden Wellen handelte.
Auch, wenn es keine Drachen (mehr) gibt und der Dragonara Point ein wirkliches Highlight vermissen lässt, hat der Ort etwas ganz Besonderes. Schau ihn dir auf alle Fälle an und vergiss nicht dir festes Schuhwerk anzuziehen, da der felsige Untergrund durchaus tückisch ist.
Pembroke und Sliema zu Fuß entdecken
St. Julian´s ist auf Grund seiner Größe recht überschaubar. Umso besser, dass mit Pembroke und Sliema zwei Städte angrenzen, die für noch mehr Abwechslung sorgen: Das Shopping-Paradies Sliema mit seiner kilometerlangen Promenade auf der einen Seite, die Natur fernab von Feinstaub auf der anderen.
Pembroke – raus aus der Stadt und rein in die Natur
Mit Pembroke schließt an den Westen von St. Julian´s die Stadt Pembroke an. Das Zentrum von Maltas jüngster Stadt habe ich mir zwar nicht weiter angeschaut, dafür aber die malerische Küste, die du beim Joggen oder auf den ausgebauten Fahrradwegen erkunden kannst.
Ziel meiner Läufe war meist der Madliena Tower. Ein Wachtturm, der von den Rittern des Johanniterordens gegründet und später von den Briten ausgebaut wurde. Er befindet sich auf einer Anhöhe, die von Maltas Pflanzenwelt und der beeindruckenden Küste mit ihren Felsformationen umgeben ist.
Da die Küstenregion ein ehemaliges Militärgelände beherbergt, solltest du bei einem Spaziergang oder einem Lauf auf die Warnschilder achten. So wurde ich beispielsweise bei meiner ersten Laufrunde weggeschickt, da ich kurz davor war, über den Schießstand zu joggen, an dem zu diesem Zeitpunkt scharf geschossen wurde.
Sliema – shoppen und lange Strandspaziergänge
Im Westen von St. Julian´s findet ein fließender Übergang nach Sliema statt, der unbemerkt bliebe, würde ein Schild nicht auf den plötzlichen Ortswechsel hinweisen. In Sliema erwartet dich ein gewisses Großstadtflair, da die Stadt über zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und prunkvolle Hotels verfügt.
Der Ort, an dem sich vor allem ältere Touristen und Sprachschüler ansiedeln, profitiert von seiner kilometerlangen Promenade. Diese beginnt in St. Julian´s und endet kurz vor Valletta. Daher bietet sie sich ideal für lange Spaziergänge an, die du mit einem Kaffee oder einem Snack unterbrechen kannst.
Mein Tipp: Schnüre deine Laufschuhe, starte in St. Julian´s und laufe an der Küste entlang bis zur Shoppingmall “The Point”. Passiere diese und du wirst urplötzlich einen beeindruckenden Blick auf Valletta haben. Hin und zurück sind es, beginnend an der Spinola Bay, circa acht Kilometer.
Das Gesamtpaket von St. Julian´s passt
St. Julian´s, das ehemalige Fischerdorf, ist zusammen mit Sliema und Valletta eine der gefragtesten Städte auf Malta. Verständlich, dass jeder Quadratmeter genutzt wird, um daraus Kapital zu schlagen. Die Grenzen zu den Nachbarorten sind meist nur zu erahnen.
Das Angebot von St. Julian´s ist jedoch riesig, sodass die Ansprüche einer jeden Zielgruppe erfüllt werden. Ganz egal, ob ruhesuchender Rentner oder partysuchender Sprachschüler. St. Julian´s hat viele Facetten, weshalb ich mich während meines zweiwöchigen Aufenthaltes rundum wohl gefühlt habe.
Ich hoffe, dass ein bisschen von meiner Begeisterung auf dich übergeschwappt ist und du dir bei deinem nächsten Malta-Trip genügend Zeit nimmst, um St. Julian´s besser kennenzulernen. Es lohnt sich, ganz bestimmt.
Danke für die Infos, klingt echt spannend und bestimmt mal einen Trip wert!
Die Bucht mitten in der Stadt sieht schon sehr geil aus 🙂
Hey Florian,
nichts zu danken. St. Julian´s ist immer eine Reise wert. Vor allem, da es mit der Ballutta Bay noch eine weitere wunderschöne Bucht gibt.
Viele Grüße aus Malta, Daniel.