Der Tempel von Tanah Lot gilt als das beliebteste Fotomotiv von Bali. Er liegt eingebettet im Meer und ist lediglich bei Ebbe zu Fuß begehbar. Wenige hundert Meter entfernt befindet sich der nicht weniger sehenswerte Pura Batu Bolong, der immerhin über eine natürliche Felsbrücke erreichbar ist. Beide Meerestempel haben mich so sehr verzaubert, dass ich ihnen gerne einen eigenen Blogbeitrag widme.
Ich befinde mich zur Zeit in Canggu, einem idyllischen Örtchen am Indischen Ozean, das von balinesischer Gelassenheit und lässigem Surfer-Lifestyle geprägt ist. Nach meinen etwas stressigen Tagen in der Touri-Hochburg Kuta genau der richtige Ort, um für mehr als zwei Wochen ein paar meiner Online-Projekte abzuarbeiten, zwischendurch die Beine hochzulegen und sich vom Strandleben treiben zu lassen.
Anfahrt zu den Tempeln Tanah Lot und Batu Bolong
Seit vier Tagen besitze ich endlich auch einen Roller, den ich auf den Namen Sibylle getauft habe. Mit ihm, oder vielmehr ihr, habe ich die Möglichkeit, Canggu und die Umgebung noch gründlicher und vor allem schneller zu erkunden. Ein Ziel, das bei mir ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten stand, war der vom tosenden Meer umgebene Tempel Tanah Lot.
Von meinem Hostel aus liegt der gleichnamige Ort Tanah Lot lediglich 13 Kilometer entfernt. Dementsprechend schnell war ich daher an meinem Ziel angekommen. Noch kurzweiliger wurde die Fahrt durch die tollen Ausblicke auf die mich immer noch faszinierenden Reisfelder und deren schwer schuftende Bauern.
Pura Batu Bolong – ein Fels in der Brandung
Anders als die große chinesische Reisegruppe, die nach dem Erwerb der Eintrittskarte (30.000 IDR, umgerechnet ~ 2 Euro) direkt zum Tempel Tanah Lot pilgerte, ging ich in die andere Richtung. Bereits nach wenigen Schritten stach mir der Pura Batu Bolong ins Auge und ich hielt für einen Moment inne, um das traumhafte Panorama, das sich mir bot, zu genießen.
Hohe Wellen klatschten an die Felsen, auf dem der Tempel stand und suchten ihren Weg durch das Loch des Felsvorsprungs. Ein unglaublich schöner Anblick des Tempels, dessen Name sich aus Batu für Fels und Bolong für Loch zusammensetzt. Der Batu Bolong-Tempel ist übrigens nicht zu verwechseln mit seinem Namensvetter auf Lombok.
Der Meerestempel hat nicht nur unter seiner Namensverwechslung zu leiden, sondern auch darunter, dass er im Schatten des Pura Tanah Lot steht und ihm in der Literatur oder in Reiseführern nicht allzu viel Beachtung geschenkt wird. Für mich nicht ganz verständlich, da mir der “Loch im Fels”-Tempel sogar etwas besser gefallen hat als sein berühmter Nachbar.
Pura Tanah Lot – der bei Flut unbegehbare Tempel
Der Pura Tanah Lot ist Teil eines jeden Reiseführers. Kein Wunder, dass er es in meinem Guide von Stefan Loose (bei amazon bestellen) prompt mit einem Panoramafoto auf die ersten Seiten geschafft hat. Wie schon angedeutet, gilt der Tempel nicht umsonst als das beliebteste Fotomotiv der Insel.
Tanah Lot bedeutet übersetzt Land inmitten des Meeres. Bei Flut macht der Tempel seinem Namen alle Ehre, da die Anhöhung vom Meer umzäunt wird und er zu einer Insel wird. Bei Ebbe ist der Hindu-Tempel dagegen über große, glitschige Steine begehbar. Den Meerestempel selbst, der zu den sechs heiligsten Tempeln Balis zählt, dürfen allerdings ausschließlich Gläubige betreten.
Das genaue Gründungsjahr des Pura Tanah Lot ist nicht bekannt. Historiker gehen vom 16. Jahrhundert aus, als ein javanischer Shiva-Priester namens Danghyang Nirartha vor der Ausbreitung des Islams flüchtete. Der Sage nach wurde er durch ein Licht auf das Eiland geleitet. Dort ließ er sich zum Meditieren nieder, was wiederum das Interesse einiger Schüler auf sich zog und letztendlich die Entstehung eines Tempels zur Folge hatte.
Interessant ist auch, dass in der Höhle unterhalb des Pura Tanah Lot eine Süßwasserquelle mitten im Meer entspringt. Gegen einen Aufpreis, der an die Priester gezahlt wird, kannst du dort dein Gesicht waschen oder von der Quelle trinken. In den Höhlen und an den Felsen gibt es auch einige giftige Seeschlangen. Laut der Tempelwächter haben diese bisher jedoch noch niemanden gebissen.
Mir gefallen die Meerestempel besonders gut, weil…
Hohe Wellen, die am Fels aufschlagen, blauer Himmel und eine beeindruckende Felsformation – mein Ausflug nach Tanah Lot und der erste Blick auf den Pura Batu Bolong waren einfach nur fantastich. Dafür hätte ich gut und gerne auch eine längere Anfahrt auf mich genommen und das Fünffache an Eintritt gezahlt.
Die Erreichbarkeit ist ebenfalls ein positiver Aspekt, egal ob du von Ubud oder von Denpasar beziehungsweise Kuta aus startest. Für einen Halbtagesausflug ist Tanah Lot absolut machbar, sofern du nicht in den Hauptverkehrszeiten anreist, da es hier oftmals nur sehr schleppend vorangeht.
Bist du erstmal angekommen, dann hast du zwei richtig geniale Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nähe. So liegen der Pura Tanah Lot und der Pura Batu Bolong keine 400 Meter auseinander, sodass du es beim Sonnenuntergang schaffst, von beiden Tempel innerhalb kürzester Zeit ein Foto zu schießen.
Ein wunderschönes Fleckchen Erde, aber…
So schön die Felsvorsprünge mit ihren Tempeln auch sind, so groß ist das Touristenaufkommen. Als ich gegen zehn Uhr ankam, war bereits die Hölle los. Scharen von internationalen Touristen versammelten sich auf der geringen Distanz zwischen den beiden Attraktionen.
Der Andrang für Fotos war so groß, dass ich an manchen Punkten hätte anstehen müssen, wäre ich kleiner gewesen und hätte ich nicht über die Köpfe der Asiaten hinweg fotografieren können. Jeder wollte das perfekte Foto machen. Daher schreckten einige Touristen nicht davor zurück, Absperrungen zu überqueren oder sich gar in Klippennähe aufzuhalten.
Dass es auch eine Menge Verkäufer gab, die zum Glück sehr zurückhaltend waren, fand ich nicht weiter schlimm. Dass aber eine riesige Schlange für Fotos mit Touristen herhalten musste, wollte mir nicht so ganz in den Kopf gehen. Irgendwie machte mich das auch ein bisschen sauer, denn zwei so wunderschöne Tempel sind längst kein Naturschauspiel und Meisterwerk der Baukunst mehr – sie sind zu Denkmälern mit Nebenschauplätzen für den Massentourismus mutiert.
Kein Geheimtipp, aber besuchenswert
Um ein bisschen weniger Konkurrenz beim Schießen deines perfekten Panoramafotos zu haben, solltest du unter der Woche vor 16 Uhr in Tanah Lot vorbeischauen. Danach wird es ziemlich voll und erdrückend, da viele Urlauber den Sonnenuntergang genießen möchten.
Ich fand den Anblick der Tempel Tanah Lot und Batu Bolong trotz des Andrangs, der schon am frühem Morgen herrschte, absolut stark. Vielleicht schnappe ich mir in den nächsten Tagen nochmal Sibylle und düse mit ihr erneut zur Anlage, vorbei an Reisfeldern und vielen netten Warungs zum Einkehren.
In Bali gibt es schließlich nicht nur die beiden Tempel zu bewundern. Es ist das ganze Drumherum und die freundlichen Balinesen, die Bali so einzigartig machen, weshalb es manchmal gar keinen Sehenswürdigkeiten bedarf.