von Daniel

Nordkette hautnah erleben: Warum der Innsbrucker Klettersteig einzigartig ist

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Der Innsbrucker Klettersteig zählt zu den beliebtesten Klettersteigen Tirols. Er ist leicht zu erreichen, bietet ein traumhaftes Panorama und führt dich über sieben Gipfel. In diesem Beitrag erfährst du, auf welche Highlights du dich freuen kannst, welche Schlüsselstellen besondere Vorsicht erfordern und warum er trotz moderater Schwierigkeit nicht für Anfänger geeignet ist.

Hinter Innsbruck türmt sich die mächtige Nordkette auf, die bequem mit den Nordkettenbahnen (Ticket buchen) vom Zentrum von Tirols Hauptstadt erreichbar ist und spektakuläre Ausblicke bietet. Der einfache Zugang zum Hafelekar (2.300 Meter) führt jedoch auch dazu, dass du dir das Panorama bis zum Einstieg mit vielen Touristen teilen musst.

Auf dem Klettersteig selbst geht es dagegen ruhiger zu, da er für Anfänger nicht geeignet ist. Alpine Erfahrung, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind ebenso gefragt wie die richtige Ausrüstung. Sind diese Voraussetzungen gegeben, erwarten dich zwei spannende Sektionen, wobei der erste Teil vom Einstieg bis zum Langen Sattel einfacher ist als der zweite Teil vom Langen Sattel zum Frau-Hitt-Sattel.

Große Höhenunterschiede gibt es trotz mehrerer Gipfelüberschreitungen nicht. Dennoch ist der Klettersteig über Innsbruck mit einem Schwierigkeitsgrad von bis zu C/D angegeben, sodass vor allem die Ausdauer gefordert wird. Plane für den gesamten Klettersteig daher sechs bis sieben Stunden ein. Der ideale Zeitraum ist von Juni bis September.

Innsbruck als Basecamp für weitere Outdoor-Abenteuer

Nach dem Innsbrucker Klettersteig lohnt es sich, noch ein paar Tage in der wohl sportlichsten Stadt Österreichs zu bleiben. Von hier bist du schnell im Stubaital, in Axams oder auf weiteren Gipfeln in Tirol. Empfehlenswerte Unterkünfte sind der Edenhauserhof in Natters, der Schusterhof in Mutters oder das Altstadthotel Weisses Kreuz direkt im Zentrum – also hänge doch noch ein paar Tage dran.

Vier Höhepunkte des Innsbrucker Klettersteigs

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Auf der Nordkette überquerst du gleich sieben Gipfel
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Die Hängebrücke sorgt für ein zusätzliches Abenteuer

1. Einfacher Zustieg

Vom Zentrum Innsbrucks erreichst du den Einstieg über eine Bahn, zwei Gondeln und einen kurzen, zehnminütigen Fußweg.

3. Hängebrücke

Die Hängebrücke auf dem ersten Abschnitt ist eine willkommene Abwechslung auf der sechs Kilometer langen Tour.

2. 360-Grad-Panorama

Atemberaubender Ausblick auf das wilde Karwendel, die Stubaier Alpen sowie Innsbruck und das Inntal.

4. Sieben Gipfel

Du überquerst auf dem Klettersteig gleich sieben Gipfel, zum Beispiel die Seegrubenspitze (2.350 m) und den Kemacher (2.480 m).

Innsbrucker Klettersteig mit 7 Gipfelüberschreitungen

Vom Congress in der Innsbrucker Innenstadt fährst du mit der Hungerburgbahn, der Seegrubenbahn und der Hafelekarbahn bequem bis zum “Top of Innsbruck”. Von dort sind es zehn Minuten, an der Geierwally Hütte vorbei, bis zum Einstiegswandl, wo es ausreichend Platz gibt, um deine Klettersteig-Ausrüstung anzulegen.

Da der Nordkette-Klettersteig sehr gefragt ist, lohnt es sich früh aufzustehen und stark frequentierte Tage, besonders Wochenenden, auszulassen. Beachte aber, dass die ersten beiden Gondeln früh morgens starten, die Hafelekarbahn jedoch erst ab 9 Uhr morgens in Betrieb ist.

Auf den rund sechs Kilometern, die du auf dem Gipfelgrat und unterhalb davon zurück bis zur Seegrube absolvierst, überquerst du sieben Gipfel, was einzigartig ist. Das klingt nach einer Menge Höhenmetern, doch tatsächlich beschränken sie sich auf 472 Meter, denn es geht immer leicht bergauf und bergab.

Da sich der Innsbrucker Klettersteig in zwei Sektionen aufteilt, hast du nach zwei Dritteln der Gesamtstrecke die Möglichkeit über den Kärntnersteig abzusteigen. Diese Option solltest du nutzen, wenn du dich müde fühlst oder du den bisherigen Teil bereits anspruchsvoll fandest – bei Teil zwei wird nämlich nochmal eine Schippe draufgelegt.

Innsbrucker Klettersteig

6,16
Kilometer
472
Höhenmeter
5:54
Stunden
2.424 m
Höchster Punkt
★★★✩✩
Schwierigkeit
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Sektion 1: Einstiegswandl bis Langer Sattel

Der erste Abschnitt auf der östlichen Seite beginnt mit der ungefähr 15 Meter hohen Steilwand mit guten Tritten. Im Anschluss geht es über die Seegrubenspitze (2.350 Meter) und die Östliche Kaminspitze (2.435 Meter) ohne große Hindernisse wie auf einem Höhenweg mit gesicherten Passagen weiter.

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Ist es die Freude über den Aufstieg am Einstiegswandl – oder über den atemberaubenden Ausblick?

Zwischendurch gibt es einzelne ungesicherte Passagen, bei denen du konzentriert sein solltest, um nicht auf dem Geröll wegzurutschen. Einer der Höhepunkte ist – neben der stets grandiosen Aussicht aufs Karwendel, Innsbruck und die Stubaier Alpen – die Hängebrücke, die für weiche Knie sorgt, aber keine große Hürde darstellt.

Technisch anspruchsvoller wird es dagegen auf den letzten Metern zum Kemacher, der mit 2.480 Meter die höchste Erhebung auf dem Klettersteig auf der Nordkette ist. Eine kurze Pause ist Pflicht, um nicht nur die Aussicht zu genießen. Der Abstieg kurz nach dem Gipfel ist ebenfalls deutlich fordernder, bevor du über den Langen Sattel wanderst.

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Gratwanderung im wilden Karwendel
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Auch die erste Sektion bietet fordernde Passagen

Am Langen Sattel endet die erste Sektion des Innsbrucker Klettersteigs. Bist du müde oder empfandest du den bisherigen Abschnitt als zu anstrengend, solltest du über den Kärtnersteig absteigen und zur Bergstation Seegrubenbahn laufen.

Sektion 2: Langer Sattl bis Frau Hitt

Der zweite Abschnitt auf dem Nordkette-Klettersteig ist mit C/D bewertet. An einen Höhenwanderweg erinnert hier lediglich der gut sichtbare Zickzack-Aufstieg über den Langen Sattel zur Östlichen Sattelspitze. Dieser lässt sich mit Trekkingstöcken etwas leichter bewältigen.

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Oben angekommen lohnt sich eine Pause mit Blick auf den Langen Sattel und den ersten Klettersteig-Abschnitt

Von der Östlichen Sattelspitze geht es steil hinab ins wilde Karwendel und weiter hinauf zur Westlichen Sattelspitze, auf der ein markantes Kreuz mit einer Metallumrandung steht. Von dort lässt sich die bisherige Tour über die Nordkette gut nachvollziehen.

Auf der anderen Seite siehst du den markanten Felsen der Frau Hitt (2.270 Meter), an deren Nordseite du vorbeikommst. Der Abstieg dorthin ist der schwierigste Teil beider Sektionen. Es handelt sich hierbei um eine Steilwand mit leichtem Überhang, deren Tritte von oben kaum sichtbar sind.

Mit Geduld und gutem Tastgefühl deiner Füße wirst du aber auch die letzten seilversicherten Meter meistern. Danach kannst du Frau Hitt im Vorübergehen ein Lächeln schenken – schließlich hast du den Klettersteig geschafft.

Über den Schmidhubersteig zur Seegrube

Vom Frau-Hitt-Sattel hast du zwei Möglichkeiten, um zur Seegrube zu wandern – entweder über den Schmidhubersteig oder einen längeren Wanderweg unterhalb davon. Meine Freundin und ich entschieden uns für die kürzere Variante. Ein Schild weist darauf hin, dass das “Begehen nur für Geübte” empfohlen ist und absolute Trittsicherheit sowie Schwindelfreiheit erforderlich sind.

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Abstieg über den Schmidhubersteig mit traumhafter Aussicht auf Innsbruck

Obwohl Rückwege von Klettersteigen meist nur bedingt spannend sind, habe ich die Wanderung unterhalb des Klettersteigs durchaus genossen. Zum einen kannst du dadurch den Klettersteig nochmal Revue passieren lassen und die sieben Gipfel von unten betrachten, andererseits konnte ich mich am Blick auf Innsbruck einfach nicht satt sehen.

Der Nordkette-Klettersteig auf der Karte

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Weitere Informationen

6 Tipps für den Innsbrucker Klettersteig

Beachte die letzte Talfahrt

Die letzte Bahn von der Seegrube ins Tal fährt um 18:30 Uhr. Das solltest du bei deiner Planung berücksichtigen, um einen weiteren Abstieg von 1.300 Höhenmetern zu vermeiden.

Buche deine Tickets vorab

Um Zeit und Nerven zu sparen, kannst du dir das Ticket für die Nordkettenbahnen online bei GetYourGuide buchen oder am Schalter nach dem Klettersteig-Ticket fragen.

Halte das Wetter im Blick

Bei starkem Nebel, Regen oder Gewittervorhersagen solltest du den Nordkette-Klettersteig keinesfalls begehen. Auf dem Grat der Nordkette bist du bei widrigen Verhältnissen ausgesetzt – Notabstiege gibt es nicht.

Reise mit den Öffis an

Die Innsbrucker Nordkettenbahnen erreichst du mit dem Zug bis Messe Innsbruck oder – wenn du schon in Innsbruck bist – mit Bus oder Straßenbahn zur Museumstraße. Ein kurzer Fußmarsch und schon stehst du vor der Talstation.

Als früher Vogel hast du mehr Freude

Die gute Erreichbarkeit des Klettersteigs und das traumhafte Panorama haben den Nachteil, dass es auf der Nordkette und dem Klettersteig sehr voll werden kann. Fahre daher am besten mit der Bahn nach oben und meide, wenn möglich, Feiertage und Wochenenden.

Nutze die Seilversicherungen

Ein Tipp, der dich vielleicht ins Schmunzeln bringt, aber der Innsbrucker Klettersteig hat tatsächlich viele Passagen, die du einfach ohne Sicherung gehen könntest. Doch genau dann passieren Fehler mit schlimmen Folgen. Deshalb gilt: Gibt es eine Seilversicherung, dann nutze sie – sie wurde nicht ohne Grund angebracht.

Ohne das richtige Equipment geht es nicht

Als ich den Nordkette-Klettersteig gegangen bin, gab es tatsächlich eine Person ohne Ausrüstung. Das ist alles andere als clever, denn aufgrund von Schotter und Geröll oder einer kurzen Unaufmerksamkeit steigt das Risiko schwerer Stürze.

Auf welche sechs Begleiter ich auf Klettersteigen ungern verzichte, habe ich dir hier kurz zusammengestellt:

Meine Klettersteig-Ausrüstung
Handschuhe Gartenhandschuhe aus dem Baumarkt
Smartphone-Sicherung REELOQ

Ebenso wichtig und oft unterschätzt ist Sonnencreme. Während der gesamten Tour bist du der Sonne ausgeliefert. Du befindest dich meist auf über 2.000 Metern Höhe, wo die Strahlen besonders aggressiv sein können. Also am besten vor dem Start einschmieren und auf dem Langen Sattel nochmal nachlegen.

Innsbrucker Klettersteig ist ein Muss für Klettersteig-Fans

Der Innsbrucker Klettersteig stand schon lange auf meiner To-do-Liste. Der Grund: Innsbruck ist für mich eine der schönsten Städte der Alpen und sie von oben zu bewundern, ohne sie mit Massen an Gondeltouristen teilen zu müssen, hat seinen Reiz.

Hinzu kommt der fantastische Ausblick auf

  • die Stubaier Alpen mit Serles, Habicht und Zuckerhütl,
  • die mächtigen Berge des Zillertals mit dem Gletscher des Olperers,
  • das wilde, unberührte Karwendelgebirge und
  • die Zugspitze mit den nördlichen Ausläufern der Alpen.

Besonders reizvoll ist auch, dass du auf dem Klettersteig sieben Gipfel überquerst und es nicht nur einfache, sondern durchaus auch sehr fordernde Passagen gibt. Unterschätzen solltest du den Nordkette-Klettersteig keinesfalls, denn deine Ausdauer wird in den sechs bis sieben Stunden auf die Probe gestellt.

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Der Klettersteig auf der Nordkette verspricht ein Traumpanorama und abwechslungsreiche Passagen

Vereinzelt steile Auf- und Abstiege sowie die Gratwanderung und Blicke in den steilen Abgrund sorgen für regelmäßige Adrenalinschübe. Und mal ganz ehrlich: Wo sonst als in Innsbruck kann man so leicht einen Klettersteig in über 2.000 Metern Höhe erreichen?

Ob ich den Innsbrucker Klettersteig ein weiteres Mal machen werde, steht in den Sternen. Aber ich bin froh, ihn gemacht zu haben. Er hat sowohl meine Erwartungen als auch die meiner Freundin übertroffen, sodass wir regelmäßig mit einem Grinsen zum Grat der Nordkette hinaufblicken und die einzelnen Gipfel zählen.

Einziger Wermutstropfen ist, dass der Innsbrucker Klettersteig recht voll werden kann. Mit meinen Tipps bist du jedoch bestens vorbereitet. Ich wünsche dir viel Spaß auf der Nordkette!

Vier weitere Klettersteige in Tirol für dich

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Über den Autor
Hey, ich bin Daniel - Outdoor-Fan, Sportfreak und der Kopf hinter Rucksackträger. Meine Mission: Dich zu unvergesslichen Abenteuern zu inspirieren, bei denen der Sport und die Natur im Einklang sind.

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