Nach zwei Nächten, in denen wir kaum ein Auge zugemacht haben, sind wir am frühen Freitagmorgen in Salvador de Bahia, Brasiliens ehemaliger Hauptstadt, angekommen. Anstatt es uns jedoch in unserem 13-Betten-Zimmer im Hostel El Misti gemütlich zu machen, begaben wir uns auf direktem Wege zum Meer, wo wir uns von den massiven Wellen ordentlich durchschleudern ließen.
Der erste Abend in der “Stadt der Glückseligkeit“ endete für uns trotz ohrenbetäubendem Lärm auf Grund einer Hostelparty bereits um 21 Uhr. Dadurch waren wir am Samstag immerhin ausgeruht genug, um uns die historische Altstadt anzuschauen. Zahlreiche bunte Bars, Restaurants, Kirchen, Museen und Theater, die noch aus der portugiesischen Kolonialzeit stammen, reihen sich im Pelourinho aneinander. Ein wahres Farbenspektakel, das uns drei Kulturbanausen doch sehr beeindruckte, ebenso wie die öffentlichen Capoeira-Darbietungen und lauten Sambaklänge.
Beim Schlendern durch den Stadtkern wurde einem schnell bewusst, dass das Land in einem absoluten WM-Fieber ist. Nicht nur, dass jeder zweite Brasilianer ein (nur selten originales) Trikot der Selecao trägt. Die Einheimischen haben zudem großes Interesse daran, welcher Nation man angehört, um danach Diskussionen über den Fußball zu starten. Damit, dass wir zumeist für Niederländer gehalten werden, haben wir uns mittlerweile abgefunden. Eine andere Wahl bleibt uns sowieso nicht.
Das Highlight der vergangenen Tage war sicherlich das heiß ersehnte WM-Spiel unseres DFB-Teams. Mit Arne und Paul, die wir beide in unserem Hostel kennengelernt hatten, hätte unser Feier-Aufgebot für das Spiel gegen Portugal nicht besser sein können. Mit beiden zogen wir bereits drei Stunden vor dem Anpfiff in die Innenstadt, wo ich mich eigentlich mit meinem alten Studienfreund Elias treffen wollte, was wegen des Verkehrschaos leider nicht, wie gewollt, funktionierte.
Auch wenn die Partie für unsere Kicker einfach nur genial lief, so war für mich die Stimmung vor und nach dem Spiel fast noch beeindruckender. Schließlich bebte die Stadt vor lauter Samba-Musik, sodass man automatisch zu den Klängen mitwippen musste. Dazwischen gab es immer wieder Fangesänge, deren Lautstärke vor allem nach der Begegnung keine Grenzen mehr kannte. Salvador war fest in deutscher Hand und wie auch schon die Tage zuvor, durften wir uns mehreren Interviews fürs Fernsehen und deutschen Tageszeitungen stellen.
Dass die Weltmeisterschaft in Brasilien umstritten ist und von einigen Einhimischen stark kritisiert wird, zeigen kleinere, friedliche Protestgruppen, die auf die nicht vorhandene Nachhaltigkeit der WM und die fehlenden Investitionen in die Schulbildung anspielen. Ein Bild, das auch mir gestern übel aufgestoßen war, zeigte sich beim Gang ins Stadion – auf der einen Seite die prunkvolle Arena Fonte Nova und direkt gegenüber eines der Armutsviertel der Stadt. Das pure Kontrastprogramm
Nach einer ordentlichen Fußballsause gestern, stand heute Sightseeing auf dem Programm. Mit müden Augen ließen wir uns per Auto, Boot, Bus und Schnellboot zur paradiesischen Insel Morro de São Paulo, die eigentlich Ilha de Tinharé heißt, chauffieren.
Hätten wir vorher von der tropisch-grünen Insel gewusst, wären wir wohl einige Tage dort geblieben, auch wenn unser Zeitplan ziemlich eng ist. Nichtsdestotrotz haben wir die wenigen Stunden auf der Insel bestens genossen und es uns nicht nur bei einem leckeren Essen und einer Runde Schwimmen richtig gut gehen lassen.
Morgen Abend werden wir Salvador den Rücken kehren und mit dem Nachtbus 20 Stunden lang in Richtung Fortaleza fahren. Das zweite Spiel unserer Nationalmannschaft ruft. Bis die Tage und viele Grüße aus Südamerika.
Viel Spaß in Fortaleza – das ist nochmal ein anderes Kontrastprogramm! 🙂
@Nette: Da sind wir mal gespannt. Sind leider nur bis Sonntag hier, werden aber gleich nochmal losziehen und schauen, was hier so los ist.
Ihr hättet die “Perle der Uckermark” fragen müßen, die hätte das bestimmt gemacht.
@joachim: Vielleicht nimmt sie uns zum dritten Spiel nach Recife mit. Hubschrauber reicht uns voll und ganz. Wir werden versuchen, Kontakt zu ihr aufzubauen und geben Rückmeldung.
Kontrastprogramm WM in Brasilien, ein großes Thema rund um die Spiele. So lernten wir unmittelbar vor dem Spiel eine Deutsche am Bracá de Sé kennen, die auf die Umstände der Stadion Neubauten aufmerksam machte. Diese wurden durch Zwangsräumungen verwirklicht, was man sich in der modernen Zeit garnicht vorstellen kann. Sie gab uns eine selbstgebastelte Rose, die wir bei jedem Tor in die Luft halten sollten.(Bericht ist in der SHZ zu lesen)
Fernab der WM war Morro de Saó Pauló natürlich die Wucht, aber auch dort im “Paradies“ sah man den unterschied zur westlichen Kultur, auf der einen Seite traumhafte Strände, Natur pur, auf der anderen Müllberge mitten am Strand. Ein Anblick an den man sich aber mittlerweile gewöhnt hat, weil hier in Salvador an einigen Strandabschnitten zu sehen ist, warum das Meer, der größte Mülleimer der Welt ist.
Heute geht es weiter nach Fortaleza, ich bin gespannt, was uns dort schönes erwartet.
@Andrè: Dem ist nichts hinzuzufügen. Als wärst du mit dabei gewesen. Verrückt.
*lach*
Tolle Eindrücke na denn mal gutes durchschütteln in den 20 Std.
Warum habt Ihr nicht den Dampfer der Oker Mark Schnäpfe besetzt?
Servus,Onkelsche.
@Onkelsche: 1.200 km wären mit dem Dampfer dann doch etwas zu viel gewesen. Aber die Vorfreude auf die bevorstehende Busfahrt ist riesig.
Mit Dampfer meine ich den Flieger von Änschi!!!Tschau.
@Onkelsche: Nee, das wäre dann ja viel zu einfach. 😉